Medizin am Abend Berlin Fazit: Frauen sterben im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt deutlich häufiger als Männer
Herzinfarkte sind für Frauen bedrohlicher als für Männer.Ein Team der Technischen Universität München (TUM) hat jetzt herausgefunden, dass Frauen insbesondere im ersten Jahr nach einem Infarkt einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt sind, zu sterben, als Männer mit vergleichbarer Krankengeschichte.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler appellieren deswegen an die behandelnden Ärzte, gerade in den ersten 365 Tagen Infarktpatientinnen besonders intensiv zu betreuen.
- Herzinfarkte gelten nach wie vor als Männerkrankheit.
Studien aus den vergangenen Jahren zeigen aber, dass Frauen öfter an Herzinfarkten und ihren Folgen sterben als Männer.Einer der Gründe dafür ist, dass Frauen „andere“ Herzinfarkte bekommen:
Zum Zeitpunkt des Infarkts sind sie statistisch gesehen zehn Jahre älter und haben häufiger Begleiterkrankungen wie Diabetes.
- Zudem werden Infarkte bei Frauen seltener durch lokale Gefäßverengungen ausgelöst, die vergleichsweise leicht erweitert werden können.
- Stattdessen sind die Herzarterien häufiger diffus befallen; lokale Dehnungsversuche sind in diesen Fällen wenig aussichtsreich.
„Wir wollten herausfinden, ob die Gefahr, nach einem Herzinfarkt zu sterben für Frauen auch dann größer ist, wenn man solche Faktoren herausrechnet“, beschreibt Erstautorin Dr. Romy Ubrich den Ansatz ihrer Untersuchung.
Als Grundlage der Arbeit dienten Patientendaten, die in
zwei Studien („ISAR-RISK“ und „ART“) mit insgesamt rund 4100
Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesammelt wurden.
Risiko 1,5 mal so hoch
„Schaut man sich den gesamten Untersuchungszeitraum von fünf Jahren nach dem Herzinfarkt an, gibt es keine auffällig großen geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn man Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Art der Behandlung herausrechnet“, sagt Romy Ubrich.
Risiko 1,5 mal so hoch
„Schaut man sich den gesamten Untersuchungszeitraum von fünf Jahren nach dem Herzinfarkt an, gibt es keine auffällig großen geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn man Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Art der Behandlung herausrechnet“, sagt Romy Ubrich.
„Überrascht haben uns aber die Daten für die ersten 365 Tage
nach dem Infarkt:
In diesem Zeitraum starben Frauen mehr als anderthalb
mal so häufig wie Männer.“
Dafür gibt es verschiedene mögliche Gründe. Prof. Georg Schmidt, Kardiologe in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und Letztautor der Studie, vermutet, dass gesellschaftliche und psychische Gründe eine wichtige Rolle spielen.
Dafür gibt es verschiedene mögliche Gründe. Prof. Georg Schmidt, Kardiologe in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und Letztautor der Studie, vermutet, dass gesellschaftliche und psychische Gründe eine wichtige Rolle spielen.
„Im Alltag werden nach einem Herzinfarkt oft andere
Anforderungen an Frauen gestellt, als an Männer.
Sie sollen schneller wieder 'funktionieren' und sind dadurch größeren Belastungen ausgesetzt“, sagt Georg Schmidt. Ein weiterer wichtiger Faktor sind depressive Erkrankungen.
Studien haben gezeigt, dass diese nicht nur für sich genommen gefährlich sind, sondern auch einen Risikofaktor bei anderen Erkrankungen darstellen.
Besondere Sorgfalt im ersten Jahr
In den Studien, aus denen die Daten für die aktuelle Untersuchung stammen, wurden sogenannte psychosoziale Faktoren allerdings nicht erfasst.
Zukünftige Studien müssten zeigen, ob diese der Hauptgrund für
die festgestellten Unterschiede sind, oder ob es andere, möglicherweise
biologische Gründe gibt, sagt Georg Schmidt.
In jedem Fall seien jetzt
die Ärztinnen und Ärzte von betroffenen Frauen gefragt:
„Unsere Studie
zeigt, dass es im ersten Jahr nach einem Infarkt wichtig ist, sich
besonders intensiv um Infarktpatientinnen zu kümmern.“
Schmidts Appell richtet sich insbesondere an Hausarztpraxen:
Schmidts Appell richtet sich insbesondere an Hausarztpraxen:
„Die
Kolleginnen und Kollegen müssen in Hinblick auf die soziale Situation
der Patientinnen aufmerksam sein und versuchen, Hilfestellungen zu
geben.
- Gerade nach Anzeichen von Depressionen muss stärker Ausschau gehalten werden.
Wenn man solche Anzeichen bemerkt, ist es wichtig, die
Patientinnen schnell an Fachpraxen zu vermitteln, um gegebenenfalls
möglichst bald mit einer Therapie beginnen zu können.“
Publikation:
R. Ubrich, P. Barthel, B. Haller, K. Hnatkova, K.M.Huster, A. Steger, A. Müller, M. Malik, G. Schmidt."Sex differences in long-term mortality among acute myocardial infarction patients: Results from the ISAR-RISK and ART studies". PLOS ONE 12(10): e0186783 (2017). DOI: 10.1371/journal.pone.0186783
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R. Ubrich, P. Barthel, B. Haller, K. Hnatkova, K.M.Huster, A. Steger, A. Müller, M. Malik, G. Schmidt."Sex differences in long-term mortality among acute myocardial infarction patients: Results from the ISAR-RISK and ART studies". PLOS ONE 12(10): e0186783 (2017). DOI: 10.1371/journal.pone.0186783
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