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stereotaktischen Arrhythmie-Radioablation“ (STAR)

Das Herzzentrum Leipzig und das Universitätsklinikum Leipzig haben erfolgreich eine neue Therapiemethode bei einem Patienten mit einer potenziell lebensgefährlichen Herzrhythmusstörung angewendet. 

Bei der sogenannten „stereotaktischen Arrhythmie-Radioablation“ (STAR) wird das betroffene Gewebe in einem hochmodernen Verfahren mit einer hochdosierten Strahlung in höchster Präzision behandelt, um die elektrische Erregbarkeit dieses Areals zu vermindern. Das neue Verfahren wollen beide Kliniken auch künftig gemeinsam anbieten.


Patienten mit schwersten Herzerkrankungen, wie sie etwa nach einem Herzinfarkt auftreten, leiden häufig an Herzrasen aus den Herzkammern (ventrikuläre Tachykardie) – einer potenziell lebensgefährlichen Herzrhythmusstörung. Im Normalfall wird hier eine kathetergestützte Ablation durchgeführt, bei der die betroffenen Gewebeareale im Herzen gezielt verödet werden. Doch bei manchen Patienten sind diese Areale nur schwer zugänglich oder die Ablation zeigt keine ausreichende Wirkung.

Mit der stereotaktischen Arrhythmie-Radioablation (STAR) können genau diese Herausforderungen überwunden werden. Dabei handelt es sich um ein nicht-invasives hoch präzises Verfahren, bei dem die betroffenen Narbenareale des Herzens sehr genau und einmalig mit hochdosierter Strahlentherapie behandelt werden. Dies verändert die elektrische Erregbarkeit des Herzens und minimiert so das Risiko weiterer potentiell lebensgefährlicher Rhythmusstörungen.

Die Therapie ist möglich durch die enge Zusammenarbeit der Abteilung für Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Kerstin Bode und der zum Universitätsklinikum Leipzig gehörenden Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Nils Nicolay.

Für welche Patientengruppen kommt STAR in Frage?

Die STAR-Therapie bietet sich insbesondere für zwei Gruppen von Patienten an:

- Patientinnen und Patienten mit schwersten strukturellen Herzerkrankungen, bei denen die medikamentöse Therapie und die vorangegangenen Ablationen nicht den gewünschten Effekt erzielt haben.

- Patientinnen und Patienten mit einer oder zwei mechanischen Herzklappen, bei denen eine kathetergestützte Behandlung aufgrund technischer Einschränkungen nicht durchführbar ist.

Technik und Herausforderungen der STAR-Therapie

Im Gegensatz zu statischen Organen wie Darm oder Leber bewegt sich das schlagende Herz ständig – eine der großen Herausforderungen bei der Planung und Durchführung der Bestrahlung. „Um die betroffenen Areale möglichst präzise lokalisieren zu können, fusionieren wir die Bilddaten aus der CT-Untersuchung mit elektrophysiologischen Mapping-Daten, die im Vorfeld erstellt wurden“, erläutert Privatdozentin Dr. Kerstin Bode. „So können wir die krankheitsverursachenden Bereiche in der Bildgebung millimetergenau identifizieren und markieren. Ziel ist es, die umliegenden Gewebe bei der Bestrahlung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.“ Die aufwendige Vorbereitung wurde federführend durch Privatdozent Dr. Sotirios Nedios aus dem Herzzentrum und Dr. Franziska Nägler aus der Poliklinik für Strahlentherapie umgesetzt.

Genauigkeit im Millimeterbereich

„Die Bestrahlung erfolgt unter Einsatz eines sogenannten Linearbeschleunigers der neuesten Generation. Wir erreichen dadurch eine hochpräzise Kontrolle der Strahlendosis mit einer Genauigkeit im Millimeterbereich“, erläutert Prof. Nils Nicolay. „Durch die spezielle Konstruktion des Gerätes sind wir in der Lage, selbst kleinste Bestrahlungsbereiche sicher mit der notwendigen hohen Dosis zu versorgen. Zusätzlich ermöglichen es modernste Bildgebungssysteme im Behandlungsraum, in Echtzeit die Bewegung von Herz und Lunge zu überwachen und kleinste Abweichungen während der Behandlung sofort zu korrigieren.“ Die Behandlung ist für den Patienten absolut schmerzfrei und kann bei vollem Bewusstsein durchgeführt werden.

Bei dem ersten Patienten zeigte sich schon nach wenigen Wochen eine deutliche Beruhigung der Herzrhythmusstörungen. Dieser Erfolg – insbesondere, weil alle Therapien davor keine Besserung gebracht hatten – bestärkte Herzzentrum Leipzig und Universitätsklinikum Leipzig darin, weiterhin eng für die Behandlung dieser gefährlichen Rhythmusstörungen zusammenzuarbeiten. Ziel ist es, durch die Verbindung von fachlicher Expertise und hochmoderner Technik den Patienten diese vielversprechende neue Therapiemethode anzubieten und sie während ihrer Behandlung nahtlos begleiten zu können.

Neue Lebensqualität

Der Patient, der 37-jährige Daniel Hrivnak, war bei bester Gesundheit, als eine zunächst unentdeckte Herzmuskelentzündung sein Herz stark beschädigte. Er kollabierte im Schwimmbad mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und musste reanimiert werden. Seitdem kämpfte der gebürtige Quedlinburger mit immer wiederkehrenden Herzrhythmusstörungen. Nach medikamentöser Therapie und mehreren Ablationen, die das Herzrasen nicht beheben konnten, wurde ihm zur Strahlentherapie geraten. „Mir wurde letztes Jahr, passend zu Weihnachten, neue Lebensqualität geschenkt – vom bettlägerigen Patienten werde ich langsam wieder zum alltagstauglichen Menschen. Seit dem Eingriff hatte ich keine einzige lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung mehr. Meine Familie und ich sind den Ärzten vom Herzzentrum Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig unendlich dankbar“, beschreibt Hrivnak.

Für Rückfragen zur STAR-Therapie können sich Patientinnen und Patienten gerne wenden an:

Abteilung für Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig: Telefon: (0341) 865-1413, -1431 oder per E-Mail unter termine.herzzentrum@helios-gesundheit.de

Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Leipzig; Telefon: (0341) 97-18400 / E-Mail: strahlen@medizin.uni-leipzig.de

Rhythmologische Ambulanz, Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig; Telefon: (0341) 97-12415 / E-Mail: kardiologie@uniklinik-leipzig.de

Bestandteil einer Morbus Crohn-Therapie

Wesentlicher Bestandteil einer Morbus Crohn-Therapie kann eine spezielle Trinknahrung sein. 

Betroffene ernähren sich sechs bis acht Wochen ausschließlich von diesem Produkt und verzichten vollständig auf feste Nahrung. 

Warum genau das hilft, war allerdings bislang unklar. Forschende der Technischen Universität München (TUM) und des LMU Klinikums konnten nun den Mechanismus dahinter entschlüsseln. 

Aufbauend auf diesen Ergebnissen starten sie jetzt eine klinische Studie zu einer neuartigen Therapie. Hierfür kombinieren sie die Ernährungstherapie mit einem Mikrobiom-Transfer, besser bekannt als Stuhltransfer.

Vitamine, Mineralstoffe, Proteine, Kohlenhydrate und Fettsäuren: die spezielle Trinknahrung enthält alle lebenswichtigen Nährstoffe und wirkt ohne Medikamente bei den meisten Betroffenen mit Morbus Crohn innerhalb weniger Tage. Daher wird die exklusive Ernährungstherapie (EEN) seit mehreren Jahrzehnten vorrangig bei Kindern und Jugendlichen erfolgreich eingesetzt, denn sie wirkt nicht nur gegen die Entzündung, sondern beeinflusst zudem das Wachstum positiv. Aber auch bei Erwachsenen ist diese Therapie wirksam. Innerhalb eines Jahres nach Ende der Therapie kehren die Symptome jedoch bei den meisten zurück.

Wie also könnte die Wirkung der Ernährungstherapie verlängert werden? Dirk Haller, Professor für Ernährung und Immunologie an der TUM und Direktor des Zentralinstituts für Ernährungs- und Lebensmittelforschung, und Tobias Schwerd, Leiter der Pädiatrischen Gastroenterologie und Hepatologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital, haben dafür einen Ansatzpunkt entwickelt. Die Forschenden konnten nachweisen, wie sich das Mikrobiom im Darm, also die komplexe Gemeinschaft aller Mikroben, durch die Ernährungstherapie verändert und für den Behandlungserfolg mitverantwortlich ist.

Sie fanden heraus, dass die in der Trinknahrung enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren positiv auf bestimmte Bakterien im Darm wirken, die sich vermehren und die Entzündung abklingen lassen. Und die Studie zeigt noch mehr: In einem künstlichen Darm-Modell wurde der Stuhl von Patientinnen und Patienten mit der Trinknahrung behandelt, woraufhin das Mikrobiom sich anpasste. Wurde dieses nun einer Maus hinzugefügt, entwickelte sich keine Entzündung. Wurde es hingegen nicht vorab durch die Trinknahrung angepasst, entwickelte die Maus entzündungstypische Symptome.

Gemeinsame Studie mit der Dr. von Haunerschen Kinderklinik am LMU Klinikum

Ob dieser Mechanismus auch im Menschen funktioniert – sich also im Anschluss an den „Mikrobiom-Neustart“ gezielt ein gesünderes Mikrobiom aufbauen lässt – erforscht das Team nun in einer klinischen Studie. Ziel ist es, den entzündungsfreien Zustand so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierfür setzen die Forschenden im Anschluss an die Ernährungstherapie auf einen fäkalen Mikrobiom-Transfer, umgangssprachlich bekannt als „Stuhltransfer“.

Bei diesem Verfahren „spenden“ ausführlich getestete gesunde Menschen ihr Mikrobiom, das medizinisch aufbereitet und zu Kapseln verarbeitet wird. Dies geschieht an der Uniklinik Köln bei Maria J.G.T. Vehreschild, Professorin für Infektiologie, die ebenfalls an der klinischen Studie beteiligt ist. Die Patientinnen und Patienten nehmen die Kapseln im Anschluss an die Ernährungstherapie. Dirk Haller sagt: „Bei anderen Darmerkrankungen wird der Mikrobiom-Transfer bereits erfolgreich eingesetzt. Nun hoffen wir, dass sich dieser Transfer auch bei Morbus Crohn als neuer Therapieansatz beweisen kann.“

Tobias Schwerd sagt: „Wir konzentrieren uns in der Studie vor allem auf drei Fragen: Wie sicher ist diese Therapie? Wie praktikabel ist sie? Und kann sie die Betroffenen stabilisieren und das Wiederauftreten der Entzündung vermeiden oder wenigstens verzögern? Wenn es uns gelingt, diese gesunde Darmbesiedelung langfristig in das Mikrobiom der Patientinnen und Patienten zu integrieren, haben wir einen großen Schritt in der Therapie geschafft.“

Weitere Informationen:
- Die Studie wurde im Sonderforschungsbereich „Microbiome Signatures“ (SFB 1371) durchgeführt.
- Sowohl die jüngst veröffentlichte Studie als auch die EEN-RICH Studie werden vom Leona M. and Harry B. Helmsley Charitable Trust gefördert.

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Prof. Dr. Dirk Haller
Technische Universität München
Lehrstuhl für Ernährung und Immunologie
Tel.: +49 8161-71 2026
dirk.haller@tum.de
https://www.mls.ls.tum.de/nutrim/startseite/

PD Dr. Tobias Schwerd
Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Abteilung für pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie
LMU Klinikum München
Tobias.Schwerd@med.uni-muenchen.de
https://www.lmu-klinikum.de/hauner/kinder-und-kinderpoliklinik

Kontakt für interessierte Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer:
Tel.: +49 89 4400 53680
EENRICH-Studie@med.uni-muenchen.de
http://www.een-rich.de/

Originalpublikation:
Häcker, D., Siebert, K., Smith, B. J. et al.: Exclusive enteral nutrition initiates individual protective microbiome changes to induce remission in pediatric Crohn’s disease,
Cell Host & Microbe (2024) doi.org/10.1016/j.chom.2024.10.001
Weitere Informationen finden Sie unter
Die EEN-RICH Studie sucht aktuell noch weitere Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 14 bis 45 Jahren. Im weiteren Verlauf können auch Kinder ab 8 Jahren teilnehmen. 

Lungentransplantationen

Mit 103 Lungentransplantationen und einer Herz-Lungen-Transplantation ist die MHH im Jahr 2024 führend im Eurotransplant-Netzwerk. Dabei setzt das Lungentransplantationsteam auf minimalinvasive Verfahren und innovative Ansätze, um Betroffenen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.

„Ich hatte noch nie so viel Luft wie jetzt“, sagt Wencke. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Die 31-Jährige hat Ende Januar 2025 nach einer chronischen Abstoßung zum zweiten Mal eine Lunge bekommen. Damit gehört sie zu den ersten sieben Patientinnen und Patienten, denen Anfang des Jahres an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine Lunge transplantiert wurde.

Wencke leidet an der Erbkrankheit Mukoviszidose. Bereits im Alter von 19 Jahren hatte sie erstmals eine Spenderlunge erhalten. Alleine zu leben war für sie bisher unmöglich, trotz ihrer Transplantation benötigte sie über Jahre zusätzlich Sauerstoff. Jetzt freut sie sich über ihre neu gewonnene Selbstständigkeit. Treppen steigen und Fahrrad fahren kann sie schon, nach der anstehenden Reha wird sie zum ersten Mal in eine eigene Wohnung ziehen können.

In Deutschland nur an der MHH: Lungentransplantationen bei Kindern unter sechs Jahren

2024 wurden an der MHH 103 Lungen- und eine Herz-Lungentransplantation durchgeführt, zwölf mehr als im Vorjahr. Damit ist die MHH das größte Zentrum für Lungentransplantation im Eurotransplant-Verbund. Eine kombinierte Herz-Lungen-Transplantation sowie neun Lungen erhielten Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren, das sind 50 Prozent aller Transplantationen bei Kindern und Jugendlichen im Eurotransplant-Verbund.

„In Europa gibt es nur drei bis vier Zentren, die ähnlich viele Lungen transplantieren wie die MHH“, sagt Prof. Dr. Fabio Ius, Leiter des Lungentransplantationsprogramms der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. „Wir sind das einzige Zentrum, das Kindern unter sechs Jahren eine Spenderlunge transplantiert.“

Das MHH-Team setzt bei der Lungentransplantation in der Regel ein minimalinvasives Verfahren ein. So verbringen die Patientinnen und Patienten weniger Zeit auf der Intensivstation und haben ein geringeres Komplikationsrisiko. Dabei stellt sich das Team an der MHH besonderen Hausforderungen. „Wir sind spezialisiert auf kombinierte Transplantationen wie Lunge und Leber, Transplantationen trotz Gewebeunverträglichkeit von Spender und Empfänger und Retransplantationen“, sagt Prof. Dr. Arjang Ruhparwar, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. „2024 konnten wir zusätzlich auch 23 Herzen verpflanzen – damit sind wir auch das größte thorakale Zentrum in Deutschland.“ Im Namen alle Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten dankt er allen Organspenderinnen und -spendern sowie deren Angehörigen.

