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Lipide

Lipide sind nicht nur wichtige Energieträger und Bestandteile von Zellmembranen, sie fungieren auch als Moleküle, die Signale in der Zelle und zwischen Zellen vermitteln können. 

Insbesondere für bestimmte Produkte der sogenannten Arachidonsäure, einem Lipid, stehen im Fokus eines neuen Koselleck-Projekts am Institut für Pharmazie der Goethe-Universität sowie am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung. 

Diese Produkte spielen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch bei Alzheimer-Demenz und chronischen Schmerzen eine Rolle.

Manche Produkte der Arachidonsäure sind bereits gut erforscht: 

So sind die über Cyclooxygenasen gebildeten Prostanoide zentrale Mediatoren von Entzündung, Fieber und Schmerz. 

MaAB - Cave:

Ihre Bildung wird durch Medikamente wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) gehemmt. 

Ebenfalls gut bekannt sind die Effekte und Wirkmechanismen der durch Lipoxygenasen aus Arachidonsäure gebildeten Leukotriene, die z.B. Angriffspunkte für Asthmatherapeutika darstellen.

Weniger bekannt ist dagegen eine dritte Gruppe von Lipiden – die aus Arachidonsäure durch Cytochrom-P450-Epoxygenasen gebildeten Epoxyeicosatriensäuren (kurz EETs). Seit fast 40 Jahren ist bekannt, dass EETs zahlreiche vorteilhafte biologische Effekte auslösen können. Sie wirken blutdrucksenkend, antientzündlich und neuroprotektiv. Doch auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung ist weiterhin unklar, auf welchem molekularen Weg diese Effekte vermittelt werden. Entsprechend sind bislang keine pharmakologischen Zielstrukturen bekannt, um die EET-Wirkungen therapeutisch zu nutzen.

Ein von der DFG im Rahmen der Koselleck-Förderlinie bewilligtes Forschungsvorhaben von Prof. Eugen Proschak und Prof. Stefan Offermanns soll nun mit neuartigen Forschungsansätzen Licht in diese Fragestellung bringen. 

Es gibt Hinweise darauf, dass Rezeptoren in der Zellmembran beteiligt sind, die entweder direkt durch EETs oder nach deren Einbau in Membranlipide aktiviert werden. Das Projekt „Identification of membrane targets for lipid species containing esterified EETs (ELS)“ wird systematisch nach Transmembranproteinen suchen, die EETs binden und deren Effekte vermitteln. 

Darüber hinaus prüfen die Forscher die Hypothese, dass EETs nicht als freie Lipide, sondern in komplexer Form – also nach Einbau in komplexere Membranlipide – wirksam werden.

„Wir wissen, dass es diese Effekte gibt, aber wir verstehen noch nicht, wie sie zustande kommen. 

Um eine neue Klasse von Medikamenten zu entwickeln, brauchen wir dieses Grundlagenwissen jedoch dringend“, erklärt Prof. Eugen Proschak. 

Ein besonderer Fokus liegt auf Endothelzellen, also auf Strukturen des Gefäßsystems und damit auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Das Projekt vereint zwei Forschungsgruppen mit komplementärer Expertise: die Arbeitsgruppe von Prof. Eugen Proschak am Institut für Pharmazeutische Chemie, spezialisiert auf medizinische Chemie und die Synthese pharmakologischer Werkzeuge, sowie die Gruppe von Prof. Stefan Offermanns am Zentrum für Molekulare Medizin, die klassische und molekulare pharmakologische Methoden in vitro und in vivo einsetzt. Prof. Offermanns ist zudem Direktor des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim.
Das in vier Teilprojekte gegliederte Forschungsvorhaben kombiniert chemische, pharmakologische und proteomische Ansätze, also Methoden, die die Gesamtheit der in einer Zelle vorhandenen Proteine berücksichtigen. Mit diesem innovativen Konzept hoffen die Forscher, den molekularen Mechanismus aufzudecken, über den EETs ihre biologischen Effekte entfalten. Bis 2030 stehen für diese Arbeiten 1,25 Millionen Euro zur Verfügung.
Die seit 2008 bestehende Förderlinie ist nach Reinhart Koselleck (1923–2006) benannt, einem der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer der modernen Sozialgeschichte. Koselleck-Projekte werden an „durch besondere wissenschaftliche Leistung ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ vergeben. Voraussetzung für eine Förderung sind besonders innovative, risikobehaftete Ansätze.
Das Projekt von Eugen Proschak und Stefan Offermanns erfüllt diese Kriterien in herausragender Weise, denn bislang blieben Versuche, den Wirkmechanismus der EETs aufzuklären, erfolglos. Sollte dies nun gelingen, wäre der Erkenntnisgewinn enorm – auch im Hinblick auf die Möglichkeit, völlig neue Medikamentenklassen zu entwickeln, die die Effekte der EETs gezielt nachahmen.

Eine Grafik zum Dowload finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/17978631

Epoxyeisotriensäuren (EETs) werden schnell in unterschiedlich komplexe Lipide eingebaut, die deren positive Wirkungen weitergeben könnten. Das Koselleck-Projekt soll herausfinden, an welche Proteine genau die EETs binden. (Grafik: Proschak/GU)

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. Eugen Proschak
Institut für Pharmazeutische Chemie/FB14
Goethe-Universität Frankfurt am Main
proschak@pharmchem.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Stefan Offermanns
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
E-mail: stefan.offermanns@mpi-bn.mpg.de

Das Risiko für eine bakterielle Vaginose

Weltweit hat knapp ein Drittel der Frauen in der fruchtbaren Lebensphase eine bakterielle Vaginose. 

Dabei kommt das empfindliche Mikrobiom der Vagina aus dem Gleichgewicht. 

Eine solche Störung der Scheidenflora kann Infektionen, Abszesse an den Eierstöcken oder Eileitern sowie Frühgeburten auslösen. 

Die Wahrscheinlichkeit für eine Unfruchtbarkeit der Frau und das Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit oder HIV anzustecken steigen. 

Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) haben die Grundlagen für die Entwicklung einer Slipeinlage geschaffen, die die Gesunderhaltung des vaginalen Milieus unterstützt und einer bakteriellen Vaginose vorbeugen kann.

Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Pilze auf und im menschlichen Körper. 

Es ist von zentraler Bedeutung für die Immunabwehr. 

Wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten ist, können sich Krankheitserreger schneller ausbreiten. 

Eine Störung der Scheidenflora führt häufig zu einer Reduzierung der im gesunden Mikrobiom vorhandenen Milchsäurebakterien, wodurch weniger Milchsäure (Lactat) freigesetzt wird und der pH-Wert in der Vagina deutlich ansteigt. 

Das Risiko für eine bakterielle Vaginose ist erhöht.

Derzeit gibt es keine zufriedenstellende Vorbeugung und Therapie bei bakterieller Vaginose. 

Die leitliniengerechte Behandlung mit Antibiotika führt zu einer Rückfallquote von etwa 50 Prozent. Die betroffenen Frauen sind dadurch körperlich und meist auch psychisch stark belastet.

An den DITF hat ein Forschungsteam die Grundlagen für die Entwicklung einer mit Lactid beladenen Slipeinlage erarbeitet.

Lactid ist der zyklische Diester der Milchsäure. Dieser kann auf verschiedene Art und Weise in einen textilen Träger eingebracht werden. Eine effektive Methode ist das Ausspinnen einer Lösung aus Polymer und Wirkstoff zu Fasern. Das Aufbringen einer wirkstoffbeladenen Beschichtung auf ein Zellulosetextil wurde an den DITF ebenfalls getestet. 

Beim Tragen der Slipeinlage entsteht aus dem freigesetzten Lactid im physiologischen Milieu Milchsäure (Lactat). Der pH-Wert im Scheidenmilieu kann auf ein „gesundes“, leicht saures Niveau gesenkt werden. 

Dies kann entscheidend zur Vorbeugung beitragen und ein Wiederaufflammen einer bakteriellen Vaginose verhindern.

Die Wirkstofffreisetzung muss die reale Anwendungsdauer von Slipeinlagen berücksichtigen. Dafür musste ein Wirkstoff gefunden werden, der innerhalb weniger Minuten für wenige Stunden temperatur- und feuchtigkeitsgesteuert freigesetzt wird. Eine weitere Anforderung ist, ressourcenschonende und umweltverträgliche Materialien zu verwenden.

