Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Implantierbarer Herzmonitor sagt bedrohliche Komplikationen nach Herzinfarkt voraus
Ein kleiner Monitor unter der Haut erkennt bei PatientInnen nach einem Herzinfarkt frühzeitig Vorboten gefährlicher Komplikationen.
In einer von Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der Medizinischen Universität Innsbruck, geleiteten Studie in 33 Herzzentren in Deutschland und Österreich zeigte sich, dass das Implantat der herkömmlichen Nachsorge deutlich überlegen ist.
Das renommierte Fachjournal Lancet Digital Health veröffentlichte die Forschungsarbeit.
ICM Chip David Bullock MUI/Bullock
- Ohne jegliche Vorwarnung erleidet eine beträchtliche Zahl von PatientInnen in den Monaten nach einem überstandenen Herzinfarkt schwere, mitunter tödliche Komplikationen.
- Dies geschieht meist aus dem vermeintlichen Wohlbefinden heraus.
- Die Herzleistung der meisten dieser PatientInnen ist noch relativ gut.
Gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen können drohende Komplikationen wie akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod daher oft nicht rechtzeitig erkennen.
Ein
fortschrittliches, telemedizinisches Verfahren, bei welchem ein winziger
Herzmonitor unter die Haut eingesetzt wird, soll helfen, diese
Komplikationen frühzeitig vorherzusagen.
Im Jahr 2016, damals noch am Klinikum der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität tätig, initiierte Axel Bauer – seit 2019
Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Innsbruck – im
Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herzkreislaufforschung
(DZHK) die SMART-MI-DZHK9 Studie.
Die Ergebnisse wurden erstmals im August dieses Jahres auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie im Rahmen einer Hotline-Session präsentiert und jetzt vom bedeutenden Fachjournal Lancet Digital Health publiziert:
Der implantierbare Monitor spürte innerhalb von 21 Monaten bei 60 von 201 PatientInnen schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse auf. In der Kontrollgruppe, die aus 199 Herzinfarkt-PatientInnen ohne Telemonitoring bestand, konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum lediglich zwölf derartiger Ereignisse entdeckt werden.
"Die Kernaussage ist, dass der Monitor sehr empfindlich gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse detektiert, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind.
Schwere Probleme können
somit viel frühzeitiger erkannt und Hochrisikopatienten zukünftig besser
behandelt werden."
In die Studie eingeschlossen wurden PatientInnen nach überstandenem
Herzinfarkt, deren Herzleistung noch relativ erhalten war
(Auswurffraktion* zwischen 36 bis 50 Prozent), die jedoch
Infarkt-bedingte Nervenschädigungen des Herzens aufwiesen.
„Während wir bei Patientinnen und Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35 Prozent wegen des hohen Risikos für Rhythmusstörungen vorsorglich einen Defibrillator implantieren, gibt es für die große Gruppe von Betroffenen mit einer mittleren Pumpleistung bisher keine spezifischen Vorsorgemaßnahmen“, sagt Hauptautor Axel Bauer.
Der unter die Haut implantierte Herzmonitor ist so klein wie ein Fingernagel.
Es handelt sich dabei um ein passives Gerät, das elektrische Information des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet.
Gefährliche
Rhythmusstörungen werden automatisch erkannt und telemetrisch an ein
Zentrum übermittelt.
An der SMART-MI-DZHK9 Studie nahmen 32 Herzzentren in Deutschland teil.
Die Uniklinik für Innere Medizin III in Innsbruck war als einziges österreichisches Zentrum beteiligt.
PatientInnen, bei welchen telemedizinisch gefährliche Rhythmusstörungen diagnostiziert wurden, sind entsprechend der gegenwärtigen Richtlinien behandelt worden.
Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese
telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der
PatientInnen verbessern lässt.
*Auswurffraktion: Marker für die Herzleistung.
Unter Auswurffraktion ist die Menge an Blut zu verstehen, die von der linken Herzkammer pro Schlag in den Kreislauf ausgeworfen wird.
Steckbrief:
Axel Bauer ist seit 2019 Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für
Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie). Ein Schwerpunkt seiner
Forschung liegt in den computerbasierten Verfahren in der Kardiologie
sowie dem plötzlichen Herztod. Bevor er an die Medizinische Universität
Innsbruck berufen wurde, war Bauer ärztlicher Leiter der Abteilung für
Kardiologie des Innenstadtklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität
München.
Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer
Univ.-Klinik für Innere Medizin III
Tel.: +43 504 25621
David Bullock Medizinische Universität Innsbruck
Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol
David Bullock
E-Mail-Adresse: david.bullock@i-med.ac.at
Doris Heidegger
E-Mail-Adresse: doris.heidegger@i-med.ac.at
Originalpublikation:
A. Bauer et al.: “Telemedical cardiac risk assessment by implantable cardiac monitors in post-infarction patients with autonomic dysfunction (SMART-MI-DZHK9): A prospective investigator-initiated, randomized, multicenter, open-label diagnostic trial.” Lancet Digital Health, Feb. 2022 https://doi.org/10.1016/S2589-7500(21)00253-3
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