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Bakterienbefall bei Menschen mit Leberzirrhose

Forschungsverbund INDIVO sucht Wege zur genaueren Diagnose und gezielter Behandlung von Bakterienbefall bei Menschen mit Leberzirrhose.

Leberzirrhose ist die vierthäufigste Todesursache in Europa, Tendenz steigend. Dabei wird das Lebergewebe zerstört und durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt. Durch den Umbau verhärtet die Leber, vernarbt und kann ihre Aufgabe als zentrales Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan nicht mehr wahrnehmen. Ein ganz besonderes Problem sind Infektionen. Betroffene mit Leberzirrhose leiden an einer komplexen Störung des Immunsystems, die sogenannte Zirrhose-assoziierte Immundysfunktion (cirrhosis-associated immune dysfunction, CAID). Aufgrund von CAID haben sie ein etwa siebenfach höheres Risiko, an bakteriellen Infektionen zu erkranken und zu versterben. Zwar helfen Antibiotika, doch ihr Einsatz wird zunehmend schwierig, da immer mehr multiresistente Keime im Umlauf sind. Für eine gezielte Antibiotika-Gabe ist es wichtig zu wissen, welches Bakterium konkret für die jeweilige Infektion verantwortlich ist. Doch die herkömmlichen Methoden für einen Erregernachweis sind zeitaufwändig und häufig nicht sensitiv genug, weshalb nicht selten Breitband-Antibiotika verwendet werden, welche die Ausbreitung von Resistenzen weiter fördern.

Ein Forschungsteam um Professor Dr. Benjamin Maasoumy, Leitender Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), sucht nun mit KI-basierten Analysemethoden neue Wege für eine genauere Diagnose und eine personalisierte Behandlung, die exakt auf das individuelle Infektionsrisiko des Patienten und den Schweregrad der Infektion zugeschnitten ist. Das Projekt „INDIVO“ wird im Rahmen des Förderprogramms zum Ausbau der personalisierten Medizin vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung über fünf Jahre mit rund drei Millionen Euro unterstützt.

Darmbakterien häufigste Infektionsquelle

Die genauen Mechanismen der CAID sind zwar noch nicht vollständig geklärt. Verschiedene Faktoren spielen jedoch offenbar eine Schlüsselrolle, etwa Bluthochdruck in der Pfortader – der Vene, die sauerstoffarmes und nährstoffreiches Blut in die Leber transportiert. Auch Entzündungsreaktionen aufgrund der verstärkten Infektionen und eine ungünstige Veränderung der Darmflora sorgen dafür, dass Bakterien aus dem Darmmikrobiom durch die Darmwand in das Blut einwandern können und den Krankheitsverlauf verschlechtern. „Die Darmbakterien gelten als häufigste Infektionsquelle und verursachen vor allem Harnwegsinfekte und Bauchfellentzündungen“, sagt Professor Maasoumy, der auch im Exzellenzcluster RESIST zu Leberinfektionen forscht. „Vor allem letztere sind problematisch, können weitere Komplikationen wie Verwirrtheit und Koma befördern und sind verantwortlich, dass bis zu 30 Prozent der Patientinnen und Patienten innerhalb des ersten Monats sterben. Eine rechtzeitige Diagnose und die sofortige Einleitung einer angemessenen Antibiotikabehandlung sind daher von entscheidender Bedeutung". Und die Uhr tickt, denn mit jeder Stunde Verzögerung bei der Einleitung einer wirksamen Antibiotikabehandlung steigt die Sterblichkeit um drei Prozent.

Stellschrauben feiner einstellen

„Das Dilemma ist, dass Breitbandantibiotika häufig eingesetzt werden, weil wir bei Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen keine zweite Chance haben, die Infektion in den Griff zu bekommen“, stellt der Leberforscher fest. „Gleichzeitig werden so etwa 80 Prozent der Betroffenen überbehandelt.“ Professor Maasoumy und sein Team wollen nun die Stellschrauben für Diagnose und Behandlung feiner einstellen. Sie wollen das Immunsystem der Leberzirrhose-Betroffenen und ihren allgemeinen Gesundheitszustand individuell und die Infektionserreger identifizieren und direkt bekämpfen. Außerdem wollen sie feststellen, welche Patientinnen und Patienten für eine Prophylaxe-Behandlung etwa mit Fluorchinolonen in Frage kommen. Dieses Antibiotikum senkt nachweislich das Risiko für eine Bauchfellentzündung und kann das Gesamtüberleben verbessern. „Die ursprünglich vorgeschlagenen Kriterien für die Auswahl von Patienten für eine Primärprophylaxe sind jedoch nach wie vor umstritten und scheinen nicht ausreichend zielgerecht zu sein“, stellt der Hepatologe fest.

Prognose der Leberzirrhose verbessern

Die Forschenden wollen nun das Darmmikrobiom der Betroffenen bestimmen, das Immunsystem in den Blick nehmen, Blutuntersuchungen vornehmen und alle Daten mit Hilfe KI-basierter Methoden analysieren und auswerten. „Ziel ist es, die Infektionen in den Griff zu bekommen, damit die Leber Ruhe hat, sich wieder zu erholen“, betont Professor Maasoumy. Denn die Leber ist das einzige Organ in unserem Körper, das sich selbst regenerieren und nachwachsen kann. Und das funktioniert sogar, wenn das Gewebe nachhaltig geschädigt ist. „Früher galt, dass eine Leberzirrhose das irreversible Endstadium chronischer Lebererkrankungen ist“, stellt der Hepatologe fest. „Heute wissen wir, dass eine wirksame Therapie der Grunderkrankung die Prognose einer Leberzirrhose deutlich verbessert.“ Dieser Ansatz, so ist Professor Maasoumy sicher, hilft selbst schwerstkranken Patientinnen und Patienten, die ein neues Organ benötigen. „Wenn wir ihnen zusätzliche Infektionen und Entzündungen ersparen können, vermeiden wir auch unerwünschte Komplikationen und vor allem das Versterben auf der Warteliste für eine Transplantation.“

Das Projekt INDIVO (Individualisierte Prävention und Behandlung von Infektionen bei Patienten mit Leberzirrhose) unter der Leitung der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie steht in Zusammenhang mit dem MHH-Forschungsschwerpunkt „Infektion und Immunität“. Es erfolgt in Kooperation mit dem MHH-Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene sowie mit dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Technischen Universität Braunschweig.

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Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Benjamin Maasoumy, 

maasoumy.benjamin@mh-hannover.de.

Asthma Bronchiale

Medikamente gegen Asthma bronchiale verlieren häufig im Laufe der Zeit ihre Wirkung. 

Und sie verhindern nicht, dass sich das Bronchiengewebe verdickt.

Gegen dieses gefürchtete sogenannte Remodeling haben Forschende der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Bonn einen Pflanzenwirkstoff erfolgreich getestet. Der Wirkstoff aus der Korallenbeere Ardisia Crenata hemmt ein bestimmtes Protein und sorgt so dafür, dass sich weniger Kollagen im Bronchialgewebe ansammelt. Zudem wird auch weniger Schleim produziert und abgesondert. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift „Molecular Therapy“ vom 23. Juli 2025.

Menschen mit Asthma bronchiale leiden anfallsweise an Atemnot, die durch eine Verengung der Atemwege hervorgerufen wird. „Meistens werden antientzündliche Medikamente verabreicht, wobei aber nicht ganz klar ist, wie Entzündung und Verengung zusammenhängen“, sagt Prof. Dr. Daniela Wenzel, Leiterin der Abteilung für Systemphysiologie an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. „Häufig wirken diese Medikamente irgendwann nicht mehr.“ Hinzu kommt, dass sich bei Asthmapatient*innen das Bronchialgewebe häufig durch die Ansammlung von Kollagen verdickt. Auch bilden sich vermehrt Becherzellen, die Schleim produzieren und die Atmung zusätzlich erschweren. Gegen diese Veränderungen existiert noch kein Medikament.

Das Protein direkt angehen

Der Wirkstoff aus Ardisia Crenata verhinderte das Remodeling der Bronchien in der Studie. Er bindet an ein bestimmtes Protein – das Gq-Protein – und hemmt es damit direkt. „Andere Medikamente zielen vielfach auf Rezeptoren für das Gq-Protein, von denen es aber jede Menge verschiedene gibt“, erklärt Jennifer Dietrich, Erstautorin der Studie. „Daher haben wir entschieden, den Weg von der anderen Seite her zu beschreiten und das Protein direkt anzugehen.“

In einem Mausmodell für chronisches Asthma bronchiale testeten die Forschenden den Wirkstoff über fünf Wochen, wobei er in flüssiger Form direkt in die Lunge verabreicht wurde. „Wir konnten sehen, dass das Remodeling abnahm, sich weniger Kollagen ablagerte und weniger schleimproduzierende Becherzellen in der Epithelschicht des Bronchialgewebes auffindbar waren“, berichtet Jennifer Dietrich. Tests an menschlichen Kollagen-produzierenden Zellen ergaben, dass sie unter dem Einfluss des Wirkstoffs langsamer wuchsen, sogar bei einer Stimulation durch Asthma-assoziierte Wachstumsfaktoren. Versuche mit menschlichen Schleim-produzierenden Lungenzellen ergaben, dass der Wirkstoff die Schleimsekretion und die Schleimproduktion reduziert. Diese Ergebnisse bestätigten sich in Experimenten an Lungenschnitten von Menschen, die an Asthma verstorben waren.

Ein aussichtsreicher Kandidat für die künftige Behandlung

„Aus früheren Studien wissen wir, dass der Wirkstoff auch das extreme Zusammenziehen der Bronchien verhindert“, sagt Daniela Wenzel. 

„Er ist also ein sehr aussichtsreicher Kandidat für die zukünftige Asthma-Therapie.“ Bindet der Wirkstoff einmal an das Gq-Protein, bleibt er mehrere Tage dort aktiv – wesentlich länger als andere experimentell getestete Wirkstoffe.

Kooperationspartner

An der Studie waren neben den Teams der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Bonn Forschende der Rutgers University, USA, beteiligt.

Förderung

Die Arbeiten wurden unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (FOR 2372, Projektnr. 273251628, WE4461/2-1 und 2, FL-276/8-1 und 2).

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Prof. Dr. Daniela Wenzel
Institut für Physiologie
Abteilung für Systemphysiologie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel. +49 234 32 29100
E-Mail: daniela.wenzel@ruhr-uni-bochum.de

Prof. Dr. Bernd K. Fleischmann
Institut für Physiologie I
Universitätsklinikum Bonn
Medizinische Fakultät
Universität Bonn
Tel.: +49 228 6885 200
E-Mail: bernd.fleischmann@uni-bonn.de

Originalpublikation:
Jennifer M. Dietrich, Michaela Matthey, Annika Simon, Alexander Seidinger, Cynthia Koziol-White, Reynold A. Panettieri Jr., Bernd K. Fleischmann, Daniela Wenzel: Pharmacological Gq Targeting Prevents Asthmatic Airway Remodeling, in: Molecular Therapy, 2025, DOI: 10.1016/j.ymthe.2025.07.032, 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40708198/

Der Geruchssinn

Wie wir riechen, ist nicht nur Geschmackssache – sondern auch eine Frage der Gene. 

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Leipzig hat die bislang größte genetische Studie zum menschlichen Geruchssinn durchgeführt. 

Dabei haben die Forschenden des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) sieben neue genetische Regionen gefunden, die mit der Fähigkeit, Gerüche zu erkennen, zusammenhängen. Die Ergebnisse könnten langfristig helfen, Geruchsstörungen besser zu verstehen und Krankheiten früher zu erkennen. Die wissenschaftliche Publikation ist jetzt im Journal „Nature Communications“ veröffentlicht worden.

