Medizin am Abend Berlin Fazit: Hoher Druck und Millionenverluste: Erste norddeutsche Unternehmen steigen aus Fernbusgeschäft aus
Insgesamt sind bundesweit nach NDR Informationen mehr als 20 Firmen bei Flixbus ausgestiegen.
Betroffene Buspartner haben zum Teil hohe Verluste eingefahren. Das Hamburger Busunternehmen Elite Traffic teilte dem NDR mit, dass man sich nach einem Minus von mindestens zwei Millionen Euro entschieden habe, den Vertrag mit Flixbus zu kündigen.
Dies sei die "Konsequenz des katastrophalen Preiskampfes auf dem Fernbusliniensektor", sagte der Betriebsleiter von Elite Traffic, Sebastian Reimers. Es sei zwar schade, nach drei Jahren als einer der ersten norddeutschen Partner die Zusammenarbeit zu beenden, doch sei es auch befreiend gewesen, den hohen finanziellen Druck nicht mehr zu haben. Reimers betonte, dass er die Ursache der wirtschaftlichen Probleme von mittelständischen Buspartnern in den niedrigen Ticketpreisen sehe, deren Folgen auf die Subunternehmen abgewälzt würden:
"Es werden neue Fahrzeuge verlangt, es werden ausgeruhte Fahrer verlangt, es wird die Einhaltung der Sozialvorschriften verlangt. Und dafür sind die Preise zu günstig."
Gegenüber dem NDR bestreitet Flixbus schriftlich die von Elite Traffic erhoben Vorwürfe. Elite Traffic als Einzelunternehmen könne zudem nicht für den gesamten Fernbusmarkt sprechen. Zu möglichen Verlusten der Subunternehmen könne Flixbus keine Aussage treffen, da das Unternehmen keine Einsicht in deren Bilanzen habe.
Linien mit langen Fahrstrecken, auf denen Busunternehmen üblicherweise eine Mehr-Fahrer-Besatzung einsetzen würden, werden teilweise mit nur einem Fahrer bedient. Gegenüber dem NDR berichtet ein Fahrer von einem solchen Fall aus einem niedersächsischen Subunternehmen:
- Angesichts der extremen Belastung seien ihm bei voller Fahrt die Augen zugefallen. Er habe den Bus zwischen den Haltestellen verlassen müssen, weil er sich übergeben habe und ihm schwarz vor Augen geworden sei.
Anschließend wurde ihm Arbeitsverweigerung vorgeworfen.
Sein ehemaliger Arbeitgeber, das Flixbus-Subunternehmen Der Schmidt aus Wolfenbüttel, weist die Vorwürfe gegenüber dem NDR schriftlich zurück. Der Mitarbeiter habe "nicht im Interesse der allgemeinen Betriebssicherheit gehandelt".
Zudem sei er bei der betreffenden Fahrt mit einem "2. Fahrer (...) auf der Brüssel Tour unterwegs gewesen". Für 2014 soll das Unternehmen nach einer Prüfung durch die Gewerbeaufsicht ein hohes Bußgeld wegen 720 größtenteils schwer wiegender Verstöße zahlen. Der Prüfungszeitraum betrug drei Monate. Schmidt räumt die damaligen Verstöße ein, inzwischen übererfülle man die Vorschriften.
Der Verband Mobifair, der sich für faire Arbeitsbedingen in der Verkehrsbranche einsetzt, erwartet, dass noch mehr mittelständische Partner-Unternehmen aus dem Fernbus-Geschäft aussteigen werden.
Man habe mit vielen Busunternehmern gesprochen: "Die sagen, 'wir würden das nie mehr machen'", sagte Helmut Diener, der Geschäftsführer von Mobifair, dem NDR. In vielen Gesprächen werde klar, dass Busunternehmer keine Möglichkeit sähen, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig Gewinne zu machen: "Wenn uns Busunternehmen sagen, 'wenn wir hier nicht bescheißen, verdienen wir kein Geld', dann kommt ja klar zum Ausdruck, dass, wenn ich in dieser Branche tätig bin, als Subunternehmer oder Kooperationspartner, dann bin ich gezwungen, etwas zu tun, was ich nicht tun dürfte." Mobifair hat Polizeikontrollen von 2014 und 2015 ausgewertet, aus denen hervorgeht, dass bei 695 kontrollierten Fernbussen 255 Verstöße festgestellt wurden.
Nach der Liberalisierung des deutschen Fernbusverkehrs hat sich seit Anfang 2013 die Branche stetig vergrößert. Mittlerweile werden laut IGES-Institut zirka 300 Linienverbindungen angeboten. Die Zahl der Fahrgäste hat sich seit der Liberalisierung mehr als verdoppelt. 2015 sollen sollen laut IGES rund 20 Millionen Menschen mit Fernbussen unterwegs gewesen sein, 2013 waren es noch 8,2 Millionen.
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