Medizin am Abend Berlin Fazit: Wenn Silvester beim Augenarzt endet: Jeder dritte Betroffene ist ein Kind
Verletzungen durch Silvesterraketen und Böller betreffen vor allem Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahre.
Das ergab eine Erhebung der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft an deutschen Augenkliniken.
- Oftmals hatten die Betroffenen den Knallkörper nicht einmal selbst gezündet.
Die Fachgesellschaft für Augenheilkunde fordert mehr Aufklärung und bessere Schutzmaßnahmen, um Augenschäden durch Feuerwerkskörper zu verhindern.
Mit einer Umfrage zum Jahreswechsel 2016/2017 hat die DOG das Ausmaß von Augenverletzungen durch Feuerwerks- und Knallkörper untersucht.
Insgesamt meldeten 41 Augenkliniken 350 Betroffene – ein Drittel von ihnen waren Kinder oder Jugendliche im Alter von ein bis 17 Jahren. Bei den jungen Erwachsenen war der Großteil der Verletzten zwischen 18 und 30 Jahre alt.
Ein Drittel der Unfallopfer hatte zusätzliche Verletzungen im Gesicht und an den Händen.
„Nur die Hälfte der Kinder hat den verursachenden Feuerwerks-oder Knallkörper selbst gezündet“, sagt Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Diese Zahlen belegen, wie unberechenbar und gefährlich Raketen und Böller sind und dass wir mehr Schutzmaßnahmen brauchen.“
Insgesamt konnten drei Viertel der Patienten mit Verletzungen am Augenlid sowie an Horn- und Bindehaut ambulant behandelt werden.
Jeder vierte Patient jedoch erlitt eine schwere Verletzung, die stationär oder sogar in einer Notoperation behandelt werden musste – dazu zählten Prellungen oder Risse im Augapfel oft kombiniert mit Lid- und Oberflächenverletzungen.
Bei einem Zehntel der Patienten ist infolge der Verletzung ein Sehverlust zu erwarten.
„Unsere Ergebnisse insbesondere zur Anzahl verletzter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener, die am Anfang ihrer Berufstätigkeit stehen, sind mit denen internationaler Studien vergleichbar.
Ebenso vergleichbar und dramatisch ist das hohe Risiko als unbeteiligter Zuschauer oder Passant getroffen zu werden.“, sagt Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer vom Ernst von Bergmann-Klinikum in Potsdam.
Um die Belastbarkeit dieser Zahlen weiter zu erhöhen, ist für Silvester 2017 eine weitere Umfrage geplant.
„Mit dieser Erhebung wollen wir der Diskussion um ein Verkaufsverbot für Feuerwerks- Knallkörper an Privatpersonen eine statistische Basis geben“, sagt die Expertin. Die Ergebnisse der Umfrage wurden auf dem diesjährigen DOG-Kongress präsentiert und können online eingesehen werden.
Ein solches Verkaufsverbot wurde von internationalen Fachgesellschaften bereits im vergangenen Jahr gefordert.
Auch in Deutschland plädieren Augenärzte für mehr Bewusstsein für die Risiken von Eigen- und Fremdgefährdung, die von Knallkörpern ausgehen.
„Alljährlich erleiden in der Silvesternacht tausende Menschen in Deutschland Verletzungen, weil leichtsinnig, unsachgemäß und unter Alkoholeinfluss mit Feuerwerkskörpern hantiert wird“, sagt Agostini.
Wer nicht auf das Feuerwerksspektakel verzichten möchte, sollte zu seiner eigenen Sicherheit eine Schutzbrille tragen, empfiehlt der Experte.
„Besser wäre jedoch, die Feuerwerkskörper den Händen von ausgebildeten Profis zu überlassen.“
Quelle:
A. Gabel-Pfisterer, D. Böhringer, H. Agostini,
Augenverletzungen durch Feuerwerks- und Knallkörper: Eine Umfrage an deutschen Augenkliniken Silvester 2016/2017 (präsentiert auf der Posterausstellung des DOG-Kongresses vom 28.9. bis 1.10.2017, Berlin)
https://ansb.uniklinik-freiburg.de/misc/170917_Poster_gabel.pdf
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Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
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