Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Belastung von Feuerwehreinsatzkräften während eines Einsatzes mit krebserzeugenden Gefahrstoffen
Eine Verbundstudie aus dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) untersuchte bei Feuerwehreinsatzkräften die Abbauprodukte von krebserzeugenden Gefahrstoffen nach verschiedenen Einsatzszenarien und die Auswirkungen des Tragens von persönlicher Schutzausrüstung.
Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift International Journal of Hygiene and Environmental Health veröffentlicht.
Studie untersucht Gefahrstoffe im Brandrauch
In Deutschland gibt es mehr als 1,4 Millionen hauptamtliche und
ehrenamtliche Feuerwehreinsatzkräfte.
Sie sind während der Brandbekämpfung einer Vielzahl von Gefährdungen ausgesetzt.
- Brandrauch besteht aus einer komplexen Mischung von Gefahrstoffen wie beispielsweise Chlorwasserstoff, Benzol, Dioxin und Substanzen aus der Gruppe der Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK).
- Einige dieser Stoffe sind nachweislich krebserregend für den Menschen.
Die
konkrete Zusammensetzung ist jedoch von vielen Faktoren abhängig und
variiert daher je nach Brandbedingungen. 2022 stufte die Internationale
Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (IARC) die
beruflich bedingte Exposition von Feuerwehreinsatzkräften als
krebserregend für den Menschen (Gruppe 1) ein.
Messungen bei Einsatzkräften in Berlin, Bochum und Hamburg
Im Rahmen der Studie aus dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) wurden zwischen 2018
und 2020 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und der
Berufsfeuerwehren in Bochum, Hamburg und Berlin vor und nach
Brandeinsätzen untersucht. Mittels Fragebogen wurden die Brandszenarien
erfasst und durch die Messung eines Stoffwechselprodukts des PAK im Urin
vor und nach dem jeweiligen Einsatz die tatsächliche Belastung
ermittelt.
Insgesamt konnten 77 Einsatzkräfte aufgrund ihres Tätigkeitsprofils während des Brandeinsatzes in die Studie eingeschlossen werden.
„Wir
können feststellen, dass bei einigen Einsätzen die Konzentrationen im
Vergleich zu den Werten vor den Einsätzen zwar erhöht waren. Bei 64
Einsatzkräften lagen die Werte nach dem Einsatz im Bereich der deutschen
Normalbevölkerung“, so der Studienleiter Dr. Dirk Taeger.
Schutzkleidung senkt PAK-Aufnahme deutlich
„Im Biomonitoring zeigte sich, dass die aufgenommenen
PAK-Konzentrationen durch eine korrekt angelegte, funktionsfähige
Schutzkleidung sowie das bedarfsgerechte Tragen von umluftunabhängigem
Atemschutz deutlich gesenkt beziehungsweise eine Aufnahme von PAK sogar
ganz verhindert werden konnte“, erklärt Stephan Koslitz, der in dieser
Studie für das Biomonitoring zuständig war.
- „Dennoch gibt es Situationen, in denen die PAK-Konzentrationen auf Werte oberhalb der Beurteilungsmaßstäbe ansteigen.
- In diesen Fällen gehen wir von einer verstärkten Aufnahme über die Haut aus.“
Das Fazit der Studie lautet:
Auch wenn kurzzeitige individuelle Spitzenbelastungen durch im Brandrauch enthaltene Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe während des direkten Einsatzes durchaus auftreten können, ist von einer dauerhaft hohen Belastung – wie man sie bei Beschäftigten in verschiedenen Industriezweigen vorgefunden hat – nicht auszugehen.
- Jedoch kann ein individuell erhöhtes Krebsrisiko nicht ausgeschlossen werden, da der Kontakt zu krebserzeugenden Gefahrstoffen im Brandrauch gegeben ist.
Korrekt angelegte persönliche
Schutzausrüstungen sowie umfassende Hygienemaßnahmen nach dem
Brandeinsatz sind jedoch die Voraussetzung, dass die Belastungen mit
Gefahrstoffen niedrig bleiben.
Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA)
Das IPA - Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung - ist als Institut der Ruhr-Universität
Bochum (RUB) an der Schnittstelle zwischen arbeitsmedizinischer
Forschung und der Praxis für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und
in Bildungseinrichtungen positioniert.
Zum einen ist es für die medizinisch-akademische Forschung und Lehre im
Fach Arbeitsmedizin der Ruhr-Universität Bochum verantwortlich; zum
anderen unterstützt das IPA die gewerblichen Berufsgenossenschaften, die
Unfallkassen und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bei
der Erfüllung ihrer Aufgaben.
https://www.dguv.de/ipa
Dr. Dirk Taeger
Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV
Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA)
dirk.taeger@dguv.de
Dr. Monika Zaghow Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV - Institut der Ruhr-Universität Bochum (IPA) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung - DGUV
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: ipa@ipa-dguv.de
Telefon: 030 13001 4015Fax: 030 13001 4003
E-Mail-Adresse: monika.zaghow@dguv.de
Originalpublikation:
Taeger D, Koslitz S, Käfferlein HU, Pelzl T, Heinrich B, Breuer D, Weiß T, Harth V, Behrens T, Brüning T. Exposure to polycyclic aromatic hydrocarbons assessed by biomonitoring of firefighters during fire operations in Germany. Int J Hyg Env Health 2023; 248: 114110 DOI 10.1016/j.ijheh.2023.114110 Open Access
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