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Thema Metastasierung

Neue Einsichten in die ersten Schritte der Krebsstreuung beim Melanom

Eine der großen Fragen der Krebsforschung gilt nach wie vor dem Prozess, wie Tumorzellen sich in anderen Organen ansiedeln können und so eine generalisierte Erkrankung verursachen, die dann kaum noch heilbar ist. 

Ein vieldiskutiertes Konzept sieht darin eine fehlerhafte Organbildung, also beispielsweise den Versuch von Brustdrüsenzellen, eine Brustdrüse in der Leber oder Lunge zu bilden. 

Da die Organentwicklung im Erwachsenen natürlich schon abgeschlossen ist, ist weitgehend unbekannt, wie es zu solchen fehlerhaften Organbildungsversuchen kommen kann.


Meist wird versucht, diese Fragen im Tiermodell zu analysieren, weil hier vielfältige technischen Möglichkeiten bestehen, die Mechanismen aufzudecken. 

Die direkte Analyse im Patienten wurde bislang jedoch noch nicht systematisch versucht. Mehrere Forscherteams des Uniklinikums und der Universität Regensburg, des Fraunhofer ITEM und des Uniklinikums und der Universität Tübingen sowie weitere aus dem Forschungsverbund zum Thema Metastasierung (SFB/TRR 305), haben sich nun unter der Führung von Melanie Werner-Klein und Christoph Klein von der Universität Regensburg zusammengetan, um Licht in das Dunkel zu bringen.

Hierzu wurden die Lymphknoten von etwa 500 Patienten und Patientinnen mit malignem Melanom, dem schwarzen Hautkrebs, auf die ersten Absiedelungen untersucht. 

Dabei wurden verschiedene Markerproteine verwendet, um die Zellen in Färbungen sichtbar zu machen. Es gelang ein Protein (MCSP) zu identifizieren, dessen Vorkommen auf gestreuten Melanomzellen mit einer deutlich verschlechterten Prognose einherging. 

Tatsächlich hatten Patienten mit MCSP-positiven Melanomzellen für alle drei Überlebenskategorien (Krankheitsfreies, Melanom-spezifisches und Gesamtüberleben) stark verschlechterte Aussichten und das sogar in Fällen, in denen sich lediglich eine derartige Zelle unter zwei Millionen Lymphknotenzellen nachweisen ließ.

Den Forschern gelang es anschließend aus etwa 150 dieser sehr seltenen MCSP-positiven Zellen die aktivierten Gene auszulesen, um so erste Hinweise auf die Zellfunktionen zu erschließen. 


Hierbei ergab sich Erstaunliches.

Von den ersten Schritten bei Ankunft in dem fremden Organ Lymphknoten bis zur Entstehung von mikro- und makroskopischen Metastasen ändern die Krebszellen mehrfach ihren Phänotyp. Passend zum Konzept der fehlerhaften Organbildung ist dabei, dass das embryonale Genprogramm der UV-Lichtschutzzellen, der Melanozyten, angeschaltet wird. 

Im Embryo wandern die Melanozyten-Vorläuferzellen aus der Neuralleiste in die Haut. Genau dieses Stammzellprogramm der Neuralleiste aber wird bei Metastasengründung aktiviert. Die Aktivierung erfolgt dabei als Antwort auf die Immunattacke von T-Zellen in den Krebszellen, die den Angriff überleben. Die Kolonie kann dann gebildet werden, weil mit dem Neuralleistenprogramm auch eine Immunsuppression verbunden ist. Haben sich aber einmal größere Kolonien gebildet erlahmt die Immunantwort – die T-Zellen geraten in einen Zustand der Erschöpfung, der Krebs kann voranschreiten.

Diese Einsichten in den Prozess der Metastasengründung weisen auf Therapieansatzpunkte hin, die ein Entstehen der Metastasen im Keim ersticken helfen. 

So könnte einmal das identifizierte MCSP selbst ein Therapieziel werden oder aber eine Stärkung der frühen Immunabwehr verhindern, dass die Melanomzellen sich durch das Neuralleisten-Stammzellprogramm der Immunattacke entziehen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Prof. Dr. Christoph Klein
Experimental Medicine and Therapy Research
Universität Regensburg
Tel: +49 (0)941 944 6720
E-Mail: christoph.klein@klinik.uni-regensburg.de

Originalpublikation:
“MCSP+ metastasis founder cells activate immunosuppression early in human melanoma metastatic colonization” DOI: 10.1038/s43018-025-00963-w

Scooter-Unfälle mit Schwerverletzten

E-Scooter sind immer wieder in Unfälle mit schweren Verletzungen verwickelt. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass diese Unfälle deutschlandweit klare Muster aufweisen: 

Sie finden oft nachts und am Wochenende statt, die Verletzten sind häufig männlich und alkoholisiert. 

Die Autoren fordern daher Schutzmaßnahmen, die darauf abgestimmt sind.

Seit 2020 werden E-Scooter-Unfälle mit Schwerverletzten im TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erfasst. Diese Daten wurden jetzt von der Forschungsgruppe für Verkehrssicherheit am TUM Klinikum analysiert. In den ersten drei Jahren nach Beginn der Erfassung wurden demnach 538 Menschen bei E-Scooter-Unfällen schwer verletzt. Die weitaus häufigsten Verletzungen betrafen den Kopf und das Gesicht. Mehr als 80 Prozent der Schwerverletzen wurden auf der Intensivstation behandelt. 26 Personen starben an ihren Verletzungen.

Hoher Männeranteil, häufig Alkohol im Spiel

Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 44,3 Jahre, gut 78 Prozent waren männlich. „Jüngere Männer sind deutlich häufiger betroffen, wenn man die Daten mit Informationen zu Unfällen mit Fahrrädern, Autos oder zu Fuß vergleicht“, sagt Privatdozent Dr. Dr. Michael Zyskowski, Mitautor, Leiter der Forschungsgruppe und Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie der TUM. Bei vergleichbar schweren Unfällen mit Fahrrädern lag der Altersdurchschnitt beispielsweise bei 54,5 Jahren, der Männeranteil bei 72 Prozent.

62 Prozent der schwerverletzten E-Scooter-Fahrenden, die getestet wurden, hatten Alkohol im Blut. Bei einem Drittel lag der Alkoholpegel über dem gesetzlichen Grenzwert. 54 Prozent der Unfälle ereigneten sich nachts, die Hälfte am Wochenende.

Mehr Schutz durch bessere Regeln

„Die Zahl der schweren Verletzungen nach E-Scooter-Unfällen müsste nicht so hoch sein“, sagt Dr. Frederik Hartz Mitautor der Studie. Die verfügbaren Daten liefern zwar keine Informationen dazu, ob die Verletzten einen Helm trugen oder ob sie mit einem privaten E-Scooter oder mit einem Leihgerät unterwegs waren. Zumindest ein Beispiel aus Australien zeigt jedoch positive Auswirkungen von gesetzlichen Regelungen: In einigen Regionen wurde eine Helmpflicht für E-Roller eingeführt, wodurch die Zahl der Verletzungen reduziert werden konnte. Studien zu den Auswirkungen von anderen Maßnahmen, etwa von Nachtfahrverboten oder Geschwindigkeitsbegrenzungen am Wochenende, stehen allerdings noch aus.

Michael Zyskowski ist überzeugt: „Durch Prävention können wir viel erreichen. Das beginnt mit gezielter Aufklärungsarbeit über die Folgen von schweren Kopfverletzungen für die Risikogruppen.“ Gerade Leih-E-Scooter sind aus Sicht der Forschenden auch für ganz konkrete Schutzmaßnahmen geeignet: Da die Geräte digital verwaltet und freigeben werden, könnten Anbieter ohne größere technische Hürden für mehr Verkehrssicherheit sorgen. „Für mehr Verkehrssicherheit wäre es sinnvoll, die Verfügbarkeit der Scooter nachts und an Unfallhotspots zu reduzieren und die Höchstgeschwindigkeit ab einer bestimmten Uhrzeit zu drosseln“, sagt Michael Zyskowski. „Außerdem könnte man Reaktionstests zu einem festen Teil des Ausleihprozesses machen, um Alkoholfahrten zu minimieren. Zusätzlich sollten wir die Machbarkeit einer Helmpflicht prüfen, wie Italien sie vor kurzem eingeführt hat.“

Publikation:

