Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Körperliche und sexuelle Gewalt bei Dates von Jugendlichen: Wie effektiv sind Präventionsprogramme?
Studien zeigen, dass körperliche und sexuelle Gewalt bei Teenager-Dates oft vorkommt:
Die Häufigkeit liegt laut aktuellen Daten bei rund 20 Prozent für körperliche Gewalt und bei rund 10 Prozent für sexuelle Gewalt.
Ein Forschungsteam an der Universität Klagenfurt hat nun mit einer Meta-Analyse untersucht, inwiefern Präventionsprogramme wirken.
Die Ergebnisse wurden nun in JAMA Pediatrics vorgestellt.
Unter körperlicher Gewalt verstehen die Forscher*innen Schläge,
Ohrfeigen oder das Stoßen des Dating-Partners. Sexuelle Gewalt meint das
Zwingen (bzw. Versuche des Zwingens) der Dating-Partnerin zu sexuellen
Handlungen, mit denen diese nicht einverstanden ist. Die Folgen von
körperlicher und sexueller Gewalt können weitreichend sein, wie
Studienautorin Heather Foran, Professorin am Institut für Psychologie,
erklärt: „Kurz-, mittel- und langfristig kann es zu Folgen für die
Gesundheit der Betroffenen kommen, darunter Depressionen, Suizidalität,
Suchtmittelkonsum und vieles mehr.“ Daher setzen viele
Präventionsmaßnahmen schon im Teenageralter an.
Sie hat gemeinsam mit dem Post-Doc-Assistenten Antonio Piolanti eine
systematische Meta-Analyse von 18 Studien durchgeführt, in denen Daten
von 22.781 Jugendlichen erfasst sind. Das Durchschnittsalter der
untersuchten Jugendlichen liegt bei 12,2 bis 17,6 Jahren. 13 der
untersuchten Präventionsmaßnahmen wurden im schulischen Setting
angeboten, 5 waren in andere Kontexte implementiert.
Antonio Piolanti erklärt zu den Ergebnissen: „Wir sehen, dass die
Präventionsprogramme bei der Verhinderung von körperlicher Gewalt gut
wirksam sein können. Komplexer scheint die sexuelle Gewalt zu sein: Hier
zeigt sich kein signifikanter Effekt durch die Interventionen.“ Daraus
könne man, so die Studienautor*innen, schließen, dass das sexuell
aggressive Verhalten im Dating-Setting komplexer und schwieriger durch
Präventionsprogramme zu verhindern sei.
„Ein Erfolgsfaktor bei bestimmten Programmen könnten die Eltern sein“,
erklärt Piolanti weiter. So würde sich zeigen, dass jene Interventionen
eine signifikant höhere Reduktion der Gewalt erreichen können, in denen
die Eltern eingebunden sind. Ähnliches zeige sich auch bei anderen
Studien zu familienbasierten Programmen, bei denen es um die Vermeidung
von Gesundheitsrisiken bei Jugendlichen geht. „Eltern sprechen
üblicherweise nicht mit ihren Teenager-Kindern über Gewalt bei Dates.
Wenn sie aber in Präventionsprogrammen involviert sind, könnte das
hilfreich sein“, fasst Antonio Piolanti zusammen.
Wichtig für den Erfolg von Präventionsprogrammen sei außerdem der
richtige Fokus, beispielsweise auf jene Jugendlichen, die grundsätzlich
einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Auch das Alter sei entscheidend:
Setzt man zu früh an, liegen Dates noch außerhalb der Lebensrealität der
Jugendlichen. Sind Jugendliche aber 15 Jahre alt und älter, könnten die
Programme effektiver sein.
Antonio Piolanti und Heather Foran stellen mit ihrer Studie wichtige
neue Erkenntnisse zu dem Thema vor. Gleichzeitig betonen sie: „Wir
brauchen zusätzliche Forschung, um auch mehr über die Prävention bei der
sexuellen Gewalt bei Teenager-Dates zu lernen. Insgesamt bringt uns
mehr Wissen auch bei der Entwicklung von neuen Programmen voran.“
Postdoc-Ass. Antonio Piolanti Ph.D.
+43 463 2700 1676
Antonio.Piolanti@aau.at
Dr. Romy Müller
Universitätsstr. 65-67
9020 Klagenfurt, Österreich
Österreich
Kärnten
E-Mail-Adresse: presse@aau.at
MMag. Katharina Banfield
E-Mail-Adresse: katharina.banfield@aau.at
Mag. Lydia Krömer
Telefon: 0043(0)463-2700-9301
E-Mail-Adresse: lydia.kroemer@aau.at
Originalpublikation:
Piolanti, A. & Foran, H. (2021). Efficacy of Interventions to Prevent Physical and Sexual Dating Violence Among Adolescents. JAMA Pediatrics, https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2786460 (online first).
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen