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Schutz von Nierentubuli: Akute Nierenschädigung

Medizin am Abend Berlin Fazit: Schutz vor akuter Nierenschädigung nach Herz-OPs

Herzchirurgische Eingriffe werden weltweit jährlich bei über einer Million Patienten durchgeführt – mit steigender Tendenz. 

Multiple Begleiterkrankungen und ein komplexes Krankheitsbild von Betroffenen erhöhen die Gefahr für postoperative Komplikationen mit lebensbedrohlichen Konsequenzen. 

Ein internationales Team unter Führung der Uniklinik RWTH Aachen und des Klinikums der Universität München forscht an Schutzmechanismen für die häufigste dieser Komplikationen, einer akuten Nierenschädigung. Die zukunftsweisenden Ergebnisse wurden nun in dem namhaften Journal Science Translational Medicine veröffentlicht. 

Prof. Jürgen Bernhagen, Leiter, Lehrstuhl für Vaskuläre Biologie Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) Klinikum der Universität München
Prof. Jürgen Bernhagen, Leiter, Lehrstuhl für Vaskuläre Biologie Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) Klinikum der Universität München Klinikum der Universität München
 
Im vergangenen Jahrzehnt wurde ein stetiges Wachstum an herzchirurgischen Eingriffen beobachtet. 

Vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft wird sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen. Je komplexer die Erkrankungen und Krankheitsbilder, desto größer ist dabei die Komplikationsgefahr für Patienten. Im Gegensatz zu einfachen herzchirurgischen Eingriffen, wie Bypass-Operationen, benötigen Patienten mit komplexen Eingriffen oft eine verlängerte Operationsdauer und zeigen im Anschluss eine systemische Entzündungsreaktion. Diese trägt in der Folge zur Entstehung von Organdysfunktionen wie akute Nierenschädigung oder auch Schlaganfällen bei und erfordert postoperative umfassende intensivmedizinische Maßnahmen.

  • Die anästhesiologische und herzchirurgische Technik macht zwar laufend Fortschritte, dennoch zeigen sich weiterhin lebensbedrohliche Komplikationen und Organdysfunktionen, die zu einem verlängerten Aufenthalt der betreffenden Patienten auf der Intensivstation führen können.

„Nach einer Operation wünscht sich jeder Patient die Genesung und nicht eine Verschlimmerung seines Zustands. Das liegt natürlich auch den Ärzten am Herzen. Wir suchen mit unserer Forschung daher nach Lösungen, wie das Risiko von Komplikationen – in diesem Fall Schädigungen der Niere – nach Herzoperationen vermindert werden kann“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Christian Stoppe aus der Klinik für Operative Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen.

Den Fokus legt das Aachener Team um Dr. Stoppe, Prof. Dr. med. Gernot Marx, der Leiter der Klinik, Luisa Averdunk und Priv.-Doz. Dr. med. Peter Boor gemeinsam mit Wissenschaftlern des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Kooperationspartnern aus Yale, Münster und Dresden auf das Zytokin MIF (macrophage migration inhibitory factor), ein immun- und stressregulierendes Protein.

Zu dessen Funktionsweise erklärt Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Bernhagen, Leiter des Lehrstuhls für Vaskuläre Biologie am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung des Klinikums der LMU:

„MIF ist eines der am längsten bekannten Zytokine überhaupt, doch erst in jüngerer Zeit beginnt man seine wichtigen Funktionen im Herz-Kreislaufsystem zu verstehen. 
In vorausgegangenen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass MIF das Herz vor Ischämie-Reperfusionsschäden schützt. 

Seine Rolle bei der Entstehung von postoperativen Nierenschädigungen blieb allerdings bislang unklar.“ Dr. Boor der Uniklinik RWTH Aachen ergänzt:

„Wir konnten nun zeigen, dass MIF bei experimentellen Ischämie-Reperfusionsschäden eine nierenschützende Rolle einnimmt, und zwar durch den Schutz von Nierentubuli.“
  • Gestützt wird dies von der Beobachtung, dass hohe Blutkonzentrationen von MIF bei herzchirurgischen Patienten mit einer geringeren Häufigkeit von akuten Nierenschädigungen in Verbindung stehen. 
  • „Das Zytokin MIF ist also besonders vorteilhaft, wenn es um die Vermeidung von Nierenschäden geht“, resümiert Dr. Stoppe. 
  • „Für perioperative Risikobehandlungen und therapeutische Optionen eröffnen die von uns identifizierten Schutzwirkungen von MIF neue Perspektiven“, erläutert Prof. Bernhagen.

Der Artikel „The protective role of macrophage migration inhibitory factor in acute kidney injury after cardiac surgery” ist am 16. Mai 2018 im Journal Science Translational Medicine erschienen. Das Magazin gehört zur international renommierten Zeitschriftengruppe Science. Science Translational Medicine ist eines der wichtigsten Journals für experimentelle und forschende Medizin.

Originalpublikation:
The protective role of macrophage migration inhibitory factor in acute kidney injury after cardiac surgery
Christian Stoppe, Luisa Averdunk, Andreas Goetzenich, Josefine Soppert, Arnaud Martier, Sandra Kraemer, Jil Vieten, Mark Coburn, Ana Kowark, Bong-Song Kim, Gernot Marx, Steffen Rex, Akinobu Ochi, Lin Leng, Gilbert Moeckel, Andreas Linkermann, Omar El Bounkari, Alexander Zarbock, Jürgen Bernhagen, Sonja Djudjai, Richard Bucala, Peter Boor

DOI: https://doi.org/10.1126/scitranslmed.aan4886

Kurzportrait Prof. Jürgen Bernhagen

Im Zentrum der Forschung von Prof. Jürgen Bernhagen steht die Suche nach einem besseren Verständnis von entzündlichen und kardiovaskulären Erkrankungen. Nach Studium und Promotion in Tübingen und London und Forschungsstationen in New York, Stuttgart und Aachen, wurde Prof. Bernhagen Ende 2015 an die LMU nach München berufen, wo er den Lehrstuhl für Vaskuläre Biologie am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) leitet und Mitglied im Sonderforschungsbereich SFB1123, in der Munich Heart Alliance (MHA) und im SyNergy-Exzellenzcluster ist.

Als Biochemiker und Immunologe fokussiert Prof. Bernhagen seine Forschungsarbeiten auf die zugrundeliegenden molekularen und zellulären Mechanismen. Im Mittelpunkt stehen hier die sogenannten Zytokine und Chemokine, zentrale Kommunikationsschaltstellen unserer Immunabwehr, aber auch oft fehlregulierte Stellschrauben bei entzündlichen Krankheitsprozessen, und die von diesen Molekülen gesteuer-ten Rezeptoren und Signalwege. Sein Labor hat in diesem Zusammenhang wichtige Zytokin-gesteuerte Mechanismen bei der Atherosklerose und anderen inflammatorischen Krankheiten entdeckt. n dem Zytokin MIF forscht Prof. Bernhagen seit bereits 25 Jahren und konnte zuletzt nachweisen, dass MIF ein evolutionär konserviertes, atypisches und pro-entzündliches Chemokin ist, das zugleich aber auch kritische schützende Wirkungen in bestimmten Phasen beim Ischämie-/Reperfusions¬schaden des Herzens hat. Entsprechend liegt ein Schwerpunkt der Arbeiten am Lehrstuhl aktuell darauf, neue, molekular-maßgeschneiderte und im Krankheitsverlauf phasenspezifisch-einsetzbare pharmakologische MIF-Interventionsstrategien zu erarbeiten. Die Aufklärung der Wirkmechanismen von MIF-Proteinen und anderen atypischen Chemokinen könnte darüber hinaus für ein besseres Verständnis weiterer kardiovaskulärer Erkrankungen, ischämischer Schlaganfall und Autoimmunerkrankungen von Bedeutung sein.

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Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Bernhagen
Leiter, Lehrstuhl für Vaskuläre Biologie
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD)
Klinikum der Universität München
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU Munich)
Feodor-Lynen-Straße 17, D-81377 München
Telefon: +49 (0)89 4400 - 46151
E-Mail: juergen.bernhagen@med.uni-muenchen.de
Internet: http://BernhagenLab.isd-muc.de

Philipp Kressirer Klinikum der Universität München

Pettenkoferstraße 8a
80336 München
Deutschland
Bayern

Telefon: 089 / 4400 - 58070
Fax: 089 / 4400 - 58072
E-Mail-Adresse: philipp.kressirer@med.uni-muenchen.de
 

Start der Fusssball-WM 2018: Adidas Telestar 18: Unbestechlichen Versuchsreihen mit Fussbällen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Fussball-WM 2018: Damit Ronaldo und Co. verlässlich «zaubern» können

Der offizielle Ball für die FIFA-Fussball-WM 2018 in Russland hat nach zahlreichen Tests das «OK» der Empa erhalten. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Steuererleichterung für UEFA? 

Manche Torhüter sehen dessen Flugeigenschaften zwar eher kritisch; 

Die Ursache ihrer Kritik könnte jedoch ganz woanders liegen – am eher unkonventionellen Äusseren des neuen Balls. 

Empa-Forscher untersuchen Turnier-Fussbälle – auch für die WM 2018 in Russland.
Empa-Forscher untersuchen Turnier-Fussbälle – auch für die WM 2018 in Russland.
Empa
 
Fussball lebt von Emotionen. Wenn es um den diesjährigen WM-Ball geht, sind die Experten der Empa allerdings völlig emotionslos.

Fragt man sie nach ihrem Eindruck zu den bereits des Öfteren bemängelten Flugeigenschaften des Adidas-Modells «Telstar 18» wehren sie ab:

«Eindrücke sind etwas Subjektives», sagt Martin Camenzind vom «Laboratory for Biomimetic Membranes and Textiles». «Wir verlassen uns auf objektive Parameter, die den Telstar 18 charakterisieren.» Dass Kritiker, wie Spaniens Torhüter David De Gea und Pepe Reina oder der Deutsche Goalie Mark-Andre ter Stegen dem Ball «Flatterhaftigkeit» unterstellen, beeindruckt Camenzind daher kaum.

Die eigens an der Empa in St. Gallen für offizielle Turnierfussbälle entwickelte Testreihe hat der Telstar 18 jedenfalls erfolgreich bestanden, und nur das zählt für den Empa-Forscher.


Seit 22 Jahren führt die Empa im Auftrag der FIFA die unbestechlichen Versuchsreihen mit Fussbällen durch, die das Gütesiegel des FIFA-Qualitätsprogramms anstreben. 

  • Längst nicht jeder Ball besteht die Probe. Hier werden nicht nur Umfang und Gewicht des Balls gemessen. 
  • Er darf ausserdem trotz 250-maligem Quetschen in einem Wasserbehälter nur minimale Mengen an Flüssigkeit aufnehmen, muss seine Luft halten können und immer wieder gleich hoch abspringen, wenn er aus zwei Metern Höhe aufprallt. 
Um zu beweisen, dass es sich um eine perfekte Kugel handelt, wird der Ball zudem an sage und schreibe 4000 Punkten vermessen. Und schliesslich muss diese Kugel ihre Form auch behalten, wenn sie 2000 Mal mit 50 Stundenkilometern gegen eine Stahlwand geschossen wurde.
 
Derartige Standards entscheiden mit über die Qualität und Konsistenz der Sportart.

Als die Testreihen eingeführt wurden, gelang es noch nicht allen Herstellern, die verlangten Eigenschaften zu erzielen:

«Es fielen immer wieder Exemplare durch», erinnert sich Camenzind. Mancher Lederball hätte etwa deutlich an Grösse zugenommen nach der Prozedur oder zu viel Wasser aufgesogen.

Die heutigen Bälle seien denn auch geklebt oder geschweisst, da Nähte mit der Zeit nachgeben könnten. Ebenso ist das traditionelle Leder mehrheitlich Kunststoffen gewichen, deren Oberfläche gezielt strukturiert wird, was besonders bei Nässe auf dem Feld eine griffigere Führung des Balls ermöglichen soll.

 
Angewandte Physik statt Magie

Und eben diese Oberfläche sei es, melden Kritiker, die für den unberechenbaren Flug des Balles sorge.

  • Telstar 18 sei ein merkwürdiges, flatterndes Exemplar, behaupten Torhüter verschiedener WM-Teams, die den Ball bereits testen durften. 

Doch Camenzind kontert: «Hier kommt auch die Optik mit ins Spiel», erklärt der Ingenieur.

  • Telstar 18 ist nicht aus den traditionellen Sechs- und Fünfecken aufgebaut, sondern aus unregelmässigen Elementen, die unsymmetrisch bedruckt sind. 

So könne der fliegende Ball bei entsprechenden Lichtverhältnissen durchaus ein ungewohnter Anblick sein. 

«Wir konnten in einer Studie mit einem computergesteuerten Fuss zeigen, dass Bälle, bei denen ein flatterndes Flugverhalten bemängelt wurde, sich im Experiment bei definierten Verhältnissen keineswegs so verhielten.»


Dass die Flugbahn eines Fussballs ohnehin eine komplexe und mitunter, gemäss Theorie der Aerodynamik auch chaotische Angelegenheit ist, machen sich die wahren Könner zu nutze. 
  • Denn anders als ein stromlinienförmiges Geschoss, das eine perfekte Parabel beschreibt, verformt sich der Ball, beispielsweise wenn ihn der Spieler tritt. 
«Die Deformation durch den auftreffenden Fuss gibt dem Ball zunächst eine etwas wabbelige Bewegung», erklärt Camenzind.

Gute Spieler machten sich diesen Effekt zu Nutze, nach dem Motto «bend it like Beckham».

Hierbei handele es sich jedoch eigentlich nicht um Zauberkunst, sondern um akkurat angewandte Physik.

Und die muss gut einstudiert sein, denn sobald der Fuss wenige Millisekunden am Ball ist, kann der Spieler seine Bewegung nicht mehr willentlich beeinflussen. 

  • Die Zeit reicht einfach nicht aus, um Nervenimpulse vom Fuss bis ins Gehirn zu leiten und ein taktisch ausgefeiltes Feedback an die Muskulatur des Spielers zu senden. 
Und so muss in der Kürze des Schusses die Physik von Fuss und Ball perfekt sitzen. 

Bälle von gleichbleibender Qualität tragen dazu bei, dass dies gelingt. 

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