Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schlaf trägt möglicherweise zur besseren Wirksamkeit einer Impfung und zu einer verbesserten Immunabwehr bei
- Ein ausreichender und erholsamer Schlaf hat einen positiven Effekt auf das Immunsystem, kann vielleicht sogar Infekten vorbeugen und kann dienlich für die Genesung sein.
- Zunehmend klar wird, dass Schlaf auch eine wichtige Rolle in der Immunantwort nach einer Impfung hat.
- Schlafhygienische Maßnahmen sind deshalb nicht nur ein wichtiges Instrument für eine möglicherweise bessere Wirksamkeit einer Impfung, sondern tragen auch allgemein zu einer verbesserten Immunabwehr bei.
In dem Sprichwort „Schlaf ist die beste Medizin“ steckt viel mehr Wahrheit als man zunächst vermuten würde.
Dass Schlaf in engem Zusammenhang mit einem funktionierenden Immunsystem steht, ist unumstritten, auch wenn die Zusammenhänge dieser beiden sehr komplexen Systeme sicherlich bisher nur in Ansätzen verstanden werden.
Dabei sind die Verbindungen zwischen Schlaf und Immunsystem bidirektional, das heißt, dass auf der einen Seite eine Aktivierung des Immunsystems, z.B. im Rahmen eines Infektes, den Schlaf beeinflussen kann, aber auch andersherum der Schlaf wesentlich für eine funktionierende Immunabwehr ist.
- Die Aktivierung des Immunsystems während eines Infektes oder auch bei chronisch entzündlichen Erkrankungen kann sowohl zu einem erhöhten Schlafbedürfnis mit einer erhöhten Schlafdauer und -intensität, aber auch zu einer Schlafstörung mit vermindertem oder fragmentiertem Schlaf führen.
- Ein ausreichender und erholsamer Schlaf hat einen positiven Effekt auf das Immunsystem, kann vielleicht sogar Infekten vorbeugen und kann dienlich für die Genesung sein.
Man nimmt an, dass der Schlaf wesentlich dafür verantwortlich ist, ein Gleichgewicht von während des Wachens anfallenden Entzündungsmediatoren wiederherzustellen und bestimmte Funktionen des Immunsystems in Gang zu setzen, die für die Abwehr eines Infektes notwendig sind.
Schlaf ist somit für das Immunsystem keineswegs ein passiver Zustand, sondern das Gehirn und Körper sind hoch aktiv während dieses besonderen Zustands.
Es ist bereits gut bekannt, dass Schlafmangel einen negativen Einfluss auf das Immunsystem hat und das Risiko von Infektionen erhöht.
- In ersten Untersuchungen zu COVID-19 hatten Betroffene mit einem schweren COVID-19-Verlauf häufiger bereits schwerwiegendere Schlafstörungen auch schon vor der Erkrankung.
Bei einer Impfung soll bewusst eine Immunreaktion ausgelöst werden.
Bisher gibt es nur wenige Studien, die den Zusammenhang von Schlaf, Immunreaktion und die Wirkung von Impfungen im Zusammenhang von Schlaf untersucht haben.
Diese Studien zeigen bisher keine eindeutigen Befunde und sind möglicherweise auch in Abhängigkeit der spezifischen Impfung unterschiedlich.
Der Schlaf kann in der ersten Nacht nach einer Impfung beeinträchtigt sein.
Bei Untersuchungen von gesunden Probanden, die eine
Hepatitis A bzw. eine Impfung gegen das Influenza A-Virus bekommen
hatten, konnte gezeigt werden, dass diese Schlafstörungen jedoch nur
sehr mild ausgeprägt waren. Anderseits konnte aber nachgewiesen werden,
dass die Intensität von Tiefschlaf nach einer Impfung Einfluss auf die
Zahl der gebildeten Antikörper hatte. Die Mechanismen, die hierbei eine
Rolle spielen, sind sehr komplex und das Wissen der Zusammenhänge
wächst. „Zunehmend klar wird, dass Schlaf auch eine wichtige Rolle in
der Immunantwort nach einer Impfung hat. Ob diese Daten auf eine
Corona-Impfung übertragbar sind, ist bisher zwar nicht bestätigt, aber
sehr gut möglich. Sicher ist, dass man vor und nach einer Impfung aktiv
auf einen ausreichenden und erholsamen Nachtschlaf achten sollte.
Schlafhygienische Maßnahmen sind deshalb nicht nur ein wichtiges
Instrument für eine möglicherweise bessere Wirksamkeit einer Impfung,
sondern tragen auch allgemein zu einer verbesserten Immunabwehr bei“,
betont Dr. med. Anna Heidbreder, Mitglied des DGSM-Vorstands und
Oberärztin in der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen
Universität Innsbruck. Schlaf ist also nicht nur die „beste Medizin“,
sondern hat sogar präventive Funktionen.
Dieses Thema wird zur Pressekonferenz des DGSM-Aktionstages Erholsamer
Schlaf gemeinsam mit weiteren spannenden Aspekten unter dem Motto
„Schlaf in Zeiten von Covid-19“ am 18. Juni 2021 von schlafmedizinischen
Experten weiter erläutert. Die Pressekonferenz findet online in der
Zeit von 10.00-11.00 Uhr statt. Dazu möchten wir interessierte
Medienvertreter recht herzlich einladen! Bitte melden Sie sich beim
Pressekontakt an und Sie erhalten die Zugangsdaten zur Pressekonferenz
zugesandt.
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