Medizin am Abend Berlin Fazit: Würzburger Adipositaszentrum zu deutschem Referenzzentrum ernannt
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie hat das Adipositaszentrum Würzburg zum Referenzzentrum für Adipositaschirurgie ernannt. Die Einrichtung des Uniklinikums Würzburgs nimmt damit bayernweit eine Führungsrolle in der interdisziplinären Behandlung von krankhaftem Übergewicht ein.
Mit ihrem Zertifizierungssystem will die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) dazu beitragen, die Qualität in den Kliniken zu verbessern und die gebotenen Leistungen für Zuweiser wie auch Patienten transparent darzustellen. Je nach personeller und sachlicher Ausstattung, klinischen Erfahrungen, Patientenzahlen, Weiterbildungsmöglichkeiten und wissenschaftlicher Tätigkeit unterscheidet die Gesellschaft dabei drei Stufen: Kompetenzzentrum, Referenzzentrum und Exzellenzzentrum.
Das interdisziplinäre Team des Adipositaszentrums Würzburg. Bild: Uniklinikum Würzburg
Das Adipositaszentrum Würzburg, das an die Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg (UKW) angeschlossen ist, wurde im September 2015 zum Referenzzentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie ernannt.
- „Wir sind damit das erste und bislang einzige Adipositaszentrum in Bayern mit diesem hohen Qualitätsnachweis“, freut sich Privatdozent Dr. Christian Jurowich, der Leiter des Würzburger Zentrums.
Über 120 Adipositas-Operationen pro Jahr
Eine der Voraussetzungen für die Zertifizierung zum Referenzzentrum ist eine vergleichsweise hohe Zahl von durchgeführten Adipositas-Operationen. „Wir operieren seit 2011 stabil pro Jahr über 120 Patienten.
In Abhängigkeit von der Patientenvorgeschichte, den individuellen Essgewohnheiten sowie weiteren Faktoren können wir aus verschiedenen OP-Methoden die jeweils am besten geeignete auswählen“, schildert Dr. Jurowich.
Eine Behandlungsmöglichkeit sei, den Magen zu verkleinern und damit die Menge der Nahrung, die auf einmal aufgenommen werden kann, zu begrenzen. Alternativ dazu könne laut dem Würzburger Experten die Fläche reduziert werden, über die der Körper Nährstoffe aufnimmt. Auch Kombinationen dieser beiden grundsätzlichen chirurgischen Ansätze seien möglich.
Fallbesprechung in interdisziplinären Boards
Ein Kernelement des Adipositaszentrums Würzburg ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Deutlich wird dies zum Beispiel bei den von uns seit dem Jahr 2012 durchgeführten Adipositas-Boards“, sagt Dr. Jurowich und fährt fort: „Bei diesen Besprechungen von meist problematischen Fällen kommen Chirurgen, Endokrinologen, Psychiater und Psychologen zur Ausarbeitung des bestmöglichen Behandlungswegs zusammen.“
Ernährungstherapeutin für OP-Vorbereitung und Nachsorge
Großen Wert legt die DGAV bei ihren Zertifizierungen der Adipositas-Chirurgie auf den Nachweis einer umfassenden und gut strukturierten Nachsorge. Dr. Jurowich: „Hier konnten wir mit unserer eigens eingestellten Ernährungstherapeutin punkten. Diese Spezialkraft betreut unsere Patienten sowohl vor wie nach der Operation.“
- Innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Operation verlieren die Patientinnen und Patienten das meiste Gewicht. In dieser Phase ist die Nachsorge sehr dicht. Überwacht werden beispielsweise Vitamin- und Spurenelement-Mangelerscheinungen sowie eventuelle psychologische Probleme.
Auch Patienten, die ihr Zielgewicht erreicht haben, müssen regelmäßig auf Mangelzustände und die weitere Gewichtsentwicklung hin kontrolliert werden – gemäß den Leitlinien der Adipositas-Chirurgie letztlich ein Leben lang.
- Immer mehr Menschen mit krankhaftem Übergewicht
Die Zahl der Patienten mit krankhaftem Übergewicht nimmt in Deutschland stetig weiter zu. „Aktuell kann man davon ausgehen, dass etwa ein bis zwei Prozent unserer Bevölkerung die grundsätzlichen Indikationen für eine Adipositas-OP erfüllen“, verdeutlicht Dr. Jurowich.
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