Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ich war zuerst da! Wie Heptitis C Hepatitis E hemmt
Infektionen mit Hepatis C und E sind so verbreitet, dass rein statistisch viele Menschen mit beiden Viren gleichzeitig infiziert sein müssten.
Es werden aber nur sehr wenige solcher Fälle bekannt.
Eine Vermutung, warum das so ist, hat ein Forschungsteam der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB):
- Die Forschenden haben festgestellt, dass sich bei einem parallelen Befall die Viren gegenseitig hemmen.
Das Team um Thomas Burkard berichtet in der Zeitschrift „Cells“ vom 8. März 2022.
Replikation von Hepatitis C virus (HCV) und Heaptitis E Virus (HEV) in humanen Leberzellen. HCV leuchtet bei erfolgreicher Vermehrung rot, HEV grün. © Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie
Dass es Co-Infektionen mit Hepatitis-Viren gibt, ist bekannt.
„Die
Co-Infektion von Hepatitis C und E wurde bisher allerdings nicht
systematisch untersucht“, so Thomas Burkard. „Dabei steht immer im Raum,
dass eine zeitgleiche Infektion mit zwei Viren vielleicht besonders
gefährlich sein könnte.“
Ein einzelnes Protein unterdrückt die Infektion
Um mehr über die parallele Infektion mit Hepatitis-C-Virus (HCV) und
Hepatitis-E-Virus (HEV) herauszufinden, infizierten die Forschenden
zunächst Leberzellen in Zellkultur mit beiden Erregern.
Dabei stellte sich heraus, dass das Hepatitis-C-Virus in der Lage ist, eine Infektion mit Hepatitis E zu unterdrücken.
Das Team machte sich daran, die Ursachen dafür zu ergründen.
„HCV besteht aus zehn Proteinen“, erklärt Thomas Burkard.
„Indem wir dafür gesorgt haben, dass einzelne davon im
Übermaß hergestellt werden, konnten wir ihre Auswirkung untersuchen.“ So
konnten die Forschenden herausfinden, dass ein einzelnes Virus-Protein –
namens NS3/4A – die Vermehrung der Hepatitis-E-Viren in der Zellkultur
erfolgreich unterdrückt. „Es schien so, als sei eine Co-Infektion mit
beiden Viren nur sehr eingeschränkt möglich“, so Thomas Burkard.
Experimente im Tiermodell boten allerdings ein etwas anderes Bild:
Genetisch veränderte Mäuse, die eine menschliche Leber haben, konnten sich mit beiden Viren infizieren.
Je nachdem, welchem sie zuerst ausgesetzt waren, verliefen die Infektionen aber unterschiedlich.
- War HEV zuerst da, konnte HCV die Tiere nicht erfolgreich infizieren.
- War HCV zuerst da, verlief die Infektion mit HEV oft verlangsamt.
„Hier stellte sich HCV also nicht als so dominant heraus wie in der Zellkultur“, so Thomas Burkard.
Genauere Untersuchungen der Leberzellen
sollen nun Aufschluss darüber geben, was dem zugrunde liegt: „Vielleicht
finden wir nur Inseln, die jeweils mit dem einen oder dem anderen Virus
infiziert sind“, mutmaßt der Forscher. „Fest steht auf jeden Fall, dass
es zwischen den beiden Viren einen gegenseitigen Einfluss gibt.“
Förderung
Die Arbeiten wurden gefördert durch das Bundesgesundheitsministerium
(ZMVI1-2518FSB705), die Research Foundation Flanders (FWO-Vlaanderen,
Projekt G047417N und VirEOS 30981113) sowie den
Open-Access-Publikationsfonds der Ruhr-Universität Bochum.
Thomas Burkard
Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel: +49 234 32 26465
E-Mail: thomas.burkard@rub.de
Meike Drießen Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Postfach 10 21 48
44780 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: info@ruhr-uni-bochum.de
Telefon: 0234/32-26952
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: meike.driessen@presse.rub.de
Originalpublikation:
Thomas Burkard et al.: Viral interference of Hepatitis C and E virus replication in novel experimental co-infection systems, in: Cells, 2022, DOI: 10.3390/cells11060927, https://www.mdpi.com/2073-4409/11/6/927
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen