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Gelenkinfektion - Bakterien von Hüft- und Knieendoprothesen

Medizin am Abend Fazit: Bakterien besser verstehen lernen

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der HELIOS ENDO-Klinik Hamburg wollen herausfinden, warum Bakterien in der Lage sind, künstliche Gelenke zu infizieren, wie Bakterien das Immunsystem des Menschen unterwandern und wieso sie resistent gegen scheinbar wirksame Antibiotika werden können. Für ihre Studie HAPDICS („Hamburg prosthetic device infection cohort study“) nutzen die Forscher modernste Methoden der Molekularbiologie. Die Erkenntnisse der Untersuchung sollen in den kommenden Jahren helfen, neben der Diagnostik vor allem die Prophylaxe und Therapie von Gelenkinfektionen zu optimieren. 


Illustration by David Parkins

Um eine fast uneingeschränkte Mobilität bei Erkrankungen der Gelenke zu ermöglichen, ist der Einsatz künstlicher Gelenke aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Eine zwar seltene, aber folgenschwere Komplikation kann die Entstehung einer Infektion sein. Eine alleinige Therapie mit Antibiotika ist dann oft nicht ausreichend, so dass weitere Operationen notwendig werden. Warum entgehen die Bakterien bei Kunstgelenkinfektionen dem Immunsystem des Menschen und der Wirkung von Antibiotika? Kunstgelenkinfektionen werden am häufigsten von Bakterien aus der Gruppe der Staphylokokken ausgelöst. Es ist aus Laboruntersuchungen bekannt, dass diese Erreger durch einen speziellen Trick Besitz von einem Kunstgelenk ergreifen können. Hierzu bilden die Staphylokokken mikroskopisch sichtbare Zellansammlungen, die auf der Oberfläche eines Kunstgelenks „kleben“ und in welcher die Bakterien in einer Art Schutzhülle eingebettet sind. In diesen als Biofilm bezeichneten Organisationen zeigen sich die Bakterien als resistent gegen Angriffe des Immunsystems und von Antibiotika.

In der HAPDICS-Studie analysieren die Experten des UKE und der HELIOS ENDO-Klinik Hamburg mit modernsten molekularbiologischer Verfahren die Genome der Erreger und betrachten die Gesamtheit aller Gene in ihrer Expression. Diese und weitere Analysen sollen helfen, im Detail zu verstehen, welche Eigenschaften und Reaktionen des Erregers tatsächlich dazu beitragen, eine Infektion auszulösen. Darüber hinaus wollen die Forscher nachvollziehen, warum es zu einem Versagen des Immunsystems und von Antibiotikatherapien kommen kann. Die Wissenschaftler wollen nicht nur den Weg zur Resistenzentstehung verfolgen, sondern auch wunde Punkte der Bakterien identifizieren, die als Angriffsziel für neue Antibiotika verwendet werden könnten. Diese Antworten sollen nicht nur das grundsätzliche Verständnis bakterieller Infektionskrankheiten erheblich verbessern. Vielmehr könnten die Erkenntnisse genutzt werden, um bestehende diagnostische, therapeutische und prophylaktische Maßnahmen zu optimieren.

Zum Hintergrund
In Deutschland werden jährlich mehr als 400.000 Hüft- und Knieendoprothesen implantiert. Während die Implantation eines künstlichen Gelenkes für den Patienten primär von herausragendem Nutzen ist, so birgt diese Maßnahme in ein bis zwei Prozent der Fälle jedoch auch das Risiko einer infektiologischen Komplikation.

Zur Damp-Stiftung
Durch die Damp-Stiftung werden die medizinische Forschung und Lehre, soziale Projekte an und mit Bezug zu den Standorten der früheren Damp Gruppe sowie die Ausbildung von medizinischen Nachwuchskräften in den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Weitere Informationen zur Damp-Stiftung: www.damp-stiftung.de

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Holger Rohde
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Priv.-Doz. Dr. Lars Grossterlinden
Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Telefon: (040) 7410-52143, -56691
E-Mail: rohde@uke.de, lgrosste@uke.de

Prof. Dr. Daniel Kendoff
HELIOS ENDO-Klinik Hamburg
Abteilung Gelenkchirurgie
Holstenstr. 2
22767 Hamburg
Telefon: (040) 3197-1669
E-Mail: daniel.kendoff@helios-kliniken.de

Christine Trowitzsch Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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