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Weiße Blutkörperchen und zentraler Bestandteil des Immunsystems.

Neutrophile Granulozyten (kurz Neutrophile) sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen und zentraler Bestandteil des Immunsystems. 

Häufig sind sie ein erster Indikator für eine Infektion und bekämpfen diese frühzeitig im entzündeten Gewebe. 

Bei einem Überschuss können sie jedoch auch zu schweren Gewebeschädigungen führen und den Krankheitsverlauf verschlechtern. 

Einem Forschungsteam der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) ist es nun gelungen, Neutrophile mit einem theranostischen Ansatz sichtbar zu machen und ihre Funktion gezielt zu modulieren, wie in der Fachzeitschrift Advanced Science berichtet wurde.

Unter „Theranostik“ versteht man die enge Verzahnung von Therapie und Diagnostik. Ziel dieses Ansatzes ist es, Behandlungen individuell auf Patientinnen und Patienten zuzuschneiden und den optimalen Zeitpunkt für eine Therapie bereits im Rahmen der Diagnose exakt zu bestimmen.

Neutrophile gehören zum unspezifischen angeborenen Immunsystem. Durch ihre Effektor-Funktionen übernehmen sie eine Schlüsselrolle in der Erstabwehr von Bakterien und unterstützen den Körper bei der Bekämpfung von Infektionserregern in betroffenem Gewebe. 

Eine übermäßige Ausschüttung kann jedoch den Heilungsprozess behindern und zu Gewebeschädigungen führen. Insbesondere bei älteren Menschen ist die Funktion der Neutrophilen häufig eingeschränkt und eine gezielte Modulation ihrer Wirkweise könnte daher erhebliches therapeutisches Potenzial mit sich bringen.

Die Studie entstand unter Zusammenarbeit des Instituts für Molekulare Kardiologie, der Klinik für Anästhesiologie, des Institut für Physikalische Chemie I und des Instituts für Translationale Pharmakologie der HHU. Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Ulrich Flögel vom Institut für Molekulare Kardiologie. Ziel des Forschungsteams war es, die Funktionalisierung von Neutrophilen sichtbar zu machen und steuerbar zu gestalten, um langfristig die Behandlungsergebnisse zu verbessern.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzten die Forschenden in einem experimentellen Colitis-Modell in der Maus neutrophilenspezifische Peptide (NP) ein, die an fluorhaltige Nanopartikel (FNP) gekoppelt wurden. Dadurch ließ sich in der Magnetresonanztomografie (MRT) die Wanderung der Neutrophilen präzise verfolgen, ohne deren Funktion zu beeinträchtigen. Zudem gelang es, die Neutrophilen mithilfe inhibitorischer oder stimulierender Liganden zelltypspezifisch in unterschiedliche Richtungen zu steuern. So konnte eine übermäßige Ausschüttung von Neutrophilen im entzündeten Gewebe gezielt verhindert werden.

„Die gezielte Aktivierung von Neutrophilen könnte perspektivisch eine Möglichkeit darstellen, eine eingeschränkte Immunfunktion bei älteren Menschen zu überwinden“, erklärt Prof. Flögel. „Dabei ist jedoch entscheidend, die Stärke der Stimulation streng zu überwachen, um eine Überreaktion zu verhindern.“ Dies könnte durch die gleichzeitige Beobachtung der Neutrophilendynamik mittels MRT gewährleistet werden. „Gleichzeitig konnten wir zeigen, dass sich auch theranostische Ansätze zur Abschwächung der Neutrophilenfunktion realisieren lassen, die die Zellen in einem inaktivierten Zustand halten“ so Prof. Flögel abschließend.

Der theranostische Ansatz eröffnet so die Möglichkeit, entweder die Immunantwort gezielt zu verstärken, um Infektionen effizienter zu bekämpfen, oder eine überschießende Abwehrreaktion abzumildern und damit Heilungsprozesse entscheidend zu fördern. Der hier entwickelte Ansatz könnte eine Grundlage zur Funktionalisierung von Neutrophilen darstellen.

 Schema des verwendeten Forschungsansatzes: Funktionalisierte FNPs (links oben) binden nach intravenöser Gabe (oben Mitte) an zirkulierende Neutrophile (oben rechts) und modulieren deren Effektorfunktionen (unten rechts). Deren Infiltration in die entzündete Darmwand kann mittels MRT sichtbar gemacht werden (unten links; coronaler MRT-Schnitt entlang des Darms) und dämpft zugleich die Folgen einer experimentell induzierten Colitis.

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Prof. Dr. Ulrich Flögel

Originalpublikation:
Theranostic Toolbox for Neutrophil Functionalization

P. Bouvain, K.-M. Thomy, A. M. Prinz, B. Steckel, S. Kadir, A. Röhs, J. Schmitz, C. Dohle, M. Karg, M. Grandoch, U. Flögel, S. Temme. Advanced Science 2025.

DOI: 10.1002/advs.202504412
Link: https://advanced.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdfdirect/10.1002/advs.202504412

Vorhofflimmerlast

Eine Analyse von Tele-EKG-Daten aus der EAST – AFNET 4 Studie ergab: Eine niedrige Vorhofflimmerlast von weniger als sechs Prozent im ersten Jahr der frühen rhythmuserhaltenden Therapie war mit niedrigen Raten kardiovaskulärer Ereignisse in den folgenden vier Jahren der Nachbeobachtung verbunden.

Patient:innen mit einer höheren Vorhofflimmerlast während der frühen rhythmuserhaltenden Behandlung erlitten mehr Komplikationen. 

Die Ergebnisse wurden heute von AFNET Vorstandsmitglied Prof. Ulrich Schotten, Universität Maastricht, in einer Hotline Sitzung auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Madrid vorgestellt (1,2).


Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die zu schweren Komplikationen wie Schlaganfall, Herzschwäche und kardiovaskulärem Tod führt. Derzeit wird Vorhofflimmern durch ein EKG diagnostiziert, was zu einer lebenslangen, binären Diagnose führt, die auf dem Vorhandensein von Vorhofflimmern in einem einzigen EKG beruht. Neuere Daten zeigen die Unzulänglichkeiten dieser binären Diagnose und legen nahe, dass die Vorhofflimmerlast (AF Burden) als quantitativer Parameter, definiert als den Anteil der überwachten Zeit, die im Vorhofflimmern verbracht wurde, die Schwere der Erkrankung besser widerspiegelt und das Risiko für Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Ereignisse beeinflusst (3,4).

Prof. Schotten erklärt: "Tele-EKGs oder Wearables, mit denen die Patient:innen selbst eine intermittierende Überwachung ihres Herzrhythmus durchführen, liefern eine Schätzung der Vorhofflimmerlast, die die Diagnose verfeinern und eine individuell angepasste Therapie ermöglichen könnte. Wenn die mittels von den Patient:innen aufgezeichneten EKGs geschätzte Vorhofflimmerlast mit kardiovaskulären Ereignissen in Zusammenhang steht, würde sich die Nutzung für ein digitales Patient:innenmanagement aus der Ferne anbieten. Um diese Frage zu untersuchen, haben wir EKG-Daten aus der EAST – AFNET 4 Studie analysiert."

Die EAST – AFNET 4 Studie (Early Treatment of Atrial Fibrillation for Stroke Prevention) hat gezeigt: Ein frühzeitiger Rhythmuserhalt – durch Antiarrhythmika oder eine Vorhofflimmerablation – innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Vorhofflimmern erzielte über einen Zeitraum von fünf Jahren bessere Ergebnisse als die übliche Behandlung (5). Eine Reihe von Subanalysen des EAST – AFNET 4 Datensatzes verifizierte die Ergebnisse für verschiedene Untergruppen. (6-17).

In der aktuellen Analyse wurde bei Patient:innen, die im Rahmen der EAST – AFNET 4 Studie eine frühe rhythmuserhaltende Therapie erhielten, die Vorhofflimmerlast anhand von Tele-EKGs geschätzt, wobei eine auf künstlicher Intelligenz basierende Rhythmusklassifizierung vorgenommen wurde.

1178 Patient:innenen (Durchschnittsalter 70 Jahre, 47 Prozent Frauen, CHA2DS2-VA 2-8±1-2) übermittelten 303308 EKGs über 5,1 Jahre. Die mediane Vorhofflimmerlast lag im ersten Beobachtungsjahr bei sechs Prozent. Eine Vorhofflimmerlast unterhalb des Medians war mit niedrigen Raten von kardiovaskulären Todesfällen, Schlaganfällen oder ungeplanten Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz oder akutem Koronarsyndrom verbunden. Eine Vorhofflimmerlast über dem Medianwert ging mit höheren Ereignisraten einher, vergleichbar mit den Komplikationen bei üblicher Behandlung.

Prof. Schotten schlussfolgert: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die aus Tele-EKGs geschätzte Vorhofflimmerlast die mit Vorhofflimmern verbundenen Komplikationen bei der rhythmuserhaltenden Behandlung beeinflusst. Sie sprechen dafür, die Rolle der Vorhofflimmerlast im Hinblick auf eine personalisierte rhythmuserhaltende Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern genauer zu untersuchen."


Publikationen
(1) Zeemering S, Borof K, Schotten U, Obergassel J, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Fabritz L, Goette A, Habibi Z, Hermans BJM, Lemoine MD, Magnussen C, Metzner A, Rillig A, Schnabel RB, Suling A, Vardas P, Willems S, Zapf A, Kirchhof P. Atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 AF trial. Abstract ESC Congress 2025
(2) Zeemering S, Borof K, Schotten U, Obergassel J, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Fabritz L, Goette A, Habibi Z, Hermans BJM, Lemoine MD, Magnussen C, Metzner A, Rillig A, Schnabel RB, Suling A, Vardas P, Willems S, Zapf A, Kirchhof P. Estimated atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 trial. EClinicalMedicine. 2025 Sep 01. DOI:10.1016/j.eclinm.2025.103457
(3) Linz D, Andrade JG, Arbelo E, Boriani G, Breithardt G, Camm AJ, Caso V, Nielsen JC, De Melis M, De Potter T, Dichtl W, Diederichsen SZ, Dobrev D, Doll N, Duncker D, Dworatzek E, Eckardt L, Eisert C, Fabritz L, Farkowski M, Filgueiras-Rama D, Goette A, Guasch E, Hack G, Hatem S, Haeusler KG, Healey JS, Heidbuechel H, Hijazi Z, Hofmeister LH, Hove-Madsen L, Huebner T, Kaab S, Kotecha D, Malaczynska-Rajpold K, Merino JL, Metzner A, Mont L, Ng GA, Oeff M, Parwani AS, Puererfellner H, Ravens U, Rienstra M, Sanders P, Scherr D, Schnabel R, Schotten U, Sohns C, Steinbeck G, Steven D, Toennis T, Tzeis S, van Gelder IC, van Leerdam RH, Vernooy K, Wadhwa M, Wakili R, Willems S, Witt H, Zeemering S, Kirchhof P. Longer and better lives for patients with atrial fibrillation: the 9th AFNET/EHRA consensus conference. Europace. 2024 Mar 30;26(4) DOI:10.1093/europace/euae070
(4) Becher N, Metzner A, Toennis T, Kirchhof P, Schnabel RB. Atrial fibrillation burden: a new outcome predictor and therapeutic target. Eur Heart J. 2024 Aug 16;45(31):2824-2838. DOI:10.1093/eurheartj/ehae373
(5) Kirchhof P, Camm AJ, Goette A, Brandes A, Eckardt L, Elvan A, Fetsch T, van Gelder IC, Haase D, Haegeli LM, Hamann F, Heidbüchel H, Hindricks G, Kautzner J, Kuck K-H, Mont L, Ng GA, Rekosz J, Schön N, Schotten U, Suling A, Taggeselle J, Themistoclakis S, Vettorazzi E, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Crijns HJGM, Breithardt G, for the EAST–AFNET 4 trial investigators. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med. 2020; 383:1305-1316. DOI:10.1056/NEJMoa2019422
(6) Metzner A, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Kuck KH, Mont L, Ng GA, Szumowski L, Themistoclakis S, van Gelder IC, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Kirchhof P. Anticoagulation, therapy of concomitant conditions, and early rhythm control therapy: a detailed analysis of treatment patterns in the EAST - AFNET 4 trial. EP Europace. 2022; 24:552–564. DOI:10.1093/europace/euab200
(7) Rillig A, Magnussen C, Ozga, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Gulizia M, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kuck KH, Ng GA, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Early rhythm control therapy in patients with heart failure. Circulation. 2021;144(11):845-858. DOI:10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056323
(8) Willems S, Borof K, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Gessler N, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Ng GA, Schnabel R, Suling A, Szumowski L, Themistoclakis S, Vardas P, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Systematic, early rhythm control therapy equally improves outcomes in asymptomatic and symptomatic patients with atrial fibrillation: the EAST-AFNET 4 Trial. Eur Heart J. 2022; 43:1219-1230. DOI:10.1093/eurheartj/ehab593.
(9) Goette a, Borof K, Breithardt G, Camm AJ, Crijns H, Kuck KH, Wegscheider K, Kirchhof P, MD. Presenting Pattern of Atrial Fibrillation and Outcomes of Early Rhythm Control Therapy. J Am Coll Cardiol. 2022; 80:283-95. DOI:10.1016/j.jacc.2022.04.058
(10) Rillig A, Borof K, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Goette A, Kuck KH, Metzner A, Vardas P, Vettorazzi E, Wegscheider K, Zapf A, Kirchhof P. Early rhythm control in patients with atrial fibrillation and high comorbidity burden. Circulation. 2022 Sep 13;146(11):836-847. DOI:10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060274
(11) Jensen M, Suling A, Metzner A, Schnabel R, Borof K, Goette A, Haeusler KG, Zapf A, Wegscheider K, Fabritz L, Diener H-C, Thomalla G, Kirchhof P. Early rhythm-control therapy for atrial fibrillation in patients with a history of stroke: a subgroup analysis of the EAST- AFNET 4 trial. Lancet Neurol. 2023; 22: 45–54. DOI:10.1016/PIIS1474-4422(22)00436-7
(12) Eckardt L, Sehner S, Suling A, Borof K, Breithardt G, Crijns HJGM, Goette A, Wegscheider K, Zapf A, Camm AJ, Metzner A, Kirchhof P. Attaining sinus rhythm mediates improved outcome with early rhythm control therapy of atrial fibrillation: the EAST – AFNET 4 trial. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):4127-4144. DOI:10.1093/eurheartj/ehac471
(13) Van Gelder IC, Ekrami NK, Borof K, Fetsch T, Magnussen C, Mulder BA, Schnabel R, Wegscheider K, Rienstra M, Kirchhof P; EAST-AFNET 4 Trial Investigators. Sex Differences in Early Rhythm Control of Atrial Fibrillation in the EAST-AFNET 4 Trial. J Am Coll Cardiol. 2023 Feb 28;81(8):845-847. DOI:10.1016/j.jacc.2022.12.011.
(14) Gottschalk S, Kany S, König H-H, Crijns HJGM, Vardas P, Camm AJ, Wegscheider K, Metzner A, Rillig A, Kirchhof P, Dams J. Cost- effectiveness of early rhythm-control versus usual care in atrial fibrillation care: an analysis based on the German subsample of the EAST-AFNET 4 trial. EP Europace. 2023 May 19;25(5). DOI:10.1093/europace/euad051
(15) Kany S, Al-Taie C, Roselli C, Pirruccello JP, Borof K, Reinbold C, Suling A, Krause L, Reissmann B, Schnabel R, Zeller T, Zapf A, Wegscheider K, Fabritz L, Ellinor PT, Kirchhof P. Association of genetic risk and outcomes in patients with early rhythm control therapy in atrial fibrillation: results from the EAST-AFNET4 study. Cardiovasc Res. 2023 Aug 7;119(9):1799-1810. DOI:10.1093/cvr/cvad027
(16) Fabritz L, Chua W, Cardoso VR, Al-Taie C, Borof K, Suling A, Krause L, Kany S, Magnussen C, Wegscheider K, Breithardt G, Crijns HJGM, Camm AJ, Gkoutos G, Ellinor PT, Goette A, Schotten U, Wienhues-Thelen U-H, Zeller T, Schnabel RB, Zapf A, Kirchhof P. Blood-based cardiometabolic phenotypes in atrial fibrillation and their associated risk: EAST-AFNET 4 biomolecule study. Cardiovasc Res. 2024. DOI:10.1093/cvr/cvae067
(17) Fabritz L, Al-Taie C, Borof K, Breithardt G, Camm J, Crijns HJGM, Cardoso VR, Chua W, van Elferen S, Eckardt L, Gkoutos G, Goette A, Guasch E, Hatem S, Metzner A, Mont L, Murukutla AV, Obergassel J, Rillig A, Sinner MF, Schnabel RB, Schotten U, Sommerfeld LC, Wienhues-Thelen U-H, Zapf A, Zeller T, Kirchhof P. Biomarker-based prediction of sinus rhythm in atrial fibrillation patients: the EAST-AFNET4 biomolecule study. Eur Heart J. 2024 Dec 14;45(47):5002-19. DOI:10.1093/eurheartj/ehae611

X: @afnet_ev, hashtag #EASTtrial.

Finanzielle Unterstützung: AFNET, BMBF, DZHK, EHRA, Deutsche Herzstiftung, Abbott, Sanofi

EAST – AFNET 4 Studie
EAST – AFNET 4 ist eine wissenschaftsinitiierte Studie, in der zwei unterschiedliche Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern verglichen wurden. Die EAST – AFNET 4 Studie testete, ob eine frühe und umfassende rhythmuserhaltende Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern kardiovaskuläre Komplikationen besser verhindert als die übliche Behandlung.
Insgesamt 2789 Menschen mit frühem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr nach der ersten Diagnose) nahmen an der EAST – AFNET 4 Studie teil. Sie wurden von 2011 bis 2016 in 135 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer:innen wurden einer der beiden Behandlungsgruppen „früher Rhythmuserhalt“ oder „übliche Behandlung“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet (Randomisierung). Die Patient:innen in beiden Gruppen erhielten eine leitlinienkonforme Therapie, bestehend aus der Behandlung ihrer kardiovaskulären Begleiterkrankungen, Blutgerinnungshemmung und Frequenzregulierung.
Alle Patient:innen der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ erhielten nach der Randomisierung zusätzlich Antiarrhythmika oder eine Katheterablation. Sobald bei einem Mitglied dieser Gruppe Vorhofflimmern erneut auftrat, wurde die Therapie intensiviert mit dem Ziel, den normalen Sinusrhythmus durch eine Katheterablation und/oder antiarrhythmische Medikamente wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu erhalten.
Patient:innen der Gruppe „übliche Behandlung“ erhielten nur dann eine rhythmuserhaltende Therapie, wenn diese notwendig war, um durch Vorhofflimmern verursachte Symptome zu bessern, die trotz leitlinienkonformer frequenzregulierender Behandlung auftraten.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patient:innen mit Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und weltweit durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene sowie translationale Forschungsprojekte durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie einige Projekte aus EU-Forschungsmitteln gefördert. Das AFNET verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Die Erkenntnisse aus der mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien beeinflusst.

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Dr. Angelika Leute
Tel: 0202 2623395
a.leute@t-online.de

Originalpublikation:
Zeemering S et al. Estimated atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 trial. EClinicalMedicine. 2025 Sep 01. DOI:10.1016/j.eclinm.2025.103457
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Antiallergisches Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin das Risiko für SARS-CoV-2-Infektionen signifikant senken kann

Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes hat in einer klinischen Studie nachgewiesen, dass ein weit verbreitetes antiallergisches Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin das Risiko für SARS-CoV-2-Infektionen signifikant senken kann. Die Ergebnisse der placebo-kontrollierten Studie mit 450 gesunden Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden jetzt in JAMA Internal Medicine, einem renommierten US-amerikanischen Fachjournal, veröffentlicht.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um den Studienleiter Prof. Dr. Dr. Robert Bals, Direktor der Klinik für Innere Medizin V am Universitätsklinikum und Professor für Innere Medizin an der Universität des Saarlandes, haben 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe, 227 Personen, erhielt dreimal täglich ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin für insgesamt 56 Tage. 223 Personen der Kontrollgruppe sprühten sich im selben Zeitraum ebenfalls dreimal täglich ein Placebo in die Nase. „2,2 Prozent der Azelastin-Gruppe hat sich im Beobachtungszeitraum mit SARS-CoV-2 infiziert, in der Kontrollgruppe, die das Placebo erhielt, war der Anteil mit 6,7 Prozent infizierter Personen dreimal so hoch“, fasst Robert Bals das zentrale Ergebnis zusammen. Bestätigt wurden die Infektionen mit einem PCR-Test.

Neben dem Rückgang an Corona-Infektionen zeigten sich in der Azelastin-Gruppe auch weniger symptomatische SARS-CoV-2-Verläufe, eine insgesamt geringere Anzahl an nachgewiesenen Atemwegsinfektionen und hierbei überraschenderweise auch eine niedrigere Rate an Rhinovirus-Infektionen – einem weiteren bedeutenden Erreger für Atemwegserkrankungen. Von den 227 Personen, die das azelastin-haltige Nasenspray erhielten, entwickelten 1,8 Prozent eine Rhinovirus-Infektion. „In der Kontrollgruppe lag der Anteil der Infizierten mit 6,3 Prozent ähnlich hoch wie bei SARS-CoV-2“, so Robert Bals.

Azelastin-Nasenspray wird seit Jahrzehnten als rezeptfreies Medikament zur Behandlung von allergischem Schnupfen eingesetzt. Bereits zuvor haben In-vitro-Studien antivirale Effekte gegenüber SARS-CoV-2 und anderen respiratorischen Viren gezeigt. „Die aktuelle klinische Studie ist nun die erste, die eine präventive Schutzwirkung in einem realen Anwendungsszenario belegt“, erläutert der Direktor der Klinik für Innere Medizin V des Universitätsklinikums.

Für den Mediziner leiten sich daraus praktische Hinweise ab: „Insbesondere für Risikogruppen, in Hochinzidenzphasen oder bei bevorstehenden Reisen könnte das Nasenspray eine einfach zugängliche Ergänzung zu bestehenden Schutzmaßnahmen darstellen“, so Professor Bals, der für Folgestudien großes Potenzial sieht: „Die Studienergebnisse bekräftigen die Notwendigkeit größerer, multizentrischer Studien, um den Einsatz von Azelastin-Nasenspray als ‚On-Demand‘-Prophylaxe weiter zu untersuchen und das Potenzial auch gegenüber anderen Atemwegserregern zu prüfen.“

Neben Professor Bals als Studienleiter waren an der randomisierten, doppelblinden Phase-2-Studie „CONTAIN“ zudem das Institut für Klinische Pharmazie (Prof. Dr. Thorsten Lehr, Dr. Dominik Selzer), das Institut für Virologie (Prof. Dr. Sigrun Smola) und die Saarbrücker URSAPHARM Arzneimittel GmbH beteiligt, Sponsor der klinischen Studie und Hersteller des Prüfpräparats. Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) war bei der Studie über die Arbeitsgruppen von Prof. Smola und Prof. Bals eingebunden. Das Projekt ist ein Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen akademischer Forschung, Industriepartnern und öffentlicher Gesundheitsvorsorge in der Region Saarland.

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Prof. Dr. Dr. Robert Bals
Tel.: (06841) 1615051
E-Mail: robert.bals@uks.eu

Originalpublikation:
Lehr T, Meiser P, Selzer D, et al; The CONTAIN Study Group. Azelastine nasal spray for prevention of SARS-CoV-2 infection: a phase 2 randomized clinical trial. JAMA Intern Med. Published online September 2, 2025. doi:10.1001/jamainternmed.2025.4283

TOP Palliative Onkologie und die Kardiologie

Auf dem europäischen Kardiologenkongress in Madrid wurden die Ergebnisse erstmals vorgestellt: Die EMPATICC-Studie (EMPower the heArt of patients with TermInal Cancer using Cardiac medicines) zeigt, dass eine personalisierte Herzinsuffizienztherapie bei Patient:innen mit fortgeschrittenem Krebs in der Palliativversorgung das Potenzial hat, bestimmte kardiovaskuläre Marker und die Lebensqualität zu verbessern – auch wenn ein signifikanter Vorteil beim primären funktionellen Endpunkt nicht nachgewiesen werden konnte. Die Ergebnisse geben wichtige Impulse dafür, wie Therapieentscheidungen am Lebensende gestaltet werden können.


