Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Prof. Wiebke Fenske leitet die Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselmedizin am Universitätsklinikum Bonn
Prof. Dr. Wiebke Kristin Fenske übernimmt die Leitung der Sektion für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselmedizin am Universitätsklinikum Bonn.
- Die 40-Jährige will die Behandlung von Adipositas und deren Begleiterkrankungen ausbauen und dafür eine hochspezialisierte Einheit auf dem Campus Venusberg etablieren.
- Dabei setzt sie auf die Adipositas-Chirurgie und erforscht den Einfluss von krankhaftem Übergewicht auf das Gehirn als Schaltzentrale für den Stoffwechsel.
Sie will Ansatzpunkte für nicht-operative, aber dennoch langfristig wirksame Adipositas-Therapien finden.
Hierzu erhielt sie 2018 unter anderem ein Else Kröner-Exzellenzstipendium.
Neues Stoffwechsel & Adipositas-Zentrum: Prof. Wiebke Fenske leitet jetzt die Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Bonn. © Alessandro Winkler / UK Bonn
Ihre akademische Laufbahn führte Prof. Fenske von 2010 bis 2012 an das Imperial College London.
Dort beschäftigte sie sich erstmals mit der Neuroendokrinologie. Jetzt kommt sie vom Universitätsklinikum Leipzig, wo sie zuletzt als Oberärztin der Klinik für Endokrinologie und Nephrologie tätig war. Zudem leitete sie dort die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Arbeitsgruppe „Neuroendokrine Adipositasforschung“ am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen.
„Wir müssen unsere Patienten ganzheitlich sehen und sie auf ihrem individuellen Leidensweg abholen“, sagt Prof. Fenske, die einen riesigen Bedarf an einer gezielten Adipositas-Behandlung sieht. So leidet in Deutschland fast jeder Dritte an krankhaftem Übergewicht und seinen stoffwechselbedingten Folgeerkrankungen.
- Neben erblichen und hormonellen Faktoren können vor allem eine falsche Ernährung und Bewegungsmangel Ursachen für eine Adipositas sein.
- Die Folgen sind oft gravierend, wie Diabetes, Bluthochdruck sowie schwere Erkrankungen des Herzens und der Lunge, aber auch psychische Belastungen und soziale Ausgrenzung.
Als neue Leiterin der Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselmedizin an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn will Prof. Fenske ihren Fachbereich weiter ausbauen – unter anderem auch in Bezug auf gewichtsreduzierende Chirurgie.
Neben einer differenzierten Diagnose gibt es für die Adipositas-Behandlung konservative Therapieansätze wie Ernährungsberatung, Bewegungs- und Verhaltenstherapie.
Auch werden die Folgeerkrankungen behandelt.
„In der Endokrinologie ist eine enge fächerübergreifende Zusammenarbeit essentiell für unsere Patienten“, sagt Prof. Fenske, die dazu auf eine starke kooperative Vernetzung, sowohl innerhalb als außerhalb der Klinik setzt. Zudem kommt es ihr sehr entgegen, sich hier am Standort Bonn verstärkt mit der Immunologie und dem DZNE austauschen zu können: „In der Kooperationsmöglichkeit möchte ich auch klinischer Ansprechpartner für die Institute sein.“
Kein Jo-Jo-Effekt, wie nach einer Diät
Ein Schwerpunkt von Prof. Fenske ist Adipositas-Chirurgie und deren Einfluss auf die Hirnregionen, die das Essverhalten kontrollieren: „Es ist derzeit die einzige Option, langfristig das Gewicht zu reduzieren, die wir unseren Patienten anbieten können.“
- Bei einer Magen-Bypass-Operation wird nicht nur der Magen verkleinert, sondern auch der vordere Abschnitt des Zwölffingerdarms von der Nahrungspassage ausgeschaltet.
Infolge wird nur noch ein Teil der Nahrung aufgenommen und verdaut.
Zudem ändern Betroffene nach der Operation ihre Ernährungsgewohnheiten, sind unter anderem früher satt und bevorzugen fettarme, gesunde Nahrung.
- „Auch Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen bilden sich zurück, so sind viele Betroffene bereits wenige Tage nach dem Eingriff nicht mehr insulinpflichtig.“
Die Bonner Spezialistin erforscht am Tiermodell, wie diese bariatrische Chirurgie bei adipösen Menschen die gestörte Kommunikation des Darms über Botenstoffe mit dem Gehirn positiv beeinflusst.
Dieser Signalweg steuert den Appetit auf Fettiges und das Sättigungsempfinden.
- „Durch den Magenbypass wird auch die nahrungsabhängige Dopamin-Ausschüttung im Gehirn wieder auf das Doppelte erhöht.
Das deutet daraufhin, dass adipöse Menschen mehr fettreiche Nahrung konsumieren müssen, um den denselben Spiegel an ‘Glückshormon’ zu erreichen, der uns eine Mahlzeit beenden lässt“, sagt Prof. Fenske.
- Über das Verständnis, wie das Wechselspiel zwischen Darm und Gehirn funktioniert und auf den Stoffwechsel wirkt, will sie alternative nicht-operative und dennoch langfristig wirksame Adipositas-Therapien entwickeln.
Knappbemessene Freizeit gehört der Familie
Die Adipositas-Spezialistin freut sich, auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die ihr am Bonner Standort zuzüglich der Exzellenz-Expertise geboten werden. Auch ist sie gespannt darauf, mit ihrem Mann und den beiden Töchtern im Alter von sechs Jahren und zehn Monaten die Bonner Region zu erkunden.
Zudem liebt sie Hausmusik mit der Familie.
Auch lässt sie es sich nicht nehmen, mit dem Fahrrad den Venusberg hinauf zu ihrer neuen Wirkungsstätte zu fahren.
„Sportlicher Ausgleich hat mir in letzter Zeit gefehlt.“
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Prof. Dr. Wiebke Kristin Fenske
Leiterin der Sektion für Endokrinologie und Diabetologie
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