Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKR setzt neues Verfahren bei Lungenembolien ein
Als erstes Krankenhaus außerhalb der USA setzte das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bei der Behandlung von Lungenembolien auf ein neuartiges Katheterverfahren.
Die Regensburger Mediziner konnten dadurch nun schon mehreren Patienten das Leben retten.
Prof. Dr. Samuel Sossalla im Herzkatheterlabor. Vincent Schmucker © UKR/Vincent Schmucker
Er hatte sprichwörtlich Glück im Unglück. Eigentlich sollte Martin Berger (Name geändert) aufgrund seiner Herzschwäche ein Defibrillator implantiert werden. Er war bereits im Herzkatheterlabor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR für den Eingriff vorbereitet. In dem Moment, als die Narkose eingeleitet werden sollte, versagte sein Kreislauf, so dass er reanimationspflichtig wurde. Völlig unabhängig von dem geplanten Eingriff stellten die Ärzte eine Lungenembolie fest. „Im
Normalfall würde der Patient bei einer Lungenembolie ins CT zur Diagnosesicherung gebracht und bei dieser Dramatik mit einer Lysetherapie, also mit starken Blutverdünnern, versorgt werden“, so der behandelnde Arzt Professor Dr. Samuel Sossalla.
Im Fall von Martin Berger war hierzu aber keine Zeit.
Das rechte Herz versagte, da die
Gerinnsel die Lungenstrombahn komplett verlegt hatten. Die Lysetherapie
wurde noch im Herzkatheterlabor eingeleitet, blieb jedoch erfolglos.
Während bei dem Patienten beständig Wiederbelebungsmaßnahmen
durchgeführt wurden, entschied sich Professor Sossalla für ein
Verfahren, das die Klinik zum damaligen Zeitpunkt erst einmal
durchgeführt hatte und zuletzt überhaupt nur in den USA Anwendung fand:
Mittels eines speziellen Katheters wurde das Blutgerinnsel in der Lunge
abgesaugt.
Alternativer Therapieansatz: Absaugen statt verdünnen
Da dieses Verfahren aktuell nicht zu den Standardanwendungen zählt, war
der Katheter nicht vor Ort verfügbar.
Während Martin Berger noch
reanimiert wurde, konnte das innovative Behandlungssystem kurzfristig
durch den Anbieter zur Verfügung gestellt werden. So hatte Martin Berger
doppeltes Glück im Unglück. Zum einen erlitt er die Lungenembolie, als
er gerade unter ärztlicher Aufsicht war, und zum anderen war der
benötigte Katheter schnell greifbar.
Der Katheter, der je nach Bedarf bis zu zwei cm Durchmesser haben kann,
wird über eine große Vene in der Leiste durch das rechte Herz in die
Lunge geschoben. Beim Blutgerinnsel angekommen, wird der Katheter
positioniert und die Verklumpung durch starken Unterdruck abgesaugt.
Reicht die Absaugung nicht aus, können die Blutgerinnsel zusätzlich über
ausspannbare feine Metallscheiben eingefangen und abtransportiert
werden.
Das Universitätsklinikum Regensburg war das erste Krankenhaus außerhalb
der USA, dass dieses System eingesetzt hat. „Wir hoffen, dass dieses
Verfahren künftig eine neue therapeutische Option bei schweren
Lungenembolien darstellen kann“, zeigt sich Professor Sossalla
optimistisch. Am Universitätsklinikum Regensburg werden schwerstkranke
und schwerstverletzte Patienten behandelt. Viele davon benötigen eine
ECMO-Therapie (extrakorporale Membranoxygenierung), wobei die Funktion
von Lunge und gegebenenfalls Herz vorübergehend von einer Maschine
übernommen wird.
- Gerade bei Patienten, die diese hochkomplexe Versorgung aufgrund einer Lungenembolie benötigen, sind aufgrund der hohen Blutungsgefahr Therapien mit Blutverdünnern schwierig.
„Die Katheterlösung wäre daher vor allem für diese Patienten eine wertvolle Alternative“, führt Professor Sossalla weiter aus.
In der Praxis hat
sich dies am UKR bereits bewährt, denn auch Patienten, die
ECMO-pflichtig waren, konnte durch das Kathetersystem geholfen werden.
Martin Berger geht es heute gut. Er konnte ohne bleibenden Schaden
entlassen werden. Da alle gängigen Therapien der Lungenembolie
ausgeschöpft waren, hätte der Patient ohne das innovative
Katheterverfahren sicher nicht überlebt.
Der Defibrillator, für den er ursprünglich am UKR stationär war, wurde ihm ein paar Tage nach der Lungenembolie implantiert, und nach insgesamt zwei Wochen konnte er das UKR wieder gesund verlassen.
Ärzte der Klinik für Innere Medizin II des UKR konnten ein neues
Verfahren bei Lungenembolien etablieren (v.l.n.r.): PD Dr. Kurt Debl, PD
Dr. Stefan Stadler, Prof. Dr. Samuel Sossalla, PD Dr. Tobias Lange,
Prof. Dr. Thomas Müller, Prof. Dr. Lars Maier Domenica Golka © UKR/Domenica Golka
Professor Dr. Samuel Sossalla
Leitender Oberarzt / Leiter Herzkatheterlabor
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
Tel.: 0941 944-7210
Samuel.sossalla@ukr.de
www.ukr.de/innere2
Katja Rußwurm Universitätsklinikum Regensburg (UKR)
Franz-Josef-Strauss-Allee 11
93053 Regensburg
Deutschland
Bayern
Dr. Isolde Schäfer
Telefon: 0941 944-4210
E-Mail-Adresse: isolde.schaefer@ukr.de
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