Zugleich unterstreichen sie die Herausforderungen und Grenzen interventioneller Studien in dieser vulnerablen Patient:innengruppe. Das von der Brost Stiftung aus Essen geförderte Forschungsteam unter der Federführung von Prof. Dr. Dr. h.c. Tienush Rassaf markiert einen Meilenstein in der interdisziplinären Behandlung von Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung in palliativer Situation – und eröffnet zentrale neue Perspektiven für die Palliativ- und Herzmedizin.

Hintergrund: Herzinsuffizienzsymptome in der Palliativmedizin bisher wenig beachtet
Patient:innen, die an fortgeschrittenen (soliden) Krebserkrankungen leiden und eine begrenzte Lebenserwartung haben, zeigen häufig Symptome, die an eine Herzinsuffizienz erinnern: Atemnot, Wassereinlagerungen, Schwäche und reduzierte Selbstständigkeit prägen den Alltag. Herzmuskelschwund und Funktionsverlust des Herzens sind dabei bislang weitgehend unerforschte – aber offenbar zentrale – Komponenten dieser schweren Krankheitsphase. Bislang existierten weder evidenzbasierte Empfehlungen noch randomisiert kontrollierte Studien zum gezielten Einsatz moderner Herzinsuffizienzmedikamente (wie Sacubitril/Valsartan, Empagliflozin, Ivabradin und intravenösen Eisenpräparaten) in dieser besonderen Patient:innengruppe.

Studienaufbau: Mut zum Unbekannten
Die von dem Universitätsklinikum Essen, der Charité Berlin und weiteren führenden deutschen Zentren durchgeführte EMPATICC-Studie ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Insgesamt 93 Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung, spezialisierter palliativer Betreuung und deutlichen Hinweisen auf eine kardiale Beteiligung wurden im Rahmen einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten und individuell angepassten Therapie für 30 Tage randomisiert behandelt. Ziel war es herauszufinden, ob mit modernen Herzinsuffizienz-Medikamenten die Selbstständigkeit und Lebensqualität verbessert werden kann. Der primäre Endpunkt war ein hierarchisch aufgebauter kombinierter Endpunkt:
1.) Tage, an denen die Patient:innen selbstständig waschen konnten,
2.) Gehfähigkeit über 4 Meter, sowie
3.) die subjektive Einschätzung des Wohlbefindens.

Ergebnisse: Kein Unterschied im primären Endpunkt – aber entscheidende Signale
Nach 30 Tagen zeigte sich im Gesamtkollektiv kein signifikanter Unterschied im primären Endpunkt zwischen Interventions- und Placebogruppe (Win Ratio 0,95; 95%-Konfidenzintervall 0,57–1,58; p=0,83). Zu diesem Zeitpunkt waren 32% der Patient:innen bereits verstorben – ein Ausdruck der hohen Mortalität und Fragilität dieser Population.

Bemerkenswert war jedoch: Bei den Patient:innen, die den kritischen Zeitraum von 30 Tagen überlebten, waren in der Interventionsgruppe deutliche Verbesserungen der kardialen Biomarker (NT-proBNP um 41% gesenkt, p=0,040), der linksventrikulären Auswurffraktion (Zunahme um 2,9 Prozentpunkte, p=0,040) und der subjektiven Lebensqualität erkennbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass Patient:innen ihre Lebensqualität als besser wahrnahmen, war in der Behandlungsgruppe am Tag 30 bei den Überlebenden deutlich erhöht (Odds Ratio 0,22; p=0,016). Wichtig ist auch, dass aus Sicherheitsperspektive die neue Therapie unauffällig blieb: Die Gesamtsterblichkeit unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen.

Bedeutung und Konsequenzen: Paradigmenwechsel für die Palliativmedizin?
Die Autor:innen beschreiben die EMPATICC-Studie als Beweis, dass komplexe, multimedikamentöse und verblindete Studien im palliativmedizinischen Setting nicht nur machbar, sondern auch von Patient:innen und Angehörigen akzeptiert werden. Zwar sei das Therapieziel – eine signifikante Steigerung der funktionellen Selbstständigkeit für alle – im Gesamtkollektiv verfehlt worden. Doch die Ergebnisse bei jenen Patient:innen, die die Initialphase von 30 Tagen überlebten, zeigen erstmals, dass gezielte Herzinsuffizienztherapie das Potenzial besitzt, Lebensqualität und kardiale Funktion in der Palliativmedizin für schwer erkrankte Patient:innen mit Krebs zu verbessern. Besonders für Patient:innen mit einer prognostizierten Lebenserwartung ab etwa zwei bis drei Monaten und nach sorgfältiger individueller Auswahl könnte sich das Behandlungskonzept in Zukunft als neuer Standard etablieren.

Gleichzeitig machen die hohen Sterberaten und die Schwierigkeiten bei der Prognoseabschätzung die Notwendigkeit besserer Risikostratifizierungsmodelle und adaptierter Studienpläne deutlich. Zu schwer erkrankte Patient:innen – bei denen die neue Therapie keine ausreichende Zeit mehr hat zu wirken – scheinen von der Therapie nicht zu profitieren, und die Selektion geeigneter Kandidat:innen bleibt eine Herausforderung für zukünftige Forschung.

Prof. Dr. Dr. h.c. Rassaf hebt hervor: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass palliative Onkologie und Kardiologie gemeinsam innovative Wege gehen können, um Patient:innen auch in dieser oft verzweifelten Lebensphase Lebensqualität zu schenken.“ Er betont die Vorreiterrolle der Studie – und erwartet, dass die Ergebnisse internationale Diskussionen und Folgestudien anstoßen werden.

Die Ergebnisse wurden zeitgleich zur Vorstellung auf dem Kongress im renommierten European Heart Journal veröffentlicht.

Prof. Dr. Tienush Rassaf, UDE/UK Essen

Originalpublikation:
Link zur Originalveröffentlichung:
Heart Failure Therapy in Patients with Advanced Cancer Receiving Specialized Palliative Care (EMPATICC trial) https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehaf705...

Depressive Symptome

Depressive Symptome auch bei Long Covid und Covid-Impfnebenwirkung / Überschneidungen der Symptome können dazu führen, dass echte Depression lange übersehen werden und unbehandelt bleiben

In einer gerade in Fachmagazin Frontiers veröffentlichten repräsentativen Online-Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention aus dem Jahr 2023 mit 4.632 Erwachsenen (18-69 Jahre) berichten 12,1% der Allgemeinbevölkerung über anhaltende psychische Symptome im Rahmen eines Long Covid Syndromes (auch Post-COVID-Syndrom, PCS). Ähnlich häufig (12,6 %) berichten Geimpfte über anhaltende psychische Symptome im Rahmen eines Post Vaccination Syndrome (PCVS). Beide Syndrome sind gekennzeichnet durch Müdigkeit, kognitive Probleme, Schlafstörungen, Leistungseinbußen und depressive Stimmung.
„Die Symptome von PCS bzw. PCVS überschneiden sich mit typischen Krankheitszeichen einer depressiven Erkrankung. Das birgt die Gefahr, dass von Ärzten und Psychologen Symptome einer eigenständigen depressiven Erkrankung als PCS und PCVS fehlattribuiert werden und so wertvolle Zeit bis zu einer korrekten Depressionsbehandlung verloren geht“, sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Bemerkenswert ist auch die Diskrepanz zwischen der Häufigkeit psychischer Symptome die von den Betroffenen selbst als Impfnebenwirkungen gesehen werden und der Häufigkeit proaktiv gemeldeter Verdachtsfälle auf psychischer Impfnebenwirkungen beim Paul Ehrlich Institut (12,6 versus 0,5 %). Auch wenn unterschiedliche Erhebungsmethoden keine direkte Vergleichbarkeit ermöglichen, bedarf es hier weiterer Forschung.

Vorangegangene Studie zeigte bereits Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf depressiv Erkrankte

Bereits im März 2021 zeigte eine Sondererhebung zum Deutschland-Barometer Depression einen Zusammenhang zwischen den ergriffenen Maßnahmen gegen die Pandemie und depressiven Erkrankungen: 44% der Menschen mit diagnostizierter Depression berichteten von Rückfällen oder Verschlechterungen ihres Zustandes bis hin zu Suizidversuchen. „Diese Verschlimmerung der Depression stand im Zusammenhang mit der schlechteren Versorgung psychisch erkrankter Menschen während der Pandemie. Arzt- oder Psychotherapie-Termine fielen aus, stationäre Behandlungen wurden abgesagt. Auch die wegbrechende Tagesstruktur, z.B. durch Homeoffice, weniger Sport und Bewegung, und längere Bettzeiten dürften bei vielen den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst haben“, erläutert Hegerl.

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Prof. Ulrich Hegerl
Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention
Goerdelerring 9
04109 Leipzig
Tel: 0341/22 38 74 12
info@deutsche-depressionshilfe.de

Originalpublikation:
https://www.frontiersin.org/journals/public-health/articles/10.3389/fpubh.2025.1...

Blutplätchen und Gerinnungshemmung

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Augsburg finden eine besonders aktive Untergruppe von Blutplättchen, die bei Menschen mit koronarer Herzkrankheit trotz medikamentöser Therapie Herzinfarkte verursachen. Diese Entdeckung kann Wege für maßgeschneiderte Therapien eröffnen. Die Forschungsergebnisse erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift European Heart Journal und wurden am 31. August auf dem größten Kardiologiekongress Europas vorgestellt.

Trotz moderner Medikamente erleiden viele Menschen mit koronarer Herzkrankheit weiterhin Herzinfarkte. Ein Forschungsteam der Universität Augsburg hat nun gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus München und Mailand eine mögliche Erklärung dafür gefunden, und einen vielversprechenden Therapieansatz mitgeliefert.

Im Fokus stehen sogenannte „retikulierte Blutplättchen“, das sind besonders junge, RNA-reiche und reaktive Thrombozyten. „Wir haben herausgefunden, dass sie eine zentrale Rolle beim Entstehen von Blutgerinnseln bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankeit spielen“, erklärt Prof. Dr. Dario Bongiovanni, Professor an der Medizinischen Fakultät und Leiter des Studienzentrums der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg.

„In unserer Arbeit konnten wir erstmals die biologischen Mechanismen dieser Zellen umfassend charakterisieren. Damit erklären wir, warum diese Blutplättchen bei vielen Patienten auch unter optimaler Therapie noch überaktiv bleiben“, so Bongiovanni weiter. Der Grund liegt darin, dass diese jungen Blutplättchen über besonders viele aktivierende Signalwege verfügen, die sie empfindlicher und reaktionsfreudiger machen als reife Thrombozyten.

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die weltweit häufigste Herzkrankheit. Sie entsteht, wenn sich die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verengen und das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Folgen können Brustschmerzen, Herzinfarkt oder plötzlicher Herztod sein.

Die Ergebnisse stammen aus einer multidimensionalen, also verschiedene Methoden anwendenden, Analyse des Bluts von über 90 Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Die Forschenden fanden unter anderem Signalwege, über die sich die Aktivität solcher Blutzellen gezielt bremsen lässt, insbesondere zwei Zielstrukturen namens GPVI und PI3K. Erste Laborexperimente bestätigten, dass die Hemmung dieser Signalwege die Überaktivität der Blutplättchen reduzieren kann.

„Unsere Ergebnisse könnten den Weg ebnen für eine personalisierte Thrombozytenhemmung, also maßgeschneiderte Therapien, die auf die individuellen Eigenschaften der Blutplättchen einer Patientin oder eines Patienten abgestimmt sind“, betont Bongiovanni.

Die Studie wird im European Heart Journal erscheinen und wurde beim ESC Congress 2025, dem größten Kardiologiekongress Europas, am 31. August in Madrid vorgestellt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Dario Bongiovanni PhD
Professor für Klinische und Translationale Forschung in der Kardiologie
E-Mail: dario.bongiovanni@med.uni-augsburg.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaf694

Kilian Kirmes, Jiaying Han, Melissa Klug, Conor J Bloxham, Olena Babyak, Judith Bernett, Lis Arend, Quirin Manz, Leonora Raka, Leon Schwartz, Markus Hoffmann, Marc Rosenbaum, Jürgen Ruland, Octavia-Andreea Ciora, Zakaria Louadi, Olga Tsoy, Khalique Newaz, Jessica Modica, Carola Conca Dioguardi, Clelia Peano, Michaela Müller, Donato Santovito, Giacomo Viggiani, Stephanie Kühne, Moritz von Scheidt, Leo Nicolai, Tianjiao Wu, Jan Baumbach, Mauro Chiarito, Karl-Ludwig Laugwitz, Gianluigi Condorelli, Philip W J Raake, Markus List, Isabell Bernlochner, Dario Bongiovanni. Reticulated platelets in coronary artery disease: a multidimensional approach unveils prothrombotic signalling and novel therapeutic targets, European Heart Journal, 2025.

Vorhofflimmerlast und Vorhoffflimmern/Vorhoffflattern

Eine Analyse von Tele-EKG-Daten aus der EAST – AFNET 4 Studie ergab:

Eine niedrige Vorhofflimmerlast von weniger als sechs Prozent im ersten Jahr der frühen rhythmuserhaltenden Therapie war mit niedrigen Raten kardiovaskulärer Ereignisse in den folgenden vier Jahren der Nachbeobachtung verbunden. 

Patient:innen mit einer höheren Vorhofflimmerlast während der frühen rhythmuserhaltenden Behandlung erlitten mehr Komplikationen. 

Die Ergebnisse wurden heute von AFNET Vorstandsmitglied Prof. Ulrich Schotten, Universität Maastricht, in einer Hotline Sitzung auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Madrid vorgestellt (1,2).

Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die zu schweren Komplikationen wie Schlaganfall, Herzschwäche und kardiovaskulärem Tod führt. Derzeit wird Vorhofflimmern durch ein EKG diagnostiziert, was zu einer lebenslangen, binären Diagnose führt, die auf dem Vorhandensein von Vorhofflimmern in einem einzigen EKG beruht. Neuere Daten zeigen die Unzulänglichkeiten dieser binären Diagnose und legen nahe, dass die Vorhofflimmerlast (AF Burden) als quantitativer Parameter, definiert als den Anteil der überwachten Zeit, die im Vorhofflimmern verbracht wurde, die Schwere der Erkrankung besser widerspiegelt und das Risiko für Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Ereignisse beeinflusst (3,4).

Prof. Schotten erklärt: "Tele-EKGs oder Wearables, mit denen die Patient:innen selbst eine intermittierende Überwachung ihres Herzrhythmus durchführen, liefern eine Schätzung der Vorhofflimmerlast, die die Diagnose verfeinern und eine individuell angepasste Therapie ermöglichen könnte. Wenn die mittels von den Patient:innen aufgezeichneten EKGs geschätzte Vorhofflimmerlast mit kardiovaskulären Ereignissen in Zusammenhang steht, würde sich die Nutzung für ein digitales Patient:innenmanagement aus der Ferne anbieten. Um diese Frage zu untersuchen, haben wir EKG-Daten aus der EAST – AFNET 4 Studie analysiert."

Die EAST – AFNET 4 Studie (Early Treatment of Atrial Fibrillation for Stroke Prevention) hat gezeigt: Ein frühzeitiger Rhythmuserhalt – durch Antiarrhythmika oder eine Vorhofflimmerablation – innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Vorhofflimmern erzielte über einen Zeitraum von fünf Jahren bessere Ergebnisse als die übliche Behandlung (5). Eine Reihe von Subanalysen des EAST – AFNET 4 Datensatzes verifizierte die Ergebnisse für verschiedene Untergruppen. (6-17).

In der aktuellen Analyse wurde bei Patient:innen, die im Rahmen der EAST – AFNET 4 Studie eine frühe rhythmuserhaltende Therapie erhielten, die Vorhofflimmerlast anhand von Tele-EKGs geschätzt, wobei eine auf künstlicher Intelligenz basierende Rhythmusklassifizierung vorgenommen wurde.

1178 Patient:innenen (Durchschnittsalter 70 Jahre, 47 Prozent Frauen, CHA2DS2-VA 2-8±1-2) übermittelten 303308 EKGs über 5,1 Jahre. Die mediane Vorhofflimmerlast lag im ersten Beobachtungsjahr bei sechs Prozent. Eine Vorhofflimmerlast unterhalb des Medians war mit niedrigen Raten von kardiovaskulären Todesfällen, Schlaganfällen oder ungeplanten Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz oder akutem Koronarsyndrom verbunden. Eine Vorhofflimmerlast über dem Medianwert ging mit höheren Ereignisraten einher, vergleichbar mit den Komplikationen bei üblicher Behandlung.

Prof. Schotten schlussfolgert: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die aus Tele-EKGs geschätzte Vor hoffe immer lässt die mit Vorhofflimmern verbundenen Komplikationen bei der rhythmuserhaltenden Behandlung beeinflusst. Sie sprechen dafür, die Rolle der Vorhofflimmerlast im Hinblick auf eine personalisierte rhythmuserhaltende Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern genauer zu untersuchen."

Publikationen
(1) Zeemering S, Borof K, Schotten U, Obergassel J, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Fabritz L, Goette A, Habibi Z, Hermans BJM, Lemoine MD, Magnussen C, Metzner A, Rillig A, Schnabel RB, Suling A, Vardas P, Willems S, Zapf A, Kirchhof P. Atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 AF trial. Abstract ESC Congress 2025
(2) Zeemering S, Borof K, Schotten U, Obergassel J, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Fabritz L, Goette A, Habibi Z, Hermans BJM, Lemoine MD, Magnussen C, Metzner A, Rillig A, Schnabel RB, Suling A, Vardas P, Willems S, Zapf A, Kirchhof P. Estimated atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 trial. EClinicalMedicine. 2025 Sep 01. DOI:10.1016/j.eclinm.2025.103457
(3) Linz D, Andrade JG, Arbelo E, Boriani G, Breithardt G, Camm AJ, Caso V, Nielsen JC, De Melis M, De Potter T, Dichtl W, Diederichsen SZ, Dobrev D, Doll N, Duncker D, Dworatzek E, Eckardt L, Eisert C, Fabritz L, Farkowski M, Filgueiras-Rama D, Goette A, Guasch E, Hack G, Hatem S, Haeusler KG, Healey JS, Heidbuechel H, Hijazi Z, Hofmeister LH, Hove-Madsen L, Huebner T, Kaab S, Kotecha D, Malaczynska-Rajpold K, Merino JL, Metzner A, Mont L, Ng GA, Oeff M, Parwani AS, Puererfellner H, Ravens U, Rienstra M, Sanders P, Scherr D, Schnabel R, Schotten U, Sohns C, Steinbeck G, Steven D, Toennis T, Tzeis S, van Gelder IC, van Leerdam RH, Vernooy K, Wadhwa M, Wakili R, Willems S, Witt H, Zeemering S, Kirchhof P. Longer and better lives for patients with atrial fibrillation: the 9th AFNET/EHRA consensus conference. Europace. 2024 Mar 30;26(4) DOI:10.1093/europace/euae070
(4) Becher N, Metzner A, Toennis T, Kirchhof P, Schnabel RB. Atrial fibrillation burden: a new outcome predictor and therapeutic target. Eur Heart J. 2024 Aug 16;45(31):2824-2838. DOI:10.1093/eurheartj/ehae373
(5) Kirchhof P, Camm AJ, Goette A, Brandes A, Eckardt L, Elvan A, Fetsch T, van Gelder IC, Haase D, Haegeli LM, Hamann F, Heidbüchel H, Hindricks G, Kautzner J, Kuck K-H, Mont L, Ng GA, Rekosz J, Schön N, Schotten U, Suling A, Taggeselle J, Themistoclakis S, Vettorazzi E, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Crijns HJGM, Breithardt G, for the EAST–AFNET 4 trial investigators. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med. 2020; 383:1305-1316. DOI:10.1056/NEJMoa2019422
(6) Metzner A, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Kuck KH, Mont L, Ng GA, Szumowski L, Themistoclakis S, van Gelder IC, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Kirchhof P. Anticoagulation, therapy of concomitant conditions, and early rhythm control therapy: a detailed analysis of treatment patterns in the EAST - AFNET 4 trial. EP Europace. 2022; 24:552–564. DOI:10.1093/europace/euab200
(7) Rillig A, Magnussen C, Ozga, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Gulizia M, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kuck KH, Ng GA, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Early rhythm control therapy in patients with heart failure. Circulation. 2021;144(11):845-858. DOI:10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056323
(8) Willems S, Borof K, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Gessler N, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Ng GA, Schnabel R, Suling A, Szumowski L, Themistoclakis S, Vardas P, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Systematic, early rhythm control therapy equally improves outcomes in asymptomatic and symptomatic patients with atrial fibrillation: the EAST-AFNET 4 Trial. Eur Heart J. 2022; 43:1219-1230. DOI:10.1093/eurheartj/ehab593.
(9) Goette a, Borof K, Breithardt G, Camm AJ, Crijns H, Kuck KH, Wegscheider K, Kirchhof P, MD. Presenting Pattern of Atrial Fibrillation and Outcomes of Early Rhythm Control Therapy. J Am Coll Cardiol. 2022; 80:283-95. DOI:10.1016/j.jacc.2022.04.058
(10) Rillig A, Borof K, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Goette A, Kuck KH, Metzner A, Vardas P, Vettorazzi E, Wegscheider K, Zapf A, Kirchhof P. Early rhythm control in patients with atrial fibrillation and high comorbidity burden. Circulation. 2022 Sep 13;146(11):836-847. DOI:10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060274
(11) Jensen M, Suling A, Metzner A, Schnabel R, Borof K, Goette A, Haeusler KG, Zapf A, Wegscheider K, Fabritz L, Diener H-C, Thomalla G, Kirchhof P. Early rhythm-control therapy for atrial fibrillation in patients with a history of stroke: a subgroup analysis of the EAST- AFNET 4 trial. Lancet Neurol. 2023; 22: 45–54. DOI:10.1016/PIIS1474-4422(22)00436-7
(12) Eckardt L, Sehner S, Suling A, Borof K, Breithardt G, Crijns HJGM, Goette A, Wegscheider K, Zapf A, Camm AJ, Metzner A, Kirchhof P. Attaining sinus rhythm mediates improved outcome with early rhythm control therapy of atrial fibrillation: the EAST – AFNET 4 trial. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):4127-4144. DOI:10.1093/eurheartj/ehac471
(13) Van Gelder IC, Ekrami NK, Borof K, Fetsch T, Magnussen C, Mulder BA, Schnabel R, Wegscheider K, Rienstra M, Kirchhof P; EAST-AFNET 4 Trial Investigators. Sex Differences in Early Rhythm Control of Atrial Fibrillation in the EAST-AFNET 4 Trial. J Am Coll Cardiol. 2023 Feb 28;81(8):845-847. DOI:10.1016/j.jacc.2022.12.011.
(14) Gottschalk S, Kany S, König H-H, Crijns HJGM, Vardas P, Camm AJ, Wegscheider K, Metzner A, Rillig A, Kirchhof P, Dams J. Cost- effectiveness of early rhythm-control versus usual care in atrial fibrillation care: an analysis based on the German subsample of the EAST-AFNET 4 trial. EP Europace. 2023 May 19;25(5). DOI:10.1093/europace/euad051
(15) Kany S, Al-Taie C, Roselli C, Pirruccello JP, Borof K, Reinbold C, Suling A, Krause L, Reissmann B, Schnabel R, Zeller T, Zapf A, Wegscheider K, Fabritz L, Ellinor PT, Kirchhof P. Association of genetic risk and outcomes in patients with early rhythm control therapy in atrial fibrillation: results from the EAST-AFNET4 study. Cardiovasc Res. 2023 Aug 7;119(9):1799-1810. DOI:10.1093/cvr/cvad027
(16) Fabritz L, Chua W, Cardoso VR, Al-Taie C, Borof K, Suling A, Krause L, Kany S, Magnussen C, Wegscheider K, Breithardt G, Crijns HJGM, Camm AJ, Gkoutos G, Ellinor PT, Goette A, Schotten U, Wienhues-Thelen U-H, Zeller T, Schnabel RB, Zapf A, Kirchhof P. Blood-based cardiometabolic phenotypes in atrial fibrillation and their associated risk: EAST-AFNET 4 biomolecule study. Cardiovasc Res. 2024. DOI:10.1093/cvr/cvae067
(17) Fabritz L, Al-Taie C, Borof K, Breithardt G, Camm J, Crijns HJGM, Cardoso VR, Chua W, van Elferen S, Eckardt L, Gkoutos G, Goette A, Guasch E, Hatem S, Metzner A, Mont L, Murukutla AV, Obergassel J, Rillig A, Sinner MF, Schnabel RB, Schotten U, Sommerfeld LC, Wienhues-Thelen U-H, Zapf A, Zeller T, Kirchhof P. Biomarker-based prediction of sinus rhythm in atrial fibrillation patients: the EAST-AFNET4 biomolecule study. Eur Heart J. 2024 Dec 14;45(47):5002-19. DOI:10.1093/eurheartj/ehae611

X: @afnet_ev, hashtag #EASTtrial.

