Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Adipositas: Leitlinien decken alle wichtigen Versorgungsaspekte für ein DMP ab
Die vorläufigen Ergebnisse der IQWiG-Leitlinien-Recherche für die strukturierte Behandlung adipöser Erwachsener liegen vor. Bitte um Stellungnahmen bis zum 16.05.2022.
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) recherchiert und bewertet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) derzeit die medizinischen Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Adipositas.
Die abschließenden
Arbeitsergebnisse werden dem G-BA als wissenschaftliche Grundlage für
die Entwicklung eines Disease-Management-Programms (DMP) Adipositas
dienen.
Für den jetzt veröffentlichten Vorbericht „Leitliniensynopse Adipositas
Erwachsene“ hat das Institut die Empfehlungen aus 22 aktuellen
evidenzbasierten Leitlinien ausgewertet und vorab festgelegten
Versorgungsaspekten zugeordnet. Dabei konnte das Projektteam zu allen
Versorgungsaspekten potenziell DMP-relevante Inhalte identifizieren.
Zu diesem Vorbericht bittet das IQWiG nun bis zum 16.05.2022 um Stellungnahmen.
Etwa 24 Prozent der Menschen in Deutschland sind stark übergewichtig
- Von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) spricht man, wenn der Fettanteil übermäßig hoch ist.
- Er gilt als zu hoch, wenn der Body-Mass-Index (BMI, kg/m2) über 30 liegt.
- Eine Adipositas erhöht das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zu den Faktoren, die zu Übergewicht führen können, gehören unter anderem die Ernährung und der Lebensstil, die genetische Veranlagung, bestimmte Krankheiten sowie psychologische und soziale Faktoren.
Auch bestimmte Medikamente können eine Gewichtszunahme bewirken.
Nach Daten des Robert
Koch-Instituts sind in Deutschland etwa 24 Prozent aller Männer und
Frauen stark übergewichtig.
Die strukturierte Behandlung adipöser Erwachsener
DMPs sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, die
auf den Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin (EbM) beruhen.
Patientinnen und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten können
sich in ein DMP einschreiben und erhalten dann eine Versorgung, die das
Risiko von Folgeschäden und akuten Verschlechterungen der Krankheit so
weit wie möglich verhindern und die Lebensqualität verbessern soll. Ziel
eines DMP ist unter anderem, die Behandlung zu optimieren, die
Zusammenarbeit der Leistungserbringer zu fördern und Abläufe besser
miteinander zu verzahnen.
Als Grundlage für die Entwicklung eines neuen DMP Adipositas Erwachsene
hat das IQWiG 98 infrage kommende medizinische Leitlinien gesichtet,
wovon sich schließlich 22 als für die Fragestellung relevant erwiesen.
Die einzige umfassende deutsche S3-Leitlinie zum Thema („Adipositas –
Prävention und Therapie“) stammt aus dem Jahr 2014, bildet deshalb nicht
mehr den aktuellen Versorgungsstandard ab und konnte nicht
berücksichtigt werden. Wann die federführende Fachgesellschaft (Deutsche
Adipositas-Gesellschaft, DAG) die begonnene Überarbeitung der Leitlinie
abgeschlossen haben wird, ist offen.
In den 22 eingeschlossenen Leitlinien fanden sich insgesamt 961
Empfehlungen, die das Projektteam analysierte und folgenden
Versorgungsaspekten zuordnete:
Diagnostik, Therapieziele, allgemeine
Grundsätze der Therapie, therapeutische Maßnahmen, Kooperation der
Versorgungssektoren, Langzeitbetreuung, Schulungen, digitale
medizinische Anwendungen, Komorbiditäten und schwangere Frauen.
Anschließend bewertete das Institut die identifizierten und zugeordneten
Empfehlungen in Hinblick auf DMP-Relevanz. Vorläufiges Ergebnis: Zu
allen definierten Versorgungsaspekten konnten in den 22 eingeschlossenen
Leitlinien DMP-relevante Inhalte identifiziert werden.
Bis zum 16.05.2022 können Interessierte Stellungnahmen zum Vorbericht abgeben.
Zum Ablauf der Berichterstellung
Den Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im Oktober 2021
vorgelegt. Stellungnahmen zum Vorbericht werden nach Ablauf der Frist
gesichtet. Sofern sie Fragen offenlassen, werden die Stellungnehmenden
zu einer wissenschaftlichen Erörterung eingeladen. Im Anschluss erstellt
das IQWiG den Abschlussbericht. Dieser wird bis Ende August 2022 an den
G-BA versendet und vier Wochen später veröffentlicht.
Originalpublikation:
https://www.iqwig.de/projekte/v21-05.html
Jens Flintrop Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Im Mediapark 8
50670 Köln
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Telefon: 0221 35685-151
E-Mail-Adresse: jens.flintrop@iqwig.de
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