Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Universitätzmedizin Rostock

Universitätsmedizin Greiswald

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Behandlung der neurologischen Bewegungsstörung bei Klavierprofis

MHH-Neurologin erforscht Ursachen und sucht mögliche Behandlung der neurologischen Bewegungsstörung bei Klavierprofis


Wer das Musizieren zum Beruf machen möchte, muss vor allem eines: üben. Schon vor dem Musikstudium verbringen Kinder und Jugendliche, die eine solche Laufbahn anstreben, durchschnittlich 10.000 Stunden am Instrument. Und auch als Profi sind mindestens drei bis vier Stunden Übungszeit Pflicht. Doch das kann Spuren hinterlassen: die sogenannte Musikerdystonie. Diese neurologische Bewegungsstörung führt zum Beispiel zu Verkrampfungen der Fingermuskulatur und zum Verlust der Koordinations- und Kontrollfähigkeit beim Spielen des Instruments. Betroffen sind etwa ein bis zwei Prozent der Berufsmusikerinnen und -musiker. Aber auch Laien können die feinmotorischen Fertigkeiten verlieren, die für das Spielen ihres Instrumentes unabdingbar sind. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang noch nicht geklärt, jedoch spielt neben Veranlagung und dem Übungsverhalten vor allem das neuronale Netzwerk im Gehirn eine wichtige Rolle.

Jetzt möchte Dr. Johanna Doll-Lee mit ihrem Forschungsteam Licht ins Dunkel bringen. Die Assistenzärztin an der Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erforscht Bewegungsstörungen und untersucht mit ihrem Projekt „Bewegungsbeobachtung und -vorstellung bei Musikerdystonie“ die Gehirnaktivität von Dystonie-betroffenen Profimusikerinnen und -musikern. Ihr Ziel ist dabei, das Problem langfristig auch ursächlich und nachhaltig behandeln zu können. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben mit rund 270.000 Euro und ermöglicht der Ärztin über zwei Jahre eine Freistellung aus der Klinik, um sich vollständig ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.

Starke Belastung durch schnelle und wiederholte Bewegung

Dass die Erkrankung eine Profikarriere beenden kann, musste schon Robert Schumann erfahren. Als junger Konzertpianist übte er so intensiv, bis der Mittelfinger seiner rechten Hand begann, sich beim Klavierspielen unwillkürlich zu beugen und ihn daran hinderte, Tonleitern und schnelle Abläufe auf dem Klavier zu spielen. Schumann musste umsatteln, wurde Komponist und schrieb sogar Klavierstücke, bei denen der rechte Mittelfinger nicht zum Einsatz kommt. „Vor allem immer wiederkehrende und schnelle Bewegungen, die räumlich und zeitlich sehr präzise sein müssen, können ein Risiko für die Entwicklung einer Musikerdystonie darstellen“, erklärt Dr. Doll-Lee, selbst gelernte Konzertpianistin. „Deshalb sind zum Beispiel Geigen- und Klavierprofis davon besonders häufig betroffen.“

Botox-Behandlung lindert die Symptome

Behandelt werden die Symptome mit dem Bakteriengift Botulinumtoxin A, umgangssprachlich Botox genannt. Eine Spritze in die betroffene Muskulatur verabreicht, reduziert der Wirkstoff die Überaktivierung und damit die unwillkürliche Verkrampfung von Muskeln beim Spielen. Die Behandlung ist allerdings anspruchsvoll, da nicht nur für jeden Fall die individuell richtige Dosis, sondern per Ultraschall auch der tatsächlich betroffene Muskelstrang gefunden werden muss. Die hierfür nötige umfangreiche Expertise ist weltweit nur an wenigen Orten vorhanden, etwa an der Spezialambulanz des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Kooperationspartner des Projektes. „Das Institut ist das älteste für musikerspezifische Erkrankungen und bietet seit Jahrzehnten eine internationale Anlaufstelle für Musikerinnen und Musiker aus aller Welt mit spielbedingten Beschwerden“, sagt Dr. Doll-Lee. „Aufgrund dieser einzigartigen Zusammenarbeit kann ich über Städte- und Ländergrenzen hinweg eine ausreichende Anzahl an Musikerdystonie-Betroffenen rekrutieren, so dass meine Untersuchungen aussagekräftig sind.“

Vorstellungskraft und Spiegelneuronen

Für ihre Studie konzentriert sich Dr. Doll-Lee auf rechtshändige Pianistinnen und Pianisten mit und ohne Musikerdystonie. In Voruntersuchungen hat die Neurologin über bildgebende Studien festgestellt, dass aufgabenspezifische Dystonien wie die Musikerdystonie letztlich eine neuronale Netzwerkerkrankung sind. Sie betrifft die Nervenzellen der Großhirnrinde, des Kleinhirns und der Basalganglien – eine Ansammlung von Nervenzellen tief im Gehirn, die eine flüssige Muskelbewegung und Veränderungen der Haltung koordinieren.

Um die Krankheit besser zu verstehen, möchte sie nun untersuchen, was sich im Gehirn von Betroffenen abspielt, während sie schnelle Tonleitern spielen – eine problematische Aufgabe für Dystonie-Betroffene. Weil das Spielen auf einem Konzertflügel während einer MRT-Untersuchung nicht möglich ist, bedient sich die Neurologin der Vorstellungskraft der Musikerinnen und Musiker und deren Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen, die beim bloßen Betrachten einer Aktion im Gehirn das gleiche Aktivitätsmuster auslösen, als wäre der Vorgang motorisch selbst ausgeführt.

Vermutlich unterschiedliche Aktivitätsmuster

Die Patientinnen und Patienten betrachten in einem MRT-Scanner mehrfach ein Video von einer Hand, die schnelle Tonleitern auf dem Klavier spielt. Im zweiten Teil der Aufgabe sollen sich die Teilnehmenden vorstellen, dieselbe Tonleiter selbst zu spielen. Ihr Gehirn verarbeitet in beiden Fällen das Gesehene und die bloße Vorstellung dann so, als hätten sie tatsächlich selbst gespielt. „Wir vermuten, dass es bei ihnen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen Unterschiede in der Aktivität im Gehirn gibt“, sagt die Neurologin. Wenn die Mechanismen der Erkrankung besser verstanden seien, so hofft die Neurologin, könne eine Therapie gefunden werden, die tatsächlich bei den Ursachen ansetze. „Wenn wir wissen, welche Hirnregion sozusagen im Weg steht, könnten wir beispielsweise versuchen, diese mit Magnetfeldern und Strom zu stimulieren und die Blockade zu lösen.“

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung VOR ORT:


Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Johanna Doll-Lee, doll-lee.johanna@mh-hannover.de.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen