Medizin am Abend Berlin Fazit: HNO-Ärzte warnen vor Komplikationen nach Piercing und Bodymodifying
Piercings und Körpermodifikationen an Nase und Ohren liegen derzeit bei jüngeren Menschen im Trend.
Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC) warnt eindringlich vor Komplikationen am Knorpel, die nur schwer heilen und bleibende Schäden hinterlassen.
Für deren Korrekturen sorgen dann oftmals HNO-Ärzte mit Erfahrungen in der plastischen Chirurgie.
- Ohrmuschel und Nase sind in Deutschland seit längerem die beliebtesten Stellen für Körpermodifikationen, auch „BodMods“ genannt nach dem englischsprachigen body modification.
„Der Knorpel im Ohr- und Nasenbereich ist ein sehr empfindliches Gewebe, das normalerweise durch eine Knorpelhaut geschützt und ernährt wird“, erläutert der Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Operationen und spezielle Schmerztherapie.
„Wenn die Knorpelhaut beim Piercing durchtrennt wird, können Bakterien und Viren eindringen und eine Infektion auslösen. Deshalb sollten Körpermodifikationen wie Piercings nur unter strengen, aseptischen Bedingungen erfolgen. An der gepiercten Stelle könne es sonst, eventuell auch im Abheilungsprozess, zum Absterben von Knorpelgewebe kommen.„Wenn die Knorpelhaut beim Piercing durchtrennt wird, können Bakterien und Viren eindringen und eine Infektion auslösen.
- Zu den Folgen gehören Deformierungen bis zum vollständigen Verlust von Teilen der Ohrmuschel oder der Nase.
Auch das Tunnel-Piercing bleibt häufig nicht ohne Folgen.
Bei dieser Körpermodifikation wird ein Platzhalter im Ohrläppchen eingebracht und langsam aufgeweitet. Im Extremfall bleibt nur noch ein schmaler, umgebender Rest an Haut übrig. Probleme ergeben sich, wenn der Tunnel nicht mehr schick ist und entfernt werden soll. „Die verbliebenen Hautreste reichen dann häufig nicht mehr aus, um das Loch wieder zu verschließen“, erklärt Professor Naumann. „Wir müssen dann das Ohrläppchen durch eine komplexe Lappenplastik rekonstruieren.“
Eine relativ neue Körpermodifikation ist das sogenannte Elfenohr.
Dabei wird die Ohrmuschel typischerweise im oberen Bereich durch das Einsetzen eines Implantates spitz geformt. „Der massive Eingriff in das natürliche Ohrgerüst birgt eine große Gefahr für das gesamte Haut-Knorpelgerüst des Ohres“, warnt der Experte.
- Zu den Folgeerscheinungen gehören Rötungen, Schmerzen, Missempfindungen aber auch schwere Infektionen bis hin zum Absterben von Knorpelgewebe.
- Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. rät von Körpermodifikationen im Knorpelbereich von Nase und Ohr grundsätzlich ab.
Hier komme es immer wieder durch die Verletzung einer Arterie im Zungenbereich zu erheblichen Einblutungen mit Schwellungen bis zur Atemnot.
Das Komplikationsrisiko hänge bei allen Eingriffen von der Lokalisation des Piercings, dem verwendeten Material, der Erfahrung des Piercers, den hygienischen Bedingungen beim Piercing sowie von der Nachsorge ab.
Wer sich dennoch nicht abhalten lassen möchte, sollte sich vor dem Piercen seriös und ausführlich beraten lassen:
„Viele unserer Kollegen haben Erfahrungen auf dem Gebiet der plastischen Kopf-Halschirurgie und können über die Risiken aufklären“, so der Experte.
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