Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Zecken: Kompetenzen bündeln
Tiermediziner, Humanmediziner und Biologen der Nordsee-Anrainerstaaten errichten Kompetenznetzwerk zu Zecken und den von ihnen übertragenen Erkrankungen.
Die Zahl der menschlichen und tierischen Patienten, die sich in den Anrainerstaaten der Nordsee durch einen Zeckenstich mit Bakterien, Viren oder Parasiten ansteckten, stieg in den vergangenen Jahrzehnten an.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Laboruntersuchungen
Um Menschen und Tiere in dieser Region besser vor Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheitserregern zu schützen, startet im September 2019 das Kooperationsprojekt NorthTick. Ziel des Projektes ist es, die Zusammenarbeit und den Informationsfluss zwischen akademischen Einrichtungen, nationalen und regionalen Gesundheitsbehörden, Nichtregierungsorganisationen, Patientenorganisationen, Industrie und politischen Entscheidern zu verbessern.
Mithilfe dieses Netzwerkes möchten die NorthTick-Partner Werkzeuge entwickeln, um die Bevölkerung zu informieren und das Gesundheitssystem bei den Herausforderungen durch von Zecken übertragene Krankheiten zu unterstützen. Das Vorhaben läuft dreieinhalb Jahre und wird mit einem Budget von 5,7 Millionen Euro vom Interreg Nordseeprogramm, einem EU-Programm für transnationale Zusammenarbeit, gefördert. Aus Deutschland ist die Arbeitsgruppe von Professorin Dr. Christina Strube, Leiterin des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), beteiligt.
Mit ihrem Team möchte sie unter anderem das Risiko einer Gesundheitsgefährdung durch Zecken und die von ihnen übertragenen Erkrankungen in Niedersachsen ermitteln und darüber informieren.
Dabei hat sie stets Mensch und Tier im Blick: „Für uns Tierärzte bilden das Tier, dessen Besitzer und die öffentliche Gesundheit eine natürliche Einheit“, sagt Strube.
Obwohl Forscherinnen und Forscher bereits zahlreiche Erkenntnisse über Zecken und die Krankheiten, die sie übertragen, gesammelt haben, ist ein Großteil der Bevölkerung bislang nicht ausreichend oder nur ungenau über diese Themen informiert. „Das führt dazu, dass die Bürgerinnen und Bürger oft nicht genau wissen, in welchen Regionen welche von Zecken übertragenen Krankheiten vorkommen können oder wie häufig sie auftreten“, sagt Strube.
„Folglich schützen sie sich und ihre Haustiere nicht immer optimal vor den kleinen Blutsaugern.“ Ihre Arbeitsgruppe untersucht daher bereits seit 2005 regelmäßig Zecken an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet Hannover auf Krankheitserreger. Neben dieser Langzeitüberwachung bestimmen sie die Häufigkeit von Zecken in Hannover und anderen Regionen Norddeutschlands. Dabei konnten sie beispielsweise zeigen, dass im Stadtgebiet Hannover die Infektionsrate von Zecken mit Borrelien und Anaplasmen über die Jahre bislang weitgehend gleichgeblieben ist, während sich Infektionen mit Rickettsien signifikant erhöht haben. „Die Ergebnisse unserer verschiedenen Untersuchungen möchten wir übersichtlich aufbereiten und sie für die Information der Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen“, so Strube.
- Auch im Gesundheitssystem gibt es mitunter Wissenslücken oder andere Schwachstellen, sodass von Zecken übertragene Krankheiten ungenügend vorgebeugt wird oder diese nicht schnell genug erkannt oder falsch behandelt werden.
„Wir benötigen eine effiziente Risikoeinschätzung und effektive Prophylaxemaßnahmen sowie optimale Tests, um Krankheitserreger, die durch Zecken übertragen werden können, noch schneller oder präziser nachzuweisen.
Und wir brauchen ein optimales Management für durch Zecken übertragene Erkrankungen.
Dies wollen wir in diesem translationalen Kompetenznetzwerk gemeinsam erreichen“, sagt Strube.
„Indem wir Daten und Informationen aus den verschiedenen Disziplinen austauschen und bündeln, können wir im Sinne des One-Health-Konzeptes bestmöglich zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier beitragen.
Da wir die einzigen tiermedizinischen Partner dieses Netzwerkes sind, werden wir federführend Informationen zur Tiergesundheit und sinnvollen Vorsorgemaßnahmen aufbereiten.“
Hintergrundinformation
NorthTick steht für Tick-Borne Infections in the North Sea Region – A Competence Network to Improve Public Service Delivery based on a One Health Perspective. Für das Projekt schlossen sich elf Partner aus den Nordseeanrainerstaaten Schweden, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Deutschland zusammen. Die Region Jönköping County in Schweden koordiniert NorthTick.
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Professorin Dr. Christina Strube, PhD
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Parasitologie
Tel.: +49 511 953-8711
christina.strube@tiho-hannover.de
Sonja von Brethorst Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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