In ersten Modellversuchen mit künstlichem Vaginalsekret konnte gezeigt werden, dass es bei Lactid-beladenen Fasern und Lactid-beschichteten Geweben möglich ist, den pH-Wert innerhalb kurzer Zeit von einem „ungesunden“ Wert von über 4,6 auf einen „gesunden“ Wert von 3,8 zu reduzieren.

In weiteren Forschungsvorhaben soll der vielversprechende Weg zu einer präventiv wirksamen Slipeinlage fortgesetzt werden. Dazu soll ein realitätsnahes vaginales Prüfmodell entwickelt werden, um die beladenen Textilwerkstoffe weiter zu optimieren. Die Körper- und Umweltverträglichkeit stehen dabei im Vordergrund.

Das Projekt wurde vom Land Baden-Württemberg im Rahmen des Programms "Invest BW - Praxissprints" gefördert.

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Weitere Informationen zum Thema: 

Carsten Linti
Leiter Technologiezentrum Biomedizintechnik
T +49(0)711 9340-365
E carsten.linti@ditf.de

Krank zur Arbeit

Forschende der TU Chemnitz, der Universität Groningen und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zeigen in einer Studie, welche kurz- und mittelfristigen Folgen es hat, wenn Berufstätige trotz Krankheit zur Arbeit gehen

In der kalten Jahreszeit steigt das Risiko für gesundheitliche Beschwerden zum Beispiel durch Erkältungen oder Grippe. Viele Beschäftigte kennen die Situation, krank zur Arbeit zu gehen, weil dringende Termine anstehen oder sie ihr Team nicht hängen lassen möchten. Doch dieses Verhalten, bekannt als „Präsentismus“, hat Folgen: Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Chemnitz, der Universität Groningen und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zeigt, dass die Erschöpfung, die mit dem Arbeiten trotz gesundheitlicher Beschwerden einhergeht, deutlich länger anhält, als bisher angenommen.

16-wöchige Tagebuchstudie mit 123 Berufstätigen

Gemeinsam mit weiteren Forschenden aus Deutschland und den Niederlanden untersuchte das Forschungsteam um Dr. Carolin Dietz von der Professur Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der TU Chemnitz, welche kurz- und mittelfristigen Folgen Präsentismus für die Erholung hat. Im Rahmen einer wöchentlichen Tagebuchstudie wurden 123 Berufstätige über einen Zeitraum von bis zu 16 Wochen begleitet. Die Teilnehmenden berichteten regelmäßig, ob sie trotz Krankheit gearbeitet hatten und wie erschöpft sie sich fühlten.

Arbeiten trotz Krankheit – eine unterschätzte Belastung

Das Ergebnis: In den Wochen, in denen Beschäftigte krank zur Arbeit gingen, stieg das Erschöpfungsniveau deutlich an – und blieb auch in den darauffolgenden Wochen erhöht. „Wer krank arbeitet, braucht also wesentlich länger, um sich zu regenerieren. Viele unterschätzen, wie lange der Körper braucht, um sich vom Arbeiten trotz Krankheit zu erholen“, erklärt Dr. Carolin Dietz, Erstautorin der Studie: „Unsere Daten zeigen, dass sich Erschöpfung nach solchen Phasen nur langsam über mehrere Wochen hinweg abbaut.“

Gefahr einer Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung

Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden berichteten von mindestens einer Episode von Präsentismus während des Untersuchungszeitraums. Einige von ihnen gaben an, mehrfach krank gearbeitet zu haben. Auffällig ist: Je häufiger Menschen krank arbeiten, desto stärker häufen sich Anzeichen chronischer Müdigkeit. „Wer Präsentismus regelmäßig zeigt, läuft Gefahr, in eine Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung zu geraten“, warnt Co-Autor Dr. Oliver Weigelt von der Universität Groningen. Um sicherzustellen, dass die beobachteten Effekte tatsächlich auf das Arbeiten trotz Krankheit zurückzuführen sind, berücksichtigten die Forschenden in ihren Analysen auch Faktoren wie Krankheitssymptome, Arbeitsbelastung und Zeitdruck. „Die Erschöpfung ist also nicht einfach eine Folge der Krankheit selbst, sondern vor allem eine Folge des Verhaltens, trotzdem weiterzuarbeiten“, betont Prof. Dr. Christine Syrek, Inhaberin der Professur für Wirtschaftspsychologie/insbes. Kommunikation und angewandte Sozialpsychologie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Relevanz für Betriebe und Beschäftigte

Die länderübergreifende Studie liefert somit neue Erkenntnisse für das betriebliche Gesundheitsmanagement. „Präsentismus kann aus Sicht der Beschäftigten kurzfristig pragmatisch erscheinen, führt aber mittelfristig zu Leistungsabfall und höheren Belastungskosten“, resümiert Prof. Dr. Bertolt Meyer, Inhaber der Professur Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der TU Chemnitz: „Betriebe sollten deshalb Beschäftigte aktiv dazu ermutigen, sich bei Krankheit auszukurieren. „So lässt sich nicht nur eine Ansteckung vermeiden, sondern insbesondere die mittelfristigen Folgekosten im Sinne einer verringerten Leistungsfähigkeit.“ Auch für die Beschäftigten selbst sei die Botschaft klar: „Ausruhen ist keine Schwäche, sondern eine Investition in nachhaltige Leistungsfähigkeit“, so Meyer.

Die Studie „It’s getting kind of heavy – Linking episodes of sickness presence to changes in fatigue over time“ (Dietz et al., 2025) ist im renommierten Journal of Occupational Health Psychology erschienen. Sie gehört zu den ersten Untersuchungen, die Präsentismus als wiederkehrendes Verhalten über mehrere Wochen hinweg in Alltagsverläufen erfassen.

MaAB -Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Dr. Carolin Dietz, Professur Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der TU Chemnitz, E-Mail carolin.dietz@psychologie.tu-chemnitz.de, Telefon +49 (0)371 531-38882, sowie Dr. Oliver Weigelt, Lehrstuhl Organisationspsychologie der Universität Groningen, E-Mail o.weigelt@rug.nl, Telefon +31 50 36 36259.

Originalpublikation:
Dietz, C., Weigelt, O., Meyer, B., & Syrek, C. (2025). It’s getting kind of heavy – Linking episodes of sickness presence to changes in fatigue over time. Journal of Occupational Health Psychology. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/ocp0000411

Nationale und internationale S3-Leitlinie speziell für ältere Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen

Die erste nationale und internationale S3-Leitlinie speziell für ältere Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen ist veröffentlicht: GeriPAIN. Die Entwicklung der Leitlinie wurde durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie der Deutschen Schmerzgesellschaft koordiniert. „Die Leitlinie liefert erstmals eine strukturierte, evidenzbasierte Orientierung für die Schmerzerfassung und Therapie von Schmerzen bei älteren Menschen“, erklärt Dr. Corinna Drebenstedt, federführende Autorin der DGG.

Wichtig war den Fachautorinnen und -autoren, die Perspektive aller einzubeziehen – also auch die der Betroffenen. „Eine Patientenvertreterin war neben Ärztinnen und Ärzten, Fachpflegenden, Therapeutinnen und Therapeuten wie auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern von Anfang an in die Erstellung eingebunden“, so Drebenstedt, Chefärztin der Klinik für Geriatrie und Innere Medizin des St. Marienhospitals Friesoythe.
Schmerzerfassung und Medikamentenreview verbessern die Versorgung

Auch das Thema Schmerzerfassung – besonders bei Menschen mit Demenz problematisch – hebt die Geriaterin als wichtige Neuerung hervor. Da GeriPAIN auf der bereits bestehenden S3-Leitlinie Schmerzassessment bei älteren Menschen in der vollstationären Altenhilfe (AWMF-Registernummer 145-001) aufbaut, ist die Diagnosestellung jetzt ein vollkommen neuer Aspekt. „Und hier haben wir, glaube ich, ein gutes und realistisches Modell gefunden!“, sagt Drebenstedt.

