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Die Messung der Körperwahrnehmung bei Babys

Körpersignale spielen bereits im Säuglingsalter eine Rolle in der Entwicklung

Körpersignale wie Herzschlag und Atmung begleiten uns ständig, oft unbewusst als Hintergrundrauschen unserer Wahrnehmung. Bereits in den ersten Lebensjahren sind diese Signale wichtig, da sie etwa zur Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität beitragen. Bislang ist jedoch kaum erforscht, ob und wie Babys ihre eigenen Körpersignale wahrnehmen können. Eine aktuelle Studie der Wiener Kinderstudien der Universität Wien zeigt erstmals, dass bereits 3 Monate alte Babys ihren Herzschlag wahrnehmen. Darüber hinaus untersuchte das leitende Team der Universität Wien gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Potsdam und der Royal Holloway University of London erstmals auch die Wahrnehmung der eigenen Atmung bei Säuglingen und zeigt, dass sich diese in den ersten zwei Lebensjahren entwickelt. Die Ergebnisse erscheinen aktuell im renommierten Fachjournal eLife.

Die Wahrnehmung körpereigener Signale hängt eng mit der Emotionswahrnehmung, psychischen Gesundheit und Selbstwahrnehmung zusammen. 

In den ersten Lebensjahren könnte die Wahrnehmung der eigenen Körpersignale besonders wichtig sein, da sie oft die Basis für Interaktionen mit der Bezugsperson bildet – Babys sind auf ihre Bezugsperson angewiesen, um beispielsweise auf ihre Hungersignale oder Unwohlsein angemessen zu reagieren. Zudem baut die Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität unter anderem auf der Wahrnehmung und Erfahrung des eigenen Körpers auf.

Die Studie zeigt, dass bereits 3 Monate alte Babys den eigenen Herzschlag wahrnehmen und, dass diese Fähigkeit in den ersten 2 Lebensjahren relativ stabil bleibt. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass sich die Wahrnehmung der Atmung im 2. Lebensjahr stark verbessert. Interessanterweise hängen die Wahrnehmung von Herzschlag und Atmung nicht zusammen – ähnlich wie bei Erwachsenen.

Die Messung der Körperwahrnehmung bei Babys ist eine Herausforderung, da man sie – anders als Erwachsene – nicht einfach fragen kann. Daher nutzte das Forschungsteam innovative Methoden, bei denen Augenbewegungen der Säuglinge aufgezeichnet wurden, während sie kinderfreundliche Figuren beobachteten. Diese Figuren bewegten sich entweder synchron mit Herzschlag oder Atmung des Kindes, oder sie waren zeitlich versetzt. Es zeigte sich, dass Babys bereits früh die Übereinstimmung zwischen eigenem Herzschlag bzw. Atemrhythmus und den animierten Figuren erkennen. Sie schauten länger zum Bildschirm bei den synchronen als bei den zeitlich versetzten Figuren. "Die Babys müssen erkannt haben, dass sich die Figuren zeitgleich zu ihrem Herzschlag oder der Atmung bewegten und wurden dann aufmerksamer", sagt der Leiter der Studie, Markus Tünte von der Universität Wien.

Diese Forschungsergebnisse eröffnen spannende Perspektiven für zukünftige entwicklungspsychologische Forschung. Besonders relevant ist die Frage, wie die frühe Körperwahrnehmung mit der Entwicklung emotionaler und sozialer Fähigkeiten zusammenhängt, und welche Rolle Eltern in der Entwicklung frühkindlicher Körperwahrnehmung spielen. Langfristig können solche Forschungsergebnisse genutzt werden, um eine gesunde Körperwahrnehmung, und damit auch die psychische Gesundheit von Kindern zu fördern.

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Markus Tünte, BSc MSc
Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung,
Universität Wien
1010 Wien, Liebiggasse 5
T +43-1-4277-47476
markus.tuente@univie.ac.at
www.univie.ac.at

Originalpublikation:
Respiratory and Cardiac Interoceptive Sensitivity in the First Two Years of Life. Markus R. Tünte, Stefanie Hoehl, Moritz Wunderwald, Johannes Bullinger, Asena Boyadziheva, Lara Maister, Birgit Elsner, Manos Tsakiris, Ezgi Kayhan. In eLife.
DOI: 10.7554/eLife.91579
https://elifesciences.org/articles/91579

Mitarbeiter im Schlachthof

Schlachthöfe sind wesentlicher Bestandteil der Fleischproduktion, doch die Arbeit dort ist weit entfernt von der Alltagsrealität der meisten Menschen. 

Während Fleisch für viele ein Produkt im Kühlregal ist, stehen die Beschäftigten in den Schlachthöfen vor einer besonderen Herausforderung: 

Sie müssen täglich Tiere töten, ohne sich dabei von Emotionen wie Mitleid oder Bedauern beeinflussen zu lassen. Doch wie gelingt ihnen diese „emotionale Neutralität“? Eine Studie des Soziologen Dr. Marcel Sebastian von der TU Dortmund gibt Einblicke in die Innenwelt der Schlachthofarbeit – und zeigt, mit welchen Strategien die Beschäftigten ihre Gefühle kontrollieren, um das Töten zur Routine zu machen.

Für die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Agriculture & Human Values“ erschienen ist, wurden erstmals 13 Mitarbeiter in deutschen Schlachthöfen zu ihren Emotionen beim Töten von Tieren befragt. Durch eine qualitative Inhaltsanalyse der Interviews konnte Dr. Sebastian verschiedene Techniken der Emotionsarbeit identifizieren, die den Beschäftigten helfen, eine „emotionale Neutralität“ gegenüber dem Schlachten von Tieren zu gewährleisten. Dazu gehörte insbesondere die emotionale Distanzierung von den Schlachttieren: Diese erreichten die befragten Schlachter, indem sie den Aufbau persönlicher Beziehungen zu einzelnen Tieren vermieden und ihre Aufmerksamkeit auf emotional weniger belastende Aspekte der Arbeit lenkten. Darüber hinaus trugen auch berufstypische Formen des „Framings“ zur Herstellung emotionaler Neutralität bei: Schlachttiere wurden als „Ressourcen“ betrachtet, und das Töten wurde dadurch legitimiert, dass die Tiere im Schlachthof aus Sicht der Interviewten „tierschutzgerecht“ behandelt würden.

Der Soziologe nutzte aktuelle Ansätze der Emotionssoziologie zur vertiefenden Analyse und konnte zeigen, dass die Praktiken der Emotionsarbeit nur selten bewusst wahrgenommen werden. „Vielmehr laufen sie weitgehend unterhalb der Alltagswahrnehmung als sogenannte Hintergrund-Emotionsarbeit ab“, erklärt Dr. Sebastian. Die Internalisierung dieser Emotionsarbeitstechniken zu einem routinierten emotionalen Habitus habe bei allen Befragten bereits in der Kindheit oder Jugend begonnen, da sie schon in jungen Jahren zum ersten Mal bei einer Schlachtung dabei waren oder geholfen haben.

Die Studie zeigt einerseits, wie es den interviewten Schlachtern gelungen ist, dauerhaft und täglich Tiere in großer Zahl zu töten. Andererseits wird aber auch deutlich, dass sie nicht grundsätzlich emotionslos waren. Um diese These zu überprüfen, analysierte Dr. Sebastian insbesondere solche Episoden in den Interviews, in denen „disruptive Emotionen“ auftraten, die die Gefühlsarbeit aus dem Hintergrund in den Vordergrund zwangen. Diese Episoden waren selten, zeigten aber die Relevanz der kontinuierlichen Emotionsarbeit im Hintergrund. Sie betrafen zum Beispiel die Tötung von Jungtieren oder Phasen ungewöhnlicher Massenschlachtungen wie im Zuge der BSE-Krise.

Insgesamt trägt die Studie dazu bei, relevante Forschungslücken zur Innenwelt der Fleischproduktion zu schließen. „Diese findet zumeist jenseits der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit statt, ist aber angesichts zunehmender Kontroversen um Tier-, Klima-, Gesundheits- und Arbeitsschutz von wachsender gesellschaftlicher und politischer Relevanz“, sagt der Soziologe. „Umso wichtiger ist es, die Perspektive auch auf diejenigen zu richten, die direkt und täglich am Fließband stehen.“ Die aktuelle Studie reiht sich ein in die Forschungsarbeiten von Dr. Marcel Sebastian. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Umweltsoziologie mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung hat er sich auf gesellschaftliche Beziehungen zu Tieren spezialisiert, die er aus verschiedenen soziologischen Perspektiven untersucht.

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Dr. Marcel Sebastian
Fakultät Sozialwissenschaften, Umweltsoziologie
E-Mail: marcel.sebastian@tu-dortmund.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1007/s10460-025-10713-4

Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs

Metastasierter Brustkrebs erfordert eine komplexe und langwierige Behandlung, deren Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patientinnen beeinträchtigen. 

Dazu gehören oftmals auch sexuelle Probleme. Forschende am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am NCT Heidelberg zeigten nun in einer großen internationalen, randomisierten Sport-Interventionsstudie, dass Frauen, die ein angeleitetes neunmonatiges Trainingsprogramm erhielten, über signifikant weniger Beschwerden berichteten als Frauen, die kein Training absolvierten.

Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs ist mit einer Vielzahl an unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Doch im Gegensatz zu klinischen Nebenwirkungen (z. B. Neutropenie, Übelkeit oder Erbrechen), für die es anerkannte Behandlungsempfehlungen gibt, sind sexuelle und vaginale Probleme oftmals noch ein Tabuthema, über das nur selten gesprochen und auch wenig geforscht wird.

In der internationalen, randomisiert-kontrollierten PREFERABLE-EFFECT-Studie wurden 355 Frauen mit metastasiertem Brustkrebs über einen Zeitraum von neun Monaten wiederholt zu Symptomen und Problemen befragt. Die Hälfte der Teilnehmerinnen absolvierte ein neunmonatiges angeleitetes Trainingsprogramm, bestehend aus zweimal wöchentlich Kraft-, Ausdauer- und Gleichgewichtsübungen für jeweils eine Stunde. Die Kontrollgruppe erhielt nur allgemeine Bewegungsempfehlungen. Die kürzlich publizierten primären Analysen hatten signifikante Verbesserungen bei Fatigue und der Lebensqualität durch das Training gezeigt (Hiensch et al. Nature Medicine 2024). Eine aktuelle Auswertung der Studiendaten am DKFZ konzentrierte sich nun auf die Angaben zu sexuellen und vaginalen Problemen sowie auf andere weniger beachtete Symptome.

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Studienteilnehmerinnen zu Beginn der Untersuchung unter niedriger sexueller Aktivität, geringem Interesse an Sex, eingeschränkter sexueller Zufriedenheit, vaginaler Trockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr litten. Das angeleitete Trainingsprogramm führte zu einer Verbesserung.

So hatten die Teilnehmerinnen der Trainingsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nach sechs Monaten um durchschnittlich sechs Punkte höhere Werte an sexueller Aktivität/Interessen, wenn diese auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet wurden. Dieser Unterschied war statistisch signifikant und ist als geringer bis moderater Effekt einzuordnen, der auch noch nach neun Monaten bestand. In der Trainingsgruppe erhöhte sich zudem der Anteil der Frauen, die Sex als angenehm empfanden. Auch vaginale Probleme verbesserten sich nach sechs Monaten statistisch signifikant, wobei der Trainingseffekt bei den unter 50-jährigen Frauen am ausgeprägtesten war. Darüber hinaus zeigte sich bei den Patientinnen unter Chemotherapie durch das Training eine signifikante Linderung weiterer Chemotherapie-Nebenwirkungen, wie Schmerzen im Mundbereich und gereizte Augen.

„Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Bewegung als unterstützende Maßnahme, um die Lebensqualität von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs zu verbessern“, sagt Seniorautorin Karen Steindorf, Abteilungsleiterin am DKFZ und am NCT Heidelberg. Aktuell laufen im PREFERABLE-Projekt weiterführende Analysen, unter anderem an Blutproben der Teilnehmerinnen, um die Wirkmechanismen und mögliche modifizierende Faktoren besser zu verstehen. Dadurch sollen die Trainingsprogramme in Zukunft noch individueller für jede Patientin angepasst und die Wirksamkeit weiter gesteigert werden.