Besondere Expertise seit 38 Jahren

Die erste Lungentransplantation fand 1987 an der MHH statt. Seitdem haben 2.742 Patientinnen und Patienten eine Spenderlunge sowie 159 eine kombinierte Herz-Lungen Transplantation erhalten. „Einer unserer Schwerpunkte liegt in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit pulmonaler Hypertonie; entsprechend viele Erkrankte werden bei uns gelistet“, erklärt Prof. Dr. Marius Höper, kommissarischer Leiter der Klinik für Pneumologie und Infektiologie. Früher waren 20 Prozent der Transplantierten Mukoviszidose-Patientinnen und Patienten wie Wencke. „Dieser Patientengruppe kann mittlerweile meist medikamentös geholfen werden, heute transplantieren wir vielleicht noch drei bis vier im Jahr – eine wirklich erfreuliche Entwicklung.“ Die MHH hat aktuell 30 Patientinnen und Patienten bei Eurotransplant für eine Lungentransplantation gelistet, in der Nachsorge betreut das Team knapp 1.100 Patienten nach Lungentransplantation.

Ein freies Intensivbett – auch in der Kinderintensivmedizin –, Operationssäle, Pneumologen – auch in der Kinderklinik –, Chirurgen, Anästhesisten, OP-, Anästhesie-, Intensiv- und Normalstationspflegekräfte, Mitarbeitende im Eurotransplant-Verbindungsbüro und viele weitere Beteiligte: Für eine Transplantation muss rund um die Uhr ein großer Stab an Ressourcen und Spezialisten vorgehalten werden. Denn während der Wartezeit auf der Transplantationsliste kann jederzeit ein Angebot für ein Spenderorgan eintreffen.

„Das Lungentransplantationsteam hat 2024 wieder großartige Arbeit über Berufs- und Abteilungsgrenzen hinweg geleistet“, betont MHH-Pflegedirektorin Claudia Bredthauer. Insbesondere die Pflege von Transplantationspatientinnen und -patienten sei komplex und anspruchsvoll. „Unsere engagierten Pflegefachpersonen haben entscheidend dazu beigetragen. Mit gezielter Weiterbildung in der Transplantationspflege und Qualifikation auf akademischem Niveau möchten wir das Berufsfeld noch attraktiver gestalten.“

Eurotransplant: 

Großer Spender- und Empfänger-Pool

Die gemeinnützige Stiftung Eurotransplant mit Sitz im niederländischen Leiden vermittelt Organe zwischen Spenderkrankenhäusern und Transplantationszentren in acht europäischen Ländern: Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Ungarn, Kroatien und Slowenien. Die Organisation ermöglicht den Austausch von Organen wie Nieren, Leber, Herzen und Lungen in einem großen Spender- und Empfänger-Pool.

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Prof. Dr. Fabio Ius, Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Ius.Fabio@mh-hannover.de.

FMS - Fibromyalgie-Syndrom:

Fibromyalgie-Syndrom: 

Autoantikörper greifen Strukturen des peripheren Nervensystems an

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Claudia Sommer von der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg zeigt in ihrer in der Fachzeitschrift PAIN veröffentlichten Studie, dass ein fehlgeleitetes Immunsystem möglicherweise nicht nur eine Reaktion des Körpers auf das Fibromyalgie-Syndrom ist, sondern ursächlich mit den Symptomen zusammenhängt.


Die Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms (FMS), einer Erkrankung mit chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen, Schlafstörungen, Erschöpfung und häufig psychischen Begleitsymptomen, sind nach wie vor unklar. 


Während das FMS früher als Erkrankung des rheumatischen Formenkreises („Fibrositis“) angesehen wurde, setzte sich später die Auffassung durch, dass die Beschwerden durch eine veränderte Schmerzverarbeitung im Zentralnervensystem entstehen, also primär „Kopfsache“ sind. 


Zu dieser Diskussion konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Claudia Sommer von der Klinik für Neurologie seit 2013 wiederholt beitragen, unter anderem mit dem erstmaligen Nachweis, dass kleine Nervenfasern in der Haut beim FMS in ihrer Struktur und Funktion verändert sind.

Bei 35 Prozent greifen Autoantikörper Strukturen des peripheren Nervensystems an

Ihre neuesten Ergebnisse, die eine eindeutige Beteiligung des Immunsystems bei einer Untergruppe der FMS-Patienten und Patientinnen zeigen, hat die Arbeitsgruppe jetzt in der Fachzeitschrift PAIN veröffentlicht. 


Die Medizindoktorandin Anastasia Barcic fand heraus, dass bei über 35 % der vom FMS Betroffenen Autoantikörper vorliegen, die gegen Strukturen des peripheren Nervensystems gerichtet sind.