Der Geruchssinn ist der bisher am wenigsten erforschte unserer Sinne – obwohl Geruchsstörungen die Lebensqualität stark beeinträchtigen und Hinweise auf Erkrankungen geben können. In der aktuellen Studie wurden die genetischen Grundlagen des Geruchssinns bei über 21.000 Menschen europäischer Herkunft analysiert. Ein besonderes Augenmerk lag auf möglichen Unterschieden zwischen Frauen und Männern. Dafür wurden sogenannte genomweite Assoziationsanalysen genutzt, bei denen das Erbgut vieler Menschen miteinander verglichen wird.

MaAB -CAVE:

Verbindung des Geruchssinns zu Alzheimer und Hormonen

„Wir haben zehn genetische Regionen gefunden, die mit der Fähigkeit, bestimmte Gerüche zu erkennen, zusammenhängen – sieben davon wurden erstmals entdeckt. Drei dieser Regionen zeigen zudem geschlechtsspezifische Effekte, sie wirken also bei Männern und Frauen unterschiedlich“, sagt Prof. Dr. Markus Scholz, Leiter der Studie vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig. Die Ergebnisse helfen zu verstehen, warum Frauen zum Beispiel während ihres Zyklus oder in der Schwangerschaft Gerüche anders wahrnehmen. Sie könnten auch dazu beitragen, medizinische Diagnosen besser an das Geschlecht anzupassen.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: 

„Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Risiko für die Alzheimer-Krankheit und der Fähigkeit, Gerüche zu erkennen. 

Das verstärkt Hinweise darauf, dass der Geruchssinn, Geschlechtshormone und neurodegenerative Erkrankungen verknüpft sind“, sagt Franz Förster, Erstautor der Studie und Nachwuchswissenschaftler an der Medizinischen Fakultät. 

Die genetischen Einflüsse waren in der aktuellen Analyse jeweils auf einzelne Gerüche beschränkt – es gab keinen „Universal-Genort“, der die Wahrnehmung mehrerer Gerüche beeinflusst.

Alltagsgerüche mit Riechstiften erkennen

In der Leipziger LIFE-Adult-Studie und weiteren Partnerstudien mussten die Teilnehmer:innen zwölf verschiedene Alltagsgerüche erkennen, die mit speziellen Riechstiften präsentiert wurden. Die Antworten wurden mit den genetischen Daten abgeglichen und in einer großen Metaanalyse federführend vom IMISE ausgewertet.

Aktuell läuft in der deutschlandweiten NAKO-Studie, an der auch die Universität Leipzig beteiligt ist, eine noch größere Untersuchung, an der rund 200.000 Menschen teilnehmen. Die Forschenden des IMISE erwarten, dadurch die genetischen und geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Riechen bald noch genauer untersuchen zu können.

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Prof. Dr. Markus Scholz
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE)
Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-16100
E-Mail:

markus.scholz@imise.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
Originaltitel der Publikation in Nature Communications: "Genome-wide association meta analysis of human olfactory identification discovers sex-specific and sex-differential genetic variants" https://doi.org/10.1038/s41467-025-61330-y

Weitere Informationen finden Sie unter
Informationen zur NAKO-Studie

Entzündungswerte

Menschen mit Diabetes leiden überdurchschnittlich häufig an Depressionen – mit teils erheblichen Folgen für die Lebensqualität und für Krankheitsverläufe. Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), des Forschungsinstituts an der Diabetes Akademie Mergentheim (FIDAM) und des Deutschen Zentrums für Diabetes Forschung (DZD) konnten nun zeigen, dass Biomarker für chronische Entzündungswerte den Therapieerfolg von depressiven Symptomen beeinflussen – jedoch bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes auf sehr unterschiedliche Weise. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die Therapie von Depressionen bei Menschen mit Diabetes zukünftig individuell anzupassen.

Entzündungsmarker und Depressionsverlauf wurden über ein Jahr untersucht::

Entzündliche Prozesse könnten hierbei eine Schlüsselrolle spielen, denn chronische Entzündungsreaktionen im Körper gelten heute als gemeinsamer biologischer Hintergrundmechanismus sowohl für Diabetes als auch für Depressionen. Bisherige Studien zeigten: Wenn sich Entzündungsmarker im Blut verändern, kann dies mit einer Besserung oder Verschlechterung unterschiedlichster depressiver Symptome einhergehen. „Faktoren zu identifizieren, die mit dem Therapieerfolg bei Depressionen zusammenhängen, ist wichtig, um die richtigen Therapien für Menschen mit Diabetes auszuwählen“, erklärt Prof. Christian Herder, Erstautor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation am DDZ.

