Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Erfolg von Adipositas-OP hängt wesentlich vom Gehirn ab
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Ein interdisziplinäres Team der Universitätsmedizin Würzburg
veröffentlicht eine Studie, die zeigt, dass der Effekt einer
bariatrischen Operation nicht auf einer simplen Magenverkleinerung
basiert, sondern sehr wesentlich auf einer intakten
Informationsverarbeitung in bestimmten Gehirnarealen.
- Für viele Personen mit ausgeprägter Adipositas ist eine
bariatrische Operation wie zum Beispiel ein Magenbypass oder ein
Schlauchmagen der letzte Ausweg, um ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren.
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Der Erfolg der Operation hängt dabei aber nicht allein vom chirurgischen
Eingriff im Magen-Darm-Trakt ab, sehr wesentlich wird die Wirkung über
Strukturen im Gehirn vermittelt.
Das fand jetzt ein interdisziplinäres Team am Uniklinikum Würzburg heraus.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal Metabolism: Clinical and
Experimental veröffentlicht (Hypothalamic integrity is necessary for
sustained weight loss after bariatric surgery: A prospective,
cross-sectional study, https://doi.org/10.1016/j.metabol.2022.155341).
Hormone können bei geschädigtem Hypothalamus Wirkung nicht entfalten
Gewichtsverlauf der Patienten mit hypothalamischem Schaden und klassischer Adipositas nach bariatrischer Chirurgie: Der Gewichtsverlauf unterscheidet sich sehr deutlich. In ersterer Gruppe ist kein dauerhafter gewichtsreduzierender Effekt zu sehen.
Quelle: https://doi.org/10.1016/j.metabol.2022.155341 // Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
„Die Adipositas-Chirurgie ist aktuell sicherlich die effektivste Therapie für eine ausgeprägte Adipositas.
Die Wirkweise dieser Operation ist allerdings nicht vollständig verstanden“, berichtet Dr. Ulrich Dischinger, Oberarzt und Leiter der experimentellen Adipositasforschung am Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie.
Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Chirurgischen Klinik 1, der Psychiatrie und der Molekularen Infektionsbiologie fand er heraus, dass die Effektivität der Adipositas-Chirurgie von einem intakten Hypothalamus abhängt.
- Der Hypothalamus ist ein zentraler Teil des Gehirns, der als wichtige Schaltzentrale unseres Körpers vegetative und endokrine Vorgänge reguliert und unter anderem die Nahrungsaufnahme steuert.
- Ist diese Gehirnregion jedoch krankheitsbedingt zerstört, zum Beispiel durch einen gutartigen Tumor wie etwa ein Kraniopharyngeom, ist der Effekt der Adipositas-Operation deutlich abgeschwächt.
- Das heißt, sattmachende Hormone wie GLP-1 oder PYY, die nach dem chirurgischen Eingriff verstärkt aus dem Magen-Darm-Trakt ausgeschüttet werden, können ihre nahrungsregulierende Wirkung über den geschädigten Hypothalamus nicht entfalten.
Obwohl die in dieser Studie untersuchten Patientinnen und Patienten mit
Adipositas und geschädigtem Hypothalamus nach der bariatrischen
Operation höhere Hormonspiegel als diejenigen mit Adipositas und
intaktem Hypothalamus aufwiesen, war der Effekt der OP bei ihnen
deutlich abgeschwächt.
- Dies zeigt, dass die Wirkweise der Adipositas-Chirurgie im Wesentlichen auf veränderten neuroendokrinen Signalen aus dem Magendarmtrakt basiert und von einem intakten Hypothalamus abhängt.
Adipositas-OP vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung befreien
Ulrich Dischinger ist sich sicher, dass die Erkenntnisse wesentlich zu
einer weiteren Aufklärung der Wirkweise der Adipositas-Chirurgie
beitragen: „Die überragende Bedeutung einer intakten
Hypothalamusfunktion für die Effektivität der bariatrischen Chirurgie
war am Menschen bislang nicht gut untersucht.
Mit unseren Resultaten können wir helfen, die Adipositas-Chirurgie vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung zu befreien. Tatsächlich ist die bariatrische Operation eine Art neuroendokrine Intervention.“
Auch Prof. Dr. Florian Seyfried, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Würzburger Referenzzentrums für metabolische und bariatrische Chirurgie, hofft, dass die Ergebnisse zu einer größeren Akzeptanz der Adipositas-Chirurgie beitragen.
„Bislang sind nicht nur die Adipositas, sondern auch die bariatrische Chirurgie stigmatisiert.
So hält sich die historische Annahme, dass die Wirkungsweise bariatrischer Operationen darauf beruht, dass der Patient weniger Nahrung aufnehmen kann und diese vom Körper teilweise nicht mehr verstoffwechseln kann.
Die nun publizierte Arbeit widerspricht nun ganz
klar diesem vermuteten Wirkprinzip.“
TOP - CAVE: Menschen mit hypothalamischer Adipositas besser beraten - TOP-MaAB
Ulrich Dischinger führt weiter aus:
„Unsere Forschung wird auch dabei helfen, Menschen mit Schädigung des Hypothalamus und dadurch verursachter hypothalamischer Adipositas‘ vor einer geplanten Adipositas-Operation besser beraten zu können.
Gerade dieses sensible
Patientengut sollte keiner Intervention zugeführt werden, deren üblicher
günstiger Effekt nicht zu 100 Prozent übertragbar sein dürfte.“
Aktuell wird das Spektrum der Adipositasforschung mit einer Kooperation
mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz erweitert.
- Wesentliche Untersuchungsgegenstand wird hier die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion sein, einer häufigen und bislang nicht gut behandelbaren Begleiterkrankung der Adipositas.
Über Google: Medizin am Abend Berlin
Susanne Just Universitätsklinikum Würzburg
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