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Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Arterienverkalkungen (Atherosklerose)

Eine internationale Gruppe führender Herzspezialisten hat unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie finanzieller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) neue Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Arterienverkalkungen (Atherosklerose) veröffentlicht. 

Das Besondere: Erstmals soll Künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen, die Auswertung von CT-Aufnahmen der Herzkranzgefäße zu verbessern – und so eine individuellere und wirksamere Therapie ermöglichen.

Jedes Jahr bekommen in Europa über zwei Millionen Menschen mit Brustschmerzen eine sogenannte koronare Computertomographie (CT)-Angiografie – eine bildgebende Untersuchung, mit der verkalkte und nicht-verkalkte Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen sichtbar gemacht und ausgewertet werden können. Solche Ablagerungen können zu Herzinfarkten führen.

Bisher gab es jedoch keine klaren Empfehlungen, wie genau die Ergebnisse dieser Untersuchungen für eine passgenaue medikamentöse Behandlung genutzt werden sollten. Laut den Experten kann KI dabei helfen atherosklerotische Plaques präziser zu bewerten, sodass die Ergebnisse für individualisierte Behandlungsempfehlungen genutzt werden können. Das Statement fordert einen Paradigmenwechsel hin zu einer individualisierten Behandlung, um schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen gezielter vorzubeugen.

Die Forschenden der Quantitative Cardiovascular Imaging (QCI) Study Group empfehlen, CT-Daten mithilfe von KI auszuwerten, um das Risiko für Herzinfarkte besser einschätzen zu können. Dabei wird die Menge der Ablagerungen („Plaque“) im Vergleich zu alters- und geschlechtsspezifischen Durchschnittswerten mithilfe großer Datenmengen schnell und präzise eingeordnet. Die beiden Erstautor*innen der 4. QCI Publikation in Nature Reviews Cardiology sind mit Kenrick Schulze und Anne-Marieke Stantien zwei Doktorand*innen im DFG-geförderten Graduiertenkolleg BIOQIC.

Frühzeitig behandeln, gezielt vorbeugen

„Wenn Ablagerungen in der CT sichtbar sind, sollte das ein Zeichen sein, mit einer medikamentösen Behandlung in Ergänzung zur Lebensstiloptimierung zu beginnen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Marc Dewey von der Charité, Koordinator der QCI-Gruppe. 

„Liegt die Plaquemenge deutlich über einem bestimmten alters- und geschlechtsspezifischen Wert, rät die interdisziplinäre Gruppe zu einer intensiveren medikamentösen Therapie.“ Eine solche Therapie kann etwa bedeuten, dass cholesterinsenkende Medikamente wie Statine höher dosiert oder mit weiteren Wirkstoffen kombiniert werden.

Ein neuer Weg zu personalisierter Medizin

Die Empfehlungen basieren auf einem mehrstufigen Expertenverfahren und auf den Daten großer Studien. Sie markieren einen Paradigmenwechsel in der Herzmedizin: Weg von der pauschalen Behandlung nach allgemeinen Risikofaktoren – hin zu individuellen Entscheidungen basierend auf den tatsächlichen Veränderungen in den Gefäßen.

„Diese Erkenntnisse helfen uns, gefährdete Patienten früher und gezielter zu behandeln – und andere vor unnötiger Therapie zu bewahren“, sagt Prof. Dewey. Der nächste Schritt ist nun, die Wirksamkeit der KI-gestützten Behandlungsstrategie in großen randomisierten klinischen Studien von CT mit KI im Vergleich zu CT ohne KI zu testen.

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Prof. Dr. Dr. Marc Dewey, Charité – Universitätsmedizin Berlin, marc.dewey@charite.de

Originalpublikation:
Schulze K, Stantien AM, Williams MC, et al. Coronary CT angiography evaluation with artificial intelligence for individualized medical treatment of atherosclerosis: a Consensus Statement from the QCI Study Group. Nat Rev Cardiol. Published online August 1, 2025 https://doi.org/10.1038/s41569-025-01191-6

Herzklappenerkrankungen sowie zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen

Wenn Ärztinnen und Ärzte über Diagnostik und Therapie entscheiden, greifen sie auf medizinische Leitlinien zurück.

