Neue Leitlinie zur Zytomegalievirus-In | ![]() |
![]() | Meilenstein zur Prävention frühkindlicher Schwerhörigkeit
|
Pro Bono - CHEFÄRZTLICHE - OA- JDKGPT FACHÄRZTLICHE SPRECHSTUNDEN / VISITEN / UNTERSUCHER/KGP STUDIEN KOLLEG / Frühe Fallfindung - : Advence Care Planning // Patientenzentriert denken, organisieren und handeln Patienten + Mediziner + Medizinische Einsatz-Team (MET): Behandlungsvertrag mit Veränderbarkeit: "Fit for the Aged": Ändern–Verändern– Medizinisches Wissenziel 2025: Wissen teilen, Gesundheit stärken mit DrNH MVZ R8 und Team JDKGPT www.KORRESPONDENTEN.com + www.DIPLO.NEWS
PICS Ambulanz
BG Klinken - Post-COVID-Programm
medpoint - Fortbildungskalendar
Was hab ich?
SCD Deutschland
discharge
Anamnese- und Untersuchungsbogen
Diagnostische Pfade
Schwerhoerigkeit
Mangelernaehrung
Warum ältere Menschen oft mangelernährt sind und was dagegen hilft
Viele ältere Menschen essen zu wenig oder zu einseitig – mit erheblichen Folgen für ihre Gesundheit. Prof. Dr. Dorothee Volkert vom Lehrstuhl für Innere Medizin (Geriatrie) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erklärt, warum das Thema Mangelernährung im Alter so relevant ist, wie man das Phänomen erkennt und was man dagegen tun kann.
Frau Prof. Volkert, warum ist Mangelernährung im Alter ein so großes Problem?
Ältere Menschen sind besonders anfällig für Mangelernährung.
Viele altersbedingte Veränderungen und Begleiterscheinungen des Alterns erschweren eine ausreichende Ernährung. Zudem nimmt der Anteil hochaltriger Menschen – also ab etwa 80 Jahren – in der Bevölkerung weiter zu, es gibt also immer mehr Betroffene. Die Folgen sind gravierend: Mangelernährte Menschen haben ein höheres Risiko für Infektionen, schlechtere Heilungschancen, verlängerte Krankenhausaufenthalte und insgesamt eine reduzierte Lebensqualität. Auch die Kosten für das Gesundheitssystem steigen dadurch erheblich.
Warum essen viele ältere Menschen zu wenig oder nicht mehr ausgewogen?
Die Gründe sind sehr vielfältig. Es ist selten eine einzelne Ursache, meist kommen mehrere Faktoren zusammen. Altersbedingt lassen Appetit und Durstgefühl nach. Viele Menschen haben Kau- oder Schluckprobleme. Gleichzeitig können Mobilitätseinschränkungen, akute und chronische Krankheiten, bestimmte Medikamente, psychische Belastungen wie Einsamkeit oder Depression sowie soziale oder kognitive Probleme eine Rolle spielen. Insgesamt werden über hundert Einflussfaktoren diskutiert – körperlich, psychisch, sozial, kognitiv und medizinisch. Diese Komplexität macht die Diagnose und Behandlung so anspruchsvoll.
Kann Mangelernährung bei so vielen möglichen Ursachen überhaupt diagnostiziert werden?
Für eine Mangelernährung gibt es klare Kriterien.
Dazu zählen ein ungewollter Gewichtsverlust oder ein niedriges Körpergewicht bzw. eine reduzierte Muskelmasse in Verbindung mit einer reduzierten Nahrungsaufnahme oder erhöhtem Bedarf durch Krankheit oder Stress. In der Praxis kommen kurze, standardisierte Fragebögen zum Einsatz, mit denen diese Aspekte abgefragt werden, sogenanntes Screening-Instrumente. Diese Früherkennung sollte idealerweise zur Routine gehören, vor allem in der Versorgung älterer Patientinnen und Patienten.
Was können Angehörige von älteren Menschen tun, wenn sie den Verdacht auf Mangelernährung haben?
Wenn Angehörige eine ungewollte Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit oder auch einen nicht mehr so gut gefüllten Kühlschrank bemerken, sollten unbedingt die dahintersteckenden Ursachen geklärt werden. Mögliche medizinische Ursachen müssen durch den Hausarzt abgeklärt werden. Bei ungenügender oder einseitiger Ernährung ohne frische Lebensmittel oder auch ohne die tägliche warme Mahlzeit sollte Unterstützung beim Einkaufen und Kochen oder auch ein Mahlzeitenlieferdienst organisiert werden.
Was passiert nach der Diagnose – wie wird Mangelernährung behandelt?
Zunächst wird geschaut, was genau hinter dem Problem steckt: Wir haben dafür ein Modell entwickelt, das die wichtigsten Einflussfaktoren systematisch ordnet und damit hilft, die Ursachen besser zu erfassen. Gibt es funktionelle Einschränkungen? Eine zugrunde liegende Erkrankung? Psychische Belastungen? Je nach Ursache kann zum Beispiel eine logopädische Behandlung bei Schluckstörungen helfen oder Unterstützung im Alltag notwendig sein. Die Ernährungstherapie selbst umfasst dann verschiedene Maßnahmen: eine hochwertige und ausgewogene Lebensmittelauswahl, angereichert mit besonders nährstoffreichen Zutaten wie Nüssen, Eiern, Pflanzenölen oder Sahne. Auch Eiweißpulver, Trinknahrung oder – in schweren Fällen – künstliche Ernährung können sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die Maßnahmen individuell angepasst werden und realistisch in den Alltag integrierbar sind.
Wird Mangelernährung im medizinischen Alltag aus Ihrer Sicht ausreichend beachtet?
Leider nicht. Das liegt unter anderem daran, dass Ernährung in der medizinischen Ausbildung kaum eine Rolle spielt. Viele Ärztinnen und Ärzte sind nicht geschult, Mangelernährung zu erkennen oder gezielt zu behandeln. Zudem ist die Behandlung oft zeitaufwändig und langwierig und das wird in unserem Gesundheitssystem leider nicht entsprechend honoriert.
MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
Prof. Dr. Dorothee Volkert
Lehrstuhl für Innere Medizin (Geriatrie)
dorothee.volkert@fau.de
Dieses Auszehrungssyndrom, bekannt als Kachexie....und die Leber
Viele an Krebs erkrankte Menschen verlieren dramatisch an Muskel- und Fettmasse. Forschende haben jetzt einen bislang übersehenen Treiber der Kachexie erkannt: die Leber.
Viele an Krebs erkrankte Menschen verlieren dramatisch an Muskel- und Fettmasse.
Oft ist sogar der Herzmuskel betroffen, was die Betroffenen zusätzlich schwächt.
Dieses Auszehrungssyndrom, bekannt als Kachexie, betrifft rund die Hälfte aller Patient:innen.
Es führt häufig zu Therapieresistenz, Komplikationen und erhöhter Sterblichkeit. Forschende von Helmholtz Munich haben jetzt gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg, der Technischen Universität München und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung einen bislang übersehenen Treiber der Kachexie erkannt: die Leber. Sie reagiert systemisch auf Tumore in anderen Organen – etwa im Darm oder in der Bauchspeicheldrüse – und trägt über spezifische Botenstoffe zum Gewebeabbau bei.
Das abgeschaltete Zeitgeber-Gen
Bei Kachexie wird der Leberstoffwechsel grundlegend umprogrammiert.
So funktioniert insbesondere ein Gen nicht mehr, das normalerweise die Aktivität der Leber im Tagesverlauf reguliert.
Die Forschenden fanden im Mausmodell heraus, dass diese „innere Uhr“ nahezu vollständig abgeschaltet war. „Nachdem wir das als REV-ERBα bezeichnete Gen gezielt in der Leber der betroffenen Mäuse reaktiviert hatten, hat sich der Körperabbau deutlich abgeschwächt“, sagt Dr. Doris Kaltenecker, die gemeinsam mit Dr. Søren Fisker Schmidt Erstautorin der Studie ist und am Institut für Diabetes und Krebs bei Helmholtz Munich forscht.
Leber-Botenstoffe treiben Kachexie voran
Die Forschenden konnten zeigen, dass REV-ERBα die Aktivität mehrerer Gene steuert, die für die Produktion bestimmter Leber-Botenstoffe verantwortlich sind. Fällt das Zeitgeber-Gen aus, produziert die Leber vermehrt krankheitsfördernde Signalproteine. Drei dieser sogenannten Hepatokine (LBP, ITIH3 und IGFBP1) stehen im Zentrum des neu entdeckten Mechanismus. Sie lösen in Zellkulturen katabolische, also abbauende Prozesse in Muskel- und Fettzellen aus – genau jene Vorgänge, die zur körperlichen Auszehrung führen. Auch im Blut kachektischer Patient:innen mit verschiedenen Tumorarten war die Konzentration dieser Proteine stark erhöht. In präklinischen Modellen konnte ihre schädliche Wirkung durch gezielte Hemmung abgeschwächt werden.
Perspektiven für Diagnose und Therapie
„Wir konnten erstmals zeigen, dass die Leber nicht nur passiv auf Kachexie reagiert, sondern aktiv zum Fortschreiten der Krankheit beiträgt“, sagt Dr. Mauricio Berriel Diaz, der die Studie bei Helmholtz Munich leitete. „Unsere Erkenntnis eröffnet neue Möglichkeiten, um das Syndrom genauer zu diagnostizieren und therapeutisch anzugehen.“ Zudem liefert die Studie eine umfassende Datenbasis zur Rolle der Leber bei Kachexie – von molekularen Netzwerken über zelltypspezifische Veränderungen bis hin zu funktionellen Auswirkungen in präklinischen Modellen. Damit steht der Forschungsgemeinschaft erstmals ein Datensatz zur Verfügung, der über das untersuchte Modellsystem hinaus nutzbar ist.
Langfristig könnten die identifizierten Faktoren als Biomarker für das Kachexie-Risiko dienen – oder als Ansatzpunkt für neue Therapien. „Gerade weil es bislang keine zugelassene Behandlung gegen Kachexie gibt, braucht es solche neuen Ansätze“, betont Prof. Stephan Herzig, Leiter des Helmholtz Diabetes Centers und des Instituts für Diabetes und Krebs bei Helmholtz Munich sowie Professor an der Technischen Universität München. „Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie zentral systemische Wechselwirkungen zwischen Organen für den Verlauf von Krebserkrankungen sind.“
Über die Forschenden
Dr. Doris Kaltenecker, Wissenschaftlerin am Institut für Diabetes und Krebs (IDC) bei Helmholtz Munich, am Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Dr. Mauricio Berriel Diaz, stellv. Leiter des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) bei Helmholtz Munich, Wissenschaftler am Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Prof. Stephan Herzig, Leiter des Helmholtz Diabetes Centers und des Instituts für Diabetes und Krebs bei Helmholtz Munich, sowie Inhaber des Lehrstuhls für Molecular Metabolic Control an der Technischen Universität München (TUM). Er ist Wissenschaftler am Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Über Helmholtz Munich
Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum. Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren sich auf umweltbedingte Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes, Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. Mittels künstlicher Intelligenz und Bioengineering transferieren die Forschenden ihre Erkenntnisse schneller zu den Patient:innen. Helmholtz Munich zählt rund 2.500 Mitarbeitende und hat seinen Sitz in München/Neuherberg. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, mit mehr als 43.000 Mitarbeitenden und 18 Forschungszentren die größte Wissenschaftsorganisation in Deutschland. Mehr über Helmholtz Munich (Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH): www.helmholtz-munich.de
MaAB- Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
Dr. Mauricio Berriel Diaz
mauricio.berrieldiaz@helmholtz-munich.de
Originalpublikation:
Kaltenecker et al., 2025: Functional liver genomics identifies hepatokines promoting wasting in cancer cachexia. Cell. DOI: 10.1016/j.cell.2025.06.039
https://doi.org/10.1016/j.cell.2025.06.039
http://cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(25)00741-X
Die Sepsis und die Haut
Sepsis, früher auch oft als „Blutvergiftung“ bezeichnet, zählt zu den gefährlichsten medizinischen Notfällen überhaupt.