Die Medikamente der hochbetagten Patientinnen und Patienten regelmäßig im Vier-Augen-Prinzip auf Wechselwirkungen zu überprüfen, hilft nachweislich und wurde als Empfehlung ebenfalls neu aufgenommen. Wie dies in Deutschland funktionieren soll – mit vielen Beteiligten in der ambulanten Versorgung oder auch Checks in Apotheken – können die Autorinnen und Autoren noch nicht beantworten. „Generell muss sich für die Verbesserung der Schmerzversorgung Älterer die sektorenübergreifende Kommunikation noch stark verbessern“, fordert Dr. Corinna Drebenstedt. „Ja, wir haben jetzt eine elektronische Patientenakte. Aber die können viele Kliniken und Hausarztpraxen noch technisch gar nicht öffnen. Für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter steht dieses Instrument nicht zur Verfügung. Das ist ein absolutes Manko!“

Mehr Forschung für evidenzbasierte medikamentöse Schmerztherapie gewünscht

Auch legen die Autorinnen und Autoren den Finger noch in eine andere Wunde: Es braucht mehr Forschung rund um die Wirksamkeit von Schmerzmedikamenten! „Wir müssen uns trauen, genau hinzuschauen, um Medikamentenwirkungen auch tatsächlich beurteilen zu können“, so Drebenstedt, die immerhin 6.000 Literaturstellen gemeinsam mit den weiteren Autorinnen und Autoren auswertete.

Für Bewegung bei Schmerzen gäbe es zahlreiche evidenzbasierte Empfehlung. Das brauche man auch und vor allem für weitere Therapieoptionen. Die invasive und perioperative Schmerztherapie ist in GeriPAIN deshalb explizit ausgeschlossen. „Hierfür existieren aber andere und bekannte Leitlinien“, weiß Corinna Drebenstedt, „nur eben nicht auf S3-Niveau.“

GeriPAIN als interprofessioneller und sektorenübergreifender Leitfaden

Generell bietet die neue Leitlinie GeriPAIN jetzt aber sowohl einen interprofessionellen wie auch sektorenübergreifenden Leitfaden für das Schmerzmanagement älterer Menschen – und das für den ambulanten, akutstationären wie auch langzeitstationären Bereich.
„Wir stoßen damit einen Dialog aller an der Versorgung Beteiligter an“, so Drebenstedt. „Und wer weiß, was wir in fünf Jahren bei der Aktualisierung der nächsten Version bereits ergänzen dürfen.“

Die vollständige S3-Leitlinie Schmerzmanagement bei GERiatrischen PAtIeNt:innen in allen Versorgungssettings (GeriPAIN) steht im AWMF-Leitlinienregister (Registernummer: 145-002) zum Download bereit:

https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/145-005

Entzündungsprozesse in der Nasenschleimhaut beim Post-COVID-Syndrom

Forschungsteam aus Borstel, Lübeck und Kiel hat gezeigt, dass zwei Botenstoffe für anhaltende Entzündungsprozesse in der Nasenschleimhaut beim Post-COVID-Syndrom verantwortlich sind. Publikation in Nature Communications.

Ein Forschungsteam aus dem Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB), der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Universität zu Lübeck (UzL) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat gemeinsam mit weiteren Partnern neue Einblicke in die Entstehung des Post-COVID-Syndroms gewonnen. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kombinierten modernste Einzelzell-Transkriptomik (scRNA-seq) mit zellbiologischen Modellen. 

So konnten sie die zellulären und molekularen Mechanismen entschlüsseln, die hinter den langwierigen Beschwerden vieler Betroffener stehen. 

Die Studie identifizierte zwei Botenstoffe, die in der Nasenschleimhaut dauerhaft eine Entzündung auslösen. 

Dieser Entzündungsprozess hemmt offenbar die Regeneration des Gewebes und trägt somit zur anhaltenden Symptomatik bei Post-COVID bei. 

Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.