Finanzielle Unterstützung: AFNET, BMBF, DZHK, EHRA, Deutsche Herzstiftung, Abbott, Sanofi

EAST – AFNET 4 Studie
EAST – AFNET 4 ist eine wissenschaftsinitiierte Studie, in der zwei unterschiedliche Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern verglichen wurden. Die EAST – AFNET 4 Studie testete, ob eine frühe und umfassende rhythmuserhaltende Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern kardiovaskuläre Komplikationen besser verhindert als die übliche Behandlung.
Insgesamt 2789 Menschen mit frühem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr nach der ersten Diagnose) nahmen an der EAST – AFNET 4 Studie teil. Sie wurden von 2011 bis 2016 in 135 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer:innen wurden einer der beiden Behandlungsgruppen „früher Rhythmuserhalt“ oder „übliche Behandlung“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet (Randomisierung). Die Patient:innen in beiden Gruppen erhielten eine leitlinienkonforme Therapie, bestehend aus der Behandlung ihrer kardiovaskulären Begleiterkrankungen, Blutgerinnungshemmung und Frequenzregulierung.
Alle Patient:innen der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ erhielten nach der Randomisierung zusätzlich Antiarrhythmika oder eine Katheterablation. Sobald bei einem Mitglied dieser Gruppe Vorhofflimmern erneut auftrat, wurde die Therapie intensiviert mit dem Ziel, den normalen Sinusrhythmus durch eine Katheterablation und/oder antiarrhythmische Medikamente wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu erhalten.
Patient:innen der Gruppe „übliche Behandlung“ erhielten nur dann eine rhythmuserhaltende Therapie, wenn diese notwendig war, um durch Vorhofflimmern verursachte Symptome zu bessern, die trotz leitlinienkonformer frequenzregulierender Behandlung auftraten.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patient:innen mit Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und weltweit durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene sowie translationale Forschungsprojekte durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie einige Projekte aus EU-Forschungsmitteln gefördert. Das AFNET verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Die Erkenntnisse aus der mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien beeinflusst.

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Dr. Angelika Leute
Tel: 0202 2623395
a.leute@t-online.de

Originalpublikation:
Zeemering S et al. Estimated atrial fibrillation burden on early rhythm-control and cardiovascular events in the EAST-AFNET 4 trial. EClinicalMedicine. 2025 Sep 01. DOI:10.1016/j.eclinm.2025.103457
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Arterienverkalkungen (Atherosklerose)

Eine internationale Gruppe führender Herzspezialisten hat unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie finanzieller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) neue Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Arterienverkalkungen (Atherosklerose) veröffentlicht. 

Das Besondere: Erstmals soll Künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen, die Auswertung von CT-Aufnahmen der Herzkranzgefäße zu verbessern – und so eine individuellere und wirksamere Therapie ermöglichen.

Jedes Jahr bekommen in Europa über zwei Millionen Menschen mit Brustschmerzen eine sogenannte koronare Computertomographie (CT)-Angiografie – eine bildgebende Untersuchung, mit der verkalkte und nicht-verkalkte Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen sichtbar gemacht und ausgewertet werden können. Solche Ablagerungen können zu Herzinfarkten führen.

Bisher gab es jedoch keine klaren Empfehlungen, wie genau die Ergebnisse dieser Untersuchungen für eine passgenaue medikamentöse Behandlung genutzt werden sollten. Laut den Experten kann KI dabei helfen atherosklerotische Plaques präziser zu bewerten, sodass die Ergebnisse für individualisierte Behandlungsempfehlungen genutzt werden können. Das Statement fordert einen Paradigmenwechsel hin zu einer individualisierten Behandlung, um schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen gezielter vorzubeugen.

Die Forschenden der Quantitative Cardiovascular Imaging (QCI) Study Group empfehlen, CT-Daten mithilfe von KI auszuwerten, um das Risiko für Herzinfarkte besser einschätzen zu können. Dabei wird die Menge der Ablagerungen („Plaque“) im Vergleich zu alters- und geschlechtsspezifischen Durchschnittswerten mithilfe großer Datenmengen schnell und präzise eingeordnet. Die beiden Erstautor*innen der 4. QCI Publikation in Nature Reviews Cardiology sind mit Kenrick Schulze und Anne-Marieke Stantien zwei Doktorand*innen im DFG-geförderten Graduiertenkolleg BIOQIC.

Frühzeitig behandeln, gezielt vorbeugen

„Wenn Ablagerungen in der CT sichtbar sind, sollte das ein Zeichen sein, mit einer medikamentösen Behandlung in Ergänzung zur Lebensstiloptimierung zu beginnen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Marc Dewey von der Charité, Koordinator der QCI-Gruppe. 

„Liegt die Plaquemenge deutlich über einem bestimmten alters- und geschlechtsspezifischen Wert, rät die interdisziplinäre Gruppe zu einer intensiveren medikamentösen Therapie.“ Eine solche Therapie kann etwa bedeuten, dass cholesterinsenkende Medikamente wie Statine höher dosiert oder mit weiteren Wirkstoffen kombiniert werden.

Ein neuer Weg zu personalisierter Medizin

Die Empfehlungen basieren auf einem mehrstufigen Expertenverfahren und auf den Daten großer Studien. Sie markieren einen Paradigmenwechsel in der Herzmedizin: Weg von der pauschalen Behandlung nach allgemeinen Risikofaktoren – hin zu individuellen Entscheidungen basierend auf den tatsächlichen Veränderungen in den Gefäßen.

„Diese Erkenntnisse helfen uns, gefährdete Patienten früher und gezielter zu behandeln – und andere vor unnötiger Therapie zu bewahren“, sagt Prof. Dewey. Der nächste Schritt ist nun, die Wirksamkeit der KI-gestützten Behandlungsstrategie in großen randomisierten klinischen Studien von CT mit KI im Vergleich zu CT ohne KI zu testen.

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Prof. Dr. Dr. Marc Dewey, Charité – Universitätsmedizin Berlin, marc.dewey@charite.de

Originalpublikation:
Schulze K, Stantien AM, Williams MC, et al. Coronary CT angiography evaluation with artificial intelligence for individualized medical treatment of atherosclerosis: a Consensus Statement from the QCI Study Group. Nat Rev Cardiol. Published online August 1, 2025 https://doi.org/10.1038/s41569-025-01191-6

Herzklappenerkrankungen sowie zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen

Wenn Ärztinnen und Ärzte über Diagnostik und Therapie entscheiden, greifen sie auf medizinische Leitlinien zurück.

Zwei besonders relevante Leitlinien zu Herzklappenerkrankungen sowie zu Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen wurden jetzt von der European Society of Cardiology (ESC) überarbeitet – unter maßgeblicher Beteiligung des Herzzentrums Leipzig und des Helios Klinikums Berlin-Buch. Sie werden am 29. August 2025 beim ESC-Kongress in Madrid vorgestellt und gelten ab sofort als fachliche Grundlage für die Behandlung von Millionen Patientinnen und Patienten in Europa und weltweit.

Wer bestimmt, wie behandelt wird?