Die Erkrankung ist die Folge einer fehlgeleiteten Immunreaktion auf eine Infektion, die rasch zu Organversagen und Tod führen kann. Jede Stunde zählt – doch gerade die frühzeitige Erkennung gestaltet sich in der klinischen Praxis schwierig. Eine neue Studie aus Heidelberg stellt nun einen innovativen Ansatz vor: Künstliche Intelligenz und hyperspektrale Bildgebung der Haut ermöglichen eine sofortige und nicht-invasive Sepsis-Diagnose direkt am Krankenbett.
Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) berichten in ihrer aktuellen Publikation von einem neuen Ansatz, eine Sepsis mit hoher Genauigkeit zu erkennen. Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und eine der schwerwiegendsten Komplikationen bei onkologischen OPs. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich mithilfe der hyperspektralen Bildgebung und KI-gestützter Analysen eine Sepsis schnell und sogar ohne Blutabnahme diagnostizieren lässt“, erklärt Lena Maier-Hein, Abteilungsleiterin am DKFZ und Direktorin am NCT Heidelberg, die die Studie gemeinsam mit zwei Kollegen vom UKHD leitete.
Unter hyperspektraler Bildgebung verstehen Experten eine Kameratechnik, die verschiedene Bereiche des elektromagnetischen Spektrums auch jenseits der sichtbaren Wellenlängen abbildet und dadurch Unsichtbares sichtbar machen kann.
Haut als Spiegel der Mikrozirkulation
„Ein kritischer Aspekt der Sepsisbehandlung ist die frühzeitige und genaue Diagnose, bevor anhaltende Organfunktionsstörungen auftreten“, erklärt Markus A. Weigand, Direktor der Klinik für Anästhesiologie des UKHD und Generalsekretär der Deutschen Sepsis Gesellschaft, der die Studie gemeinsam mit Lena Maier-Hein und seinem Kollegen Maximilian Dietrich leitete.
Diese Herausforderung wird durch die unspezifischen Anzeichen und Symptome des Sepsis-Syndroms erschwert, da zuverlässige Biomarker, die eine Sepsis eindeutig anzeigen, bislang fehlen.
„Die Durchblutung kleinster Blutgefäße – die sogenannte Mikrozirkulation – verändert sich bereits in einem sehr frühen Stadium einer Sepsis. Gleichzeitig führt die Entzündungsreaktion im Körper dazu, dass die Wände der Blutgefäße durchlässiger werden, sodass Flüssigkeit ins umliegende Gewebe austritt. Diese Prozesse lassen sich mit der entwickelten Technologie innerhalb weniger Sekunden sichtbar machen. Da sie ähnlich wie eine Fotoaufnahme funktioniert, bedeutet sie keine Belastung für die Patientinnen und Patienten“, so Maximilian Dietrich, Intensivmediziner der Klinik für Anästhesiologie des UKHD.
Die Forschenden setzten in der Studie ein speziell entwickeltes KI-basiertes Kamerasystem ein, das die Lichtreflexion der Haut an Handflächen und Fingern erfasst. Das reflektierte Licht lässt sich zur Beurteilung der Mikrozirkulation nutzen, da es sensitiv auf Änderungen in der Konzentration von Wasser, Blut und Sauerstoff reagiert. So lassen sich die hochdimensionalen – nicht von Menschen interpretierbaren – Messdaten mittels neuronaler Netze in klinisch relevante Information überführen.
Besser als etablierte Scores und Biomarker
In einer prospektiven Studie auf der interdisziplinären operativen Intensivstation des Universitätsklinikums Heidelberg wurden bei über 480 kritisch kranken Patientinnen und Patienten hyperspektrale Bilder der Handflächen und Finger aufgenommen. Eine darauf trainierte KI konnte Sepsis anhand dieser Daten mit hoher Genauigkeit identifizieren: Die Vorhersagegüte* lag bei 0,80. Wurden zusätzlich einfach verfügbare klinische Daten wie Vitalparameter in die Analyse einbezogen, stieg der Wert auf 0,94. Auch die Vorhersage der 30-Tage-Sterblichkeit gelang mit hoher Genauigkeit.
„Im Vergleich zu klassischen klinischen Bewertungsinstrumenten, die auf Parametern wie mentalem Status, Atmungsfrequenz und Blutdruck beruhen (z. B. qSOFA), oder auf Entzündungs-Biomarkern wie C-reaktivem Protein und Procalcitonin, bietet das neue Verfahren Vorteile. Besonders in zeitkritischen Situationen oder bei hohem Patientenaufkommen können KI-gestützte Tools ein schnelles und zuverlässiges Sepsis-Screening ermöglichen“, erklärt Silvia Seidlitz, Wissenschaftlerin am DKFZ und Erstautorin der Veröffentlichung.
Breites Anwendungspotenzial – auch außerhalb der Intensivstation
Die Arbeit belegt erstmals, dass eine schnelle, objektive und nicht-invasive Sepsis-Erkennung mittels KI und hyperspektraler Hautbildgebung im klinischen Alltag möglich ist.
Ziel ist es, die Technologie für den Routineeinsatz nutzbar zu machen – etwa in Notaufnahmen, im Rettungsdienst oder zur Früherkennung von Komplikationen nach größeren chirurgischen Eingriffen. Die eingesetzte Technik ist mobil, ressourcenschonend, kosteneffizient und erfordert keine invasiven Maßnahmen.
Die Forschenden sehen großes Potenzial, mit KI-Anwendungen die weiterhin hohe Sterblichkeit der Sepsis, einer der weltweit führenden Todesursachen, zu reduzieren. Die Ergebnisse sollen nun in weiterführenden Studien zur klinischen Wirksamkeit überprüft werden – insbesondere auch im Zusammenhang mit daraus folgenden Therapieentscheidungen sowie bei weiteren Patientengruppen wie Kindern.
Die Arbeit wurde größtenteils durch Mittel des ERC Consolidator Grants NEURAL SPICING, des Projekts Hidss4Health sowie durch den Andreas-Hoeft-Grant der European Society of Anaesthesiology and Intensive Care (ESAIC) finanziert.
* Vorhersagegüte gemessen an der Fläche unter der Receiver-Operating-Characteristic-Kurve (AUROC): Der Wert 0,80 bedeutet, dass die Methode mit 80% Wahrscheinlichkeit beim Vergleich einer septischen und einer nicht-septischen Hand das Bild der septischen Hand identifizieren kann.
Publikation:
Silvia Seidlitz, Katharina Hölzl, Ayca von Garrel, Jan Sellner, Stephan Katzenschlager, Tobias Hölle, Dania Fischer, Maik von der Forst, Felix C. F. Schmitt, Alexander Studier-Fischer, Markus A. Weigand, Lena Maier-Hein*, Maximilian Dietrich*: AI-powered skin spectral imaging enables instant sepsis diagnosis and outcome prediction in critically ill patients
*geteilte Letztautorschaft
Science Advances 2025, DOI: https://doi.org/10.1126/sciadv.adw1968
Die Krankenhausversorgung für chronisch Schmerzerkrankte in Deutschland
BARMER, Techniker Krankenkasse und Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. verbessern die Krankenhausversorgung für chronisch Schmerzerkrankte in Deutschland
... Das mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. entwickelte Konzept für Qualitätsverträge zur interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) kann ab sofort bundesweit in einem Netz von elf Krankenhäusern genutzt werden... Langfristig sind bis zu 20 Standorte geplant. Die IMST umfasst umfangreichere Leistungen sowie einen intensiveren Austausch der beteiligten Fachdisziplinen der Rheuma-, Physio- und Psychotherapie. Sie erfolgt tagesklinisch oder vollstationär über sieben bis 28 Tage..
Berlin, 21.7.2025 Mit einer umfangreicheren und zielgerichteten Therapie wollen BARMER und Techniker Krankenkasse chronisch Schmerzerkrankten eine bessere Behandlung ermöglichen. Das mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. entwickelte Konzept für Qualitätsverträge zur interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) kann ab sofort bundesweit in einem Netz von elf Krankenhäusern genutzt werden. Langfristig sind bis zu 20 Standorte geplant. Die IMST umfasst umfangreichere Leistungen sowie einen intensiveren Austausch der beteiligten Fachdisziplinen der Rheuma-, Physio- und Psychotherapie. Sie erfolgt tagesklinisch oder vollstationär über sieben bis 28 Tage. BARMER und Techniker Krankenkasse haben gemeinsam mehr als 20 Millionen Versicherte.
Prof. Dr. Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.: „In Deutschland leiden Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Für viele von ihnen bedeutet das eine jahrelange Odyssee ohne adäquate Behandlung.“ Das neue Konzept soll das nun ändern. „Mit der Ausgestaltung der neuen Qualitätsverträge setzen wir einen weiteren Meilenstein in der multimodalen stationären Schmerztherapie. Die Leitplanken der Qualitätssicherung werden zudem patientenorientiert ausgebaut“, so Petzke.
„Die zusätzlich zur Regelversorgung vereinbarten Leistungen tragen dazu bei, die medizinische Versorgung von Schmerzpatientinnen und -patienten gezielt zu stärken. Davon können beispielsweise Menschen profitieren, die an chronischen Schmerzen leiden. Durch die erfolgreiche Behandlung können sie deutlich an Lebensqualität gewinnen und im Idealfall weiterhin ihren Beruf ausüben“, so Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse Thomas Ballast: „Die Schmerzpatientinnen und -patienten benötigen eine umfangreiche Diagnostik und Therapie. Mit dem neuen Vertrag können die beteiligten Kliniken unsere Versicherten intensiver behandeln. Dadurch sollen mehr Patientinnen und Patienten die Therapieziele erreichen. Vor allem sollen die Betroffenen körperliche Schwächen abbauen und Bewegungsängste verringern oder beseitigen.“
Die von der BARMER und Techniker Krankenkasse gemeinsam mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. entwickelten Qualitätsverträge sind bisher einmalig in Deutschland. Der Beitritt zu den vorliegenden Verträgen ist auch anderen gesetzlichen Krankenkassen möglich.
Derzeit vertraglich vereinbarte Standorte für die IMST sind:
• Universitätsklinikum Freiburg
• Asklepios Klinik St. Georg (Hamburg)
• Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe (Berlin)
• Universitätsmedizin Göttingen
• OsteMed Klinik Bremervörde
• Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Standort Lübeck
• St. Vincenz Hospital Brakel (NRW)
• Universitätsklinikum Jena
• Universitätsklinikum Würzburg
• RHÖN Klinikum Frankfurt (Oder)
• St. Josef-Stift Sendenhorst
Im Vergleich zu den bisherigen Standardanforderungen einer stationären multimodalen Schmerztherapie (gemäß OPS 8-918 bzw. 8-91c), beinhalten die neuen Qualitätsverträge folgende zusätzliche Qualitätsmerkmale:
• Weitere Einzeltermine in der Bewegungstherapie
• Integration der Bewegungstherapie in die Teambesprechungen
• Abschlussgespräch mit der Patientin oder dem Patienten unter Einbeziehung aller beteiligten Berufsgruppen
• Erstellung eines verbesserten Abschlussberichtes für die Patientin oder den Patienten unter Einbezug aller beteiligten Berufsgruppen
• Teilnahme der Klinik am Schmerzregister der Deutschen Schmerzgesellschaft und somit verpflichtende Nutzung der Kerndokumentation und Qualitätssicherung in der spezialisierten Schmerzmedizin (KEDOQ-Schmerz: Schmerzregister der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.)
Rechtsgrundlage der neuen Qualitätsverträge ist § 110a SGB V in Verbindung mit den Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 26. Juli 2022, in denen dieser erstmalig die multimodale Schmerztherapie im Auftrag des Gesetzgebers als neuen Leistungsbereich für das Instrument der Qualitätsverträge aufgenommen hat.
Etwa 23 Millionen Menschen (28 Prozent) berichten in Deutschland über chronische Schmerzen. Bei 95 Prozent der Betroffenen sind die chronischen Schmerzen nicht durch Tumorerkrankungen hervorgerufen. Sechs Millionen Menschen erfüllen die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. 2,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit).
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist mit rund 3.700 persönlichen Mitgliedern die größte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft im Bereich Schmerz in Europa.
Diagnose und Vorhersage von schweren Nierenentzündungen
MHH-Forschende suchen im Projekt stopBKV nach Biomarkern für Diagnose und Vorhersage von schweren Nierenentzündungen und entwickeln T-Zell-Therapie für geschwächtes Immunsystem.
Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, ist eine Transplantation die bevorzugte Behandlung. Sie bietet Schwerkranken im Vergleich zur Dialyse höhere Überlebenschancen und eine bessere Lebensqualität. Allerdings steht weniger als einem Drittel der Betroffenen mit Nierenerkrankungen im Endstadium ein funktionierendes Spenderorgan zur Verfügung. Das liegt auch an der begrenzten Lebensdauer der Transplantate, etwa aufgrund akuter oder chronischer Abstoßungsreaktionen. Diese lassen sich zwar mit Hilfe von Medikamenten in Schach halten, die das Immunsystem unterdrücken. Aber die Immunsuppressiva haben schädliche Nebenwirkungen etwa auf die Niere und erhöhen auch die Infektanfälligkeit. Weil die gesamte Immunabwehr geschwächt ist, können so auch Krankheitserreger aus vergangenen Infektionen, die seit langem im Körper schlummern, wieder aktiviert werden.
Dazu gehört das BK-Virus (BKV), welches die meisten Menschen in sich tragen und das zu einer Entzündung der Niere führen kann. Eine solche BKV-Nephropathie betrifft bis zu zehn Prozent der Nierentransplantate und kann das Organ so stark schädigen, dass es nicht mehr funktioniert. Derzeit gibt es keine wirksamen Biomarker, um das Risiko für eine Nierenentzündung festzustellen und diese zu überwachen. Die Behandlungen konzentrieren sich hauptsächlich darauf, die Immunsuppression anzupassen – eine Gratwanderung zwischen drohender Abstoßung des Transplantats und seiner Zerstörung durch die BKV-Infektion. Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) will nun Vorhersagemodelle für das individuelle Risiko einer BKV-Nephropathie entwickeln, Biomarker für bessere Diagnostik und Überwachung der Infektion finden und mit neuen zellulären Therapien das Virus direkt bekämpfen. Das Projekt „stopBKV“ wird im Rahmen des Förderprogramms zum Ausbau der personalisierten Medizin vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung über vier Jahre mit rund einer Million Euro unterstützt.
Biomarker im Urin messen
Das Forschungsteam nutzt dafür molekulare Techniken in Kombination mit neuesten Ansätzen der Bioinformatik und Datenwissenschaft. Grundlage ist das einzigartige Nierenregister der MHH, das klinische Daten, Nierengewebe-, Blut- und Urinproben von mehr als 1800 Patientinnen und Patienten bereitstellt, die an der MHH eine Nierentransplantation erhielten. „Weil zwar fast alle Transplantierten das BK-Virus im Körper haben, aber nur ein Teil von ihnen eine schwere Niereninfektion entwickelt, suchen wir zunächst nach Biomarkern für die verschiedenen Krankheitsverläufe“, sagt Professor Dr. Wilfried Gwinner, der das Register an der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen aufgebaut hat. Im zweiten Schritt machen sich die Forschenden auf die Suche nach Gewebe-Biomarkern, die speziell von BK-Viren verursachte Transplantatschädigung erkennen und von anderen Schädigungsursachen wie etwa einer Abstoßungsreaktion unterscheiden. „Wir konzentrieren uns dabei auf Biomarker, die wir ganz einfach im Urin messen können“, erklärt Professor Dr. Christian Hinze. Mit Hilfe von Spatial Transcriptomics, die Einzelzell-RNA-Sequenzierung mit bioinformatischer Geweberekonstruktion kombiniert, lässt sich wie in einem Puzzle feststellen, an welcher Stelle in der Niere die gemessene Schädigung auftritt. „So ersparen wir den Patientinnen und Patienten belastende Gewebeentnahmen, die eine BK-Virusinfektion in einem Teil der Fälle nicht einmal sicher entdecken können“, sagt der Oberarzt.
Zelluläre Immunität übertragen
Außerdem will das Forschungsteam herausfinden, welche Transplantatempfänger in der Lage sind, trotz ihres heruntergefahrenen Immunsystems die BK-Viren selbst zu beseitigen und welche nicht. Dabei richten Professorin Dr. Britta Eiz-Vesper vom Institut für Transfusionsmedizin und Transplantat Engineering und Professorin Dr. Britta Maecker-Kolhoff aus der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie den Blick auf die BKV-spezifischen T-Zellen. Das sind Immunzellen, die das Virus gezielt erkennen und beseitigen. „Patientinnen und Patienten mit schwachen T-Zell-Reaktionen und einer beträchtlichen BKV-bedingten Nierenschädigung könnte eine sogenannte adoptive T-Zelltherapie eine neue Behandlungsmöglichkeit bieten“, stellt Oberärztin Professorin Maecker-Kolhoff fest. Bei diesem Verfahren werden lebende Immunzellen von Gesunden isoliert und dann dem Patienten mit Hilfe einer Transfusion verabreicht. T-Zellen sind vielversprechende Kandidaten, da sie die krankmachenden Antigene passgenau erkennen und ihre Zielzellen töten können. Auf diese Weise soll eine spezifische zelluläre Immunität von gesunden Menschen auf Kranke übertragen werden.
T-Zell-Therapie bereits erfolgreich angewendet
Das Verfahren haben die beiden Wissenschaftlerinnen bereits erfolgreich bei schweren Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus angewendet. Die Immunzellen stammen aus dem deutschlandweit einmaligen T-Zell-Spenderregister alloCELL der MHH. Dies besteht seit 2013 und führt inzwischen mehr als 4.500 potenzielle Spenderinnen und Spender. „Dank unserer Erfahrung sind wir in der Lage, die T-Zellen innerhalb weniger Tage herzustellen“, sagt Professorin Eiz-Vesper. Das gelingt so zügig, weil im alloCELL-Register nicht nur die für die Wirksamkeit und Verträglichkeit wichtigen HLA-Gewebemerkmale der Blutzellen gespeichert sind, sondern gleichzeitig auch die Anzahl spezifischer T-Gedächtniszellen gegen die unterschiedlichen Viren. „So können wir für eine Zelltherapie sehr schnell wirksame und verträgliche T-Zellen von Spendern verwenden, auch wenn sie mit den potenziellen Empfängern nicht verwandt sind.“
Personalisierte Diagnose und Behandlung
Das Forschungsteam will nun untersuchen, welche viralen Antigene und welche HLA-Marker ausgewählt werden müssen, um eine wissenschaftlich nachgewiesene, optimale Spenderauswahl für die personalisierte T-Zell-Therapie von Nierentransplantierten mit schwacher BK-Virusabwehr zu ermöglichen. Gesamtziel des Projektes ist es, ein genau auf die jeweiligen Patientinnen und Patienten zugeschnittenes klinisches Diagnose- und Behandlungsschema zu entwickeln. „Dieser Ansatz der personalisierten Medizin soll für die klinische Praxis geeignet sein und kann dann in einer zukünftigen klinischen Studie getestet werden“, sagt Professor Hinze.
MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
Professor Dr. Christian Hinze,