Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mit künstlicher Intelligenz Herzinfarkte vermeiden
Eine neue telemedizinische Plattform, die unter Beteiligung der Universität Witten/Herdecke entsteht, soll die Gesundheit von Patient:innen nach Herzinfarkt verbessern.
Rund 1,8 Millionen Menschen in der EU sterben jedes Jahr an den Folgen eines Herzinfarktes.
Um Re-Infarkte zu vermeiden, bedarf es einer Umstellung der Ernährung und mehr körperlicher Aktivität.
Doch klinische Untersuchungen zeigen, dass es vielen Betroffenen schwerfällt, ihren Lebensstil nachhaltig umzustellen und dass die Therapietreue mit wachsendem zeitlichen Abstand abnimmt.
Das will die jetzt gestartete europaweite „TIMELY-Studie“
https://www.timely-project.com/
ändern, indem sie – gestützt auf eine künstliche Intelligenz (KI) – individuelle Ratschläge zum gesünderen Leben gibt und so die Versorgung von Herzinfarktpatient:innen nach ihrer Rehabilitation verbessert.
„Mit unserer TIMELY-Plattform möchten wir den Patienten darin unterstützen, selbstverantwortlich, auch über die Rehabilitation und den Klinikaufenthalt hinaus, einen gesunden Lebensstil aufrechtzuerhalten“, erläutert Dr. Boris Schmitz, einer der TIMELY-Studienleiter.
Er arbeitet
an der DRV Klinik Königsfeld in Ennepetal, wo TIMELY mit dem Lehrstuhl
für Rehabilitationswissenschaften (Leiter: Prof. Dr. med.
Frank Mooren) der Universität Witten/Herdecke (UW/H) erprobt wird.
PD Dr. Boris Schmitz Foto: Privat
Mit Blutdruckmessgerät, Aktivitätstracker und EKG-Pflaster gegen neuen Infarkt
Die integrative und multifunktionale TIMELY-Plattform wird in einem
EU-geförderten Projekt von insgesamt 13 Partnern, darunter BIOTRONIK,
entwickelt.
Die Datenauswertung und Risikoeinschätzung basiert auf den Leitlinien zur Sekundärprävention bei koronaren Herzkrankheiten (KHK).
- Mittels Blutdruckmessgerät, einem sogenannten Aktivitätstracker, sowie einem EKG-Pflaster ausgestattet, übermitteln KHK-Patient:innen ihre Vitalparameter.
Über ein von der Berliner Firma Semdatex entwickeltes
digitales Dashboard in der TIMELY-Plattform können Ärzt:innen,
Therapeut:innen und Case Manager:innen auf diese Werte zugreifen und das
individuelle Risikoprofil ihrer Patient:innen einsehen. Dieses wird
automatisiert ausgewertet und interpretiert. Bei Bedarf kann die
Therapie anschließend angepasst werden.
Für Patient:innen bietet die TIMELY-Plattform zahlreiche weitere
Funktionen:
Mithilfe künstlicher Intelligenz erhalten sie individuelle
Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil. Hierbei hilft ein von der
Universität Amsterdam entwickelter Chatbot, der die Patient:innen
begleitet und sie dabei unterstützt, die Ratschläge auch umzusetzen: Die
situativ angepassten und individualisierten Nachrichten sollen
motivierend wirken und die körperliche Aktivität steigern. Zudem bietet
die Plattform die Möglichkeit, wöchentliche Trainingspläne zu erstellen
und die Zielerreichung zu dokumentieren. „Ich erwarte mir von den
Studienergebnissen eine Bestätigung der Sicherheit und Effektivität der
TIMELY-Plattform und weitere Erkenntnisse über die Wirkung
telemedizinischer Systeme im Bereich der Verhaltensänderungen“, so Dr.
Jos Bosch, Professor für Psychologie an der Universität Amsterdam und
Koordinator des TIMELY-Projektes.
Klinische Studie umfasst 360 Patient:innen in Deutschland, Spanien und den Niederlanden
In die TIMELY-Studie werden 360 erwachsene Patient:innen an insgesamt
drei Studienzentren in Deutschland, Spanien und den Niederlanden
eingeschlossen, die in einer kardiologischen Rehabilitation nachversorgt
worden sind.
Die Studie läuft bis Mitte 2024 – den primären Endpunkt bilden ein Biomarker-Score (Coropredict), der das Risiko für die Mortalität der nächsten 10 Jahre abbildet, sowie der 6-Minuten-Gehtest zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Zudem werden
Änderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten analysiert.
„Die telemedizinische Sekundärprävention von herzkranken Patienten hat
sich im ambulanten und stationären Bereich bereits bewährt und gut
etabliert“, kommentiert Roberto Belke, Geschäftsführer von BIOTRONIK
Deutschland.
„Ich bin überzeugt, dass es nun Zeit ist, auch den Bereich der Rehabilitation neu zu denken.
Mit der TIMELY-Plattform bieten wir
Patienten nach Herzinfarkt eine niedrigschwellige und kontinuierliche
Unterstützung und damit mehr Sicherheit und Lebensqualität.“
Über TIMELY:
TIMELY wird im Rahmen des Horizon 2020 Research and Innovation Programms gefördert (Grant agreement ID: 101017424).
Mehr erfahren: https://www.timely-project.com/
PD Dr. Dr. rer. nat. Boris Schmitz
Klinik Königsfeld
Zentrum für medizinische Rehabilitation
Klinik an der Universität Witten/Herdecke
Holthauser Talstraße 2
58256 Ennepetal
Boris.Schmitz@uni-wh.de
Tel.: 02333 9888 156
Kay Gropp, 02302/926-805, kay.gropp@uni-wh.de
Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 Witten
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Martina Kiphardt
Telefon: 02302 926-934
E-Mail-Adresse: martina.kiphardt@uni-wh.de
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Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke versteht sich seit 1983 als Bildungs-
und Forschungsort, an dem Menschen wachsen können. Mehr als 3.000
Studierende entwickeln sich hier zu Persönlichkeiten, die die
Gesellschaft verändern und gestalten wollen – nachhaltig und gerecht.
Diese Veränderung streben wir auch als Institution an. Sie bildet den
Kern unseres Leitbildes und ist Teil unserer DNA: Als die Universität
für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft sind wir von Beginn an
Vorreiterin in der Entwicklung und Anwendung außergewöhnlicher Lern- und
Prüfungssettings.
In 16 Studiengängen und dem fächerübergreifenden WittenLab.
Zukunftslabor Studium fundamentale lernen unsere Studierenden, den
Herausforderungen der Zukunft ganzheitlich zu begegnen und aktuelle
Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Unsere Forschung ist frei und
transdisziplinär. Institute, Initiativen, Projekte, Kliniken und
Ambulanzen erarbeiten innovative und praxisorientierte Lösungen, die zur
positiven und sinnstiftenden Veränderung der Gesellschaft beitragen.
Wachsen und Wirken treibt uns an – mehr denn je: Here we grow!
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