Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: COVID-19: Blick ins Auge für Verlaufsprognose?
Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) und der Jenaer Medizintechnikhersteller Imedos Systems GmbH gehen in einer Studie gemeinsam der Frage nach, ob die Funktionsanalyse der Gefäße in der Netzhaut Aussagen zum Verlauf von COVID-19-Erkrankungen erlaubt.
Dr. Daniel Vilser vom Universitätsklinikum Jena testet in einer
Studie gemeinsam mit dem Jenaer Medizintechnikhersteller Imedos Systems
GmbH, ob die Funktionsanalyse der Netzhautgefäße Aussagen zum Verlauf
von COVID-19-Erkrankungen erlaubt. Michael Szabó Universitätsklinikum Jena (UKJ)
Inzwischen wissen die Mediziner, dass COVID-19 nicht nur eine
schwerwiegende Erkrankung der Atemorgane ist, sondern die
Gefäßinnenwände im gesamten Körper betrifft.
In der Folge wird die Blutgerinnung gestört und das Risiko für eine Lungenembolie oder einen Schlaganfall steigt rapide. „Da wir trotz aller Fortschritte im Umgang mit COVID-19 noch über keine spezifische Therapie oder eine zugelassene Impfung verfügen, suchen wir gerade bei den jetzt wieder steigenden Infektionszahlen nach Hinweisen, die uns einen schweren Verlauf frühzeitig anzeigen können“, erklärt Dr. Daniel Vilser, leitender Oberarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKJ.
„Die
Funktionsanalyse der gut zugänglichen Netzhautgefäße ist ein etabliertes
Verfahren, das uns wertvolle Informationen über einsetzende Störungen
der Gefäßfunktion geben könnte.“
Kontaktloser Blick ins Auge
Der Kinderkardiologe leitet deshalb eine klinische Studie mit stationär
im UKJ betreuten COVID-19-Patienten, bei der die Teilnehmer mit einem
speziellen Gefäßanalyseverfahren untersucht werden. Die eingesetzte
Technologie des Jenaer Medizintechnikunternehmens Imedos ermöglicht über
einen kontaktlosen Blick ins Auge und mithilfe von Flickerlicht eine
detaillierte Analyse der Funktion und Regulation der Netzhautgefäße,
insbesondere deren Innenseiten, des sogenannten Endothels.
- Diese innere Zellschicht in den Gefäßen ist unter anderem an der Regulation von Durchblutungs-, Gerinnungs- und Entzündungsprozessen maßgeblich beteiligt.
“Wir gehen davon aus, dass die Messergebnisse für das Endothel der
Mikrogefäße im Auge sich auf den gesamten Körper übertragen lassen, wir
also einen detaillierten Befund für die Endothelfunktion der
COVID-19-Patienten erhalten“, so Daniel Vilser.
In der Studie wollen die Wissenschaftler erfassen, ob die retinale Endothelfunktion bei COVID-19 beeinträchtigt ist.
Von besonderem Interesse ist dabei, ob sich ein Zusammenhang der Parameter der statischen und dynamischen Netzhautgefäßanalyse mit der Schwere des Krankheitsverlaufs erkennen lässt.
„Damit böte sich eine Möglichkeit, Risikopatienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, frühzeitig zu identifizieren und deren Behandlung entsprechend anzupassen“, betont Daniel Vilser.
Bisher nahmen etwa 30 COVID-19-Patienten an der Beobachtungsstudie teil.
Bei der Mehrzahl von ihnen stellten die Studienärzte eine Störung der Endothelfunktion fest.
Dr. Daniel Vilser
Leiter Sektion Kinderkardiologie und pädiatrische Notaufnahme, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 9329540
E-Mail: daniel.vilser@med.uni-jena.de
Bachstraße 18
07743 Jena
Deutschland
Thüringen
Dr. Uta von der Gönna
Telefon: 03641/ 9391108
Fax: 03641/ 9391102
E-Mail-Adresse: pr-dekanat@med.uni-jena.de
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
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