Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Post-COVID: Versichertendaten zeigen Assoziation mit Autoimmunerkrankungen
- Nach einer überstandenen COVID-19-Infektion leiden Betroffene deutlich häufiger an einer Autoimmunerkrankung als Menschen ohne COVID-19-Diagnose.
Das ergeben Analysen von umfangreichen Krankenversicherungsdaten.
Bei Menschen mit einer SARS-COV-2-Infektion, nachgewiesen durch einen PCR-Test, kamen 15,05 Diagnosen auf 1.000 Versichertenjahre.
Dagegen waren dies bei Menschen ohne SARS-COV-2-Infektion nur 10,55 Diagnosen.
- Insbesondere Entzündungen der
Blutgefäße (Vaskulitiden) wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder
Arteriitis temporalis wiesen die größten Assoziationen mit COVID-19 auf.
Die
Koordination übernehmen das Zentrum für Evidenzbasierte
Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Dresdner Hochschulmedizin und das
Robert Koch-Institut.
„Dies ist eine der ersten großen kontrollierten Kohortenstudien zu
COVID-19 und Autoimmunerkrankungen.
Die umfangreiche Datengrundlage unserer Partner erlaubt uns, Aussagen zu bleibenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu treffen.
In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf“, sagt Prof. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.
Prof. Dr. Jochen Schmitt (links) und Falko Tesch sind die Autoren
der Studie „Incident autoimmune diseases in association with a
SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study“ Marc Eisele Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Um die Zusammenhänge zwischen COVID-19 und den
Erkrankungen zu verstehen, sei weitere Forschung notwendig. „Künftige
Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in
der Pandemie entstanden sind. Zudem ist es wichtig, die Krankheitslast,
die uns womöglich lange erhalten bleibt, zu quantifizieren.“
- Unter Post-COVID werden längerfristige, mindestens drei Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion fortbestehende oder neu hinzukommende Krankheitssymptome und gesundheitliche Einschränkungen zusammengefasst.
Bislang ist es eine offene Forschungsfrage, welche Symptome Post-COVID
umfassen kann und wie viele Menschen davon betroffen sind. Um sich
diesen Fragen zu nähern, sind kontrollierte Studien notwendig. Darin
müssen Personen nach gesicherter SARS-CoV-2-Infektion ausreichend lange
und im Vergleich zu einer gut definierten Kontrollgruppe auf ihren
Gesundheitszustand hin nachbeobachtet werden.
Datenbasis der vorliegenden Studie sind Abrechnungsdaten der Jahre 2019
bis Juni 2021 von 38,9 Millionen gesetzlich Versicherten. Diese stammen
von der AOK PLUS, der BARMER, der DAK-Gesundheit, der IKK classic, der
Techniker Krankenkasse sowie aus der Forschungsdatenbank der InGef, über
die ein wesentlicher Teil der Daten von Betriebskrankenkassen
einbezogen wurde. In die Analyse gingen Daten von 640.000 Personen mit
labormedizinisch nachgewiesener COVID-19-Erkrankung im Jahr 2020 ein,
darunter 76.000 mit vorbestehender Autoimmunerkrankung. Für jede
infizierte Person schlossen die Forschenden drei nichtinfizierte
Versicherte in die Studie ein, die hinsichtlich Alter, Geschlecht,
Vorerkrankungen, der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und
Nachbeobachtungszeit vergleichbar waren. Infizierte und Nicht-Infizierte
wurden hinsichtlich 41 vorab festgelegter Erkrankungen verglichen, die
drei bis 15 Monate nach Infektions- bzw. Einschlussdatum neu
dokumentiert wurden. Davon wiesen 30 eine hinreichend große Inzidenz
auf, um Schätzwerte auszuweisen.
Es wird bereits länger spekuliert, dass die durch Virusinfektionen, wie
SARS-CoV2, verursachten Autoantikörper bei einem Teil der Infizierten
eine Autoimmunerkrankung auslösen können.
Diese Ergebnisse beziehen sich hier auf die Nachverfolgung jener Betroffenen mit einer Infektion des Wildtyps des Virus.
Erkenntnisse über andere Varianten des Virus bestehen aktuell nicht.
„Das Ergebnis der Studie zeigt eindrücklich,
welche wichtigen Erkenntnisse wir aus Patientendaten gewinnen können.
Die Hochschulmedizin Dresden ist sehr froh, starke Partner an ihrer
Seite zu wissen, die uns bei dieser Arbeit unterstützen. Ergebnisse aus
solchen Studien helfen nicht nur der Medizin, sondern kommen vor allem
den Patientinnen und Patienten in der Diagnostik und Therapie zugute“,
sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Universitätsklinikum Dresden.
Die Studie ist Teil des vom Robert Koch Institut geleiteten und vom
Bundesgesundheitsministeriums geförderten Projektes „Postakute
gesundheitliche Folgen von COVID-19“ https://rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Long-COVID/Projekt-Post....
Sie schließt an eine vor kurzem bei PLOS Medicine veröffentlichen Studie
an, welche sich mit einer Vielzahl von mit COVID-19 assoziierten
Symptomen beschäftigte.
https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1004122#s....
Bisher ist nur eine andere Kohortenstudie aus England als Preprint
veröffentlich worden. Diese weist für eine kürzere Beobachtungszeit der
Personen und 11 ausgewählte Erkrankungen ein Überschussrisiko für eine
neue Autoimmunerkrankung von 0,72 auf 1000 Personenjahre, statt 4,50 wie
in dieser Studie, auf.
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.06.22280775v1.full
Die Ergebnisse wurden als Preprint veröffentlicht („Incident autoimmune
diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort
study “,
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.01.25.23285014v1
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Annechristin Bonß
Tel.: 0351 458 14162
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
Prof. Dr. Jochen Schmitt und Falko Tesch, Autoren der Studie
Tel.: 0351 458 89211
E-Mail: correspondence.zegv@ukdd.de
Holger Ostermeyer Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Deutschland
Sachsen
Fax: 0351 / 458-884162
E-Mail-Adresse: pressestelle@uniklinikum-dresden.de
Originalpublikation:
Die Ergebnisse wurden als
Preprint veröffentlicht („Incident autoimmune diseases in association
with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study “,
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.01.25.23285014v
https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1004122#s...
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.06.22280775v1.ful
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