Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Implantierter Monitor kann bedrohliche Komplikationen nach Herzinfarkt vorhersagen
Ein implantierter Herzmonitor erkennt bei Patienten nach überstandenem Herzinfarkt mehr Vorboten gefährlicher Komplikationen als die herkömmliche Nachsorge.
Das ist das Ergebnis einer Studie von Forscherinnen und Forschern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung, die heute auf dem Kongress der European Society of Cardiology vorgestellt wurde.
Prof. Dr. Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck (Foto: privat)
Der daumennagelgroße Monitor wurde den Betroffenen minimalinvasiv unter der Haut eingepflanzt.
- Im Fokus der Studie standen Patientinnen und Patienten, die nach einem überstandenen Infarkt eine Auswurffraktion zwischen 36 und 50 Prozent und Störungen der Herzsteuerung durch das autonome Nervensystems aufwiesen.
„Die Herzleistung dieser Patienten ist
noch relativ gut, trotzdem erleiden viele von ihnen im Verlauf
lebensbedrohliche Komplikationen“, sagt Studienleiter Prof. Axel Bauer
von der Medizinischen Universität Innsbruck.
- Die Schädigung des Herzmuskels nach einem Infarkt messen Kardiologen anhand der Auswurffraktion, das ist der Anteil Blut, den die linke Herzkammer pro Schlag in den Körperkreislauf auswirft.
- Liegt diese unter 35 Prozent, gilt der Herzmuskelschaden als groß und Komplikationen wie bösartige Rhythmusstörungen sind häufig.
- Diesen Patienten wird vorbeugend ein Defibrillator implantiert, der im Falle von gefährlichen Arhythmien Stromstöße abgibt und das Herz wieder in den Takt bringt.
Mehrzahl der tödlichen Komplikationen bei Patienten mit mittlerer Herzleistung
„Die überwiegende Mehrzahl tödlicher und nicht-tödlicher Komplikationen
nach einem Infarkt tritt jedoch bei der großen Gruppe von Patienten mit
einer Auswurffraktion von über 35 Prozent auf, für die es keine
spezifischen Präventionsmaßnahmen gibt“ so Bauer.
Aus früheren Studien mit Patienten mit schwer eingeschränkter Herzleistung wissen die Forscher, dass schweren Komplikationen oft symptomlose Rhythmusstörungen vorausgehen können, die in der konventionellen Nachsorge nicht auffallen.
Die Studie SMART-MI-DZHK9 hat nun untersucht, ob
implantierbare Monitore solche frühen Herzrhythmusstörungen bei
Patienten mit mittlerer Herzleistung erkennen können.
Eingeschlossen wurden nur solche Patienten, bei denen das EKG auch auf
eine Nervenschädigung durch den Infarkt hindeutete, die also eine
sogenannte kardiale autonome Neuropathie hatten.
Diese sind besonders gefährdet für Rhythmusstörungen und anderweitige Komplikationen.
Die
insgesamt 400 Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die
Studiengruppe wurde mit dem Herzmonitor telemedizinisch überwacht, die
Kontrollgruppe erhielt die normale Nachsorge. In der Monitorgruppe
entdeckten die Forscher innerhalb von 21 Monaten bei 60 Patienten
vordefinierte schwere Rhythmusereignisse, in der Kontrollgruppe nur bei
12 Patienten.
Die Betroffenen aus beiden Gruppen erhielten daraufhin die
entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, die
beispielsweise aus der Implantation von Defibrillatoren oder
Herzschrittmachern, elektrophysiologischen Untersuchungen,
Katheterablationen oder der Gabe von Blutverdünnern bestehen konnten.
Diese Maßnahmen wurden von den behandelnden Ärzten nach eigenem
Ermessen, aber in Übereinstimmung mit den geltenden Leitlinien
durchgeführt.
Patienten ebenso behandeln wie jene mit geringer Auswurffraktion
Wie sich durch das frühzeitige Behandeln der arhythmischen Vorboten
langfristig auch tödliche oder schwere Komplikationen bei dieser
Patientengruppe am besten verhindern lassen, müssen nun zukünftige
Studien untersuchen. Da die untersuchten Patienten jedoch ein ähnliches
Risiko haben, wie jene mit stark erniedrigter Auswurffraktion, sollten
sie auch entsprechend intensiv nachgesorgt werden, findet Prof. Bauer:
„Unsere Studie unterstützt den Einsatz von implantierten Herzmonitoren bei Hochrisikopatienten nach einem Herzinfarkt mit mäßig reduzierter Auswurffraktion und kardialer autonomer Dysfunktion als sensibles Instrument für eine kontinuierliche Risikoüberwachung.“
Prof. Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Innere Medizin III - Kardiologie und Angiologie, axel.bauer(at)tirol-kliniken.at
Christine Vollgraf Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.
Potsdamer Str. 58
10785 Berlin
Deutschland
Berlin
Telefon: 030 3465 52902
E-Mail-Adresse: christine.vollgraf@dzhk.de
Telefon: 030 3465 529-18
E-Mail-Adresse: sarah.mempel@dzhk.de
Originalpublikation:
ESC Congress 2021, 27. August 2021, Hot line Sessoin:
Implantable cardiac monitors in high-risk post-infarction patients with
cardiac autonomic dysfunction and moderately reduced left ventricular
ejection fraction - A randomized trial | Axel Bauer, Medizinische
Universität Innsbruck
https://digital-congress.escardio.org/ESC-Congress/sessions/2828-hot-line-smart-...
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen