Medizin am Abend Berlin Fazit: Schwangerschaft: Augenmedikamente meist ungefährlich, Sehverschlechterung bildet sich zurück
Augentropfen und -salben können in der Regel während Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
So können werdende Mütter etwa Herpes, bakterielle Entzündungen oder Allergien am Auge behandeln, ohne gesundheitliche Nachteile für das Kind zu befürchten. Entwarnung geben Experten auch für Sehverschlechterungen, die sich bei vielen Schwangeren einstellen. Kurzsichtigkeit und Kontaktlinsenunverträglichkeit bilden sich nach der Entbindung meist von selbst wieder zurück, betont die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Vorfeld ihres 113. Kongresses.
- Mit Fragen zu Medikamenten können sich Schwangere an spezielle Beratungszentren wenden.
Ist ein Antibiotikum gefragt, um eine bakterielle Entzündung in den Griff zu bekommen, können Betroffene auf Salben mit den Substanzklassen Fluoroquinolone oder Aminoglykoside zurückgreifen. Als Tabletten sind allerdings Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Penicilline oder Cephalosporine zu bevorzugen. „Auch diese Antibiotika können in Tablettenform in der Stillzeit vorübergehend zur Veränderungen der kindlichen Stuhlflora führen, mit der Folge einer Stuhlverdünnung“, erläutert Privatdozent Dr. med. Thomas Neß, Leiter des Schwerpunktes Uveitis an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Das sollten die Eltern vorher wissen, um sich darauf einstellen zu können.“
Muss der Augendruck während der Schwangerschaft gesenkt werden, gilt Timolol als das Mittel der Wahl. Ist ein Eingriff am Auge erforderlich, sollte nach Möglichkeit örtlich betäubt werden. „Wir empfehlen dafür den Wirkstoff Bupivacain“, so Neß. „Er geht nur minimal in die Muttermilch über.“ Unbedenklich bei gelegentlichem Einsatz ist auch das Mittel Paracetamol, um leichte bis mittelschwere Schmerzen zu bekämpfen. „Bestehen Zweifel beim Einsatz eines Medikaments oder bei einer augenärztlichen Untersuchung, helfen Beratungszentren für Reproduktionstoxikologie und Pharmakovigilanz mit Auskünften weiter“, rät Neß. Sie können unter www.reprotox.de oder www.embryotox.de kontaktiert werden.
- Leidet eine werdende Mutter unter Diabetes Typ 1, ist Vorsicht geboten. „Die diabetesbedingte Netzhauterkrankung ist die häufigste Augenerkrankung in der Schwangerschaft“, berichtet Neß. „Sie kann sich in den neun Monaten massiv verschlechtern.“ Deshalb ist eine konsequente Behandlung der diabetischen Retinopathie vor oder spätestens zu Beginn der Schwangerschaft wichtig,
- ferner eine Kontrolle der Augen mindestens alle drei Monate.
Entwarnung geben die Ärzte für plötzlich auftretende oder sich verstärkende Kurzsichtigkeit, die oft Besorgnis auslöst und zu Besuchen in den Klinikambulanzen führt. „Bei 14 Prozent der werdenden Mütter ändert sich die Brillenstärke“, erläutert Neß.
- Noch häufiger stellen sich Kontaktlinsenunverträglichkeiten ein.
„Das ist bei bis zu dreißig Prozent der Schwangeren der Fall“, erklärt der DOG-Experte aus Freiburg. Ursache ist vermutlich eine veränderte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit sowie eine Zunahme der Dicke von Hornhaut und Linse.
„Beide Phänomene bilden sich nach der Geburt aber meist wieder zurück“, beruhigt Neß.
Oftmals werden Augenerkrankungen als Grund für eine Entbindung per Kaiserschnitt herangezogen. „Dies entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage“, betont Neß. Bei Netzhauterkrankungen, einem Glaukom, Kurzsichtigkeit oder nach Augenoperationen ist eine normale Entbindung ohne Gefahr für das Auge möglich.
Worauf bei Medikamenten und Augenerkrankungen während Schwangerschaft und Geburt zu achten ist, diskutieren DOG-Experten auf dem 113. Kongress in Berlin.
Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
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113. DOG-Kongress
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Anna Julia Voormann Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://www.dog-kongress.dehttp://www.dog.org
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