Medizin am Abend Berlin Fazit: Studie für Patienten mit Prostatakrebs: Einteilung in genomische Gruppen soll Therapie präzisieren
Interdisziplinäres Team an Universitätsklinikum Heidelberg und Nationalem Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg entwickelt Gentest zur Unterscheidung verschiedener Prostatakarzinom-Typen /
Test soll gezielte Behandlung von Patienten mit frühem Ausbruch und raschem Verlauf der Krankheit ermöglichen
BRCA1 bei der Arbeit: Im blau eingefärbten Zellkern sind rot leuchtende BRCA1-Proteine zu sehen, die Doppelstrangbrüche im Erbgut reparieren. Universitätsklinikum Heidelberg
Im Rahmen einer klinischen Studie untersuchen Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg einen umfassenden Gentest, mit dem Prostatatumoren bestimmten genomischen Gruppen zugeordnet werden können.
Ziel ist es, mit Hilfe der erweiterten Diagnosemöglichkeiten zu ermitteln, ob bei den Krebszellen eine Mutation u.a. in den Genen BRCA1 oder BRCA2 auftritt.
- Insgesamt können die Wissenschaftler mit dem Test Tumorproben auf bis zu 37 Mutationen hin untersuchen, um weitere Informationen über den individuellen Krankheitsverlauf und Behandlungsoptionen zu erhalten.
Die BRCA1- und BRCA2-Gene codieren für sogenannte
Tumorsuppressorproteine, die unter anderem Doppelstrangbrüche in der DNA
reparieren. In Krebszellen mit Mutationen in diesen Genen kann
geschädigtes Erbgut nur noch fehlerhaft repariert werden.
„Bei Patienten mit Mutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2 kommt es zu einem vergleichsweise frühen Ausbruch der Krankheit und einem sehr raschen, oft tödlichen Verlauf“, erklärt Prof. Dr. Stefan Duensing von der Urologischen Universitätsklinik Heidelberg.
„Erste Behandlungen der betroffenen Patienten mit einem PARP-Hemmer konnten die Patienten zwar nicht heilen, aber ihre Lebensqualität deutlich verbessern.“
Prostatakrebs – so vielfältig wie Brustkrebs?
- Bei Brustkrebs ist es mittlerweile üblich, dass die Patienten nach einer molekularbiologischen Untersuchung in verschiedene Gruppen eingeteilt werden, weil man weiß, dass ganz unterschiedliche Veränderungen im Genom für die Entstehung eines Tumors verantwortlich sein können.
Eine
Analyse dieser Mutationen gibt Hinweise auf den Verlauf der Krankheit
und zeigt unterschiedliche Behandlungsoptionen auf.
,Beim Prostatakrebs
gab es dies bislang nicht – alle Patienten wurden in ähnlicher Weise
behandelt.
„Im klinischen Alltag haben wir jedoch gesehen, dass die Patienten sich deutlich unterscheiden, wir hatten also schon lange einen Verdacht“, fasst Prof. Dr. Markus Hohenfellner, Ärztlicher Direktor der Urologischen Universitätsklinik zusammen.
„Im klinischen Alltag haben wir jedoch gesehen, dass die Patienten sich deutlich unterscheiden, wir hatten also schon lange einen Verdacht“, fasst Prof. Dr. Markus Hohenfellner, Ärztlicher Direktor der Urologischen Universitätsklinik zusammen.
Bekannt war außerdem, dass in
Familien, in denen vermehrt Brustkrebs auftritt, die Männer ein erhöhtes
Risiko für Prostatakrebs tragen.
- Verantwortlich dafür ist häufig eine Mutation in den DNA-Reparaturgenen BRCA1 (BReast CAncer 1) oder BRCA2 (BReast CAncer 2).
In einem interdisziplinären Ansatz entwickelte das Team des molekularpathologischen Zentrums am Institut für Pathologie (Direktor: Prof. Dr. Peter Schirmacher) ein Testsystem, erprobten dies erfolgreich und untersuchten dann die ersten 50 Patienten – und wurden prompt fündig. „Betroffen sind häufig jüngere Patienten, die nicht auf die Standardtherapien mit Taxanen oder antihormonellen Substanzen ansprechen" sagt Prof. Dr. Stefan Duensing.
Umfassender Biomarkertest bei Prostatakarzinom
Mittlerweile wurde der Test deutlich erweitert: „Es ist uns gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Proben aus Biopsien oder Operationen auf 37 verschiedene Gene, die eine wesentliche Rolle in der DNA Reparatur spielen untersucht werden können – das ist ein sehr umfassender Biomarkertest für das Prostatakarzinom und funktioniert an Paraffin-eingebetteten und formalin-fixierten Proben, wie sie üblicherweise in der pathologischen Diagnostik verwendet werden,“ so Dr. Albrecht Stenzinger, der Leiter des molekularpathologischen Zentrums am Institut für Pathologie und sein Kollege Dr. Volker Endris.
Um das Verfahren nun in der Praxis zu testen, suchen die Wissenschaftler Prostatakrebspatienten, die eines oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllen: unter 50 Jahre alt, Auftreten von Brust- oder Prostatakrebs in der Familie, schlechtes Ansprechen auf Standardtherapien sowie schneller Rückfall nach zunächst erfolgreicher operativer Behandlung.
Bestätigt sich bei dieser Untersuchung eine BRCA1/2-Mutation, gibt es
eine neue Behandlungsoption mit sogenannten PARP-Hemmern:
Poly(ADP-ribose)-Polymerase 1 (PARP-1) ist ein Enzym, das an der
Reparatur von DNA-Brüchen beteiligt ist.
Wird dieses Enzym medikamentös
blockiert, kann die Krebszelle die häufig bei Zellteilungen auftretenden
DNA-Brüche nicht mehr reparieren – sie stirbt ab.
PARP-Hemmer können
bei entsprechender Indikation von den Krankenkassen übernommen werden.
Eine Entscheidung darüber, ob diese Therapie sinnvoll ist, trifft jedoch
weiterhin der behandelnde Arzt.
„Vermutlich werden wir mit diesem
Werkzeug noch viele weitere Mutationen finden, für die es auch weitere
Behandlungsoptionen wie beispielsweise eine Immuntherapie gibt.
Allerdings sollten diese Therapien nur im Rahmen von Studien nach
durchgeführt werden“, sagt PD Dr. Carsten Grüllich Leiter der
Translationalen Uro-Onkologie vom NCT Heidelberg, der ebenfalls an der
Studie beteiligt ist.
Prostatakrebs wird häufig erst entdeckt, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist Prostatakrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Vorsteherdrüse (Prostata).
Prostatakrebs wird häufig erst entdeckt, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist Prostatakrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Vorsteherdrüse (Prostata).
- Nach Lungen- und Darmkrebs ist dies die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern.
Pro Jahr werden bundesweit rund 63.000
Neuerkrankungen diagnostiziert. Problematisch ist, dass die Erkrankung
im Frühstadium keine oder nur geringe Symptome zeigt, erst im
fortgeschrittenen Stadium können Schwierigkeiten beim Wasserlassen,
Knochenschmerzen und Gewichtsverlust auftreten.
Kontakt für Patientenanfragen:
Patientenzentrum des NCT:
Tel.: +49 (0)6221 565924
Fax: +49 (0)6221 564757
E-Mail: nct.patientenzentrum@med.uni-heidelberg.de
Hotline der Urologischen Universitätsklinik:
Tel.: +49 (0)6221 5635711
Donnerstags 9:00 bis 16:00 Uhr
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Prof. Dr. med. Stefan Duensing
Sektion Molekulare Uroonkologie
Urologische Universitätsklinik
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Im Neuenheimer Feld 517
69120 Heidelberg
E-Mail: stefan.duensing@med.uni-heidelberg.de
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
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Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
www.klinikum-heidelberg.de
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