Brennschmerz bei Bindung der Autoantikörper an Nervenzellen mit Capsaicin-Rezeptor

Die naturwissenschaftliche Doktorandin Sabine Seefried vertiefte die Untersuchungen, indem sie durch Immunmarkierungen mit verschiedenen Antikörpern genau bestimmte, an welche Strukturen des peripheren Nervensystems die Autoantikörper der Patientinnen und Patienten binden. 


Dabei entdeckte sie unterschiedliche Muster, die bestimmte Untergruppen der Betroffenen charakterisierten. 


Interessanterweise gab es einen Zusammenhang zwischen den betroffenen Strukturen und den Symptomen: In der Patientengruppe, bei der die Autoantikörper an Satellitenzellen banden, also an Zellen, die die Nervenzellen im Spinalganglion umgeben, war die Schmerzintensität höher. 


In der Gruppe, in der die Autoantikörper an Nervenzellen banden, die den Capsaicin-Rezeptor enthalten, also Sensoren für Schärfe und Hitze, war häufiger ein Brennschmerz vorhanden.

„Diese und andere Befunde deuten darauf hin, dass die Autoantikörper nicht nur eine Reaktion des Körpers auf die Krankheit sind, sondern wahrscheinlich ursächlich mit den Symptomen zusammenhängen“, fasst Claudia Sommer die neuesten Forschungsergebnisse zusammen.

Weitere Erkenntnisse könnten neue, gezieltere Therapien ermöglichen

Das nächste Ziel der Arbeitsgruppe ist es, herauszufinden, gegen welche Zielstrukturen sich die Antikörper genau richten. Für einzelne Fälle konnte dies bereits gezeigt werden. So wurden zum Beispiel Antigene identifiziert, die auch bei der rheumatoiden Arthritis eine Rolle spielen oder im Serotoninsystem, einem wichtigen Neurotransmittersystem. 


Die genaue Identifizierung der Zielstrukturen würde es ermöglichen, mehr über die Funktion der Autoantikörper und ihre mögliche Rolle in der Pathophysiologie der Erkrankung zu erfahren. Dies könnte auch den Weg zu einer neuen, zielgerichteten Therapie für Betroffene ebnen.

Das Forschungsprojekt wurde vom Evangelischen Studienwerk Villigst und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt.

Details-Spezialist:
Gefrierschnitte von Spinalganglien der Ratte wurden auf die Bindung von kommerziell erhältlichen Antikörpern („Vergleichs-AK“) gegen Neurofilament 200 (NF200) und den Capsaicin-Rezeptor TRPV1 getestet. Die erste Spalte zeigt, dass NF200 erwartungsgemäß an große Neuronen und TRPV1 an kleine Neuronen bindet. Die zweite Spalte zeigt die Bindung von Serum eines Patienten mit Fibromyalgiesyndrom an diese Neuronen. Das Serum bindet hauptsächlich an große Neuronen. Die dritte Spalte zeigt die Überlagerung der beiden Färbungen. Das Patientenserum kolokalisiert mit dem Marker NF200, aber nicht mit dem Rezeptor TRPV1. Für verschiedene Patienten mit Fibromyalgiesyndrom wurden unterschiedliche Bindungsmuster gefunden. Bildquelle: C. Sommer/S. Seefried / UKW

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Prof. Dr. Claudia Sommer, claudia.sommer@uni-wuerzburg.de

Originalpublikation:
Publikation:
Seefried, Sabine; Barcic, Anastasia; Grijalva Yepez, Maria Fernanda; Reinhardt, Lena; Appeltshauser, Luise; Doppler, Kathrin; Üçeyler, Nurcan; Sommer, Claudia*. Autoantibodies in patients with fibromyalgia syndrome. PAIN ():10.1097/j.pain.0000000000003535, February 5, 2025. | DOI: 10.1097/j.pain.0000000000003535

Anti-PF4 Antikörper

Neue Ursache für kindliche Schlaganfälle gefunden

Schlaganfälle bei Neugeborenen sind selten und die Ursachen nicht immer bekannt. Ein Forschungsteam der Greifswalder Transfusionsmedizin konnte zusammen mit Kollegen aus Österreich nun einen neuen Mechanismus aufdecken.


Eine Mutter mit Neigung zu Blutgerinnseln hatte besondere Abwehrstoffe im Blut: die sogenannten Anti-PF4 Antikörper. 

Diese Antikörper wurden während der Schwangerschaft auf das Baby übertragen – und lösten beim Neugeborenen einen Schlaganfall aus. 


Die Ergebnisse wurden nun im New England Journal of Medicine veröffentlicht.


„Dass Antikörper während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden können, ist gemeinhin bekannt und wird oftmals als Nestschutz bezeichnet“, stellt Prof. Thomas Thiele, Institutsleiter der Greifswalder Transfusionsmedizin, klar. 


„Dass aber auch Anti-PF4 Antikörper von der Mutter übertragen werden und damit Thrombosen beziehungsweise Schlaganfälle bei dem Kind ausgelöst werden können – das ist neu.“ 


Dabei könne es bereits vor, während oder erst nach der Geburt zu einem Schlaganfall kommen.

