Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Depression in der Pupille sehen
- Können Menschen etwas gewinnen oder verlieren, so erweitert sich ihre Pupille leicht.
- Forscher haben herausgefunden, dass diese Erweiterung bei akut depressiven Patienten geringer ausfällt als bei Gesunden.
Je schwerer die Patienten erkrankt waren, desto weniger weitete sich sogar das Augeninnere.
Diese Erkenntnis könnte langfristig zu einer fundierteren Diagnose führen, die nicht nur auf den Aussagen der Patienten basiert, sondern biologisch begründet ist.
Daraus abgeleitet könnte auch die Therapie mit Medikamenten individueller angepasst werden.
Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler herauszufinden, ob depressive Patienten Belohnungen weniger wertschätzen als nicht-depressive Probanden.
Studienteilnehmer im Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) absolvierten jetzt im Magnetzresonanztomographen (MRT) ein einfaches Spiel, bei dem sie einen kleinen Geldbetrag gewinnen konnten.
Ein klarer Anreiz, der bei Gesunden zur Erweiterung der Pupille führt.
Dabei haben die Forscher die Pupillen ihrer
Studienteilnehmer extrem genau und mit extrem hohem Tempo vermessen: Mit
einem speziellen Versuchsaufbau konnten sie 250 Bilder pro Sekunde
aufnehmen – zum Vergleich, wir blinzeln überhaupt nur alle vier bis
sechs Sekunden.
Das Ergebnis:
Die MPI-Wissenschaftler konnten erstmals die Verbindung zwischen einer Pupillen-Erweiterung als Reaktion auf eine zu erwartende Belohnung und dem Schweregrad der Depression der jeweiligen Testperson nachweisen.
Je schwerer die Symptome waren, desto weniger weit öffneten
sich die Pupillen.
Die Studie zeigt, dass die Aussicht auf eine Belohnung bei schwer
depressiven Patienten nicht zur gleichen Verhaltensaktivierung führt wie
bei Gesunden.
Ihr Nervensystem kann sich selbst bei so einer positiven Erwartung weniger stark aktivieren.
„Wir vermuten, dass dahinter ein
physiologisches System steht, das die oft berichtete Antriebsstörung bei
Patienten teilweise erklären kann“, sagt Studienleiter Victor
Spoormaker.
Die Forscher am MPI gehen davon aus, dass psychiatrische Erkrankungen
anders aufgeteilt werden sollten als in die bisherigen Diagnose-Gruppen.
Maßgebend wären biologische Faktoren wie die Pupillenerweiterung, die klar messbar sind. Depressive Patienten, die mit ihren Pupillen weniger stark reagieren, würden eine eigene Untergruppe bilden.
„Dann könnten wir diese Patienten medikamentös auch zielgerichteter behandeln“, so die Einschätzung von Spoormaker. Um diesen Ansatz zu verfeinern, bedarf es noch weiterer Forschung.
Über Google: Medizin am Abend Berlin
Prof. Dr. Victor Spoormaker
spoormaker@psych.mpg.de
Kraepelinstrasse 2-10
80804 München
Deutschland
Bayern
Anke Schlee
Telefon: 08930622263
E-Mail-Adresse: anke_schlee@psych.mpg.de
Originalpublikation:
Brain Sciences | https://doi.org/10.3390/brainsci10120906
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen