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360° TOP-Thema: Geflügelschlachthygiene zu Ostern 2015?

Medizin am Abend Fazit: Verbesserungen bei der Geflügelschlachthygiene erforderlich


Die Ergebnisse des repräsentativen Zoonosen-Monitorings 2013, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute veröffentlicht hat, zeigen, dass bei der Verringerung von Campylobacter-Bakterien bei Masthähnchen und in frischem Hähnchenfleisch in den letzten fünf Jahren keine Fortschritte erzielt wurden. Auch antibiotikaresistente Keime wie MRSA und ESBL-bildende Bakterien wurden häufig in der Hähnchenfleischkette nachgewiesen. Hohe Kontaminationsraten der Schlachtkörper von etwa 50 % mit potentiell krankmachenden Keimen verdeutlichen, dass die Geflügelschlachthygiene umfassend verbessert werden muss. Die Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen zeigen gegenüber den Vorjahren einen leichten Rückgang der Resistenzen, wobei bei Masthähnchen vorkommende Bakterien allgemein höhere Resistenzraten aufweisen als Bakterien aus der Lebensmittelkette Mastrind.

Im Rahmen des Zoonosen-Monitorings 2013 wurden insgesamt 5.669 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette genommen und von den Untersuchungseinrichtungen der Bundesländer auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Dabei wurden 3.515 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

Campylobacter
Die Kontaminationsrate der Schlachtkörper von Masthähnchen mit Campylobacter spp. (52,3 % positive Halshautproben) hat sich im Vergleich zum Zoonosen-Monitoring 2011 (40,9 % positive Halshautproben) noch deutlich erhöht. Auch frisches Hähnchenfleisch war mit 37,5 % positiver Proben wiederholt häufig mit Campylobacter spp. belastet. Etwa 20 % der Schlachtkörperproben wiesen Keimzahlen oberhalb des in der EU diskutierten Grenzwertes für Campylobacter spp. von 1.000 KbE/g auf. Angesichts der hohen Zahl an Erkrankungen des Menschen an einer Campylobacter-Infektion besteht aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes Handlungsbedarf. Die Anstrengungen zur Einhaltung guter Hygienepraktiken bei der Geflügelschlachtung müssen intensiviert werden.

MRSA
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) wurden auf etwa der Hälfte der Masthähnchenschlachtkörper (49,0 % positive Halshautproben) und in rund 20 % der Proben von frischem Hähnchenfleisch nachgewiesen. Die Schlachtkörper von Mastrindern (5,0 % positive Proben) und frisches Rindfleisch (5,5 % positive Proben) waren im Vergleich dazu deutlich seltener mit MRSA kontaminiert. Bei den nachgewiesenen MRSA-Typen handelte es sich überwiegend um sogenannte „Nutztier-assoziierte“ MRSA-Stämme, so dass von einer Übertragung der Keime von den Tieren auf die Lebensmittel im Zuge der Lebensmittelgewinnung auszugehen ist. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft ist der Verzehr oder die Handhabung von mit MRSA kontaminierten Lebensmitteln nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden, durch diese Bakterien besiedelt oder infiziert zu werden. Ein solches Risiko besteht dagegen für Menschen, die einen häufigen Kontakt zu Tierbeständen haben, wie Landwirte und Tierärzte.

ESBL/AmpC-bildende E. coli
ESBL/AmpC-bildende E. coli wurden in über 60 % der Proben von frischem Hähnchenfleisch nachgewiesen. Die Bedeutung der unterschiedlichen Übertragungswege von ESBL/AmpC-bildenden E. coli ist Gegenstand intensiver Forschung. Nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand ist aber davon auszugehen, dass ESBL/AmpC-bildende E. coli auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können.

Salmonellen
Erstmalig wurden im Zoonosen-Monitoring auch Futtermittel untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass durch die Verfütterung von Rapspresskuchen (2,1 % positive Proben) an Lebensmittel liefernde Tiere ein Eintrag von Salmonellen in die Lebensmittelkette möglich ist. Dies verdeutlicht, dass höchste Anforderungen an die Qualität der eingesetzten Saaten und die Hygiene in den Anlagen gestellt werden müssen, um salmonellenfreie Futtermittel herzustellen.

Resistenzlage
Die Ergebnisse der Antibiotikaresistenzuntersuchungen bestätigen die Befunde aus den vergangenen Jahren und zeigen, dass Isolate aus der Lebensmittelkette Masthähnchen allgemein höhere Resistenzraten aufweisen als Isolate aus der Lebensmittelkette Mastrind. Im Vergleich zu den Vorjahren wurde im Zoonosen-Monitoring 2013 insgesamt aber tendenziell ein Rückgang der Resistenzen beobachtet.

44,4 % der Salmonella-Isolate aus Hähnchenfleisch und 23,7 % der Isolate von Masthähnchenschlachtkörpern waren resistent gegenüber den getesteten Antibiotika.

Etwa die Hälfte der Campylobacter jejuni-Isolate aus der Rindfleischkette war resistent gegen alle Substanzen. Der durchschnittliche Anteil resistenter Isolate in der Hähnchenfleischkette lag dagegen bei rund 66 %. Insbesondere wiesen die Isolate von Masthähnchen eine höhere Resistenzrate gegenüber Fluorchinolonen (47,5 % Ciprofloxacinresistenz) auf als Isolate vom Rind (39,4 %). Inwieweit hierfür Unterschiede in der Bestandsbehandlung von Masthähnchen und Mastrindern mit Fluorchinolonen verantwortlich sind, sollte weiter analysiert werden.

E. coli-Isolate aus Hähnchenfleisch wiesen deutlich höhere Resistenzraten von etwa 80 % auf als Isolate aus Rindfleisch, die zu etwa 30 % resistent waren. Als positiv zu bewerten ist die im Jahr 2013 im Vergleich zu 2011 beobachtete geringere Resistenzrate von Isolaten aus Hähnchenfleisch gegenüber dem in der Humanmedizin bedeutenden Wirkstoff Ciprofloxacin, die von 52,3 % auf 39,1 % gesunken ist.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen muss beachtet werden, dass die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) anhand der epidemiologischen Cut-Off-Werte bewertet wurden. Diese bestimmen den Anteil mikrobiologisch resistenter Isolate und geben frühzeitig Hinweise auf eine beginnende Resistenzentwicklung, erlauben aber keine unmittelbare Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges mit einem Antibiotikum.

Hintergrund
Zoonosen sind Krankheiten bzw. Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Zoonoseerreger können von Nutztieren zum Beispiel während der Schlachtung und Weiterverarbeitung auf das Fleisch übertragen werden. Mit Zoonoseerregern kontaminierte Lebensmittel stellen eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar. Häufige Erreger lebensmittelbedingter Infektionen sind Campylobacter spp. und Salmonellen. Infektionen mit Listeria monocytogenes oder verotoxinbildende E. coli (VTEC) treten seltener auf. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und ESBL/AmpC-bildende E. coli sind weltweit verbreitete Erreger von zum Teil schwerwiegenden Krankenhausinfektionen. Bei Nutztieren hat sich ein spezifischer Typ von MRSA ausgebreitet. Eine Besiedlung des Menschen mit diesen „Nutztier-assoziierten“ MRSA-Stämmen scheint jedoch nur in seltenen Fällen zu schweren Krankheitserscheinungen zu führen.

Basierend auf der Richtlinie 2003/99/EG zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern, sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, repräsentative und vergleichbare Daten über das Auftreten von Zoonosen und Zoonoseerregern sowie diesbezüglicher Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln, Futtermitteln und lebenden Tieren zu erfassen, auszuwerten und zu veröffentlichen, um so Aufschluss über Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen und Zoonoseerregern zu erhalten. Dabei werden vor allem diejenigen Zoonoseerreger überwacht, die eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Das Zoonosen-Monitoring wird von den Ländern seit dem Jahr 2009 auf Grundlage einer Verwaltungsvorschrift bundesweit einheitlich jährlich im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung durchgeführt. Die von den Ländern erhobenen Untersuchungsergebnisse werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gesammelt, ausgewertet und zusammen mit den Ergebnissen der Typisierung und Resistenztestung sowie der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Bericht über die Ergebnisse des jährlichen Zoonosen-Monitorings veröffentlicht. Das BfR übermittelt die Ergebnisse gemäß den Bestimmungen des Artikels 9 der Richtlinie 2003/99/EG an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Im Zoonosen-Monitoring werden repräsentative Daten zum Vorkommen von Zoonoseerregern bei den wichtigsten Lebensmittel liefernden Tierarten und Produkten gewonnen, die es ermöglichen, das Infektionsrisiko für Verbraucher durch den Verzehr von Lebensmitteln abzuschätzen. Die Resistenzuntersuchungen verbessern die Datenlage in diesem Bereich und tragen dazu bei, Beziehungen zwischen dem Antibiotikaeinsatz in der Tierproduktion und der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen besser analysieren zu können.



Medizin am Abend DirektKontakt

Nina Banspach
http://www.bvl.bund.de/ZoonosenMonitoring - Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2013
http://www.bvl.bund.de/lebensmittelhygiene - Verbrauchertipps zum Schutz gegen lebensmittelbedingte Infektionen

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