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Unser Weihnachten 2025

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Weihnachten ist aus entwicklungspsychologischer Sicht ein Resonanzraum für Verbundenheit und Solidarität. Dr. Sina Gibhardt vom Humboldt Wissenschaftszentrum für Kindesentwicklung (HumanKind) an der Universität Leipzig erklärt im Interview, wie die besondere Mischung aus Wärme, Ritualen und vertrauten Routinen Kindern emotionale Sicherheit und Zugehörigkeit schenkt. Begegnungen mit Familie und Gemeinschaft stärken ihr Erleben, Teil eines größeren sozialen Netzes zu sein. Zugleich biete Weihnachten viele Anlässe, Empathie und Solidarität zu üben – etwa durch kleine Gesten des Gebens oder gemeinsames Helfen, sagt die Entwicklungspsychologin.


Warum ist Weihnachten aus entwicklungspsychologischer Sicht für Kinder, Eltern und Familien so besonders?

Aus entwicklungspsychologischer Sicht sind Wärme, Geborgenheit und vertraute Routinen zentrale Bausteine für sichere Bindungen. Die Bindungstheorie zeigt, dass ein feinfühliges und verlässliches Eingehen auf die Bedürfnisse eines Kindes („contingent responsiveness“) wesentlich für seine gesunde Entwicklung ist. Weihnachten bietet einen passenden Rahmen, um diese Erfahrungen zu vertiefen und Verbundenheit zu stärken.Gleichzeitig erleben Kinder zu Weihnachten, dass Zusammenhalt über die Kernfamilie hinausgeht: Begegnungen mit Großeltern, Paten, Nachbarn oder Freunden erweitern ihr Verständnis davon, was Gemeinschaft bedeutet. Erfahrungen von Zugehörigkeit stärken das emotionale Wohlbefinden und die seelische Gesundheit.

Welche Rolle spielen Rituale für emotionale Sicherheit und Geborgenheit?

Typische Weihnachtsrituale wie Kerzenlicht, gemeinsames Singen, das Schmücken des Baums oder Plätzchenbacken vermitteln Kindern Vertrautheit und Vorhersagbarkeit. Solche Rituale wirken wie emotionale Ankerpunkte, die in einer komplexen Welt Orientierung und Sicherheit bieten. Wiederkehrende Rituale festigen die emotionale Bindung in Familien und schaffen wertvolle Erinnerungen. Sie signalisieren außerdem Wertschätzung: Das Kind erlebt, dass es gesehen wird.

Inwiefern kann Weihnachten ein Lernfeld für Solidarität und Empathie sein?

Weihnachten bietet vielfältige Anlässe, Empathie und Solidarität zu erleben. Kinder erfahren durch Geschichten, Spendenaktionen oder Projekte in Kita und Schule, dass nicht alle Menschen die gleichen Lebensumstände haben. Diese Erfahrungen fördern Perspektivenübernahme – die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen – und Mitgefühl. Die Forschung zeigt, dass Geben oft stärkere positive Gefühle auslöst als Empfangen. Menschen sind soziale Wesen, die auf gegenseitige Unterstützung angewiesen sind. Wenn Kinder erleben, dass es sich gut anfühlt, anderen zu helfen oder zu teilen, entwickeln sie ein inneres Verständnis für Solidarität. Sie spüren: „Ich kann etwas Gutes für andere tun – und das fühlt sich gut an.“

Welche Bedeutung hat es für Kinder, wenn sie erleben, dass Solidarität wechselseitig ist?

Kinder profitieren davon, zu erleben, dass sie nicht nur empfangen, sondern auch aktiv geben können. Das stärkt Selbstwirksamkeit und moralische Verantwortung. Reziprozität – das Prinzip des gegenseitigen Gebens – ist ein Kern sozialer Beziehungen. Solche Erfahrungen bilden die Grundlage für soziale Kompetenz, Mitgefühl und das Erleben von Verbundenheit.

Wie lässt sich die Botschaft von Weihnachten in einer pluralistischen Gesellschaft kindgerecht weitertragen?