Anhand eines Patientenfalls aus Österreich konnten die Greifswalder diesen Mechanismus entdecken: 


„Eine Kollegin aus Salzburg kontaktierte uns, weil der Antikörper-Test eines Neugeborenen, das kurz nach der Geburt einen Schlaganfall erlitt, positiv ausgefallen war“, erinnert sich Thiele, der die Untersuchung leitete. 


In Greifswald wurde schließlich das Blut der Mutter sowie des Kindes mit spezieller Labordiagnostik genau ausgewertet. Das Ergebnis zeigte: Beide hatten die gleichen Antikörper, die Thrombosen auslösen können. „Warum die Mutter in diesem Fall die Anti-PF4 Antikörper hat – das steht auf einem anderen Blatt“, erklärt Thiele. 


Was einst als impfassoziierte Erkrankung, die sogenannte VITT-Erkrankung, im Zusammenhang mit COVID-19-Impfstoffen durch die Greifswalder Transfusionsmedizin bekannt wurde, eröffnet mittlerweile ein breiteres Forschungsfeld als angenommen.


 „Auch bereits überstandene Infektionen oder bestimmte Vorerkrankungen können bei der Entstehung der Anti-PF4 Antikörper eine Rolle spielen“, so der Transfusionsmediziner weiter.


Die gute Nachricht: 


Wird der Antikörper nur von der Mutter während der Schwangerschaft übertragen, minimiert sich für das Kind das Risiko einer Thrombose nach der Geburt schrittweise.


 „Über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten werden diese Antikörper bei dem Kind normalerweise abgebaut bis sie irgendwann nicht mehr nachweisbar sind“, so Thiele.

„Dass diese Untersuchungsergebnisse nun im New England Journal of Medicine erschienen sind, zeigt einmal mehr, dass die Greifswalder Transfusionsmedizin hinsichtlich der Labordiagnostik zur Weltspitze gehört“, lobt der Wissenschaftliche Vorstand der Unimedizin Greifswald Prof. Karlhans Endlich. 


„Die Autoantikörper gegen PF4 bergen noch weit über VITT hinausgehendes Potenzial für die Aufklärung von Pathomechanismen bei thrombotischen Erkrankungen“, so Endlich weiter.


Thiele ergänzt, es sei wichtig herauszufinden, wie häufig diese Art der Antikörper-Übertragung auftritt und inwiefern man zur Risikominimierung für Mutter und Kind beitragen kann. 


CAVE::

„Für die behandelnden Ärzte bedeutet das, dass sie hinsichtlich dieser Erkrankung sensibilisiert sind und sich auch an uns wenden, damit wir weitere Untersuchungen durchführen können.“

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Prof. Dr. med. Thomas Thiele
Thomas.Thiele@med.uni-greifswald.de

Originalpublikation:
Maternal Anti-PF4 Antibodies as Cause of Neonatal Stroke
Published February 12, 2025, N Engl J Med 2025;392:719-721
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2413301

CAVE: Chronische Blutgerinsel.

Greifswalder Publikation im New England Journal of Medicine

Eine weitere Studie aus der Greifswalder Transfusionsmedizin, die im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde: 

über Blutgerinnsel, die chronisch werden können.


Zusammen mit einer internationalen Forschungsgruppe untersuchte das Team um Prof. Andreas Greinacher Patienten, die unter wiederkehrenden Blutgerinnseln leiden. 


Trotz gerinnungshemmender Medikamente entwickelten sie immer wieder Thrombosen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte. 


Die Forschungsgruppe hat nun herausgefunden, dass unkontrolliert gebildete Antikörper ursächlich dafür sind. 


Die Studienergebnisse und ihre Bedeutung für die Patientenbehandlung wurden nun im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

In der Studie wurden Patienten untersucht, bei denen falsch gebildete Abwehrstoffe den Plättchenfaktor 4 (PF4) angreifen. 


Dadurch kommt es zu Blutgerinnseln, die schwerwiegende Folgen haben. 


„Diese Störung erinnert sehr an die sogenannte VITT-Erkrankung, also die Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie, die im Zuge der Impfungen mit COVID-19-Impfstoffen bekannt geworden ist“, erklärt Prof. Andreas Greinacher, Koordinator der publizierten Studie. 


Normalerweise seien Blutgerinnsel akut und vorübergehend, doch bei den untersuchten Patienten sind sie immer wieder aufgetreten. 


„Obwohl diese Patienten gängige Medikamente gegen Blutgerinnsel eingenommen haben, konnten neue Blutgerinnsel nicht verhindert werden“, so Greinacher weiter. 


Das Forschungsteam hat nun die Ursache dafür identifiziert: 


Es handelt sich um einen fehlgeleiteten und unkontrolliert vom Körper gebildeten Abwehrstoff, der wie ein Anti-PF4 Antikörper wirkt. 


In der Fachsprache nennt sich das Monoklonale Gammopathie.

„Diese Ergebnisse sind besonders wertvoll für die künftige Behandlung der Patienten“, betont Greinacher, „denn nun können Ärzte insbesondere jene Patienten auf den fehlgeleiteten Abwehrstoff untersuchen, bei denen Standardmedikamente bisher nicht ausreichend wirkten“. 


