Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Studie des UKSH und UKE: Kühlungsbehandlung nach Wiederbelebung bringt keinen Vorteil
Eine Unterkühlungsbehandlung bei Patientinnen und Patienten nach erfolgreicher innerklinischer Wiederbelebung wurde in der Vergangenheit immer wieder empfohlen - um Hirnschäden zu vermeiden.
Forschende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf haben im Rahmen einer multizentrischen Interventionsstudie festgestellt, dass diese Behandlung keinen Nutzen hat.
Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der interdisziplinären Notaufnahme des UKSH, Campus Lübeck UKSH
- Um Hirnschäden bei Patientinnen und Patienten nach erfolgreicher Wiederbelebung zu reduzieren, wurde in der Vergangenheit immer wieder eine Kühlungsbehandlung auf 33 Grad Celsius propagiert und empfohlen.
Forschende des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nun erstmals Patientinnen und Patienten nach Wiederbelebung im Krankenhaus im Rahmen einer multizentrischen Interventionsstudie untersucht und festgestellt, dass diese Unterkühlungsbehandlung keinen Nutzen hat.
Die
Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht.
In der HACA-in-hospital Studie des UKSH und des UKE wurden
Behandlungsdaten von 249 Patientinnen und Patienten analysiert. Der
klinische Verlauf sowie das Ausmaß der Erholung der Gehirnfunktion
wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten nach dem
Herz-Kreislauf-Stillstand erfasst. Die Hälfte der betroffenen
Patientinnen und Patienten wurde auf eine Körpertemperatur von 33 Grad
Celsius herabgekühlt, die andere Hälfte wurde durch die Gabe von
fiebersenkenden Mitteln auf einer Körpertemperatur von 37 Grad Celsius
gehalten.
- Die Sterblichkeit innerhalb des beobachteten Zeitraums war bedingt durch die Schwere der Erkrankung erwartungsgemäß hoch und lag in beiden Gruppen bei mehr als 70 Prozent – ohne, dass ein statistisch bedeutsamer Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen nachzuweisen war.
- Es zeigte sich auch kein statistisch relevanter Effekt auf die
Erholung der Gehirnfunktion durch die künstliche Unterkühlung.
„Während in früheren Studien durchaus ein Effekt der Unterkühlungsbehandlung aufgezeigt werden konnte, haben wir diesen Nutzen nicht feststellen können.
In den früheren Studien waren allerdings vornehmlich außerklinische Herz-Kreislauf-Stillstände untersucht worden, während wir bereits stationär behandelte Patientinnen und Patienten mit Grunderkrankungen untersucht haben.
Wir vermuten daher, dass die in unserer Studie eingeschlossenen Patienten im Wesentlichen an ihrer Grunderkrankung gestorben sind, sodass die Effekte der Kühlung weniger bedeutsam waren“, so Studienleiter Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der interdisziplinären Notaufnahme des UKSH, Campus Lübeck.
- „Ein anderer Grund könnte darin liegen, dass in unserer Studie auch bei den Patientinnen und Patienten, die nach der Reanimation nicht gekühlt worden sind, Fieber vermieden worden ist, während bei den Patienten in früheren Studien durchaus Fieber über 38 Grad Celsius auftrat.
Diese
Begründung wird auch durch weitere Studien der vergangenen Jahre
bestärkt, die ebenfalls keinen Effekt der Unterkühlungsbehandlung bei
außerklinisch reanimierten Personen beobachten konnten, wenn die
Kontrollgruppe bei 36 bis 37 Grad Celsius gehalten wurde“, erklärt Prof.
Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE.
Die HACA in-hospital Studie wurde unter der Leitung von Dr. Wolfrum
gemeinsam mit Prof. Dr. Kluge und Dr. Kevin Roedl, Klinik für
Intensivmedizin des UKE, sowie weiteren deutschen Zentren durchgeführt
und ist ein wichtiger weiterer Puzzlestein, um die Behandlung von
Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand auf ein
wissenschaftlich begründetes Fundament zu stellen.
Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE UKE
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Interdisziplinäre Notaufnahme, Dr. Sebastian Wolfrum, Tel.: 0451 500-47004, sebastian.wolfrum@uksh.de
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Klinik für Intensivmedizin, Prof. Dr. Stefan Kluge, Tel.: 040 7410-57010, s.kluge@uke.de
Ratzeburger Allee 160
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Deutschland
Schleswig-Holstein
Oliver Grieve
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Originalpublikation:
Sebastian Wolfrum et al, Temperature Control After In-hospital Cardiac Arrest – A Randomized Clinical Trial, Circulation, 2022, Doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060106
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