Qualitätszirkel Nieren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Cardiovascular Prevention Center @Charité

Herzinsuffizienz

Universitätzmedizin Rostock

Universitätsmedizin Greiswald

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

jkb

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

CIRS Bayern

Gender Medizin

idw

Wirkung der sogenannten Abnehmspritze

Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, aber auch psychische Erkrankungen. 

Prof. Dr. Kerstin Stemmer, Professorin für Molekulare Zellbiologie am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Augsburg erklärt die Rolle der Genetik beim Abnehmen und die Wirkung der sogenannten Abnehmspritze. 

Sie forscht zu der Frage, inwiefern Fettzellen direkt mit der Bauchspeicheldrüse kommunizieren können, um die Insulinproduktion anzukurbeln.

Was ist Adipositas?

Adipositas gilt heute als chronische Erkrankung. Der Körper lagert dabei zu viel Fett ein. Medizinisch wird sie ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 diagnostiziert und stellt ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem dar. 


Sie erhöht das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Leiden, bestimmte Krebsarten, aber auch für Gelenkprobleme und psychische Erkrankungen. 


Seit 2020 wird Adipositas als eigenständige chronische Erkrankung anerkannt, zuvor galt sie nur als Risikofaktor für die genannten Erkrankungen.

Im Jahr 2024 leben weltweit rund 43 Prozent der Erwachsenen mit Mehrgewicht, darunter 16 Prozent mit Adipositas. 


Besonders alarmierend: Seit 2022 gibt es erstmals weltweit mehr adipöse Kinder und Jugendliche als untergewichtige.

Wie ist es dazu gekommen?

Unsere Umwelt und unser Lebensstil haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Hochkalorische Lebensmittel sind jederzeit verfügbar, körperliche Arbeit nimmt ab, Bewegung wird weniger – viele Tätigkeiten finden heute im Sitzen statt. Die Energiezufuhr übersteigt dauerhaft den Verbrauch. Gleichzeitig ist unser Körper noch immer auf das „Überleben“ in Zeiten des Mangels programmiert: Er speichert Energie in Form von Fett und gibt sie nur ungern wieder her.

Welche Rolle spielt die Genetik beim Zunehmen?

Viele denken: „Man muss sich nur zusammenreißen.“ Aber so einfach ist es nicht. Genetik spielt eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen liegt jedoch nicht eine einzelne genetische Ursache vor, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus Genetik, Umweltfaktoren und Verhalten. Sogar Vorlieben für bestimmte gesunde oder ungesunde Nahrungsmittel, oder ob wir uns gerne sportlich betätigen, liegen in unseren Genen. 


Heute sind mehrere hundert Genvarianten bekannt, also kleine individuelle Veränderungen in den Genen, die einen unterschiedlichen Einfluss auf das Körpergewicht nehmen können. 


So passiert es, dass manche Menschen trotz ähnlichen Lebensstils schneller zunehmen als andere. 


Bis zu einem gewissen Maß können wir unsere genetische Veranlagung beeinflussen, indem wir beispielsweise versuchen, schlechte Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Meistens fallen wir nach kurzer Zeit aber wieder in alte Muster zurück, vor allem da wir in einer stark Adipositas-fördernden Umwelt leben. In sehr seltenen Fällen liegt ein genetischer Defekt vor. Auch eine – ebenfalls seltene – Resistenz gegen das Hormon Leptin kann Übergewicht fördern.

Warum ist Abnehmen so schwer – und warum kommt das Gewicht oft wieder?

Langfristig schlank zu bleiben, erfordert daher mehr als Disziplin: Der Körper „merkt“ sich das alte Gewicht und strebt aktiv danach zurück.


Es ist wichtig zu verstehen, dass Personen mit einem BMI über 30 ihr Mehrgewicht nicht dauerhaft durch eine Diät loswerden können. 


Bei einer Diät versucht der Körper, die verlorene Energie wieder zurückzuholen – er senkt den Ruheumsatz, also den Kalorienverbrauch des Körpers im absoluten Ruhezustand, und steigert das Hungergefühl. 


Dieser Mechanismus ist tief im Stoffwechsel verankert und war früher überlebenswichtig. 


Heute führt er dazu, dass viele Menschen nach dem Abnehmen wieder zunehmen – manchmal sogar noch mehr als vorher. 


Diesen Effekt nennt man Jo-Jo-Effekt. 


Er tritt häufig bei sogenannten Crash-Diäten verstärkt auf, bei denen man in sehr kurzer Zeit viel Gewicht verliert. 


In wissenschaftlichen Studien hat man herausgefunden, dass der Ruheumsatz noch Jahre später deutlich niedriger ist und die Betroffenen deshalb wieder schnell an Gewicht zunehmen.

Was kann nun die sogenannte „Abnehmspritze“?

Ein großer Fortschritt in der Adipositastherapie ist die medikamentöse Behandlung mit sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid. 


Dieses Medikament wirkt wie ein natürliches Hormon, das nach dem Essen ausgeschüttet wird. 


Es signalisiert dem Gehirn: 


„Du bist satt.“ 


Semaglutid wirkt auf mehreren Ebenen: 


Es hemmt das Hungergefühl im Gehirn, auch Heißhungerattacken werden seltener. 


Es verlangsamt die Magenentleerung, was auch zur Sättigung beiträgt und es verbessert die Blutzuckerregulation nach dem Essen. 

Studien zeigen: 


Mit einer wöchentlichen Injektion bis maximal 2,4 mg Semaglutid können Betroffene im Schnitt etwa 15 Prozent ihres Körpergewichts verlieren. 


Dabei scheint die Wirkung bei einem hohen BMI stärker zu sein als bei einem niedrigen BMI.

Gibt es Nebenwirkungen?

Ja, wie bei jedem Medikament. 


Die Abnehmspritze darf deshalb nur unter ärztlicher Verordnung eingenommen werden. 


Die häufigsten Nebenwirkungen sind Verdauungsstörungen wie Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit.


Diese Beschwerden treten meist am Anfang auf und lassen mit der Zeit nach. 


Ernstere Nebenwirkungen wie Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase oder allergische Reaktionen sind sehr selten. 


Auch wird untersucht, ob es durch den Wirkstoff zu einem erhöhten Risiko für Schilddrüsentumore beiträgt oder bei Diabetikern zu einer Verschlechterung der diabetischen Retinopathie führen kann.

Wie lange muss man die Spritze nehmen?

Die Wirkung hält nur an, solange das Medikament regelmäßig eingenommen wird. 


Wird es abgesetzt, kehren Appetit und Gewicht oft zurück. 


Heute gehen wir davon aus, dass Adipositas eine chronische Erkrankung ist – also nicht heilbar. 


Das bedeutet: 


Viele Menschen brauchen eine langfristige oder sogar lebenslange Behandlung.

Gibt es auch neue Medikamente?

Ja. Seit 2024 ist mit Tirzepatid ein weiterer Wirkstoff auf dem Markt. 


Dieser kombiniert die Wirkung des GLP-1 mit einem ähnlich wirksamen zweiten Hormon, dem GIP. 


Der Kombinationswirkstoff unterdrückt das Hungergefühl, regt aber durch GIP noch stärker die Insulinproduktion an. 


In klinischen Studien war die Wirkung auf Blutzucker und Gewicht stärker als bei Semaglutid. 


Zudem wird intensiv an Kombinationen mit weiteren Substanzen geforscht, die Fett-, Energie- und Zuckerstoffwechsel positiv beeinflussen, aber aktuell noch nicht zugelassen sind.

Und reicht die Spritze allein aus?

Nein. 


Die Medikamente helfen beim Einstieg – aber entscheidend ist der Lebensstil. 


Damit das Gewicht dauerhaft reduziert bleibt, müssen neue, gesunde Gewohnheiten fest im Alltag verankert werden. 


Dazu gehören vor allem eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung. Entscheidend ist aber, dass diese Umstellung mit Hilfe der Abnehmspritze viel häufiger gelingt.

Woran forschen Sie zu diesem Thema?

Adipositas ist ein Risikofaktor für Typ-2-Diabetes, bei dem der Körper zunächst die Fähigkeit verliert, auf das Blutzucker-senkende Hormon Insulin zu reagieren. 


In Folge schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus, um die rückgehende Wirkung auszugleichen. 


Da Adipositas zunächst durch eine Zunahme der Fettmasse charakterisiert ist, interessierte uns in Augsburg die Frage, ob Fettzellen direkt mit der Bauchspeicheldrüse kommunizieren können, um die Insulinproduktion anzukurbeln. 


Wir konnten zeigen, dass dies tatsächlich möglich ist: Fettzellen senden sogenannte extrazelluläre Vesikel aus – winzige Bläschen, die Eiweiße, Fette oder genetische Informationen enthalten. 


Diese Vesikel können die Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinflussen – etwa die Insulinproduktion steigern oder verändern.

Ziele unserer Forschung sind: neue Therapieansätze zu entwickeln, z. B. durch gezielte Beeinflussung dieser extrazellulären Vesikel, die Frühzeichen für Diabetes noch früher und genauer zu erkennen sowie Wirkungen und Nebenwirkungen neuer Adipositas- und Diabetes-Medikamente noch besser zu verstehen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. Kerstin Stemmer
Professorin für Molekulare Zellbiologie, Biochemie und Molekularbiologie
Telefon: +49 821 598 - 71116
kerstin.stemmer@med.uni-augsburg.de

Klinische Studie zur Staphylococcus aureus-Bakteriämie (SAB)

Die Universitätsmedizin Magdeburg ist das erste deutsche Studienzentrum, das Patient:innen in die weltweit größte klinische Studie zur Staphylococcus aureus-Bakteriämie (SAB) aufnimmt.

Die internationale Plattformstudie „Staphylococcus aureus Network Adaptive Platform“ (SNAP) untersucht neue medikamentöse Behandlungsstrategien, um die Morbidität und Mortalität dieser potenziell lebensbedrohlichen Infektion zu senken. 


Die deutschlandweite Studienkoordination liegt beim Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unter der Leitung von Institutsdirektor Prof. Dr. med. Achim Kaasch.
Die Studie wird weltweit unter der Führung der University of Melbourne durchgeführt. Die Koordination in Europa übernimmt das Universitair Medisch Centrum Utrecht.

An 18 deutschen Studienzentren sollen 500 Teilnehmer:innen mit Staphylococcus aureus-Bakteriämie in die Studie rekrutiert und über 360 Tage nachbeobachtet werden. An der Universitätsmedizin Magdeburg wurde kürzlich als erstem Zentrum in Deutschland mit der Rekrutierung der Teilnehmer:innen begonnen.

Das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht weltweit die meisten infektionsbedingten Todesfälle. Eine Bakteriämie ist eine besonders schwere Infektion, bei der die Bakterien im Blut auftreten. Diese geht häufig mit einer Sepsis (auch Blutvergiftung genannt) einher. Innerhalb von drei Monaten versterben etwa ein Drittel der Patient:innen.

Die Behandlung der Erkrankung ist kompliziert und erfordert in der Regel einen Krankenhausaufenthalt, die Gabe von Antibiotika und eine sorgfältige Untersuchung bezüglich Komplikationen. 


Zurzeit werden weltweit die unterschiedlichsten Antibiotika-Therapien angewandt, ohne eindeutige Belege, welche davon die beste ist. So unterscheiden sich die Therapien in der Wahl des Antibiotikums, der Dosierung, der Therapiedauer und der Art der Verabreichung (Tabletten oder Infusionen). Es gibt wenige qualitativ hochwertige Studien, die Aufschluss über die Behandlung dieser Infektion geben. Bis zum Start der SNAP-Studie wurden weltweit weniger als 3.000 Patient:innen in interventionellen Studien zur Behandlung der Erkrankung untersucht.

Die SNAP-Studie wird voraussichtlich die wichtigste Studie der nächsten Jahre auf dem Gebiet der Staphylococcus aureus-Bakteriämie sein. Prof. Kaasch führt weiter aus: „Dies liegt einerseits an der Größe, denn mittlerweile wird die Studie in 131 Zentren in 9 Ländern durchgeführt und es wurden schon mehr als 4.400 Patient:innen in die Studie aufgenommen. Andererseits zeichnet sich die SNAP-Studie durch ein innovatives Studiendesign aus.“ Die Studie ist eine randomisierte, in den Klinikalltag eingebettete, multifaktorielle, adaptive Plattform-Studie (REMAP). Das heißt, dass innerhalb der Studie verschiedene Interventionen (z.B. Gabe verschiedener Antibiotika) parallel oder nacheinander in mehreren Studienarmen untersucht werden. Studienteilnehmer:innen können dabei in einen oder in mehrere Studienarme zufällig zugeteilt werden.

Für Personen, die nicht in die Plattform-Studie aufgenommen werden können oder möchten, besteht die Möglichkeit, ihre Daten an ein prospektives Register zu spenden. Auch hier haben weltweit schon mehr als 4.700 Patient:innen teilgenommen.

Die SNAP-Studie hat bereits jetzt relevante Ergebnisse in Bezug auf die Verwendung von Penicillin-Antibiotika erzielt, die auf internationalen Kongressen vorgestellt wurden. Das adaptive Studiendesign ermöglicht zudem die fortlaufende Entwicklung neuer Studienarme, um relevante Fragestellungen zu beantworten. So ist es möglich, auch neue Behandlungen zeitnah zu untersuchen.

Ein wichtiger Baustein ist die Sammlung und Untersuchung der aus dem Blut der Studienteilnehmer:innen isolierten Bakterienstämme. Das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene wird den Aufbau der europäischen Stammsammlung übernehmen und neue Ansatzpunkte für die Bekämpfung der Bakterien untersuchen.
Die SNAP-Studie wird in Deutschland gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (MWU) des Landes Sachsen-Anhalt sowie im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. med. Achim Kaasch
Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Kontakt: 0391/67-13392
achim.kaasch@med.ovgu.de

Jana Butzmann
Studienärztin am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Kontakt: 0391/67-25290
jana.butzmann@med.ovgu.de


Eisenmangel als Abwehrstrategie

Der Körper schützt sich vor Krankheitserregern, indem er ihnen lebenswichtiges Eisen vorenthält. 

Bei Salmonellen geht die Strategie jedoch nicht immer auf. 

Forschende der Universität Basel haben herausgefunden, dass diese Keime gezielt eisenreiche Regionen in Immunzellen aufsuchen und sich dort vermehren. 

Die Erkenntnisse, wie Erreger die Immunabwehr unterlaufen, sind wichtig für die Bekämpfung von Infektionen.

Unser Körper hält Krankheitserreger in Schach, indem er ihnen wichtige Nährstoffe wie etwa Eisen entzieht. 

Eisen ist für alle Lebewesen unverzichtbar. 


Steht Bakterien nicht genügend Eisen zur Verfügung, hören sie auf zu wachsen und sich zu vermehren – sie werden sozusagen «ausgehungert». 


Die Erreger können sich nicht weiter ausbreiten und die Infektion wird dadurch eingedämmt.

Doch nicht alle Erreger lassen sich so leicht austricksen, wie Forschende um Prof. Dr. Dirk Bumann am Biozentrum der Universität Basel nun in Mäusen herausgefunden haben. In ihrer nun in der Fachzeitschrift «Cell Host & Microbe» erschienenen Studie zeigen sie, dass sich einige Bakterien gezielt in den wenigen Körperzellen verstecken, in denen besonders viel Eisen vorhanden ist. Unbehelligt von der Immunabwehr, können sich die Erreger in diesen eisenreichen Nischen vermehren.

