Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Studienzentrum MV-Fit/SHIP-AGE am Kreiskrankenhaus Wolgast eröffnet
- Wie bleiben wir lange gesund und welche Rolle spielt dabei die Niere?
In dieser Woche wurde am Kreiskrankenhaus Wolgast das Untersuchungszentrum für die neue Gesundheitsstudie MV-Fit/SHIP-AGE der Universitätsmedizin Greifswald eröffnet.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung fand eine Ausstellung mit dem preisgekrönten Fotografen Karsten Thormaehlen statt, der 50 Arbeiten aus seiner Serie „Young at Heart“ mit jung gebliebenen Seniorinnen und Senioren zeigte.
Zu den Gästen zählte auch der Direktor des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin Köln, Prof. Jens Jordan.
Wollen jetzt durchstarten – das Studienteam MV-Fit (nicht vollständig) mit Studienleiter Prof. Maik Gollasch (mi.). Foto: UMG/Annina Rehbein Heike Kynast (v.li. Studienschwester), Dr. Julia Rüdebusch (Projektkoordinatorin), Prof. Maik Gollasch (Studienleiter), Sophie Oldag (Leitende Studienschwester) und Oberarzt Dr. Marwan Mannaa.
MV-Fit (Mecklenburg-Vorpommern Frailty Interventional Trial) ist eine großangelegte Gesundheitsstudie, die sich intensiv mit dem Thema „Gesundes Altern“ auseinandersetzt.
Die Studie wird von Prof. Maik Gollasch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D (Geriatrie) an der Universitätsmedizin Greifswald, geleitet und in Höhe von 2,6 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Eigens für die Studie wurde im Kreiskrankenhaus Wolgast ein modernes Geriatrisches Untersuchungszentrum eingerichtet.
Die
künstlerische Ausgestaltung lag in den Händen des
„Jahrhundertfotografen“ Karsten Thormaehlen, der sich mit seinen
beeindruckenden Porträts von über 100-jährigen weltweit einen Namen
gemacht hat.
„Mit der Studie MV-Fit starten wir heute nicht nur ein weiteres
ambitioniertes und innovatives Forschungsvorhaben. Zugleich knüpfen wir
an unsere langjährige erfolgreiche Bevölkerungsmedizin an, mit der wir
neue Maßstäbe für eine bessere Prävention und Krankenversorgung setzen
konnten“, betonte der Wissenschaftliche Vorstand der Unimedizin
Greifswald, Prof. Karlhans Endlich.
„Insbesondere von der Einbeziehung
der in unserem Bundesland in der Bevölkerung weit verbreiteten
eingeschränkten Nierenfunktion und der Folgen erhoffen wir uns wichtige
neue Erkenntnisse.“
- Chronische Nierenerkrankungen (CKD) sind ein entscheidender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit bei älteren Menschen.
- Mecklenburg-Vorpommern hat laut der Greifswalder SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) bei eingeschränkten Nierenfunktionen die höchste Verbreitung in Deutschland und Europa.
- Mit der MV-Fit-Studie in einer Laufzeit von zunächst drei Jahren sollen wissenschaftliche Erfahrungen gewonnen werden, um Nierenkrankheiten und Gebrechlichkeit zukünftig möglichst frühzeitig zu erkennen und Stürze zu vermeiden.
Ziel ist ein
gesundes Altern mit einem möglichst langen eigenständigen und
selbstbestimmten Leben.
Mehrere Untersuchungswellen geplant
„In unserer Studie MV-Fit analysieren und bewerten wir den
Gesundheitszustand von Frauen und Männern ab 65 Jahren im Sinne eines
gesundes Alterns“, erläuterte Studienleiter Prof. Maik Gollasch.
„Die Analyse und Bewertung dient der Vermeidung von Gebrechlichkeit (Frailty) und Stürzen im Alter.
Wir wollen dabei schwerpunktmäßig die Auswirkungen einer eingeschränkten Nierenfunktion auf die Gebrechlichkeit bei älteren Menschen untersuchen und können dafür auch den umfangreichen Datenschatz der langjährigen SHIP-Studie nutzen.“
- In der Studie erhalten alle Teilnehmenden eine sehr umfangreiche geriatrische Untersuchung, die Messungen des Blutdrucks und Kreislaufs, der körperlichen Aktivität, der Nierenfunktion, Knochendichte, Muskelmasse und Fettverteilung.
„Aus den Ergebnissen leiten wir persönliche Empfehlungen wie beispielsweise therapeutische Trainingsprogramme, altersgerechte Ernährung und Medikamentenverträglichkeit ab und stellen diese den Probanden zur Verfügung“, so der Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Nephrologie.
Die Untersuchungen sollen regelmäßig über drei Jahre wiederholt werden, um mittel- und langfristige Veränderungen im Gesundheitszustand älterer Menschen erforschen zu können.Einzigartige Komplexität der Untersuchungen
Bei den etwa vier- bis sechsstündigen Untersuchungen mit Pausen kommen eine Vielzahl neuster Messmethoden zum Einsatz.
So erfolgt die Sturzrisikoeinschätzung durch einen elektronischen Ganganalysenteppich, der mit 30.000 Sensoren ausgestattet ist.
Die Knochendichtemessung (DXA) wird mit einem digitalen Röntgenverfahren mit minimaler Strahlendosis erfasst.
Mittels bioelektrischer Impedanzanalyse kann die
Körperzusammensetzung bestimmt werden.
Die Finapres-Methode gilt als Goldstandardverfahren der unblutigen ganzheitlichen Kreislaufmessung.
Die Pulswellenanalyse gibt Aufschluss über die Funktionsweise des Gefäßsystems und der Kreislaufsituation.
Eine umfassende Nierenfunktionsuntersuchung dient der genauen Bestimmung der Leistungsfähigkeit des Hochleistungsorgans.
Zum Untersuchungsprogramm gehören ferner medizinische Basismessungen,
ein Interview und drei Fragebögen zum Allgemeinbefinden, zum
Schlafverhalten und zur Beweglichkeit.
„Das Untersuchungsprogramm bietet eine einzigartige Komplexität an
Informationsgewinnung“, unterstrich Prof. Maik Gollasch, „die uns
weitreichende Erkenntnisse ermöglichen kann.“ Zum Team gehören zwei
Fachärzte, eine Studienkoordinatorin sowie vier Studienschwestern.
Kooperation mit der Raumfahrtmedizin
Die Sprungkraft der Beine wird direkt mittels einer speziellen
Sprungkraftplatte gemessen. Diese Methode wurde am Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln entwickelt, um die Sprungkraft von
Astronautinnen und Astronauten vor und nach Flügen in das Weltall zu
beurteilen. Die Sprungkraft wird vollautomatisch bestimmt, auch wenn ein
sichtbares Abheben nicht möglich ist.
„Am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin forschen wir, um
Menschen im Weltraum, in der Luftfahrt und auf der Erde gesund und
leistungsfähig zu erhalten. Dabei gibt es viele Berührungspunkte
zwischen Raumfahrtmedizin und Altersmedizin“, hob der Direktor Prof.
Jens Jordan hervor. „Die extremen Umweltbedingungen im Weltraum wie
Schwerelosigkeit, Strahlenbelastung und Isolation bewirken körperliche
Abbauprozesse, die einer Alterung im Zeitraffer gleichen. Dem wollen wir
effektiv entgegenwirken, um sichere astronautische Raumfahrt zu
ermöglichen, aber auch Menschen in höherem Lebensalter gesund zu
erhalten. Umgekehrt können wir in der Luft- und Raumfahrtmedizin viel
von älteren Menschen lernen. Die Kooperation mit MV-Fit bietet dafür
fantastische Möglichkeiten.“
Jung im Herzen - Wertschätzung durch individuelle Gestaltung
Das Studienzentrum, das aus mehreren speziellen Untersuchungsräumen
besteht, wurde mit großformatigen Fototapeten des Künstlers Karsten
Thormaehlen ausgestaltet. Es zeigt die aktiven Protagonisten des
Fotografen und auch 20 Hundertjährige, die er in vielen Ländern für die
Ewigkeit eingefangen hat.
Der Rheinland-Pfälzer war weltweit für Konzerne und ihre Werbekampagnen
unterwegs, bevor er sich international einen Namen als
„Jahrhundertfotograf“ gemacht hat. Seit vielen Jahren befasst sich der
58-Jährige mit demografischen und soziokulturellen Auswirkungen
alternder Gesellschaften und sucht dabei insbesondere den Kontakt und
Austausch mit hochbetagten, aber junggebliebenen Seniorinnen und
Senioren. Vor allem die Lebenserfahrung, das Authentische, die innere
Ruhe und die strahlenden Augen seiner bevorzugten Zielgruppe haben es
dem Fotografen angetan.
Im Foyer des Kreiskrankenhauses Wolgast werden zudem anlässlich der
Eröffnung des neuen Studienzentrums 50 Werke aus seiner jüngsten
Fotoserie „Young at Heart“ gezeigt.
„Mich hat das Anliegen der Studienteams gereizt, durch eine individuelle
Gestaltung den Probanden eine besondere Wertschätzung
entgegenzubringen“, sagte Karsten Thormaehlen.
„Diese Menschen sind in unseren Augen weitaus mehr als nur Gegenstand der Untersuchungen. Es geht darum, die fortgeschrittene Lebensphase ins positive Licht zu rücken und die berechtigten Bedürfnisse der älteren Generation stärker wahrzunehmen.“
Diesem Ansatz schloss sich Prof. Maik Gollasch an, der auch seit 2019
das Altersmedizinische Zentrum am Kreiskrankenhaus Wolgast leitet.
„Neben den personalisierten Ansätzen für die einzelnen Probanden geht es
bei unserer Studie vor allem darum, die Gesundheitsversorgung älterer
Menschen nachhaltig zu verbessern.“
Teilnahme an der Studie MV-Fit
Frauen und Männer ab 65 Jahren, die gern an der Studie teilnehmen möchten, können sich bei dem Probandenmanagement melden:
telefonisch unter 03834–86 19 577 oder per Mail an kontakt-mvfit@med.uni-greifswald.de
Den teilnehmenden Probanden kann bei Bedarf ein Fahrdienst für die Hin- und Rückfahrt bereitgestellt werden.
Für die Teilnahme erhalten die insgesamt 820 Probanden eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro.
Telefon: 03836/257 594
Maik.Gollasch@med.uni-greifswald.de
17489 Greifswald
Postfach Greifswald
17487 Greifswald
Deutschland
Mecklenburg-Vorpommern
Constanze Steinke Universität Greifswald
Jan Meßerschmidt
Telefon: (03834) 420 1150
Fax: (03834) 420 1151
E-Mail-Adresse: jan.messerschmidt@uni-greifswald.de
DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
http://www.dlr.de/me
Karsten Thormaehlen
http://www.karstenthormaehlen.com
Universitätsmedizin Greifswald
Christian Arns
T +49 3834 86 52 88
E christian.arns@med.uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
Instagram/Twitter @UMGreifswald
Kreiskrankenhaus Wolgast gGmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Greifswald
Geschäftsführer: Toralf Giebe/Carsten Köhler
Ärztliche Direktorin: Dr. Maria Zach
Pflegedirektor: Holger Miltzow
Chausseestraße 46, 17438 Wolgast
T +49 3836 257-200
E sekretariat@kreiskrankenhaus-wolgast.de
http://www.kreiskrankenhaus-wolgast.de
http://www.facebook.com/KreiskrankenhausWolgastgGmbH