Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bessere Bilder, weniger Strahlen: MHH nimmt hochmodernes CT-Gerät in Betrieb
Weltweite Innovation: Quantenzählender Computertomograph
Der Computertomograph (CT) ist das Arbeitstier der Radiologen.
Denn die meisten radiologischen Untersuchungen mit Schnittbildaufnahmen, beispielsweise nach Unfällen oder zur Diagnose von Erkrankungen, werden mit CT-Geräten gemacht.
Bei der Weiterentwicklung der Technik gibt es vor allem zwei Ziele: Bessere Aufnahmen und eine niedrigere Strahlendosis für die Patientinnen und Patienten. Mit dem neuen quantenzählenden Computertomographen NAETOM Alpha ist dabei ein riesiger Schritt gelungen. Zurzeit gehen weltweit die ersten 20 Exemplare in Betrieb – einer davon im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Professor Dr. Frank Lammert, MHH-Vizepräsident für das Ressort Krankenversorgung ist sich sicher: „Der quantenzählende CT wird die Patientenversorgung über viele Jahre positiv beeinflussen.“
Oberärztin Professorin Dr. Kristina Imeen Ringe, Leiterin des Bereichs Computertomografie, gemeinsam mit Professor Wacker und Professor Lammert an dem neuen CT-Gerät. Copyright: „Karin Kaiser / MHH“
Grundlegend neue Technologie
In Deutschland werden jedes Jahr rund 12 Millionen CT-Scans
durchgeführt.
Herkömmliche CT-Detektoren wandeln die Röntgenstrahlung
zunächst in sichtbares Licht um, das in einem weiteren Schritt in
elektrischen Strom transformiert wird. Mit dieser Energie wird dann ein
digitales Bild erzeugt. Bei dem Zwischenschritt, der Umwandlung von
Licht in Strom, gehen allerdings wichtige Informationen verloren. So
kommt es zu verringerten Bildkontrasten und verringerter Bildschärfe.
Der neue quantenzählende Computertomograph der Firma Siemens
Healthineers arbeitet mit einer grundlegend anderen Technologie. Er
verwandelt die Röntgenphotonen, also die Lichtquanten, direkt in
elektrische Signale. Der Zwischenschritt entfällt. Der neue
Röntgendetektor ist in der Lage, die einzelnen Quanten in jedem Pixel zu
zählen. Daher auch der Name „quantenzählender Computertomograph“.
„Durch die direkte Transformation in elektrischen Strom bleibt die
Energieinformation erhalten. Die Bilder sind schärfer und
kontrastreicher und liefern neue aufschlussreiche Informationen“,
erklärt Professor Dr. Frank Wacker, Direktor des Instituts für
Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Wir gewinnen so einen
viel differenzierteren Eindruck und können genau erkennen, ob
beispielsweise Kontrastmittel, Weichteile oder Knochen abgebildet
werden.“
Die Aufnahmen des neuen CT-Geräts sind etwa doppelt so scharf wie die
Bilder herkömmlicher Computertomographen. Das erleichtert überall dort,
wo feinste Strukturen wie beispielsweise Gefäße, die Lunge oder winzige
Knochen zu beurteilen sind, die Diagnose. Aufgrund der wesentlich
besseren Bildqualität können bestimmte CT-Untersuchungen, die bisher
invasiv erfolgen mussten, zukünftig rein äußerlich erfolgen.
Gleichzeitig wird für die neue Technologie bis zu 40 Prozent weniger
Röntgenstrahlung benötigt. Professor Wacker sieht darin einen sehr
großen Vorteil gegenüber den herkömmlichen Geräten. Denn die CT
verursacht in der Bevölkerung den höchsten Anteil an medizinischer
Strahlenexposition, deshalb ist eine Reduktion hier besonders wichtig.
Kleinste Veränderungen und feinste Strukturen sind erkennbar
Der NAETOM Alpha geht zurzeit in insgesamt acht deutschen Kliniken in
Betrieb.
Im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
ist das neue Gerät seit etwa drei Wochen im Einsatz. Für die neue
Technologie wurde ein herkömmlicher Computertomograph, 15 Jahre alt,
ausgemustert. Der Ersatz des alten Geräts durch das neue Modell wurde
mit Mitteln des Landes Niedersachsen ermöglicht. Mit dem neuen
quantenzählenden Computertomographen wurden bereits mehr als 100
Patientinnen und Patienten untersucht. Außerdem wird er im
radiologischen Institut für Forschungszwecke eingesetzt.
Eine Patientengruppe, die von den neuen Möglichkeiten an der MHH extrem
profitiert, sind Menschen mit Lungenerkrankungen.
„Auf den Aufnahmen des neuen CT sind beispielsweise die feinen Ausläufe von Lungentumoren viel besser zu erkennen.
So können wir den Chirurgen und Onkologen genauere Angaben zur Ausbreitung des Tumors machen“, erläutert Professor Wacker.
Ein weiteres Beispiel ist die Lungenfibrose, eine Verhärtung und Vernarbung des Lungengewebes.
„Durch die neue Bildqualität ist eine viel bessere Therapieüberwachung möglich, weil auf den Aufnahmen auch kleinste Veränderungen zu sehen sind“.
Davon profitieren sowohl die Patienten der Pulmologie als auch die Forschungsprojekte im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL).
Kardiologie, Pulmologie, Onkologie – die neue Detektortechnologie wird die radiologische Diagnostik in vielen Bereichen einen riesigen Schritt voranbringen. Professor Wacker:
„In einigen Jahren wird die quantenzählende Computertechnologie der Standard sein“.
Professor Dr. Frank Wacker
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