Weihnachten kann – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit – ein Raum sein, in dem Mitgefühl, Fürsorge und Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen. Kinder müssen nicht in ein bestimmtes religiöses Narrativ eingebunden sein, um aus diesen Werten zu lernen. Eltern können vermitteln, dass es an Weihnachten weniger um materielle Geschenke, sondern um gemeinsame Erlebnisse und gelebte Verbundenheit geht. Dabei können sie offen thematisieren, dass manche Menschen das Fest als belastend empfinden – etwa wegen Einsamkeit oder finanzieller Schwierigkeiten. Solche Gespräche fördern Mitgefühl, ohne Kinder zu überfordern.

Wie können Familien Weihnachten als resonantes Miteinander gestalten – jenseits von Perfektion und Erwartungsdruck?

Kinder profitieren nicht von perfekten Feiertagen, sondern von authentischem, warmem Miteinander. Der Druck, „alles richtig zu machen“, erschwert Resonanz. Beziehungen wachsen durch echte Begegnung – und auch durch das gemeinsame Bewältigen kleiner Krisen („Bruch und Wiederherstellung“). So kann Weihnachten zu einem Resonanzraum werden, in dem Kinder erleben, dass Beziehungen lebendig, wertvoll und belastbar sind – und dass Verbundenheit auch aus herausfordernden Momenten wachsen kann.

Praktische Ideen für ein resonantes Weihnachtsfest:

· Zeit füreinander bewusst einplanen: Auch kurze Momente echter Aufmerksamkeit, Erzählen, Kuscheln oder gemeinsames Zuhören können Verbundenheit stärken.

· Rituale gemeinsam gestalten: Kinder aktiv einbeziehen, zum Beispiel beim Baumschmücken, Plätzchen backen oder Geschichten lesen. Ein schönes Beispiel ist das „Kerzengespräch“ am Abend: Jede und jeder teilt kurz, wofür sie/er dankbar ist. So wird ein festes Dankbarkeitsritual etabliert, das Sicherheit, Reflexion, und positive Emotionen fördert.

· Kleine Hilfsaktionen: Kinder können erfahren, dass Geben Freude macht, zum Beispiel durch Plätzchen oder kleine Geschenke für Nachbarn, Besuche in Altersheimen, Spendenaktionen für Familien mit wenig Geld oder andere kleine gemeinnützige Aktionen.

· Erleben von Geben und Verantwortung: Kinder kleine Beiträge leisten lassen. zum Beispiel beim Tisch decken, Kochen oder Backen helfen und anschließend über das Gefühl sprechen: „Wie hat sich das für dich angefühlt?“

· Authentisches Miteinander über Perfektion stellen: Konflikte benennen, gemeinsam lösen und Momente der Verbundenheit aktiv suchen beim Kochen, Vorlesen, Spaziergänge, Musik machen.

Die Fragen stellte Dr. Madlen Mammen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
Ph.D. Sina Gibhardt
Humboldt Wissenschaftszentrum für Kindesentwicklung (HumanKind)
sina.gibhardt@uni-leipzig.de

Dr. Madlen Mammen
Humboldt Wissenschaftszentrum für Kindesentwicklung (HumanKind)
Telefon: ‪+49 341 97 31849‬
madlen.mammen@uni-leipzig.de

Behandlung der frühen Alzheimer-

Das IQWiG schließt aus bisher unveröffentlichten Daten, dass Lecanemab keinen nachgewiesenen Vorteil gegenüber dem bestehenden Therapiestandard in Deutschland bietet.

Seit September 2025 ist Lecanemab in Deutschland zur Behandlung der frühen Alzheimer-Krankheit verfügbar. Das Medikament soll das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und darf nur bei Erwachsenen eingesetzt werden, die

- leicht kognitiv beeinträchtigt sind oder an einer leichten Demenz leiden,
- typische Eiweißablagerungen (Amyloid-Beta-Plaques) im Gehirn aufweisen und
- höchstens eine Kopie der Genvariante ApoE ε4 im Erbgut tragen.

In einer Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun untersucht, ob Lecanemab bei diesen Patientinnen und Patienten Vorteile gegenüber dem bisherigen Therapiestandard bietet. Für Betroffene mit leichter kognitiver Störung (engl. mild cognitive impairment, MCI) hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) „beobachtendes Abwarten“ als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegt, auch weil es für diese Gruppe noch keine zugelassenen Arzneimittel gibt. Für Betroffene mit leichter Alzheimer-Demenz ist die Behandlung mit Acetylcholinesterase-Inhibitoren der derzeitige Therapiestandard.