Das Post-COVID-Syndrom (PCS) betrifft etwa 3–17 % der Personen nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Die Betroffenen leiden an Spät- bzw. Langzeitfolgen mit unterschiedlicher Symptomatik. Die Ursachen sind noch weitestgehend ungeklärt. Das Team um Dr. Karosham Reddy, Professor Markus Weckmann (beide FZB), Professor Hauke Busch und Privatdozentin Dr. Anke Fähnrich aus der Medizinischen Systembiologie des Lübecker Instituts für Experimentelle Dermatologie (LIED) hat daher Proben von Nasenbiopsien von 25 Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Syndrom auf zellulärer und molekularer Ebene untersucht. Die Proben sind im Rahmen von NAPKON, einer bundesweiten Post-COVID-Kohorte, entnommen worden. Die Forschenden haben unter anderem die vorhandenen Zelltypen und Signalwege, mit denen die Zellen miteinander kommunizieren, analysiert. Dabei fanden sie heraus, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege auch Monate nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion strukturell verändert bleibt – auch wenn keine aktive Virusinfektion mehr vorliegt. 

Dabei haben sie zwei zentrale Botenstoffe identifiziert: TNFα und TGFβ. 

Diese sind offenbar für eine anhaltende Fehlprogrammierung der Schleimhautzellen verantwortlich. 

Dr. Reddy und Professor Markus Weckmann am FZB konnten die Befunde in innovativen, humanen Schleimhautmodellen bestätigen.

„Unsere Daten zeigen, dass die Kombination der beiden Botenstoffe TNFα und TGFβ die Regeneration des Flimmerepithels empfindlich stört“, erklärt Dr. Reddy. 

„Die anhaltende Entzündung in der Nasenschleimhaut wird also nicht durch das Virus selbst aufrechterhalten, sondern durch diese Botenstoffe angetrieben“, so Reddy weiter. Die Atemwegsschleimhaut kann somit ihre Abwehrfunktion nicht aufrechterhalten, wodurch langanhaltende Atemwegsbeschwerden und erhöhte Infektanfälligkeit, die für PCS typisch sind, resultieren können.

Die Ergebnisse der Studie könnten neue Ansatzpunkte für die gezielte Behandlung des Post-COVID-Syndroms liefern. „Unsere Beobachtungen weisen auf spezifische Signalwege hin, die offenbar bei PCS eine entscheidende Rolle spielen. 

Diese könnten therapeutisch gezielt beeinflusst werden, um so die Symptome zu lindern und möglicherweise langfristige Schäden in der Nasenschleimhaut zu verhindern“, sagt die federführende Autorin PD Dr. Fähnrich. Die beobachteten Mechanismen könnten sogar auch bei anderen chronischen Lungenerkrankungen eine Rolle spielen, was in weiteren Studien genauer untersucht werden muss.

Die Studie ist ein Beispiel für gelungene interdisziplinäre und translationale Forschung innerhalb des Exzellenzcluster PMI. Entscheidend für den Erfolg war die enge Zusammenarbeit zwischen dem FZB, dem LIED an der Universität Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), sowie dem Industriepartner Singleron. Nur durch diese enge Kooperation konnten hochwertige Einzelzelldaten erhoben und mit modernen bioinformatischen Verfahren ausgewertet werden.

Fotos stehen zum Download bereit:
https://www.precisionmedicine.de/de/pressemitteilungen/pressebilder-2025/13-Team...
v.l.: PD Dr. Anke Fähnrich (LIED/UzL), Prof. Hauke Busch (LIED/UzL), Dr. Karosham Reddy (FZB), Prof. Markus Weckmann (FZB, UKSH, UzL), Yamil Maluje (LIED/UzL)
© W. Nurieva, Uni Lübeck

Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem Verbund sind rund 400 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Institut für Weltwirtschaft und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).

Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.
Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen

Wissenschaftliche Geschäftsstelle
Postanschrift: Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
Twitter: PMI @medinflame

Frederike Buhse
Telefon: (0431) 880 4682
E-Mail: fbuhse@uv.uni-kiel.de
https://precisionmedicine.de

Link zur Meldung: https://www.precisionmedicine.de/de/detailansicht/news/neue-erkenntnisse-zu-mole...

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

PD Dr. habil. Anke Fähnrich
Medizinische Systembiologie, Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie
Universität zu Lübeck und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck
Tel.: 0451/ 3101 8473
E-Mail: anke.faehnrich@uksh.de

Originalpublikation:
Reddy, K.D., Maluje, Y., Ott, F. et al.: scRNA-seq reveals persistent aberrant differentiation of nasal epithelium driven by TNFα and TGFβ in post-COVID syndrome. Nat Commun (2025). https://doi.org/10.1038/s41467-025-64778-0