Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Multimodaler Therapieansatz bei PatientInnen mit PAVK – Möglichkeiten & Chancen durch spezialisierte angiologische Reha
Für PatientInnen, die an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit leiden, kann ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik eine enorme Verbesserung der Lebensqualität bedeuten.
Wichtig ist, dass die Klinik tatsächlich dafür spezialisiert ist.
Dabei soll jetzt ein neues Zertifizierungsverfahren helfen.
- PatientInnen mit PAVK, im Volksmund auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, leiden zum einen an der Einschränkung der Gehfähigkeit auf Grund der atherosklerotisch bedingten Verkürzung der Gehstrecke und haben zum anderen die höchste kardiovaskuläre Mortalität.
Dieser Aspekt wird häufig unterschätzt und führt zu einer deutlich schlechteren Einstellung der Risikofaktoren bei dieser PatientInnengruppe.
Auch
werden den PatientInnen die konservativen Therapieansätze wie das Gefäß-
und Gehtraining leider noch nicht flächendeckend entsprechend der
anders lautenden wissenschaftlichen Datenlage angeboten.
Unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie –
Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. (DGA) und der Deutschen Gesellschaft
für Rehabilitation und Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.
(DGPR) wurde ein spezifisches angiologisches leitliniengerechtes
Rehabilitationsangebot entwickelt, welches es den PatientInnen
ermöglicht, durch professionell geschulte TherapeutInnen und ÄrztInnen
das Leben mit dieser chronischen Erkrankung eigenständig und nachhaltig
positiv zu beeinflussen. Um eine qualitätsgerechte und bedarfsgerechte
Versorgung in der Rehabilitation zu gewährleisten, wurden Kriterien der
Fachgesellschaften zusammengestellt, bei deren Erfüllung das Zertifikat
„Rehabilitationsklinik mit Gefäßexpertise“ erlangt werden kann.
Zusätzlich wurde ein Ausbildungsmodul für ÄrztInnen und
SporttherapeutInnen in der Rehabilitation geschaffen, welches diesen
eine „Gefäßexpertise“ bescheinigt und welche dann im Sinne der
PatientInnen angewendet werden kann.
Erfolg durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Reha
So erlernen und erleben die PatientInnen in der Rehabilitation,
begleitet durch ein multiprofessionelles Team, bestehend aus ÄrztInnen,
SporttherapeutInnen, PsychologInnen, ErnährungsmedizinerInnen,
SozialarbeiterInnen und letztendlich auch selbstwirksam in der Gruppe
mit PatientInnen der gleichen Erkrankung den Effekt der konservativen
Therapie.
„Sie erleben eine bis zu 200%ige Verbesserung der Gehstrecke innerhalb des Rehabilitationsaufenthaltes und lernen durch Selbstmanagement der kardiovaskulären Risikofaktoren diese nachhaltig zu reduzieren - einschließlich der Notwendigkeit bestimmter Medikamente,“ sagt Dr. Gesine Dörr, die an der Entwicklung des Zertifikats maßgeblich mitgewirkt hat.
„Die PatientInnen bekommen außerdem psychologische Unterstützung bei häufig krankheitstypischer depressiver Stimmungslage und erhalten Beratung bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung.“
Dieses umfassende Programm ist für die PatientInnen in keinem anderen medizinischen Sektor so vollumfänglich innerhalb eines definierten Zeitpunktes nachhaltig erlebbar.
„Die Wirksamkeit dieses Therapieansatzes ist für viele chronische Erkrankungen, wie der koronaren Herzerkrankung, belegt.
Ursprünglich wurde die kardiovaskuläre Rehabilitation durch GefäßmedizinerInnen initiiert, geriet dann für die PAVK bedauerlicherweise zunehmend in Vergessenheit,“ so Dörr.
Medizin am Abend Berlin ZusatzInfo: pAVK Stadien
Qualitätsstandards in der angiologischen Reha dringend notwendig
Die aktuelle wissenschaftliche Evaluation der Zertifizierung wird unter
der Leitung von PD Dr. Karin Meng (Universität Würzburg) durchgeführt
und von der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert.
Die Datenerhebung zur angiologischen Rehabilitation ist hinsichtlich der Wirksamkeit in Bezug auf den sozialmedizinischen Outcome und den Verlauf der Erkrankung bedeutsam.
„In der Rehabilitation gibt es von den Kostenträgern, führend der Deutschen Rentenversicherung, für viele chronische Erkrankungen, z.B. der koronaren Herzerkrankung, Therapievorgaben und eine qualitätsgerechte Vergütung.
Da bisher jedoch kaum PatientInnen mit PAVK in den wenigen spezialisierten Kliniken behandelt wurden, bestand keine Notwendigkeit Qualitätsstandards zu entwickeln und diese dann auch zu vergüten,“ erläutert Meng.
Daher haben die Fachgesellschaften die Initiative übernommen, diese Standards zu formulieren, Kliniken zu ertüchtigen und PatientInnen und ÄrztInnen zu ermutigen, dieses spezialisierte Angebot anzunehmen und zu verordnen.
„Das Zertifikat „Rehabilitationsklinik mit Gefäßexpertise“ soll für die vielen GefäßpatientInnen in Deutschland zu einer besseren Versorgung beitragen, um ihnen die bestmögliche Lebensqualität zu garantieren.“
Dr. med. Gesine Dörr
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