M.E. Schmidt, A.E. Hiensch, J. Depenbusch, E.M. Monninkhof, J. Belloso, D. Clauss, N. Gunasekara, M. Trevaskis, H. Rundqvist, J. Wiskemann, J. Müller, M.G. Sweegers, A. Schneeweiss, R. Altena, J. Kufel-Grabwska, R.M. Bijlsma, L. van Leeuwen-Snoeks, D. ten Bokkel Huinink, G. Sonke, S. Brandner, P. Savas, Y. Antill, M. White, N. Ancizar, E. van der Wall, N.K. Aaronson, E. Senkus, A. Urruticoechea, E.M. Zopf, W. Bloch, M.M. Stuiver, Y. Wengstrom, A.M. May, K. Steindorf: Impact of Exercise on Sexual Health, Body Image, and Therapy-related Symptoms in Women with Metastatic Breast Cancer: The Randomized Controlled PREFERABLE-EFFECT Trial
International Journal of Cancer 2025, DOI: https://doi.org/10.1002/ijc.35429

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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Dr. Sibylle Kohlstädt
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
www.dkfz.de

Originalpublikation:
M.E. Schmidt, A.E. Hiensch, J. Depenbusch, E.M. Monninkhof, J. Belloso, D. Clauss, N. Gunasekara, M. Trevaskis, H. Rundqvist, J. Wiskemann, J. Müller, M.G. Sweegers, A. Schneeweiss, R. Altena, J. Kufel-Grabwska, R.M. Bijlsma, L. van Leeuwen-Snoeks, D. ten Bokkel Huinink, G. Sonke, S. Brandner, P. Savas, Y. Antill, M. White, N. Ancizar, E. van der Wall, N.K. Aaronson, E. Senkus, A. Urruticoechea, E.M. Zopf, W. Bloch, M.M. Stuiver, Y. Wengstrom, A.M. May, K. Steindorf: Impact of Exercise on Sexual Health, Body Image, and Therapy-related Symptoms in Women with Metastatic Breast Cancer: The Randomized Controlled PREFERABLE-EFFECT Trial
International Journal of Cancer 2025, DOI: https://doi.org/10.1002/ijc.35429

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)

Das neue Medikament Sotatercept stoppt den Umbau der Lungengefäße und hilft sogar bislang austherapierten Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH).

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene Form des Lungenhochdrucks. Dieser entsteht, weil sich durch fortschreitende Gefäßveränderungen die kleinen Lungenarterien verengen. Dadurch muss die rechte Herzhälfte stärker pumpen, um das Blut in die Lunge zu transportieren, und der Blutdruck im Lungenkreislauf steigt. Seit September 2024 ist der Wirkstoff Sotatercept zur Behandlung zugelassen, der per Spritze unter die Haut verabreicht wird. Dessen Wirksamkeit wurde zuvor in der internationalen klinischen Studie STELLAR an stabilen Patientinnen und Patienten untersucht. Jetzt belegt die Nachfolgestudie ZENITH den Nutzen des Medikamentes auch bei PAH-Betroffenen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit einem hohen Risiko, innerhalb eines Jahres zu versterben. Maßgeblich beteiligt an beiden Studien ist Prof. Dr. Marius Hoeper, kommissarischer Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Wissenschaftler am Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) am Standort BREATH Hannover. „Sotatercept eröffnet uns die Möglichkeit, die Erkrankung auf völlig neue Weise zu kontrollieren – sogar bei den Patientinnen und Patienten, die bisher trotz maximaler Therapie als austherapiert galten“, betont Professor Hoeper. Die Ergebnisse der ZENITH-Studie sind im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht worden, einer international führenden medizinischen Fachzeitschrift.

Sotatercept stoppt krankhafte Signalübertragung

PAH gehört zu den seltenen Erkrankungen, ist aber sehr schwerwiegend. Betroffen sind hauptsächlich Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Die Diagnose ist schwierig, weil die Symptome wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, geschwollene Füße, Schmerzen in der Brust oder Kreislaufprobleme mit denen anderer Herz- und Lungenerkrankungen verwechselt werden. Weil der chronisch erhöhte Blutdruck im Lungenkreislauf zugleich die rechte Herzhälfte belastet, führt PAH nicht nur zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, sondern auch zu Rechtsherzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzversagen und einer reduzierten Lebenserwartung. Ursache ist eine Fehlsteuerung in den kleinen Lungenarterien.

Die kleinen Blutgefäße in unserem Körper, die vom Herzen zur Lunge führen, werden permanent umgebaut: Zellen der Gefäßinnenschicht sterben ab, neue Endothelzellen wachsen nach. Bei PAH sind diese Umbauprozesse innerhalb dieser Arteriolen aus dem Gleichgewicht geraten. Es werden mehr Endothelzellen gebildet als absterben. Anstelle einer einzelnen Endothelschicht lagern sich daher immer neue Schichten in der Gefäßinnenseite übereinander, und die Gefäße verengen sich. Der biologische Schalter für die Neubildung der Endothelzellen ist ein Protein namens Aktivin. Sotatercept wirkt als „Ligandenfalle“, blockiert die Aktivin-Funktion und unterbricht die krankhafte Signalübertragung. „Mit Sotatercept greifen wir in der Medizin zum ersten Mal überhaupt in die grundlegenden Mechanismen der Gefäßregulation ein“, sagt Professor Hoeper.

Klinischer Durchbruch in PAH-Therapie

In der ZENITH-Studie erhielten alle Teilnehmenden bereits die maximal verträgliche Standardtherapie gegen PAH. Die Patientinnen und Patienten wurden zusätzlich entweder mit Sotatercept oder einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt. Das Ergebnis: In der Sotatercept-Gruppe sank das Risiko für eine Verschlechterung, die einen längeren Krankenhausaufenthalt, eine Lungentransplantation oder sogar den Tod zur Folge hatten, um mehr als 75 Prozent im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Auch in punkto Lebensqualität, körperlicher Belastbarkeit und pulmonalem Gefäßwiderstand zeigte Sotatercept deutliche Vorteile gegenüber dem Placebo. Aufgrund dieser Überlegenheit wurde die Studie vorzeitig beendet – eine Fortführung der Placebo-Gruppe wäre aus ethischen Gründen nicht mehr zu vertreten gewesen, befand ein unabhängiges Überwachungskommitee. „So eine Entscheidung ist sehr selten und zeigt, dass wir mit Sotatercept einen klinischen Durchbruch in der PAH-Therapie erzielt und nun eine hochwirksame Behandlungsmöglichkeit für ein breites Spektrum von PAH-Betroffenen haben“, sagt Professor Hoeper.

SERVICE
Die Originalarbeit der ZENITH-Studie „Sotatercept in Patients with Pulmonary Arterial Hypertension at High Risk for Death” finden Sie unter: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2415160

Die Originalarbeit der Vorgängerstudie STELLAR „Phase 3 Trial of Sotatercept for Treatment of Pulmonary Arterial Hypertension“ finden Sie unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36877098/

Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. Marius Hoeper, 

hoeper.marius@mh-hannover.de.

Die COVID-19-Pandemie Studien

Die COVID-19-Pandemie hat kritische Schwachstellen im globalen Gesundheitssystem aufgedeckt und wichtige Lehren für eine bessere Vorbereitung auf künftige Notfälle geliefert. Ein Beispiel ist Lateinamerika, wo der Zugang zu Tests aufgrund hoher Kosten und schlechter Infrastruktur eingeschränkt war. Drei aktuelle Studien identifizieren entscheidende Lücken und ziehen Lehren für die Widerstandsfähigkeit und Gerechtigkeit der globalen Gesundheitsversorgung. 

Von diagnostischen Einschränkungen in ressourcenbeschränkten Regionen bis hin zu sozioökonomischen Unterschieden in der Testkapazität - die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit kooperativer und global gerechter Gesundheitsstrategien.