Dies ist mit einem von den Greifswalder Transfusionsmedizinern vor zwei Jahren neu entwickelten Test möglich. 


Die Studie zeigt auch, dass spezielle Therapien gegen die unkontrolliert gebildeten Abwehrstoffe die Bildung neuer Gefäßverschlüsse effektiv verhindern.

Die Wissenschaftler aus Kanada, Australien, Neuseeland, USA, Spanien, Frankreich und Deutschland publizierten die Ergebnisse nun im New England Journal of Medicine. „Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn“, betont der Wissenschaftliche Vorstand der Unimedizin Greifswald Prof. Karlhans Endlich. Betroffene könnten in Zukunft von individuelleren Behandlungen profitieren, die speziell auf diese seltene Krankheit zugeschnitten sind. „Die Entdeckung zeigt erneut, wie wichtig Forschung in der Medizin ist, um auch bei schwer behandelbaren Erkrankungen neue Wege zu finden“, so Endlich.

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Prof. Thomas Thiele
Thomas.Thiele@med.uni-greifswald.de

Originalpublikation:
VITT-like Monoclonal Gammopathy of Thrombotic Significance
Published February 12, 2025
https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2415930

Dessert Magen

Nervenzellen, die Sättigung signalisieren, machen auch Lust auf Süßes, indem sie das Opiat ß-Endorphin ausschütten, welches ein Belohnungsgefühl auslöst.

• Der „Dessert-Magen-Signalweg“ wird bei Mäusen und Menschen schon bei bloßer Wahrnehmung aktiviert, was evolutionär sinnvoll ist, da Zucker schnell Energie liefert.
• Blockade von Opiatrezeptoren als mögliche Ergänzung zu Therapien gegen Übergewicht

Wer kennt das nicht? 


Das große Essen ist vorbei, man ist satt, aber die Lust auf Süßes bleibt. Forschende vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung haben nun entdeckt, dass das, was wir den „Dessertmagen“ nennen, im Gehirn verankert ist. 


Dieselben Nervenzellen, die uns nach einer Mahlzeit ein Sättigungsgefühl geben, sorgen auch dafür, dass wir noch Lust auf Süßigkeiten haben.

Um die Ursache des „Dessertmagens“ zu finden, untersuchten die Forschenden die Reaktion von Mäusen auf Zucker und stellten fest, dass Mäuse völlig gesättigt waren, trotzdem noch Desserts essen. 


Untersuchungen des Gehirns zeigten, dass eine Gruppe von Nervenzellen, die so genannten POMC-Neuronen, dafür verantwortlich ist. Diese Neuronen werden aktiv, sobald der Körper Nahrung aufgenommen hat, und unterdrücken den Appetit.

Wenn Mäuse satt sind und Süßes fressen, schütten diese Nervenzellen nicht nur Botenstoffe aus, die dem Körper Sättigung signalisieren, sondern auch das körpereigene Opiat ß-Endorphin. 


Dieses wirkt auf andere Nervenzellen mit Opiatrezeptoren und löst ein Belohnungsgefühl aus, das die Mäuse dazu veranlasst, noch mehr Zucker zu essen.


Dieser Schaltkreis wird immer dann aktiviert, wenn die Mäuse Zucker fressen, nicht aber wenn sie normales oder fetthaltiges Futter zu sich nehmen. 


Blockierten die Forschenden diesen Weg, verzichteten die Mäuse auf zusätzlichen Zucker. Dieser Effekt konnte nur bei satten Tieren beobachtet werden. Bei hungrigen Mäusen zeigte die Hemmung der ß-Endorphin-Freisetzung keine Wirkung.

Interessanterweise wurde dieser Mechanismus bereits aktiviert, wenn die Mäuse den Zucker nur wahrnahmen, ohne ihn zu essen. Außerdem wurde das Opiat auch in der „Dessertmagen-Region“ im Gehirn von Mäusen freigesetzt, die nie zuvor Zucker gefressen hatten. Sobald die erste Zuckerlösung in den Mund der Mäuse gelangte, wurde der Schaltkreis aktiviert und durch weitere Zuckergaben deutlich verstärkt.

Wie verhält es sich beim Menschen?

Die Wissenschaftler führten Hirnscans an Versuchspersonen durch, die über einen Schlauch eine Zuckerlösung zu sich nehmen konnten. Sie beobachteten, dass beim Menschen die gleiche Hirnregion auf den Zucker reagierte. In dieser Region befinden sich, wie auch bei Mäusen, viele Opiatrezeptoren in der Nähe von Sättigungsneuronen.

„Aus evolutionärer Sicht macht das Sinn: Zucker ist in der Natur selten, liefert aber schnell Energie. 


Das Gehirn ist so programmiert, dass es die Aufnahme von Zucker immer dann steuert, wenn er verfügbar ist“, erklärt Henning Fenselau, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung und Leiter der Studie.

