Medizin am Abend Berlin - MaAB- Fazit: Nickel- und Kobaltallergie im Friseurhandwerk - Neue Studie an der Universität Osnabrück
Friseurinnen und Friseure haben täglich einen längeren Hautkontakt mit einer Vielzahl von Metallwerkzeugen.
Sie stellen durch die Freisetzung von Nickel und Kobalt ein erhebliches Gesundheitsrisiko in Bezug auf die Entwicklung von Allergien dar, wie eine Studie der Abteilung für Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie der Universität Osnabrück zeigt, die im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology (JEADV 2021, 35, 965-972) veröffentlicht wurde.
475 im Gebrauch befindliche Metallwerkzeuge wurden in Friseursalons
untersucht. Die Freisetzung von Nickel und Kobalt birgt laut Studie der
Universität Osnabrück in Bezug auf die Entwicklung von Allergien ein
Gesundheitsrisiko. Cara Symanzik Universität Osnabrück
Die Freisetzung von Nickel aus Metallwerkzeugen im Friseurhandwerk ist bekannt, Daten über die Freisetzung von Kobalt fehlten bislang.
Ziel der an der Universität Osnabrück von Cara Symanzik durchgeführten Studie war es, das Auftreten von Nickel- und Kobaltallergien im deutschen Friseurhandwerk abzuschätzen.
Die junge Wissenschaftlerin untersuchte in Ihrer Masterarbeit 475
Metallwerkzeuge des Friseurhandwerks in drei norddeutschen
Bundesländern, darunter Scheren, Abteilklammern, Haarclips, Pinzetten,
Rasiermesser, Rührbesen, Handbrausen und Häkelnadeln, die bei der
täglichen Arbeit benutzt werden und teilweise auch schon länger im
Gebrauch waren. Siebzig Friseurinnen und Friseure wurden zusätzlich mit
einem standardisierten Fragebogen befragt, um Daten über die getesteten
Werkzeuge sowie die Prävalenz von Nickel- und Kobaltallergien zu
erheben.
Nickel- und Kobalttestergebnisse
Der Chemo-Nickel-Test zeigte, das 131 von 475 Metallwerkzeugen (27,6
Prozent) Nickel freisetzen, beim Chemo-Kobalt-Test waren es 10 von 475
Metallwerkzeugen (2,1 Prozent).
„Alle kobaltfreisetzenden Metallwerkzeuge setzten gleichzeitig Nickel frei und nickelfreisetzende Werkzeuge fanden sich in jedem besuchten Friseursalon unabhängig vom Preissegment und der geografischen Lage“, so Symanzik.
Die Nickel-Freisetzung war in der vorliegenden Studie besonders hoch. Dies könnte auf die Diversität der untersuchten Metallwerkzeuge zurückzuführen sein, so die Osnabrücker Autorin. Die Kobalt-Freisetzung war moderat im Vergleich zu Studien in anderen Berufsfeldern.
Aktuelle Daten zeigen, dass Nickel- und Kobaltallergien in der Berufsgruppe der Friseurinnen und Friseure häufig vorkommen.
In der vorliegenden Studie litten 11,4 Prozent der 70 befragten Friseurinnen und Friseure an einer Nickelallergie und 2,9 Prozent zusätzlich an einer Kobaltallergie.
„Eine beruflich bedingte Allergie stellt ein besonders Problem dar, die in schlimmsten Fall zum vorzeitigem Ausscheiden aus dem Beruf führen können“, erläutert Prof. Dr. Swen Malte John, der zusammen mit apl. Prof. Dr. Christoph Skudlik die Arbeit betreute.
„Um eine
Kontaktallergie zu vermeiden, sind präventive Maßnahmen unabdingbar.“
Die Studie zeigt, dass Metallwerkzeuge, die nach geltenden
EU-Vorschriften (REACH-Verordnung) hergestellt werden, immer noch
Quellen der Nickelbelastung sein können, zum Beispiel wenn die
nickelfreie Beschichtung bei längerem Gebrauch nicht ausreichend ist.
Grenzwertregelungen für die Verwendung von Kobalt in Metallwerkzeugen
fehlen bislang, bemängeln die Autoren in der Veröffentlichung.
Die Masterarbeit von Cara Symanzik wurde in diesem Jahr mit einem
Förderpreis der Universität Osnabrück ausgezeichnet, der von der
Kreishandwerkerschaft Osnabrück gestiftet wurde.
Cara Symanzik, B.Sc., M.Ed., Universität Osnabrück
Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie und
Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation
Am Finkenhügel 7a, 49076 Osnabrück
Tel.: + 49 541 969 7448
E-Mail: cara.symanzik@uni-osnabrueck.de
Prof. Dr. med. Swen Malte John, Universität Osnabrück
Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie und
Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation
Am Finkenhügel 7a, 49076 Osnabrück
Tel.: + 49 541 969 2357
E-Mail: johnderm@uni-osnabrueck.de
Dr. Utz Lederbogen Universität Osnabrück
Neuer Graben / Schloss
49069 Osnabrück
Deutschland
Niedersachsen
Fax: 0541 / 969-4570
E-Mail-Adresse: utz.lederbogen@uni-osnabrueck.de
Originalpublikation:
Zur Veröffentlichung: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jdv.17058
Experimental evaluation of nickel and cobalt release from tools and
self-reported prevalence of nickel and cobalt allergy in the German
hairdressing trade
C. Symanzik, C. Skudlik, S.M. John
Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, Volume 35, Issue 4
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