Leitlinien entstehen in einem mehrmonatigen, strukturierten Verfahren durch international besetzte Expertengruppen. Aus Studien, Metaanalysen und klinischer Erfahrung entwickeln sie Empfehlungen, die das medizinische Handeln standardisieren und absichern – besonders bei komplexen Krankheitsbildern. Sie dienen Fachpersonal als Orientierung, sind Grundlage für Fortbildungen und Qualitätsmanagement und spielen mitunter auch in juristischen Bewertungen eine Rolle.

Führende Rolle von Herzzentrum Leipzig und Helios Klinikum Berlin-Buch
Die ESC überträgt die Leitung ihrer Leitliniengruppen nur besonders erfahrenen Expertinnen und Experten. In diesem Jahr stammen gleich zwei dieser Co-Chairs aus Kliniken des Helios-Netzwerks:

Prof. Dr. Michael A. Borger, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Leipzig und Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig, leitete zusammen mit Prof. Dr. med. Fabien Praz, Leitender Arzt an der Universitätsklinik für Kardiologie des Inselspitals Bern, die Taskforce zur Herzklappen-Leitlinie.

„Dass wir diese Leitlinie mitverantworten durften, zeigt das Vertrauen, das die europäische Fachgesellschaft in unsere klinische und wissenschaftliche Kompetenz setzt“, so Prof. Borger. „Wir wollen dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten von Forschungsergebnissen konkret profitieren – durch Empfehlungen, die Sicherheit schaffen und gleichzeitig Raum für individuelle Entscheidungen lassen.“

Prof. Borger wurde als Vertreter der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) berufen, um die chirurgischen Perspektiven bei Herzklappenerkrankungen in die Leitlinien einzubringen.

Vom Herzzentrum Leipzig waren außerdem drei weitere Kolleginnen und Kollegen in den Leitlinienprozess eingebunden: Prof. Dr. med. Holger Thiele, Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie (Helios Stiftungsprofessur), Priv.-Doz. Dr. med. Janine Pöss, Leitende Oberärztin für Intensivmedizin in der Universitätsklinik für Kardiologie und Dr. med. Mateo Marin-Cuartas, Facharzt für Herzchirurgie in der Universitätsklinik für Herzchirurgie. Die Vielzahl an Teilnehmenden verschiedener Fachrichtungen aus einer Institution unterstreicht die hohe Fachkompetenz und den starken Kooperationsgeist am Herzzentrum Leipzig.

Erstmals Herzmuskelentzündungen im Fokus

Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger, Leiterin der nichtinvasiven kardiologischen Bildgebung in der Klinik für Kardiologie und Nephrologie des Helios Klinikum Berlin-Buch und Universitätsprofessorin der Charité sowie Leiterin der Hochschulambulanz für Kardiologie am Charité-Campus Buch und der Gruppe für Kardiovaskuläre MRT, stand gemeinsam mit Prof. Massimo Imazio (Udine, Italien) der Expertengruppe zur Myokarditis-/Perikarditis-Leitlinie vor.

„Die neuen Leitlinien sind die ersten, die Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) betrachten und sie gehen erfreulicherweise die Erkrankungen des Herzmuskels und Herzbeutels (Myokard und Perikard) gemeinsam an. Unser Ziel ist es, für das ärztliche Team möglichst praxisrelevante Empfehlungen abzugeben, um sie bei der zielgerichteten Diagnose- und Therapieführung zu unterstützen.“

Was ändert sich mit den neuen Leitlinien?

Beide Leitlinien tragen aktuellen Entwicklungen Rechnung: Die Untersuchungen können heute genauer und präziser durchgeführt werden, das individuelle Risiko lässt sich besser einschätzen, und bei der Behandlung wird gezielter entschieden, ob ein Eingriff über einen Katheter oder eine Operation sinnvoller ist. Dabei steht immer eine auf die einzelne Patientin oder den einzelnen Patienten zugeschnittene Therapie im Mittelpunkt.

„Gerade bei Herzklappenerkrankungen kann das entscheidend sein – etwa, wenn ein Eingriff früher empfohlen wird oder die Entscheidung für eine Therapie mittels Kathetermethode oder doch eine Operation erforderlich ist. Am Ende zählt: mehr Sicherheit, zielgerichtete Therapie, bessere Prognose“, erklärt Prof. Thiele.

Ähnlich ist es bei den Myo-/Perikarditis-Leitlinien: Der Fokus liegt zunehmend auf einer effizienten, multimodalen Bildgebung und einer gezielten klinischen Risikoeinschätzung, um eine personalisierte Therapieführung zu ermöglichen. Das umfasst medikamentöse und interventionelle Verfahren, erstreckt sich aber auch auf das wichtige Thema, wie lange eine körperliche Schonung nötig ist. Wie in vielen Leitlinien der ESC wird erneut die Bedeutung der Zusammenarbeit im Team unterstrichen.

Wo sind die Leitlinien einsehbar?

Die ESC-Leitlinien sind frei zugänglich. Wenige Monate nach Veröffentlichung werden die Leitlinien in eine patientenfreundliche Form überführt, in verständlicher Sprache für Laien formuliert und auf der ESC-Website veröffentlicht. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie erstellt ergänzend deutschsprachige Kurzfassungen (sogenannte „Pocket-Leitlinien“). Auch Patientinnen und Patienten können sich zu ihrer Behandlung informieren und sich auf Wunsch vom ärztlichen Fachpersonal dazu beraten lassen.

Prof. Michael Borger, MD PhD
Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger

Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen

Die neueste Version der europäischen Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen wurde am 29. August 2025 auf dem ESC Kongress in Madrid veröffentlicht. Erhalten Sie hier einen Überblick über wesentliche Neuerungen.

Die neueste Version der europäischen Leitlinien zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen (ESC/EACTS Joint Guidelines Valvular heart disease) wurde vor 48h im Rahmen des ESC Kongresses in Madrid erstmalig veröffentlicht. Sie ist das Ergebnis einer zweijährigen, engen Zusammenarbeit von Herzchirurg:innen und Kardiolog:innen, basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) begrüßt ausdrücklich die konsentierte Erstellung der neuen Leitlinie. Herzchirurg und DGTHG-Mitglied Professor Michael Borger, einer der Co-Vorsitzenden des gemeinsamen ESC/EACTS-Leitlinienkomitees, betont: „Die aktualisierten Leitlinien sind von globaler Bedeutung für alle, die auf dem Gebiet der Herzklappenerkrankungen tätig sind. Wir empfehlen den Herz-Teams in Europa und weltweit, sie zur Unterstützung ihrer klinischen Entscheidungsfindung zu berücksichtigen.“

Wesentliche Neuerungen auf einen Blick sind:

Die CT-Angiographie ist nun eine IB-Empfehlung, um eine koronare Herzkrankheit bei Patientinnen und Patienten mit geringem oder mittlerem Risiko auszuschließen.

Bei Patientinnen und Patienten mit trikuspidaler Aortenklappenstenose wird für die Durchführung einer TAVI die Altersgrenze von 75 auf 70 Jahre angepasst.

Bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit Aortenklappenstenose wird ein invasiver Aortenklappeneingriff (herzchirurgisch oder mittels katheterbasiertem Verfahren) als Alternative zur engen Überwachung empfohlen (IIa).

Bei Patientinnen und Patienten mit primärer Mitralinsuffizienz bleiben herzchirurgische Verfahren die bevorzugte Wahl – mit einer neuen Empfehlung (Ib) für asymptomatische Patientinnen und Patienten.

Die minimalinvasive Mitralklappenchirurgie erhält eine neue Empfehlung (IIb).

Bei Patientinnen und Patienten mit sekundärer Vorhof-Mitralklappeninsuffizienz besteht die IIa Empfehlung für einen herzchirurgischen Mitralklappeneingriff und eine IIb Empfehlung für ein kathetergestütztes Therapieverfahren.

Die Leitlinie enthält zudem zahlreiche neue oder überarbeitete Empfehlungen zum Antikoagulationsmanagement nach herzchirurgischen oder katheterbasierten Herzklappeneingriffen.


Weitere Informationen finden Sie unter
https://academic.oup.com/ejcts/article/67/8/ezaf276/8242828