Relevanz für die Behandlung von Übergewicht

Die Ergebnisse der Forschungsgruppe könnten auch für die Behandlung von Übergewicht von Bedeutung sein. 


„Es gibt bereits Medikamente, die die Opiatrezeptoren im Gehirn blockieren, aber der Gewichtsverlust ist geringer als bei den so genannten Diät-Spritzen. 

Wir glauben, dass eine Kombination mit ihnen oder auch mit anderen Therapien, sinnvoll sein könnte. Das müssen wir aber noch untersuchen“, sagt Fenselau.

Dr. Henning Fenselau, Forschungsgruppenleiter, Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung

Originalpublikation:
Marielle Minère, Hannah Wilhelms, Bojana Kuzmanovic, Sofia Lundh, Debora Fusca, Alina Claßen, Stav Shtiglitz, Yael Prilutski, Itay Talpir, Lin Tian, Brigitte Kieffer, Jon Davis, Peter Kloppenburg, Marc Tittgemeyer, Yoav Livneh, Henning Fenselau
Thalamic opioids from POMC satiety neurons switch on sugar appetite
Science, 14.2.2025

Diagnose und Behandlung von Candida-Infektionen

Durch Candida hervorgerufene Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten invasiven Pilzinfektionen / Die neue Leitlinie für Ärzt*innen und Klinikpersonal ist das Ergebnis von vier Jahren intensiver Zusammenarbeit unter Kölner Leitung von mehr als hundert Fachleuten aus 35 Ländern

Professor Dr. Oliver A. Cornely und Dr. Rosanne Sprute von der Uniklinik Köln haben gemeinsam mit einem Team internationaler Forscher*innen die neue globale Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von Candida-Infektionen veröffentlicht. Sie setzen damit neue Standards im Umgang mit invasiven Pilzinfektionen, die weltweit jährlich Millionen Menschen betreffen. Die Veröffentlichung erschien in der Fachzeitschrift Lancet Infectious Diseases.

Durch den Pilz Candida hervorgerufene Erkrankungen zählen zu den häufigsten invasiven Pilzinfektionen und stellen insbesondere für immungeschwächte und kritisch kranke Patient*innen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. 

Zusätzlich gibt es eine zunehmende Zahl schwer behandelbarer Fälle aufgrund häufiger werdender Resistenzen. Die neue Leitlinie enthält detaillierte Empfehlungen zu Prävention, Diagnose und Behandlung verschiedener Formen der Candidiasis – von oberflächlichen Infektionen bis hin zu lebensbedrohlichen invasiven Erkrankungen. Sie bietet präzise Handlungsempfehlungen für Kliniker*innen, einschließlich innovativer diagnostischer Verfahren und aktueller Therapieansätze. Besondere Beachtung finden neue Herausforderungen wie Resistenzen gegen gängige Antimykotika sowie die zunehmende Verbreitung von Candida auris, einem multiresistenten Krankheitserreger.

„Mit dieser Leitlinie sind wir einen wichtigen Schritt gegangen, um Patientinnen und Patienten weltweit eine verbesserte Versorgung zu ermöglichen“, erklärt Professor Cornely, Leiter der weltweiten Initiative. Dr. Sprute ergänzt: „Unser Ziel war es, die Expertise eines globalen Netzwerks zu bündeln, um Ärzt*innen und medizinischem Fachpersonal ein praxisnahes und wissenschaftlich fundiertes Werkzeug an die Hand zu geben.“

Das Dokument ist das Ergebnis von vier Jahren intensiver Zusammenarbeit von mehr als hundert Fachleuten aus 35 Ländern. Unterstützt von den Fachgesellschaften ECMM (European Confederation of Medical Mycology), ISHAM (International Society for Human and Animal Mycology) and ASM (American Society for Microbiology) wählte der Initiator Oliver Cornely potenzielle Autor*innen für die Leitlinie ausgewogen nach Geschlecht, Fachgebiet und geographischer Herkunft aus. Sechs Koordinator*innen wurden ernannt, um die Struktur der Leitlinie sicherzustellen, Themen zuzuweisen, fehlende Aspekte zu identifizieren und den Fortschritt zu überwachen.

Die Leitlinie wurde weltweit von über siebzig internationalen Fachgesellschaften als wichtige Orientierungshilfe für praktizierende Ärzt*innen anerkannt und erfüllt die höchsten Standards hinsichtlich der Qualität und Relevanz für die klinische Versorgung. „Unsere Zusammenstellung ist ein völliges Novum und bietet weltweit eine Grundlage für die Verbesserung von Behandlung und Überlebenschancen betroffener Patient*innen“, erklärt Cornely die Besonderheit des Werkes.

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Professor Dr. Oliver A. Cornely
Institut für Translationale Forschung, Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD, Universität zu Köln und Universitätsklinik Köln
Standortsprecher Bonn-Köln des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung
+49 221 478-85523
oliver.cornely@uk-koeln.de

Dr. Rosanne Sprute
Universitätsklinik Köln
Klinik I für Innere Medizin I – Schwerpunkt Klinische Infektiologie
rosanne.sprute@uk-koeln.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1016/S1473-3099(24)00749-7