Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neues Tool schätzt individuelles Darmkrebsrisiko auf Basis des Lebensstils
LifeCRCscore, ein neues Online-Tool, kann dabei helfen, das individuelle Risiko zu bestimmen, in den kommenden 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken.
Es basiert auf Angaben wie etwa zu Alter, Größe und Gewicht sowie zu verschiedenen Lebensgewohnheiten.
Das Tool soll Einzelpersonen mit Empfehlungen zu Änderungen im Lebensstil motivieren oder Ärztinnen und Ärzten aufzeigen, welche Patientinnen und Patienten besonders gefährdet sind.
Entwickelt hat es ein Team um Prof. Dr. Krasimira Aleksandrova, stellvertretende Leiterin der Abteilung Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS.
Prof. Dr. Krasimira Aleksandrova: „One goal of this research was to help individuals estimate their own risk for colorectal cancer and base lifestyle choices on this knowledge.“ (c) Krasimra Aleksandrova
Im Jahr 2018 traten weltweit über 1,8 Millionen neue Fälle von Darmkrebs auf, was 10 Prozent aller neuen Krebsfälle entspricht.
Darmkrebs ist damit eine der häufigsten Krebsarten.
Studien deuten
darauf hin, dass die Zahl der Darmkrebsfälle in den kommenden Jahren
noch deutlich ansteigt. Hochrechnungen gehen davon aus, dass im Jahr
2030 etwa 2,2 Millionen neue Fälle auftreten und 1,1 Millionen Menschen
daran versterben werden. Die europäischen Länder stehen dabei weltweit
an vorderster Stelle. Hinzu kommt: In den letzten Jahren erkranken
zunehmend auch jüngere Menschen.
- Beeinflussbare Verhaltensweisen wie Rauchen, schlechte Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum und körperliche Inaktivität, sowie schnelle Gewichtszunahme und Adipositas können das Risiko einer Person, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen.
Sogenannte lebensstilbasierte
Risikomodelle können daher helfen, Personen mit einem hohen Risiko zu
identifizieren, sie zu Verhaltensänderungen zu motivieren oder ihnen
Früherkennungsuntersuchungen anzubieten.
Auf Basis dieses Wissens entwickelte und validierte das Team um Prof.
Aleksandrova einen lebensstilbasierten Risikovorhersagealgorithmus für
Darmkrebs. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der International
Agency for Research on Cancer (IARC) und anderen Kooperationspartnern
der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition
(EPIC)-Studie. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team jetzt in der
Fachzeitschrift BMC Medicine.
Das Modell basiert auf Gesundheitsdaten von 255.482 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern der EPIC-Studie, die in den Jahren 1992 bis 2000 nicht an
Krebs erkrankt waren und bis zu 15 Jahre lang nachbeobachtet wurden.
Zusätzlich nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere
Daten von 74.403 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, um das Modell zu
validieren. Während des Studienzeitraums traten in der Entwicklungs- und
Validierungsstichprobe 3.645 bzw. 981 Fälle von Darmkrebs auf.
LiFeCRC-Score
„Ein Ziel dieser Forschung war es, Menschen dabei zu helfen, ihr eigenes
Risiko für Darmkrebs abzuschätzen und Lebensstilentscheidungen auf
dieses Wissen zu stützen“, erklärt Prof. Aleksandrova. Sie fügt hinzu:
„Es ist das erste Mal, dass Daten aus einer groß angelegten europäischen
Kohortenstudie verwendet wurden, um ein einfach zu bedienendes Werkzeug
zur Darmkrebsvorsorge zu entwickeln.
Das Modell berücksichtigt das
individuelle Alter, den Taillenumfang und die Körpergröße sowie
kritische Ernährungs- und Lebensstilfaktoren, die das Risiko einer
Person, in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken,
beeinflussen können. Hierzu gehören etwa der tägliche Alkoholkonsum, der
Raucherstatus, körperliche (In-)Aktivität und die Aufnahme von Gemüse,
Milchprodukten, verarbeitetem Fleisch sowie von Zucker und Süßwaren.“
„Derzeit wird die Zielpopulation für das Darmkrebs-Screening
hauptsächlich allein aufgrund des Alters bestimmt“, sagt Prof.
Aleksandrova. „Obwohl das Alter, wie unsere Daten zeigen, zweifellos ein
wichtiger Prädiktor für Darmkrebs ist, ermöglichen Informationen über
modifizierbare Lebensstilfaktoren die Bereitstellung von präventiven
Gesundheitsempfehlungen für Risikopersonen. Obwohl Darmkrebs eine der
führenden Ursachen für Krebsmorbidität und -mortalität darstellt, lässt
er sich weitestgehend vermeiden. Wir hoffen, dass unser Modell dazu
beitragen kann, indem es die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil
motiviert.“
Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen
Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als
epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin,
Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur
Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert
Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie informiert die
Bevölkerung über Gesundheitsrisiken und trägt zu einer gesunden
Lebensumwelt bei.
Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 96 selbstständige
Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute
reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die
Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den
Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich,
ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer
gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der
Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund
20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9
Milliarden Euro.
Aleksandrova, Krasimira, PD Dr.
Abteilung: Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung
aleksandrova@leibniz-bips.de
Rasmus Cloes Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS
Achterstr. 30
28359 Bremen
Deutschland
Bremen
Rasmus Cloes
Telefon: 0421 21856780
E-Mail-Adresse: cloes@leibniz-bips.de
Originalpublikation:
Aleksandrova, K., Reichmann, R., Kaaks, R. et al. Development and validation of a lifestyle-based model for colorectal cancer risk prediction: the LiFeCRC score. BMC Med 19, 1 (2021). https://doi.org/10.1186/s12916-020-01826-0
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