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Behandlung der neurologischen Bewegungsstörung bei Klavierprofis

MHH-Neurologin erforscht Ursachen und sucht mögliche Behandlung der neurologischen Bewegungsstörung bei Klavierprofis


Wer das Musizieren zum Beruf machen möchte, muss vor allem eines: üben. Schon vor dem Musikstudium verbringen Kinder und Jugendliche, die eine solche Laufbahn anstreben, durchschnittlich 10.000 Stunden am Instrument. Und auch als Profi sind mindestens drei bis vier Stunden Übungszeit Pflicht. Doch das kann Spuren hinterlassen: die sogenannte Musikerdystonie. Diese neurologische Bewegungsstörung führt zum Beispiel zu Verkrampfungen der Fingermuskulatur und zum Verlust der Koordinations- und Kontrollfähigkeit beim Spielen des Instruments. Betroffen sind etwa ein bis zwei Prozent der Berufsmusikerinnen und -musiker. Aber auch Laien können die feinmotorischen Fertigkeiten verlieren, die für das Spielen ihres Instrumentes unabdingbar sind. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang noch nicht geklärt, jedoch spielt neben Veranlagung und dem Übungsverhalten vor allem das neuronale Netzwerk im Gehirn eine wichtige Rolle.

Jetzt möchte Dr. Johanna Doll-Lee mit ihrem Forschungsteam Licht ins Dunkel bringen. Die Assistenzärztin an der Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erforscht Bewegungsstörungen und untersucht mit ihrem Projekt „Bewegungsbeobachtung und -vorstellung bei Musikerdystonie“ die Gehirnaktivität von Dystonie-betroffenen Profimusikerinnen und -musikern. Ihr Ziel ist dabei, das Problem langfristig auch ursächlich und nachhaltig behandeln zu können. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben mit rund 270.000 Euro und ermöglicht der Ärztin über zwei Jahre eine Freistellung aus der Klinik, um sich vollständig ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.

Starke Belastung durch schnelle und wiederholte Bewegung

Dass die Erkrankung eine Profikarriere beenden kann, musste schon Robert Schumann erfahren. Als junger Konzertpianist übte er so intensiv, bis der Mittelfinger seiner rechten Hand begann, sich beim Klavierspielen unwillkürlich zu beugen und ihn daran hinderte, Tonleitern und schnelle Abläufe auf dem Klavier zu spielen. Schumann musste umsatteln, wurde Komponist und schrieb sogar Klavierstücke, bei denen der rechte Mittelfinger nicht zum Einsatz kommt. „Vor allem immer wiederkehrende und schnelle Bewegungen, die räumlich und zeitlich sehr präzise sein müssen, können ein Risiko für die Entwicklung einer Musikerdystonie darstellen“, erklärt Dr. Doll-Lee, selbst gelernte Konzertpianistin. „Deshalb sind zum Beispiel Geigen- und Klavierprofis davon besonders häufig betroffen.“

Botox-Behandlung lindert die Symptome

Behandelt werden die Symptome mit dem Bakteriengift Botulinumtoxin A, umgangssprachlich Botox genannt. Eine Spritze in die betroffene Muskulatur verabreicht, reduziert der Wirkstoff die Überaktivierung und damit die unwillkürliche Verkrampfung von Muskeln beim Spielen. Die Behandlung ist allerdings anspruchsvoll, da nicht nur für jeden Fall die individuell richtige Dosis, sondern per Ultraschall auch der tatsächlich betroffene Muskelstrang gefunden werden muss. Die hierfür nötige umfangreiche Expertise ist weltweit nur an wenigen Orten vorhanden, etwa an der Spezialambulanz des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Kooperationspartner des Projektes. „Das Institut ist das älteste für musikerspezifische Erkrankungen und bietet seit Jahrzehnten eine internationale Anlaufstelle für Musikerinnen und Musiker aus aller Welt mit spielbedingten Beschwerden“, sagt Dr. Doll-Lee. „Aufgrund dieser einzigartigen Zusammenarbeit kann ich über Städte- und Ländergrenzen hinweg eine ausreichende Anzahl an Musikerdystonie-Betroffenen rekrutieren, so dass meine Untersuchungen aussagekräftig sind.“

Vorstellungskraft und Spiegelneuronen

Für ihre Studie konzentriert sich Dr. Doll-Lee auf rechtshändige Pianistinnen und Pianisten mit und ohne Musikerdystonie. In Voruntersuchungen hat die Neurologin über bildgebende Studien festgestellt, dass aufgabenspezifische Dystonien wie die Musikerdystonie letztlich eine neuronale Netzwerkerkrankung sind. Sie betrifft die Nervenzellen der Großhirnrinde, des Kleinhirns und der Basalganglien – eine Ansammlung von Nervenzellen tief im Gehirn, die eine flüssige Muskelbewegung und Veränderungen der Haltung koordinieren.

Um die Krankheit besser zu verstehen, möchte sie nun untersuchen, was sich im Gehirn von Betroffenen abspielt, während sie schnelle Tonleitern spielen – eine problematische Aufgabe für Dystonie-Betroffene. Weil das Spielen auf einem Konzertflügel während einer MRT-Untersuchung nicht möglich ist, bedient sich die Neurologin der Vorstellungskraft der Musikerinnen und Musiker und deren Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen, die beim bloßen Betrachten einer Aktion im Gehirn das gleiche Aktivitätsmuster auslösen, als wäre der Vorgang motorisch selbst ausgeführt.

Vermutlich unterschiedliche Aktivitätsmuster

Die Patientinnen und Patienten betrachten in einem MRT-Scanner mehrfach ein Video von einer Hand, die schnelle Tonleitern auf dem Klavier spielt. Im zweiten Teil der Aufgabe sollen sich die Teilnehmenden vorstellen, dieselbe Tonleiter selbst zu spielen. Ihr Gehirn verarbeitet in beiden Fällen das Gesehene und die bloße Vorstellung dann so, als hätten sie tatsächlich selbst gespielt. „Wir vermuten, dass es bei ihnen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen Unterschiede in der Aktivität im Gehirn gibt“, sagt die Neurologin. Wenn die Mechanismen der Erkrankung besser verstanden seien, so hofft die Neurologin, könne eine Therapie gefunden werden, die tatsächlich bei den Ursachen ansetze. „Wenn wir wissen, welche Hirnregion sozusagen im Weg steht, könnten wir beispielsweise versuchen, diese mit Magnetfeldern und Strom zu stimulieren und die Blockade zu lösen.“

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Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Johanna Doll-Lee, doll-lee.johanna@mh-hannover.de.

Niedrigerer sozioökonomischer Status mit einem höheren Herz-Kreislaufrisiko

Eine Studie unter Federführung des Max Delbrück Center hat ergeben, dass ein niedriger Bildungsstand und ein geringes Einkommen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen stärker erhöhen als bei Männern. 

Die Studie unterstreicht die Bedeutung geschlechtsspezifischer Präventionsstrategien.

Eine wachsende Zahl von Studien berichtet über Geschlechtsunterschiede bei Erkrankungen wie etwa Schlaganfall, Herzinfarkt oder Bluthochdruck. „Aus bisherigen Studien ist bekannt, dass ein niedrigerer sozioökonomischer Status mit einem höheren Herz-Kreislaufrisiko verbunden ist. Welchen Zusammenhang der Sozialstatus auf das kardiovaskuläre Risikoprofil hat und insbesondere, ob sich dieser Zusammenhang bei Männern und Frauen unterscheidet, wurde in Deutschland bislang nur unzureichend erforscht“, sagt Professor Dr. Tobias Pischon, Letztautor der Publikation und Mitglied im Vorstand NAKO e.V. Die NAKO Gesundheitsstudie ist Deutschlands größte Langzeitstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten.

Die Forschenden haben die Daten von 204.780 Teilnehmenden der NAKO-Gesundheitsstudie aus dem Untersuchungszeitraum der Jahre 2014 bis 2019 ausgewertet. 50 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. Die Analyse bezog sich auf selbstberichtete Angaben zu sozioökonomischen Faktoren wie Bildungs- und Beschäftigungsstatus sowie Einkommensniveau, der Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten, chronischen Vorerkrankungen, Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum sowie gemessenen Werten aus den medizinischen Untersuchungen im NAKO-Studienzentrum wie zum Beispiel Blutdruck, Körpermaße oder Ergebnisse der Blutuntersuchungen. In den Berechnungen berücksichtigten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Einflussfaktoren.

Herzinfarkt, Bluthochdruck, Übergewicht

Die Studie ergab, dass Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status im Vergleich zu Personen mit hoher Bildung und hohem Einkommen eher ein nachteiliges kardiovaskuläres Risikoprofil aufwiesen als die vergleichbare Gruppe an Männern. „Bei Frauen im Vergleich zu Männern war ein niedriger gegenüber einem hohen sozioökonomischen Status stärker mit Herzinfarkt, Bluthochdruck, Übergewicht, der Einnahme blutdrucksenkender Medikamente und riskantem aktuellem Alkoholkonsum assoziiert, aber – im Gegensatz zu Männern – weniger stark mit aktivem oder früherem Rauchen”, berichtet Dr. Ilais Moreno Velásquez, Wissenschaftlerin am Max Delbrück Center für Molekulare Medizin in Berlin-Buch. Darüber hinaus war die Wahrscheinlichkeit eines hohen Zehn-Jahres-Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status höher als bei Männern.

Das Team um den Epidemiologen Prof. Pischon plant, den Zusammenhängen weiter nachzugehen: „In unserer aktuellen Auswertung haben wir das Risiko zukünftiger Herz-Kreislauf-Ereignisse auf der Basis international etablierter Algorithmen geschätzt. Mit den vielen wissenschaftlich wertvollen Daten, die wir aus der NAKO-Studie durch die wiederholten Untersuchungen der Studienteilnehmenden gewinnen, werden wir diese Ergebnisse zukünftig im Hinblick auf neu aufgetretene Herz-Kreislauferkrankungen überprüfen können. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse aber schon jetzt darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für ein höheres kardiovaskuläres Risiko bei Frauen stärker vom Sozialstatus abhängt als bei Männern. Für unsere Gesundheitspolitik in Deutschland unterstreicht dies die Relevanz, auch soziale Ungleichheiten in Präventionsstrategien im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen zu berücksichtigen”, schlussfolgert Prof. Pischon.

Dr. Ilais Moreno Velásquez
Prof. Dr. Tobias Pischon

Originalpublikation:
Moreno Velásquez I, Peters S A E, Dragano N et al. Sex Differences in the Relationship of Socioeconomic Position with Cardiovascular Disease, Cardiovascular Risk Factors, and Estimated Cardiovascular Disease Risk: Results of the German National Cohort. J Am Heart Assoc 2025. https://doi.org/10.1161/JAHA.124.038708
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.mdc-berlin.de/pischon