Soziale Ungleichheit beschränkt Testkapazitäten

Eine sozioökonomische Studie, die im Februar 2025 im Fachjournal BMJ Open veröffentlicht wurde, zeigt, wie sich Unterschiede in Wohlstand und Staatsführung auf die weltweiten Testkapazitäten während der COVID-19-Pandemie ausgewirkt haben. Durch die Analyse der Beziehung zwischen den Labortestkapazitäten für das SARS-CoV-2-Virus und sozioökonomischen Faktoren – insbesondere Wohlstand, Staatsführung und soziale Ungleichheit – identifiziert die Studie mögliche Faktoren für die weltweiten Unterschiede in den Testkapazitäten während der Pandemie. Basis der Studie sind Daten aus 109 Ländern in den Jahren 2020-2021.

Die Analyse zeigt große Unterschiede beim Zugang zu Tests. „Wir haben festgestellt, dass sozioökonomische und geschlechtsspezifische Ungleichheiten eine wichtige Rolle für den Zugang zu SARS-CoV-2-Tests spielen“, sagt Prof. Felix Drexler von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Hauptautor aller drei Studien. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung und die dringende Notwendigkeit, die Diagnosekapazitäten zu erhöhen, um die Ausbreitung von Krankheitserregern einzudämmen und damit die Pandemievorsorge zu verbessern.

Systemische Schwächen bei Testkapazitäten und Zugang zu Gesundheitsversorgung

Die Analyse bestätigte auch die Ergebnisse eines gemeinsamen Berichts von DZIF Wissenschaftler:innen und dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, der im November 2024 von der EU-LAC Foundation – einer gemeinsamen Stiftung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sowie den Ländern Lateinamerikas und der Karibik (LAC) – veröffentlicht wurde. In dem Bericht wurden die von COVID-19 aufgedeckten systemischen Schwächen hervorgehoben und eine Verbesserung der regionalen Kapazitäten für die Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen sowie ein fairer Rahmen für geistige Eigentumsrechte gefordert, um Innovationen zu fördern.

Große Herausforderungen in ressourcenbeschränkten Regionen

Eine dritte Studie, die im März 2025 in der Fachzeitschrift Health Policy veröffentlicht wurde, kam ebenfalls zu dem Schluss, dass diagnostische Dienstleistungen für die globale Reaktion auf COVID-19 von entscheidender Bedeutung sind, aber in ressourcenbeschränkte Regionen vor großen Herausforderungen stehen. Die Studie untersuchte die COVID-19-Diagnostik in 20 Ländern, in denen DZIF-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler während der Pandemie vor Ort neue Tests etabliert und Laborpersonal geschult hatten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Aufbau von Kapazitäten durch teure und schwer zugängliche Reagenzien, schlechte Infrastruktur und begrenzte personelle Ressourcen behindert wird. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass eine sichere Finanzierung, ein klares Mandat von regionalen und nationalen Interessenvertretern und eine starke Integration der Diagnostik für die Pandemievorsorge von entscheidender Bedeutung sind.

„Unsere gemeinsamen Erkenntnisse unterstreichen den Handlungsbedarf für eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit, eine gerechte Verteilung der Ressourcen und widerstandsfähige Gesundheitssysteme“, sagt Drexler, der am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) im Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ arbeitet. Er verweist auf die wichtigen Forschungsbeiträge, die das DZIF während und nach der Pandemie in Lateinamerika und anderen Regionen der Welt, auch in Zusammenarbeit mit den Afrikanischen Partner-Institutionen des DZIF, geleistet hat: „Die Integration dieser Lehren wird entscheidend sein, um eine integrativere globale Gesundheitslandschaft zu fördern, die besser auf künftige Pandemien vorbereitet ist“.

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Prof. Dr. Jan Felix Drexler
Charité – Universitätsmedizin Berlin
felix.drexler@charite.de

Originalpublikation:
Socioeconomic determinants potentially underlying differential global SARS-CoV-2 testing capacity: an ecological study (2025), https://doi.org/10.1136/bmjopen-2024-090804
Shared Challenges, Shared Responsibilities: Lessons Learnt for EU-LAC Cooperation in Global Health (2024), https://eulacfoundation.org/en/shared-challenges-shared-responsibilities-lessons...
Strengthening Diagnostic Services in Latin America Requires Regional Leadership, Sustainable Funding, and Enhanced Data Sharing (2025), https://doi.org/10.1016/j.healthpol.2025.105287