Eisenmangel als Abwehrstrategie

Die Forschenden haben in ihrer Arbeit Salmonellen untersucht, die als Erreger von Typhus bekannt sind. 


Um der Immunabwehr zu entgehen, nisten sich die Keime in den Fresszellen des Körpers ein. 


Diese sogenannten Makrophagen wehren sich jedoch gegen die Eindringlinge: Sie entfernen Eisen mithilfe des Transportproteins NRAMP1 aus dem Salmonellen-Versteck. Solch ein Nährstoffentzug ist eine bewährte Abwehrstrategie unseres Körpers. 


Doch die Salmonellen haben ein Schlupfloch gefunden.

«Uns hat es gewundert, dass sich Eisenmangel kaum auf die Salmonellen-Population insgesamt auswirkt. 


Dafür gab es eigentlich keine Erklärung», sagt Bumann. 


«Erst unsere Untersuchungen auf Einzelzellebene zeigten, dass ein erheblicher Teil der Salmonellen gezielt speziell eisenreiche Makrophagen aufsucht.» 


Tatsächlich befallen Salmonellen häufig Makrophagen in der Milz, die alte oder beschädigte rote Blutkörperchen abbauen. 


Da rote Blutkörperchen grosse Mengen an Eisen enthalten, sind die Abbauorte sehr eisenreich. 

Genau diese Eisenquelle zapfen die Salmonellen an.

Bakterien nutzen eisenreiche Nischen

«Wir haben in den Makrophagen der Milz zwei Populationen von Salmonellen entdeckt. Eine Gruppe lebt in eisenarmen Bereichen und vegetiert dort buchstäblich vor sich hin», erklärt Bumann. «Die zweite Population befindet sich in den Vesikeln, wo die roten Blutkörperchen abgebaut werden.»

Auch dort entfernt die NRAMP1-Pumpe das Eisen, welches dann wieder recycelt wird. Die Menge an Eisen ist dort aber extrem hoch. «Selbst wenn über 99 Prozent des Eisens herausgepumpt werden, reicht die Restmenge den Erregern aus, um sich weiter zu vermehren», so Bumann. Diese gut versorgten Bakterien sind es denn auch, die das Infektionsgeschehen dominieren.

Wettstreit zwischen Wirt und Erreger

Diese Heterogenität innerhalb eines Infektionsherds ist entscheidend dafür, dass Salmonellen im Wirt überleben und sich weiterverbreiten können. Die Studie macht zudem deutlich, wie anpassungsfähig Krankheitserreger sind und selbst ausgeklügelte Abwehrmechanismen unterlaufen.

Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die Dynamik – den Wettstreit – zwischen Wirt und Erreger. 


«Unsere Arbeit zeigt auch, wie wichtig es ist, Infektionen auf Ebene einzelner Zellen zu verstehen», sagt Bumann. «Nur wenn wir die Tricks der Erreger kennen, können wir ihnen auch etwas entgegensetzen und Infektionen wirksam bekämpfen.»

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. Dirk Bumann, Universität Basel, Biozentrum, E-Mail: dirk.bumann@unibas.ch

Originalpublikation:
Béatrice Roche, Beatrice Claudi, Olivier Cunrath, Christopher K.E. Bleck, Minia Antelo Varela, Jiagui Li, Dirk Bumann
A Salmonella subset exploits erythrophagocytosis to subvert SLC11A1-imposed iron deprivation
Cell Host & Microbe (2025), doi: 10.1016/j.chom.2025.04.013

Herzinsuffizienz-Pflegekräften

Telemedizin kann Leben retten – vor allem dort, wo der Weg zur kardiologischen Praxis weit ist. 

Eine neue Auswertung der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten TIM-HF2-Studie zeigt dies eindrucksvoll: Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten, die weit von einer kardiologischen Versorgung entfernt leben, profitieren besonders stark von der telemedizinischen Überwachung. 

Ihre Sterblichkeit war bei der digitalen Fernüberwachung deutlich geringer. Die in „Lancet Regional Health – Europe“ veröffentlichte Studie wurde beim Heart Failure Congress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt.


Bereits im Jahr 2018 zeigte die im Fachmagazin The Lancet veröffentlichte Studie TIM-HF2 (Telemedical Interventional Management in Heart Failure II), dass durch telemedizinische Unterstützung das Leben von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz in Deutschland verlängert und die Zahl der Wiedereinweisungen in Krankenhäuser reduziert werden kann. Die Ergebnisse der kontrollierten multizentrischen Versorgungsforschungsstudie unter der Leitung von Prof. Dr. Friedrich Köhler vom Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Jahr 2020 die telemedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche in die ambulante Versorgung der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen hat.

Telemonitoring wirkt unabhängig von der Pumpfunktion

Dass nicht nur Patientinnen und Patienten mit deutlich eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion (LVEF) von diesem gesetzlichen Versorgungsanspruch einen Vorteil haben, zeigt eine sogenannte prästratifizierte Sekundärauswertung der Studie, die das DHZC gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und dem Institut für Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (IMBE) im Juni 2023 im European Journal of Heart Failure veröffentlichte. Denn auch Patientinnen und Patienten mit erhaltener Pumpfunktion (kurz „HFpEF“ für Heart Failure with preserved Ejection Fraction) oder nur leicht reduzierter Pumpfunktion (kurz „HFrEF“ für Heart Failure with reduced Ejection Fraction) profitierten von der Rund-um-die-Uhr-Fernüberwachung. „Unsere Studienergebnisse haben unter anderem dazu geführt, dass die Bundesärztekammer und der Verband der Privaten Krankenversicherung eine Abrechnungsempfehlung für den Einsatz von Telemonitoring vereinbart haben, und zwar auch bei diastolischer Herzinsuffizienz“, berichtet Friedrich Köhler.

Doch wie funktioniert eine telemedizinische Betreuung? Im Rahmen der TIM-HF2-Studie übertrugen zum Beispiel spezielle mit Sensoren ausgestattete Messgeräte täglich Gesundheitswerte wie EKG, Sauerstoffsättigung, Blutdruck und Körpergewicht von Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten aus ganz Deutschland drahtlos an das Telemedizinische Zentrum (TMZ) am DHZC. Das TMZ-Team, bestehend aus Ärztinnen und Ärzten sowie spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften, reagierte sofort auf auffällige Messwerte und konnte die Therapie frühzeitig anpassen.

Wer profitiert am meisten von der Telemedizin? Patienten auf dem Land, in der Stadt, oder die mit einem langen Weg zum Kardiologen?

In einer weiteren Auswertung der TIM-HF2 Studiendaten wurden nun die Auswirkungen der Telemedizin unter drei neuen Gesichtspunkten untersucht: Wo praktiziert der Kardiologe? Wo wohnt der Patient? Und wie lang ist der Weg vom Wohnort zur kardiologischen Praxis? Also, wer profitiert am meisten von der Telemedizin – Patienten auf dem Land, in der Stadt, oder mit einer langen Autofahrt zum Kardiologen? Als Vergleich diente die Gruppe, die ohne telemedizinische Betreuung behandelt wurde.

„Die gute Nachricht ist zunächst, dass es bei der kardiologischen Behandlung keinen signifikanten Unterschied macht, ob die Patientinnen und Patienten auf dem Land oder in der Stadt leben. Die Behandlungsqualität ist in Praxen und Kliniken auf dem Land genauso gut wie in Großstädten“, erklärt Erstautor Dr. Fabian Kerwagen, Clinician Scientist am Uniklinikum Würzburg (UKW). Als Großstadt wurde eine Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern oder einer Universitätsklinik definiert. Von größerer Relevanz war jedoch die Wegstrecke. „Wir sehen, dass die individuelle Entfernung zwischen Wohnort und Praxis einen deutlichen Unterschied macht: Je weiter die Patientinnen und Patienten von ihrer kardiologischen Praxis entfernt wohnten, desto mehr profitierten sie von der telemedizinischen Betreuung“, so Kerwagen. Um die Entfernung zu berechnen wurde für sämtliche 1538 Studienteilnehmenden die schnellste Route mit dem Auto ermittelt.

Je weiter entfernt die Menschen wohnten, desto geringer war die Mortalität bei telemedizinischer Betreuung

Es ist bekannt, dass es in ländlichen Regionen die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen, aber auch die kardiovaskulär bedingte Sterblichkeit höher ist. In Städten liegt die durchschnittliche Eintreffzeit des Rettungsdienstes oft unter zehn Minuten – auf dem Land kann sie 20 Minuten und mehr betragen. Das klare Ergebnis und die signifikanten Auswirkungen der Telemedizin auf die Gesundheit dieser Gruppe mit langen Anfahrtswegen hat das Studienteam dennoch überrascht. So zeigt ein Diagramm der Studie, die jetzt im Fachmagazin „Lancet Regional Health–Europe“ veröffentlicht wurde: Je weiter entfernt die Menschen wohnten, desto größer war der durch die telemedizinische Betreuung vermittelte günstige Effekt auf Sterblichkeit und Hospitalisierungshäufigkeit.

Telemedizin kann medizinische Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sicherstellen

Stefan Störk, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz und Klinischen Forschung am DZHI, freut sich, dass sie mit dieser Studie erstmals den positiven Effekt der Telemedizin auf ihre weiter entfernt lebenden Patientinnen und Patienten zeigen konnten: „Telemedizin kann durchaus eine Brücke bauen und dazu beitragen, den Versorgungsnachteil von Menschen, die weit entfernt von einer kardiologischen Praxis wohnen, auszugleichen.“ Der Kardiologe und sein Team setzen sich schon lange für den digitalen Versorgungsansatz ein. Schließlich erfordert das komplexe Krankheitsbild der Herzinsuffizienz eine umfassende Betreuung. Entsprechend groß war die Resonanz, als Stefan Störk als korrespondierender Autor der Studie die Ergebnisse der Sekundärauswertung am 18. Mai 2025 in der Late Breaking Science Session auf dem diesjährigen Heart Failure Congress der European Society of Cardiology (ESC) in Belgrad (Serbien) vorstellte.

Durch Data-Sharing konnten 18 Paper nach der Primärpublikation erstellt werden

Friedrich Köhler ist mit gutem Grund stolz auf seine TIM-HF2-Studie, die einst vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt wurde. 


„Öffentlich geförderte Projekte verlangen Data-Sharing”, so Köhler. „Indem wir unsere Daten geteilt haben, konnten nach der primären Publikation in verschiedenen Kooperationen bisher 18 Paper veröffentlicht werden, deren Ergebnisse die Gesundheitsversorgung und die Lebensqualität vieler Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz maßgeblich beeinflussen.“

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. Stefan Störk,
Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI)
stoerk_s@ukw.de

Originalpublikation:
Fabian Kerwagen, Stefan Störk, Kerstin Koehler, Eik Vettorazzi, Maximilian Bauser, Jasmin Zernikow, Gina Barzen, Meike Hiddemann, Jan Gröschel, Michael Gross, Christoph Melzer, Karl Stangl, Gerhard Hindricks, Friedrich Koehler, Sebastian Winkler, Sebastian Spethmann. Rurality, travel distance, and effectiveness of remote patient management in patients with heart failure in the TIM-HF2 trial in Germany: a pre-specified analysis of an open-label, randomised controlled trial. The Lancet Regional Health - Europe, 2025, 101321, ISSN 2666-7762, https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2025.101321