Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:
Wissenschafts-initiierte Studien des Kompetenznetzes Vorhofflimmern e.V. (AFNET) liefern Ergebnisse für mehrere Empfehlungen in der Leitlinie 2023 zur Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern, die vom American College of Cardiology (ACC) und der American Heart Association (AHA) in Zusammenarbeit mit der Heart Rhythm Society (HRS) entwickelt wurde.
Die aktuelle Leitlinie wurde kürzlich in Circulation (1) veröffentlicht.
In den letzten 20 Jahren führte AFNET eine Reihe von wissenschafts-initiierten Studien im Bereich Vorhofflimmern durch.
Die
Ergebnisse dieser Studien liefern nun Belege für mehrere Empfehlungen in
der amerikanischen Leitlinie 2023 zur Diagnose und Behandlung von
Vorhofflimmern.
- Die zehn Take-Home-Botschaften betonen die Bedeutung einer frühzeitigen und kontinuierlichen Behandlung von Patient:innen mit Vorhofflimmern.
- Ein neues Behandlungsziel ist die Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus und die Minimierung der Vorhofflimmerlast.
Diese neue Empfehlung basiert auf den Ergebnissen der EAST – AFNET 4 Studie (2). Die aktuellen Leitlinien enthalten die folgende neue Empfehlung:
„Bei Patient:innen mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern (<1 Jahr) kann die Rhythmuskontrolle nützlich sein, um Krankenhausaufenthalte, Schlaganfälle und Mortalität zu reduzieren.“ (Abschnitt 8.1 zur rhythmuserhaltenden Therapie).
Dies bedeutet, dass ein früher
Rhythmuserhalt bei allen Patient:innen in Betracht gezogen werden
sollte, die die Aufnahmekriterien von EAST – AFNET 4 erfüllen. Mehrere
Substudien von EAST – AFNET 4 haben die Empfehlungen zur
rhythmuserhaltenden Behandlung bei Patient:innen mit Vorhofflimmern und
Herzinsuffizienz, bei asymptomatischen Patient:innen, und bei anderen
Untergruppen beeinflusst.
- Die Ergebnisse der AXADIA – AFNET 8 Studie (3) werden in einem Text zur Antikoagulation mit Apixaban bei Dialyse-pflichtigen Patient:innen mit Vorhofflimmern erwähnt.
Die Autor:innen der Leitlinien erklärten:
„Zwei
kleine Studien (eine davon ist AXADIA – AFNET 8) mit Apixaban (Eliquis) im
Vergleich zu Warfarin (Coumadin) bei Patient:innen mit Vorhofflimmern unter
Hämodialyse konnten keine Unterschiede in den Sicherheits- oder
Wirksamkeitsergebnissen zeigen, aber deutlich mehr Blutungen als
Schlaganfälle.“ (Abschnitt 6.8.4. Chronische Nierenerkrankung).
Eine Empfehlung zur Antikoagulationstherapie vor und nach
Katheterablation (Abschnitt 8.4.4.) wird durch die Ergebnisse der AXAFA –
AFNET 5 Studie gestützt (4). Die neue Empfehlung lautet: „Bei
Patient:innen, die ein DOAK (direktes orales Antikoagulans) einnehmen
und sich einer Katheterablation von Vorhofflimmern unterziehen,
CAVE: Sollte
die Katheterablation entweder mit kontinuierlicher oder minimal
unterbrochener oraler Antikoagulation durchgeführt werden.“
Die älteren AFNET Studien ANTIPAF – AFNET 2 (5) und Flec SL – AFNET 3
(6) wurden ebenfalls einbezogen. Die Leitlinien verweisen auf ANTIPAF –
AFNET 2 (Abschnitt 8.3.4. Upstream-Therapie) und Flec SL – AFNET 3
(Abschnitt 8.2.2. Elektrische Kardioversion) in ihren Empfehlungen zur
Verwendung von Sartanen und Natriumkanalblockern zur Vorbeugung von
Vorhofflimmern und Vorhofflimmer-Rezidiven.
AFNET Vorstandsmitglied Professor Andreas Goette vom St.
Vincenz-Krankenhaus Paderborn kommt zu dem Schluss: „Insgesamt spiegeln
diese neuen Leitlinien die wachsende Bedeutung der
wissenschafts-initiierten AFNET Studien wider, die dabei helfen sollen,
die beste Behandlung für Menschen mit Vorhofflimmern zu definieren.“
Professor Paulus Kirchhof vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
erklärt: „Als Vorsitzender des AFNET freue ich mich sehr, dass das
AHA/ACC/HRS-Leitlinienschreibkomitee die Arbeit des AFNET anerkennt.
Dies ist eine sehr willkommene Anerkennung des AFNET im Jahr seines
20jährigen Jubiläums. Wir sind allen Patient:innen und Partnern, die uns
bei der Durchführung dieser Arbeit geholfen haben, zu Dank
verpflichtet. Das motiviert uns enorm, unsere Arbeit fortzusetzen, um
das Leben der Menschen mit Vorhofflimmern zu verbessern.“
Bei den AFNET Studien handelt es sich um wissenschafts-initiierte
Studien mit AFNET als Sponsor. Sie werden vom AFNET, öffentlichen
Partnern und Industriepartnern gemeinsam finanziert. EAST – AFNET 4 und
AXAFA – AFNET 5 wurden teilweise vom Deutschen Zentrum für
Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) unterstützt. ANTIPAF – AFNET 2 und Flec
SL – AFNET 3 wurden teilweise vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) gefördert.
Literatur
(1) Joglar JA et al. 2023 ACC/AHA/ACCP/HRS Guideline for the Diagnosis
and Management of Atrial Fibrillation: A Report of the American College
of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical
Practice Guidelines. Circulation 30 Nov 2023. doi:
10.1161/CIR.0000000000001193
(2) Kirchhof P et al. Early rhythm control therapy in patients with
atrial fibrillation. N Engl J Med. 2020; 383:1305-1316. doi:
10.1056/NEJMoa2019422
(3) Reinecke H et al. A Randomized Controlled Trial Comparing Apixaban
with the Vitamin K Antagonist Phenprocoumon in Patients on Chronic
Hemodialysis: The AXADIA-AFNET 8 Study. Circulation.
2023;147(4):296-309. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.062779.
(4) Kirchhof P et al. Apixaban in patients at risk of stroke undergoing
atrial fibrillation ablation. Eur Heart J. 2018;39(32):2942-2955. doi:
10.1093/eurheartj/ehy176
(5) Goette A et al. Angiotensin II-antagonist in paroxysmal atrial
fibrillation (ANTIPAF) trial. Circ Arrhythm Electrophysiol.
2012;5(1):43-51. doi: 10.1161/CIRCEP.111.965178
(6) Kirchhof P et al. Short-term versus long-term antiarrhythmic drug
treatment after cardioversion of atrial fibrillation (Flec-SL): a
prospective, randomised, open-label, blinded endpoint assessment trial.
Lancet. 2012;380(9838):238-46. doi: 10.1016/S0140-6736(12)60570-4.
Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres
Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus
Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks
ist es, die Behandlung und Versorgung von Patient:innen mit
Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und weltweit durch koordinierte
Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern
e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien
(investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und
internationaler Ebene sowie translationale Forschungsprojekte durch. Der
Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit
Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom
Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie einige
Projekte aus EU-Forschungsmitteln gefördert. Das AFNET verfügt über
langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt
aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die
kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Die Erkenntnisse aus der
mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des
Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien
beeinflusst.
Fragen Sie persönlich die Experten, wie die Abstimmung am vergangen Samstag in Berlin verlief.
https://herz.charite.de/ueber_die_klinik/unser_team/
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Dr. Angelika Leute
Tel: 0202 2623395
a.leute@t-online.de
Mendelstraße 11
48149 Münster
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: info@kompetenznetz-vorhofflimmern.de
Magdalene Jambor
E-Mail-Adresse: magdalene.jambor@af-net.eu
Originalpublikation:
Joglar JA et al. Circulation 30 Nov 2023. doi: 10.1161/CIR.0000000000001193
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de
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