Zwei besonders relevante Leitlinien zu Herzklappenerkrankungen sowie zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen wurden jetzt von der European Society of Cardiology (ESC) überarbeitet – unter maßgeblicher Beteiligung des Herzzentrums Leipzig und des Helios Klinikums Berlin-Buch. Sie werden am 29. August 2025 beim ESC-Kongress in Madrid vorgestellt und gelten ab sofort als fachliche Grundlage für die Behandlung von Millionen Patientinnen und Patienten in Europa und weltweit.

Wer bestimmt, wie behandelt wird?

Leitlinien entstehen in einem mehrmonatigen, strukturierten Verfahren durch international besetzte Expertengruppen. Aus Studien, Metaanalysen und klinischer Erfahrung entwickeln sie Empfehlungen, die das medizinische Handeln standardisieren und absichern – besonders bei komplexen Krankheitsbildern. Sie dienen Fachpersonal als Orientierung, sind Grundlage für Fortbildungen und Qualitätsmanagement und spielen mitunter auch in juristischen Bewertungen eine Rolle.

Führende Rolle von Herzzentrum Leipzig und Helios Klinikum Berlin-Buch
Die ESC überträgt die Leitung ihrer Leitliniengruppen nur besonders erfahrenen Expertinnen und Experten. In diesem Jahr stammen gleich zwei dieser Co-Chairs aus Kliniken des Helios-Netzwerks:

Prof. Dr. Michael A. Borger, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Leipzig und Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig, leitete zusammen mit Prof. Dr. med. Fabien Praz, Leitender Arzt an der Universitätsklinik für Kardiologie des Inselspitals Bern, die Taskforce zur Herzklappen-Leitlinie.

„Dass wir diese Leitlinie mitverantworten durften, zeigt das Vertrauen, das die europäische Fachgesellschaft in unsere klinische und wissenschaftliche Kompetenz setzt“, so Prof. Borger. „Wir wollen dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten von Forschungsergebnissen konkret profitieren – durch Empfehlungen, die Sicherheit schaffen und gleichzeitig Raum für individuelle Entscheidungen lassen.“

Prof. Borger wurde als Vertreter der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) berufen, um die chirurgischen Perspektiven bei Herzklappenerkrankungen in die Leitlinien einzubringen.

Vom Herzzentrum Leipzig waren außerdem drei weitere Kolleginnen und Kollegen in den Leitlinienprozess eingebunden: Prof. Dr. med. Holger Thiele, Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie (Helios Stiftungsprofessur), Priv.-Doz. Dr. med. Janine Pöss, Leitende Oberärztin für Intensivmedizin in der Universitätsklinik für Kardiologie und Dr. med. Mateo Marin-Cuartas, Facharzt für Herzchirurgie in der Universitätsklinik für Herzchirurgie. Die Vielzahl an Teilnehmenden verschiedener Fachrichtungen aus einer Institution unterstreicht die hohe Fachkompetenz und den starken Kooperationsgeist am Herzzentrum Leipzig.

Erstmals Herzmuskelentzündungen im Fokus

Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger, Leiterin der nichtinvasiven kardiologischen Bildgebung in der Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Helios Klinikum Berlin-Buch und Universitätsprofessorin der Charité sowie Leiterin der Hochschulambulanz für Kardiologie am Charité-Campus Buch und der Gruppe für Kardiovaskuläre MRT, stand gemeinsam mit Prof. Massimo Imazio (Udine, Italien) der Expertengruppe zur Myokarditis-/Perikarditis-Leitlinie vor.

„Die neuen Leitlinien sind die ersten, die Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) betrachten und sie gehen erfreulicherweise die Erkrankungen des Herzmuskels und Herzbeutels (Myokard und Perikard) gemeinsam an. Unser Ziel ist es, für das ärztliche Team möglichst praxisrelevante Empfehlungen abzugeben, um sie bei der zielgerichteten Diagnose- und Therapieführung zu unterstützen.“

Was ändert sich mit den neuen Leitlinien?

Beide Leitlinien tragen aktuellen Entwicklungen Rechnung: Die Untersuchungen können heute genauer und präziser durchgeführt werden, das individuelle Risiko lässt sich besser einschätzen, und bei der Behandlung wird gezielter entschieden, ob ein Eingriff über einen Katheter oder eine Operation sinnvoller ist. Dabei steht immer eine auf die einzelne Patientin oder den einzelnen Patienten zugeschnittene Therapie im Mittelpunkt.

