Qualitätszirkel Nieren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Cardiovascular Prevention Center @Charité

Herzinsuffizienz

Universitätzmedizin Rostock

Universitätsmedizin Greiswald

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

jkb

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

CIRS Bayern

Gender Medizin

idw

Die rauchenden Mütter

Studie mit Daten aus 14 europäischen Ländern zeigt unerwartete Langzeitfolgen familienpolitischer Maßnahmen


Eine neue Studie der Universität Wien zeigt, dass besonders lange Karenzzeiten um die Geburt eines Kindes langfristig mit einem höheren Risiko für gesundheitsschädliches Verhalten – konkret: Rauchen – verbunden sind. Das Forschungsteam rund um Sonja Spitzer analysierte die Auswirkungen von Karenzzeiten auf das Rauchverhalten von Müttern in 14 europäischen Ländern, darunter auch Österreich. Die Studie wurde aktuell im renommierten Fachmagazin Journal of Health Economics veröffentlicht und basiert auf einer Zusammenarbeit mit der Hertie School Berlin und der TU Wien.

Die Dauer der beruflichen Auszeit um die Geburt eines Kindes beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden und Einkommen von Müttern, sondern wirkt sich auch langfristig auf deren gesundheitliches Verhalten aus. In ihrer neuen Studie zeigen die Wissenschafter*innen, dass sehr lange Abwesenheiten vom Beruf mit einem höheren Risiko für dauerhaftes Rauchen verbunden sind. Gleichzeitig deuten die Ergebnisse darauf hin, dass kürzere Karenzzeiten tendenziell einen schützenden Effekt haben könnten. "Eigentlich haben wir erwartet, dass längere berufliche Auszeiten dazu führen würden, dass Mütter weniger rauchen. Unsere Ergebnisse zeigen aber eindeutig, die Wahrscheinlichkeit zum späteren Rauchen steigt mit einer längeren Karenz", erklärt die Studienautorin Sonja Spitzer, Demografin an der Universität Wien.

"Prinzipiell ist eine Karenz um die Geburt wichtig für die Gesundheit und kurzfristig überwiegt auch der gesundheitliche Schutz. Wenn die Karenzzeit aber zu lang ist, können finanzielle Belastung, soziale Isolation und berufliche Nachteile zunehmen – das Rauchen könnte ein Bewältigungsmechanismus für diesen Stress sein. Dass längere Karenzzeiten die Wahrscheinlichkeit zum späteren Rauchen erhöhen, konnten wir eindeutig zeigen. Über die genauen Gründe dahinter können wir derweil erst spekulieren, aber sie passen zu dem, was wir in der Literatur und unseren Daten andeutungsweise sehen", sagt Spitzer.

Rauchen gilt als eine der größten vermeidbaren Gesundheitsgefahren. "Unsere Ergebnisse werfen ein neues Licht auf Karenzregelungen: Karenzzeiten sollen Eltern entlasten, sie können jedoch auch unbeabsichtigte Nebeneffekte auf die Gesundheit haben – insbesondere dann, wenn finanzielle Unsicherheit rund um die Geburt besteht", sagt Spitzer.

Das Forschungsteam verknüpfte großflächige Umfragedaten von über 8.500 Müttern aus dem europaweiten SHARE-Datensatz mit historischen Informationen zu gesetzlichen Karenzregelungen in 14 europäischen Ländern zwischen 1960 und 2010. Für Österreich sind die neuen Studienergebnisse besonders relevant: Mit durchschnittlich 27 Monaten Unterbrechung der Erwerbstätigkeit um die Geburt zählt Österreich zu den Ländern mit den weltweit längsten Karenzzeiten von Müttern. Mithilfe eines ökonometrischen Verfahrens – dem Instrumentvariablenansatz – wurde der kausale Effekt der Karenzdauer auf das spätere Rauchverhalten untersucht.

Ein zusätzlicher Monat Karenz erhöht die Wahrscheinlichkeit, später im Leben zu rauchen, um 1,2 Prozentpunkte. Pro zusätzlichem Karenzmonate steigen auch die Gesamtdauer des Rauchens (+7 Monate), die Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten (+0.2 Zigaretten täglich) und die sogenannten "Pack Years" (+0.6). Besonders betroffen sind Mütter, die um die Geburt keine finanzielle Unterstützung durch einen Partner erhalten haben. "Finanzielle Sorgen in einer ohnehin sensiblen Lebensphase wie rund um die Geburt können den Druck zusätzlich erhöhen – dieser Stress scheint sich langfristig besonders deutlich im Gesundheitsverhalten niederzuschlagen", so Spitzer. Weniger lange Karenzzeiten scheinen in Bezug auf das Rauchverhalten hingegen potenziell schützend zu wirken. Die Ergebnisse legen nahe, dass die optimale Dauer von Karenzzeiten sorgfältig abgewogen werden sollte.

Damit liefern die Wissenschafter*innen eine wichtige Ergänzung zur Debatte um die Ausgestaltung familienpolitischer Maßnahmen: Wie lange ist zu lange? Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sorgfältig abgewogen werden sollte zwischen Schutz und Fürsorge um die Geburt eines Kindes, finanziellen Aspekten, Arbeitsmarktintegration und langfristige Einkommen von Müttern und gesellschaftlichen Zielen wie Geschlechtergerechtigkeit – und natürlich der Gesundheit der Mütter.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Dr. Sonja Spitzer
Institut für Demographie, Universität Wien
1010 Wien, Dominikanerbastei 16
T +43 1 51581 7753
M +43 650 79 64 633
sonja.spitzer@univie.ac.at
www.univie.ac.at

Originalpublikation:
Renner, A.-T., Shaikh, M., Spitzer, S. (2025; forthcoming): Absence from work and lifetime smoking behavior: Evidence from European maternal leave policies. In Journal of Health Economics.
DOI: 10.1016/j.jhealeco.2025.103004
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0167629625000396?via%3Dihub

Das Prostatakarzinom

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom überarbeitet. Die wichtigsten Neuerungen in der Leitlinie betreffen die Empfehlung zu einer risikoadaptierten PSA-basierten Früherkennung, den erweiterten Einsatz der MRT-Diagnostik und die Empfehlung zur aktiven Überwachung bei Niedrigrisiko-Tumoren. Die Tastuntersuchung der Prostata wird zur Früherkennung ausdrücklich nicht mehr empfohlen, bleibt aber fester Bestandteil der individuellen Risikoabschätzung und urologischen Diagnostik.
Finanziert wurde die Aktualisierung der Leitlinie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie.


Prostatakrebs ist mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Laut Robert Koch-Institut gab es im Jahr 2022 rund 74.900 Neuerkrankungen. Der Tumor ist eine Alterserkrankung, vor dem 50. Lebensjahr tritt das Prostatakarzinom selten auf.

Früherkennung: PSA-Test als neuer Standard – Tastuntersuchung bei Bedarf weiter relevant

Im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung übernehmen Krankenkassen für Männer ab 45 Jahren eine jährliche Tastuntersuchung, die digital-rektale Untersuchung (DRU).
Erstmals spricht die Leitlinie nun ausdrücklich eine negative Empfehlung zur DRU in der Früherkennung aus. Stattdessen soll nach Empfehlung der Leitlinie Männern ab 45 Jahren – nach ärztlicher Beratung – ein PSA-basiertes Screening angeboten werden, bei dem der Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) bestimmt wird. Ist der bestimmte Wert sehr niedrig, soll die Kontroll-Untersuchung erst nach fünf Jahren erfolgen, ansonsten alle zwei Jahre. Ab einem bestätigten PSA-Wert über 3 ng/ml soll aber eine weitere Abklärung folgen. Die DRU kann dabei ergänzend im Rahmen der individuellen Risikoabschätzung eingesetzt werden, etwa bei auffälligem PSA-Wert oder klinischem Verdacht auf andere Erkrankungen.

„Studien zeigen, dass die Tastuntersuchung dem PSA-Test deutlich unterlegen ist. Sie führt sowohl zu zu vielen falsch-negativen als auch zu vielen falsch positiven Befunden, deren weitere Abklärung mit Risiken verbunden ist. Die neue Empfehlung gegen die DRU und für die neue PSA-basierte Strategie ist ein Beispiel für evidenzbasierte, risikoadaptierte Früherkennung“, so Professor Marc-Oliver Grimm vom Universitätsklinikum Jena. Er ist Koordinator und Sprecher der Leitliniengruppe. „Wir hoffen, dass der Gemeinsame Bundesausschuss auf Basis dieser Empfehlungen die Regelungen zur gesetzlichen Früherkennung prüft und entsprechend anpasst.“

Diagnostik: MRT gestärkt – weniger unnötige Biopsien

Das Kapitel „Diagnostik“ wurde grundlegend überarbeitet. Die Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata wurde in der Primärdiagnostik gestärkt, differenziert nach Risiko und diagnostischer Konsequenz. Eine wesentliche Neuerung: Bei PI-RADS 1 und 2-Befunden, die auf eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms hinweisen, soll auf eine Biopsie verzichtet werden.

Außerdem enthält die Leitlinie aktualisierte Diagnostik-Empfehlungen für:
• Indikation und Durchführung bildgestützter Biopsien
• Diagnostik bei familiärer/genetischer Belastung (inkl. Empfehlung zur humangenetischen Beratung)
• Stadieneinteilung auf Basis moderner Bildgebung (inkl. MRT und PSMA-PET/CT).

Therapie: Überwachung statt Überbehandlung bei Niedrigrisiko

Eine der zentralen therapeutischen Änderungen betrifft die Behandlung lokal begrenzter Niedrigrisiko-Tumoren, die häufig keiner Behandlung bedürfen: Hier wird ausschließlich die aktive Überwachung empfohlen, nicht mehr die primäre lokale Therapie durch Operation oder Bestrahlung. Auch für sogenannte günstige-intermediäre Tumoren hat diese Strategie an Bedeutung gewonnen.

„Therapien des Prostatakarzinoms sind oft mit Nebenwirkungen und Einschränkungen der Lebensqualität verbunden“, sagt Grimm. „Mit der aktiven Überwachung vermeiden wir Überbehandlungen und behalten gleichzeitig den Patienten im Blick, um Handeln zu können, sobald es nötig ist.“

Für das metastasierte Setting wurde die Leitlinie um neue Therapieoptionen ergänzt.

Die aktualisierte S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom.
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/


Das Leitlinienprogramm Onkologie

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 34 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie

Mit rund 7700 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) die größte Vertretung deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie. Als medizinische Fachgesellschaft fördert die DGU Wissenschaft, Forschung, Innovation, Fort- und Weiterbildung in der Urologie. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende hochqualifizierte Versorgung urologischer Patientinnen und Patienten in Deutschland. Das eigene Wissenstransferzentrum UroEvidence ermöglicht die systematische Evidenzaufarbeitung und organisatorische Unterstützung für Leitliniengruppen innerhalb der Urologie.
Mehr unter: https://www.urologenportal.de/

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. Die über 8.300 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16 Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder sind in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. Mehr: https://www.krebsgesellschaft.de/

Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V.
Franziska Gätcke
Tel: 030 8870 833 11

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Clara Teich und Angelina Gromes
Tel: 030 3229329-16/60
Weitere Informationen finden Sie unter
Zur aktualisierten Leitlinie