Für beide Patientenpopulationen kommt das IQWiG zu dem Ergebnis, dass ein Zusatznutzen von Lecanemab gegenüber dem bisherigen Therapiestandard in Deutschland nicht belegt ist.

„Unsere Bewertung stützt sich auf bislang unveröffentlichte Daten, die der Hersteller in seinem Dossier vorlegen musste. Aufgrund der hohen Transparenz im deutschen AMNOG-Verfahren stehen diese nun auch der Öffentlichkeit zur Verfügung“, erläutert Daniela Preukschat, Bereichsleiterin chronische Erkrankungen im IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung. „Die Daten lassen allerdings noch einige Fragen offen, da weitere relevante Informationen im Dossier fehlten.“

Entscheidend ist der Vergleich mit dem deutschen Therapiestandard

Ausgewählte Ergebnisse der zentralen Lecanemab-Zulassungsstudie CLARITY AD wurden 2023 veröffentlicht. Seither diskutieren Fachwelt und Öffentlichkeit vor allem diese ursprünglich veröffentlichten Daten zur Gesamtpopulation der Studie. Dabei wird herausgestellt, dass Lecanemab die kognitive Verschlechterung im Vergleich zur Kontrollgruppe verlangsame. Die europäische Zulassungsbehörde hat jedoch aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen den Anwendungsbereich von Lecanemab deutlich eingeschränkt, sodass diese ursprünglichen, aber heute noch diskutierten Ergebnisse nicht mehr ausschlaggebend sind. Für die Anwendung in Deutschland ist zudem der Vergleich mit dem deutschen Therapiestandard ausschlaggebend. Deshalb konzentrierte sich die Bewertung zum einen auf die Anwendung von Lecanemab innerhalb der Zulassung, zum anderen auf den Vergleich mit dem Therapiestandard in Deutschland.

Preukschat erläutert: „Die positiven Effekte von Lecanemab in der Gesamtpopulation der Studie gehen vor allem auf Patienten und Patientinnen zurück, die eben nicht nach deutschem Therapiestandard behandelt wurden. In den interessierenden Auswertungen zeigt sich hingegen kein Vorteil von Lecanemab. Und diese Informationen stehen jetzt erstmals zur Verfügung.“

Auffällig ist auch, dass die Studie die wichtige Frage einer Überlegenheit von Lecanemab gegenüber den Acetylcholinesterasehemmern bei leichter Alzheimer-Demenz gar nicht untersucht hat. Durch das Studiendesign wurde lediglich die Zusatztherapie von Lecanemab bei bereits bestehender Behandlung mit Acetylcholinesterasehemmern untersucht, nicht aber die Monotherapie von Lecanemab im Vergleich mit Acetylcholinesterasehemmern. Eine wesentliche Frage der Versorgung wird daher von der CLARITY-AD-Studie gar nicht adressiert.

Weitere wichtige Daten fehlen

Auch wenn das Dossier bislang unveröffentlichte Daten enthält, fehlen einige wichtige Daten noch. So liegen im Dossier für die interessierenden Populationen insbesondere keine Auswertungen zu wichtigen Nebenwirkungen, den symptomatischen ARIA-Ereignissen, vor.

„Diese Bewertung zeigt eindrücklich, wie wichtig eine unabhängige Bewertung unter Vorlage aller verfügbaren Informationen ist und bleibt. Nur so können Menschen mit beginnender Alzheimer-Demenz in schwierigen persönlichen Situationen die für sie angemessene Entscheidung treffen“, fasst IQWiG-Leiter Thomas Kaiser die Ergebnisse der Nutzenbewertung zusammen. „Wir sind gespannt, ob die noch fehlenden Daten jetzt vom Hersteller mit seiner Stellungnahme an den G-BA vorlegt werden.“

G-BA beschließt über Ausmaß des Zusatznutzens

Die Dossierbewertung ist Teil der frühen Nutzenbewertung gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), die der G-BA verantwortet. Nach Publikation der Dossierbewertung führt der G-BA ein Stellungnahmeverfahren durch und beschließt über das Ausmaß des Zusatznutzens.

Originalpublikation:
https://www.iqwig.de/projekte/a25-111.html