„Gerade bei Herzklappenerkrankungen kann das entscheidend sein – etwa, wenn ein Eingriff früher empfohlen wird oder die Entscheidung für eine Therapie mittels Kathetermethode oder doch eine Operation erforderlich ist. Am Ende zählt: mehr Sicherheit, zielgerichtete Therapie, bessere Prognose“, erklärt Prof. Thiele.

Ähnlich ist es bei den Myo-/Perikarditis-Leitlinien: Der Fokus liegt zunehmend auf einer effizienten, multimodalen Bildgebung und einer gezielten klinischen Risikoeinschätzung, um eine personalisierte Therapieführung zu ermöglichen. Das umfasst medikamentöse und interventionelle Verfahren, erstreckt sich aber auch auf das wichtige Thema, wie lange eine körperliche Schonung nötig ist. Wie in vielen Leitlinien der ESC wird erneut die Bedeutung der Zusammenarbeit im Team unterstrichen.

Wo sind die Leitlinien einsehbar?

Die ESC-Leitlinien sind frei zugänglich. Wenige Monate nach Veröffentlichung werden die Leitlinien in eine patientenfreundliche Form überführt, in verständlicher Sprache für Laien formuliert und auf der ESC-Website veröffentlicht. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie erstellt ergänzend deutschsprachige Kurzfassungen (sogenannte „Pocket-Leitlinien“). Auch Patientinnen und Patienten können sich zu ihrer Behandlung informieren und sich auf Wunsch vom ärztlichen Fachpersonal dazu beraten lassen.

Prof. Michael Borger, MD PhD
Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger

Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen

Die neueste Version der europäischen Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen wurde am 29. August 2025 auf dem ESC Kongress in Madrid veröffentlicht. Erhalten Sie hier einen Überblick über wesentliche Neuerungen.

Die neueste Version der europäischen Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen (ESC/EACTS Joint Guidelines Valvular heart disease) wurde vor 48h im Rahmen des ESC Kongresses in Madrid erstmalig veröffentlicht. Sie ist das Ergebnis einer zweijährigen, engen Zusammenarbeit von Herzchirurg:innen und Kardiolog:innen, basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) begrüßt ausdrücklich die konsentierte Erstellung der neuen Leitlinie. Herzchirurg und DGTHG-Mitglied Professor Michael Borger, einer der Co-Vorsitzenden des gemeinsamen ESC/EACTS-Leitlinienkomitees, betont: „Die aktualisierten Leitlinien sind von globaler Bedeutung für alle, die auf dem Gebiet der Herzklappenerkrankungen tätig sind. Wir empfehlen den Herz-Teams in Europa und weltweit, sie zur Unterstützung ihrer klinischen Entscheidungsfindung zu berücksichtigen.“

Wesentliche Neuerungen auf einen Blick sind:

Die CT-Angiographie ist nun eine IB-Empfehlung, um eine koronare Herzkrankheit bei Patientinnen und Patienten mit geringem oder mittlerem Risiko auszuschließen.

Bei Patientinnen und Patienten mit trikuspidaler Aortenklappenstenose wird für die Durchführung einer TAVI die Altersgrenze von 75 auf 70 Jahre angepasst.

Bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit Aortenklappenstenose wird ein invasiver Aortenklappeneingriff (herzchirurgisch oder mittels katheterbasiertem Verfahren) als Alternative zur engen Überwachung empfohlen (IIa).

Bei Patientinnen und Patienten mit primärer Mitralinsuffizienz bleiben herzchirurgische Verfahren die bevorzugte Wahl – mit einer neuen Empfehlung (Ib) für asymptomatische Patientinnen und Patienten.

Die minimalinvasive Mitralklappenchirurgie erhält eine neue Empfehlung (IIb).

Bei Patientinnen und Patienten mit sekundärer Vorhof-Mitralklappeninsuffizienz besteht die IIa Empfehlung für einen herzchirurgischen Mitralklappeneingriff und eine IIb Empfehlung für ein kathetergestütztes Therapieverfahren.

Die Leitlinie enthält zudem zahlreiche neue oder überarbeitete Empfehlungen zum Antikoagulationsmanagement nach herzchirurgischen oder katheterbasierten Herzklappeneingriffen.


Weitere Informationen finden Sie unter
https://academic.oup.com/ejcts/article/67/8/ezaf276/8242828