Während frühere Studien oft den Fokus auf einzelne Entzündungsmarker legten, nutzte diese, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Analyse, ein breites Panel an Markern im Blut und differenzierte zwischen verschiedenen Depressionssymptomen. Die Analyse basiert auf Daten von 521 Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes aus drei verschiedenen Interventionsstudien am FIDAM, welche die Wirkung einer Verhaltenstherapie auf Menschen mit Typ-1- und Typ-2- Diabetes und Depressionssymptomen untersuchten. Mithilfe eines Fragebogens zur Erfassung depressiver Symptome (Center for Epidemiologic Studies Depression Scale/CES-D) und der Messung von 76 Entzündungsmarkern im Blut untersuchte das Forschungsteam, ob es Zusammenhänge zwischen Entzündungsniveau und Veränderung der Depressionsschwere innerhalb eines Jahres gab.

Gegensätzliche Effekte je nach Diabetes-Typ

Die Ergebnisse zeigen ein überraschendes Muster: Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und höheren Entzündungsmarkern verbesserten sich die depressiven Symptome durch die Verhaltenstherapie signifikant – insbesondere bei kognitiv-affektiven Beschwerden und Anhedonie (Freudlosigkeit). Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und höheren Entzündungswerten erzielte die Verhaltenstherapie nur eine geringere Verbesserung – vor allem bei somatischen Symptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit.

Warum sich die Zusammenhänge zwischen Entzündungsmarkern und depressiven Symptomen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes so deutlich unterscheiden, ist noch nicht abschließend geklärt. 

Möglicherweise spielen die jeweils unterschiedlichen Formen der Immunaktivierung eine Rolle – also Autoimmunprozesse bei Typ-1-Diabetes und metabolisch bedingte Entzündungen bei Typ-2-Diabetes. „Um die zugrundeliegenden Mechanismen und die Rolle psychotherapeutischer und entzündungshemmender Behandlungsansätze besser zu verstehen, sind weitere Studien notwendig“, betont Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ sowie Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

Bedeutung für die Zukunft: Präzisionsmedizin für Psyche und Stoffwechsel

Die Erkenntnisse könnten die zukünftige Therapieauswahl beeinflussen: „Menschen mit Typ-2-Diabetes und hohem Entzündungsniveau sprechen womöglich besonders gut auf eine Veränderung depressiver Kognitionen durch eine kognitive Verhaltenstherapie an. Menschen mit Typ-1-Diabetes und hohen Entzündungswerten könnten hingegen eher von medikamentösen, anti-entzündlichen Therapien profitieren“, erklärt Prof. Norbert Hermanns vom FIDAM.

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Prof. Christian Herder
Leiter der Arbeitsgruppe Inflammation
Institut für Klinische Diabetologie
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)

Originalpublikation:
Titel: Biomarkers of inflammation and improvement in depressive symptoms in type 1 and type 2 diabetes: differential associations with depressive symptom clusters
Autoren: Herder, C., Zhu, A., Schmitt, A. et al.
Doi: https://doi.org/10.1007/s00125-025-06472-w

Behandlung von Nackenschmerzen

Bewegung und entsprechende Patientenedukation sind die wichtigsten Ansätze zur erfolgreichen Behandlung von Nackenschmerzen – diese und weitere Botschaften hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in der neuen S3-Leitlinie zu Nackenschmerzen zusammengefasst.

Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis. 

Für den unteren Rücken liegt eine Nationale Versorgungsleitlinie vor, für den oberen Rücken gibt es seit rund 20 Jahren eine DEGAM-Leitlinie für die hausärztliche Praxis. Vor einigen Tagen wurde ein Update und Upgrade als S3-Leitlinie „Nicht-spezifische Nackenschmerzen im hausärztlichen Setting“ veröffentlicht. Update und Upgrade wurden vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

Nackenschmerzen haben in der Regel keine gefährliche Ursache. „Trotzdem gilt es auch hier, genau hinzuschauen, um die (wenigen) abwendbar gefährlichen Verläufe herauszufiltern. Insofern ist die Behandlung dieser Schmerzen ein Paradebeispiel für die Arbeitsweise in der Allgemeinmedizin, deren Ziel es ist, das richtige Maß zu treffen – also das Richtige zu tun und das Überflüssige oder gar Schädliche zu unterlassen“, erklärt Prof. Martin Scherer, Präsident der DEGAM, der vor rund 20 Jahren die erste Version der Leitlinie zu Nackenschmerzen im hausärztlichen Setting erarbeitet hat.

In der Leitlinie wird die aktuelle Evidenz zusammengefasst: Am wirksamsten ist Bewegung. Überschätzt werden hingegen die Effekte von Analgetika, passiven Therapien (Massage, Akupunktur, physikalische Methoden, Taping etc.) sowie die Rolle von bildgebenden Verfahren. Damit übernimmt die neue Version der Leitlinie zentrale Therapieempfehlungen aus der Vorgängerversion. Wichtige Änderungen gibt es bei den Empfehlungen zur Patientenedukation: In der Leitlinie wird aufgezeigt, dass eine gelingende Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten gute Ergebnisse in der Therapie bringt.

„Die Leitlinie zeigt uns ganz deutlich, dass Bewegung bei Nackenschmerzen das Maß aller Dinge ist. Um Patientinnen und Patienten dazu zu motivieren, braucht es ein gutes, wertschätzendes Gespräch“, kommentiert Prof. Thomas Kötter, federführender Autor der Leitlinie für die DEGAM. Dass ein stärkerer Fokus auf der Kommunikation liegt, ist berechtigt. Denn die Wirksamkeit von Bewegung bei Nackenschmerzen ist noch nicht überall angekommen. „Viele Patientinnen und Patienten fürchten, dass Bewegung schaden könnte. Eine gute Kommunikation bedeutet, diese Ängste ernst zu nehmen. Es ist wichtig, über individuelle Krankheitsvorstellungen, Sorgen und Erwartungen offen zu sprechen und verschiedene Ansätze vorzustellen, um Bewegung zu ermöglichen“, so Thomas Kötter weiter. Hier sei es wichtig, auf entsprechende Schmerzmittel hinzuweisen. Auch Wärmeanwendungen sind als Mittel zum Zweck sinnvoll und tragen dazu bei, eine Schonhaltung zu vermeiden, die die Schmerzen in der Regel verstärken würde.

Hier kommen Sie zur S3-Leitlinie Nicht-spezifische Nackenschmerzen der DEGAM: 

https://www.degam.de/leitlinie-s3-053-007

Natascha Hövener
DEGAM
Telefon: 030 – 20 966 98 16
E-Mail: hoevener@degam.de

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Schumannstraße 9, 10117 Berlin
Präsident: Prof. Dr. med. Martin Scherer (Hamburg)
http://www.degam.de

Über die DEGAM

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Allgemeinmedizin als anerkannte wissenschaftliche Disziplin zu fördern und sie als Rückgrat der Patientenversorgung weiterzuentwickeln. Die DEGAM ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, zur Fort- und Weiterbildung sowie zum Qualitätsmanagement. Sie erarbeitet eigene wissenschaftlich fundierte Leitlinien für die hausärztliche Praxis und beteiligt sich auch an interdisziplinären Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Die Aktivitäten der Nachwuchsförderung werden überwiegend von der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) realisiert.

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Prof. Dr. med. Martin Scherer, Präsident der DEGAM
E-Mail: m.scherer@uke.de

Prof. Dr. med. Thomas Kötter, Autor der Leitlinie
E-Mail: thomas.koetter@uni-luebeck.den


Weitere Informationen finden Sie unter


DEGAM-Leitlinie Nicht-spezifische Nackenschmerzen