Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: RWI: Psychische Probleme führen häufig zu Trennungen
- Wird ein Partner körperlich krank, wirkt sich das nicht auf die Stabilität der Beziehung aus.
Psychische Probleme hingegen machen eine Trennung deutlich wahrscheinlicher.
Das zeigt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Erlangen-Nürnberg.
Das Wichtigste in Kürze:
• Eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit eines Partners
gefährdet die Stabilität von Beziehungen. Das Risiko einer Trennung
innerhalb von zwei Jahren wird dadurch etwa verdoppelt.
- • Ein verschlechterter körperlicher Zustand macht eine Trennung dagegen nicht wahrscheinlicher, eher im Gegenteil:
- Wenn sich die körperliche Gesundheit beider Partner gleichzeitig verschlechtert, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwei Jahren signifikant.
• Eine Trennung scheint etwas weniger wahrscheinlich, wenn die Frau von
den psychischen Problemen betroffen ist. Gleiches gilt für den Fall,
dass die Verschlechterung des psychischen Befindens den ökonomisch
schwächeren Partner trifft. Die Unterschiede sind jedoch statistisch
nicht signifikant.
• Die Effekte bleiben weitestgehend unverändert, wenn lediglich
verheiratete Paare betrachtet werden. Eine Heirat scheint also nicht vor
einer Trennung infolge von psychischen Problemen zu schützen. Die
Berücksichtigung von homosexuellen Paaren ändert die Ergebnisse
ebenfalls nicht – allerdings beinhalten die Daten nur relativ wenige
homosexuelle Paare.
• Bei jüngeren Paaren unter 65 Jahren wirken sich psychische Probleme
etwas stärker auf die Trennungswahrscheinlichkeit aus als bei älteren
Paaren. Dabei wurden generelle Unterschiede im Trennungsverhalten
zwischen verschiedenen Altersgruppen bereits berücksichtigt.
• Für die Ergebnisse der Studie gibt es verschiedene mögliche
Erklärungen:
Zum einen könnten die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf den gesunden Partner so stark sein, dass er oder sie beschließt, die Beziehung zu beenden.
Zum anderen könnten die
psychischen Probleme die Einstellung zur Beziehung oder die Empfindungen
des betroffenen Partners beeinträchtigen, selbst wenn er oder sie vom
gesunden Partner unterstützt wird.
• Die Studie basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus
den Jahren 2004 bis 2018. Der Datensatz enthält Informationen über rund
10.000 Paare. Den Befragten wurden unter anderem zwölf Fragen zum
körperlichen, mentalen und emotionalen Befinden gestellt, aus denen
Gesamtwerte für die psychische und körperliche Gesundheit abgeleitet
werden.
• Die Studie betrachtet Verschlechterungen der psychischen und
körperlichen Gesundheit, die mit einer Verringerung des jeweiligen
Gesamtwertes um mindestens 25 Prozent innerhalb von zwei Jahren
einhergehen.
„Die Studie belegt einmal mehr die hohe gesellschaftliche Relevanz
psychischer Erkrankungen.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass psychische Probleme erhebliche Folgen auf die Stabilität von Beziehungen haben“, sagt RWI-Gesundheitsökonom Christian Bünnings.
„Hinzu kommt, dass Trennungen häufig das psychische Befinden weiter verschlechtern.
Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“
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Sabine Weiler RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
Hohenzollernstraße 1-3
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Telefon: 0201 / 81 49-213Fax: 0201 / 81 49-438
E-Mail-Adresse: sabine.weiler@rwi-essen.de
Prof. Dr. Christian Bünnings, Tel.: (0201) 81 49-249
Leonard Goebel Tel.: (0201) 81 49-210
Originalpublikation:
Ruhr Economic Paper #868 "In Sickness and in Health? Health Shocks and Relationship Breakdown: Empirical Evidence from Germany” von Christian Bünnings, Lucas Hafner, Simon Reif und Harald Tauchmann,
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