Hartz F, Zehnder P, Resch T, Römmermann G, Schwarz M, Kirchhoff C, Biberthaler P, Lefering R, Zyskowski M: “Severe injuries in e-scooter accidents: An evaluation of data from the TraumaRegister DGU.” Dtsch Arztebl Int (2025) DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0041

MaAB - Medizin am Abend Berlin Forttbildungen VOR ORT

PD Dr. Dr. Michael Zyskowski
Technische Universität München (TUM)
TUM Klinikum
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie
Tel. +49 89 4140-5795
Michael.Zyskowski@mri.tum.de
www.unfallchirurgie.mri.tum.de

Der Body-Mass-Index (BMI)

Wer übergewichtig ist, hat ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken.

 Eine Analyse von rund 340.000 PatientInnendaten, die Josef Fritz von der Medizinischen Universität Innsbruck mit Kolleginnen in Schweden durchgeführt hat, zeigt nun, dass bei Männern die Messung des Taillenumfangs das Risiko, an Adipositas bedingtem Krebs zu erkranken, noch genauer anzeigt als der Body-Mass-Index.

Bei Frauen trifft das nicht zu. 

Die Ergebnisse stellt Fritz heute beim Europäischen Adipositas Kongress vor.

Der Body-Mass-Index (BMI), ein Wert, der sich aus dem Verhältnis von Körpergröße und Gewicht ergibt, ist ein anerkannter Marker, um Übergewicht zu messen und das damit verbundene Risiko für bestimmte Adipositas bedingte Krebsformen zu kalkulieren. Neue Forschungsergebnisse des Biostatistikers und Epidemiologen Josef Fritz von der Medizinischen Universität Innsbruck zeigen nun, dass der Taillenumfang von Männern ein noch aussagekräftigerer Risikofaktor für die Entwicklung von Adipositas bedingtem Krebs ist als der BMI. Auf Frauen trifft diese Erkenntnis jedoch nicht zu. Die Studie „Comparing waist circumference with body mass index on obesity-related cancer risk: a pooled Swedish study“ wurde kürzlich vom Journal of the National Cancer Institute (JNCI) veröffentlicht. Beim derzeit laufenden Europäischen Adipositas Kongress (ECO) in Málaga wird Fritz heute die Resultate präsentieren.

Für die Analyse wertete Fritz, der am EpiCenter (Direktor: Peter Willeit) der Medizin Uni Innsbruck und an der Universität Lund in Schweden tätig ist, gemeinsam mit seinen schwedischen Kolleginnen Ming Sun und Tanja Stocks die Daten von 339.190 Personen (Durchschnittsalter 51,4 Jahre) aus, die zwischen 1981 und 2019 in verschiedenen schwedischen Bevölkerungsgruppen erhoben wurden und glich diese mit den Krebsdiagnosen des schwedischen Krebsregisters ab. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 14 Jahren nach Erhebung des BMI und des Taillenumfangs wurden 18.185 Adipositas bedingte Krebserkrankungen registriert.

Als Adipositas bedingte Krebsarten gelten laut Definition der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) jene, für die es ausreichend Beweise für den Zusammenhang mit Übergewicht gibt: Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Rektum-, Leber-, Gallengangs-, Gallenblasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Gebärmutterschleimhaut-, Eierstock- und Schilddrüsenkrebs sowie das Nierenzellkarzinom, das Meningeom und das multiple Myelom.

Bauchfett ist bei Männern entscheidend
Die Analyse der aufbereiteten Messdaten ergab bei Männern einen eindeutigen Unterschied der Aussagekraft von Taillenumfang und BMI hinsichtlich der Risikobewertung für die Entwicklung von Adipositas bedingten Krebsformen: So war ein um etwa 11 Zentimeter größerer Taillenumfang (z.B. von 101 Zentimetern gegenüber 90 Zentimetern) mit einem um 25 Prozent höheren Risiko verbunden, an übergewichtsbedingtem Krebs zu erkranken. Ein BMI-Anstieg um 3,7 kg/m² (z. B. ein Vergleich eines BMI von 27,7 kg/m² gegenüber 24 kg/m²) entsprach hingegen lediglich einem um 19 Prozent erhöhtem Risiko. Die beiden Werte – 11 Zentimeter beim Taillenumfang und 3,7 kg/m² beim BMI – entsprechen jeweils etwa einer Standardabweichung in der untersuchten Population und sind daher direkt vergleichbar.

„Der BMI sagt nichts über die Verteilung des Körperfetts aus, während der Taillenumfang ein Hinweis für abdominales Fett („Bauchfett“) ist. Diese Unterscheidung ist entscheidend, da das abdominale Fett, das sich um die Bauchorgane ansammelt, stoffwechselaktiver ist und mit weiteren gesundheitlichen Nachteilen wie Insulinresistenz, Entzündungen und erhöhten Blutfettwerten in Verbindung gebracht wird. Folglich können Personen mit ähnlichem BMI unterschiedliche Krebsrisiken aufweisen, je nach Fettverteilung“, erklärt Fritz das Ergebnis. Dieses würde darauf hindeuten, dass das Krebsrisiko, das mit dem Taillenumfang und damit mit abdominalem Bauchfett verbunden ist, spezifisch ist und nicht allein mit dem BMI gemessen werden kann.

Taillenumfang bei Frauen weniger aussagekräftig
Bei Frauen fielen die Ergebnisse der Messungen hinsichtlich des Krebsrisikos für den Taillenumfang und für den BMI jedoch ähnlich aus. Zum Beispiel war sowohl ein um etwa 12 Zentimeter größerer Taillenumfang (z.B. 92 Zentimeter gegenüber 80 Zentimeter) als auch ein um 3,7 kg/m² erhöhter BMI (z. B. BMI 28,3 kg/m² gegenüber 24 kg/m²) gleichermaßen mit einem um 13 Prozent erhöhten Risiko verbunden, an Adipositas bedingtem Krebs zu erkranken.

„Das hat uns zunächst selber überrascht. Eine plausible Erklärung ist, dass Männer dazu neigen, Fett viszeral, also direkt um die Bauchorgane, zu speichern, während Frauen im Allgemeinen mehr subkutanes Fett (unter der Haut, Anm.) an der Taille und peripheres Fett ansammeln. Folglich ist der Taillenumfang bei Männern ein genaueres Maß für viszerales Fett als bei Frauen. Dies könnte den Taillenumfang zu einem stärkeren Risikofaktor für Krebs bei Männern machen und erklären, warum der Taillenumfang bei Männern zusätzliche Risikoinformationen liefert, die über das hinausgehen, was durch den BMI vermittelt wird – bei Frauen jedoch nicht“, interpretiert Fritz das Ergebnis. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Fettverteilung bei der Einschätzung des Krebsrisikos stärker berücksichtigt werden sollten. Weitere Forschung ist notwendig, um diese biologischen Unterschiede besser zu verstehen“, schließt er daraus.

Statistische Herausforderung
Selbst Laien können den BMI unkompliziert berechnen (Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergröße zum Quadrat (m²), siehe z.B.: https://adipositas-gesellschaft.de/bmi/). Der Taillenumfang hingegen lässt sich schwieriger präzise und konsistent messen. „Messfehler führen dazu, dass der tatsächliche Effekt unterschätzt wird – die Ergebnisse werden gewissermaßen verwässert. Um den BMI und den Taillenumfang direkt vergleichen zu können, haben wir die Daten statistisch bereinigt und die zufälligen Messfehler mithilfe der sogenannten Regression Dilution Ratio-Methode korrigiert“, erklärt Studienleiter Fritz. Bei der Berechnung des relativen Risikos für übergewichtsbedingten Krebs berücksichtigten die WissenschafterInnen außerdem weitere Einflussfaktoren, darunter Alter, Rauchverhalten sowie sozioökonomische Merkmale wie Bildung, Einkommen, Geburtsland und Familienstand.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Dipl.-Ing. Josef Fritz PhD
Institut für Klinische Epidemiologie, Public Health, Gesundheitsökonomie, Medizinische Statistik und Informatik
E-Mail: Josef.Fritz@i-med.ac.at

Originalpublikation:
Ming Sun et al., Comparing waist circumference with body mass index on obesity-related cancer risk: a pooled Swedish study, JNCI: Journal of the National Cancer Institute, 2025, djaf075, https://doi.org/10.1093/jnci/djaf075