Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ältere Herzpatient*innen besser vorbereiten auf einen Eingriff am Herzen
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) fördert Projekt „PRECOVERY“ unter der Leitung der Klinik für Geriatrie der Universitätsmedizin Göttingen mit 5,3 Millionen Euro. Ziel des Projekt ist es, den Gesundheitszustand von Patient*innen über 75 Jahren vor einem geplanten Eingriff am Herzen zu verbessern.
Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Häufigkeit von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stetig an. Inzwischen leidet bundesweit fast
jede zweite Person über 75 Jahren an einer Erkrankung des
Herz-Kreislauf-Systems. Wie sich der Gesundheitszustand von älteren,
herzkranken Patient*innen bereits vor einem geplanten operativen
Eingriff am Herzen durch eine gezielte und ganzheitliche Vorbereitung
langfristig verbessern lässt, untersucht ein bundesweites Projekt unter
der Leitung von Prof. Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Klinik für
Geriatrie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Der
Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundessausschuss (G-BA) fördert
das innovative Prähabilitationskonzept im Bereich neuer
Versorgungsformen. Das Projekt PRECOVERY („Prehabilitation mit
Schwerpunkt auf kardiale und kognitive Funktionen vor Eingriffen am
Herzen: eine Analyse des Gesundheitszustands“) wird mit insgesamt 5,3
Millionen Euro unterstützt. Davon gehen rund 2 Millionen Euro an
Einrichtungen der UMG. Das Vorhaben ist gestartet am 1. November 2022.
Die ersten Patient*innen können ab April 2023 in die Studie aufgenommen
werden.
„Neueste Studien zeigen, dass nicht nur eine Rehabilitation nach dem
Krankenhausaufenthalt, sondern insbesondere eine Vorbereitung, eine
sogenannte Prähabilitation auf den Eingriff am Herzen, das Ergebnis
erheblich verbessern kann. Aus den Erkenntnissen der Studien haben wir
ein innovatives Therapiekonzept für die praktische Patientenversorgung
entwickelt. Das soll nun wissenschaftlich überprüft werden“, sagt Prof.
Dr. Christine von Arnim. Herzstück des Konzepts ist eine zweiwöchige
Prähabilitation. Das Programm umfasst unter anderem psychische, physio-
und ergotherapeutische Aspekte sowie Ernährungsberatung.
Auch Gespräche
mit den Angehörigen der Patient*innen sind Bestandteil der Vorbereitung
auf den Eingriff am Herzen.
„Die operativen und minimal-invasiven Eingriffe bei altersabhängigen
Herzerkrankungen bringen zwar zunehmend bessere Behandlungserfolge,
jedoch nimmt im höheren Alter auch das Risiko zu. Zudem dauert die
Erholungsphase nach dem Eingriff deutlich länger an, Langzeitfolgen sind
möglich“, sagt Prof. Dr. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Herz-,
Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG.
Deutschlandweit nehmen acht Herzzentren an dem Projekt teil.
Neben dem
Herzzentrum der UMG mit seinen Mitgliedern, der Klinik für Herz-,
Thorax- und Gefäßchirurgie, der Klinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie sowie der Klinik für Kardiologie und Pneumologie, sind
sämtliche Herzzentren in Niedersachsen (Medizinische Hochschule
Hannover, Städtisches Klinikum Braunschweig, Schüchtermann-Schiller’sche
Kliniken Bad Rothenfelde, Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, Klinikum
Oldenburg) sowie das Herzzentrum Brandenburg und das
Universitätsklinikum Ulm in Kooperation mit den jeweiligen
Rehabilitationszentren (Klinik- und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg,
Kirchberg-Klinik Bad Lauterberg, Klinik Fallingbostel,
Schüchtermann-Schiller’sche Kliniken Bad Rothenfelde, Herz- und
Gefäßzentrum Bad Bevensen, Rehabilitationszentrum Oldenburg, ZAR Ulm,
Branden-burg-Klinik) beteiligt. Unterstützt werden die Zentren durch die
AOK Niedersachsen und die AOK Baden-Württemberg sowie durch die
Deutsche Sporthochschule Köln und die Deutsche Herzstiftung.
PRECOVERY soll es ermöglichen, die körperliche und psychische Verfassung
der Patient*innen vor einem minimal-invasiven oder operativen Eingriff
am Herzen zu zu verbessern, um so die Risiken nach einer Operation zu
senken und die Genesung zu beschleunigen.
„Studien zur kardialen Prähabilitation zeigen zahlreiche positive Effekte. Dazu gehören eine verminderte Delir-Rate, bessere körperliche Fitness, verbesserte Lebensqualität, eine kürzere Aufenthaltsdauer auf Intensivstation und kürzere Liegedauer sowie eine verbesserte Mitarbeit der Patient*innen in der postoperativen Rehabilitation.
Mit PRECOVERY können wir ein
zukunftweisendes Konzept für die Versorgung in Deutschland evaluieren“,
sagt Professorin von Arnim. Die Einbeziehung eines herzspezifischen
Programms in die übergreifende ambulante und stationäre
Krankenversorgung älterer Herzpatient*innen wird bisher in Deutschland
nicht angeboten.
Geplant ist eine prospektive, randomisierte klinische Studie, um die
Wirksamkeit des Konzepts zu prüfen. Anfang 2023 sollen die ersten
Patient*innen in die Studie auf-genommen werden. Davor wird von den
beteiligten Expert*innen das Therapiekonzept und ein einheitliches
Schulungsprogramm federführend durch die Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie der UMG (Direktor: Prof. Dr. Christoph
Herrmann-Lingen) entwickelt. Langfristig wird erwartet, dass sich neben
dem Gesundheitszustand auch die Lebenserwartung und die Lebensqualität
verbessern. Begleitend erfolgt eine gesundheitsökonomische Betrachtung
durch das Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie eine
Prozessevaluation durch das Institut für Allgemeinmedizin der UMG
(Direktorin: Prof. Dr. Eva Hummers, sowie Dr. Christiane Müller).
„Bei positiver Evaluierung und genauer gesundheitsökonomischer
Betrachtung könnte die neue Versorgungsform in Zukunft auch
flächendeckend in die Regelversorgung weiterer Herzzentren Deutschlands
übernommen werden“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik
für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzen-der des Herzzentrums der
UMG.
Die Informationen zum geförderten Projekt sind online auf den Seiten des G-BA und Innovationsfonds abrufbar: https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/media/283/2022-01-21_Liste-gefoerdert...
Die Liste der teilnehmenden Konsortial- und Kooperationspartner*innen
ist auf der Projekt-Homepage einsehbar: precovery-projekt.de
Innovationsfonds
Der G-BA erhielt im Jahr 2016 vom Gesetzgeber den Auftrag, mit den
Mitteln des Innovationsfonds solche Projekte zu fördern, die über die
bisherige regelhafte Gesundheitsversorgung in der gesetzlichen
Krankenversicherung in Deutschland hinausgehen, und gezielte Impulse für
die innovative Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geben. Die
Mittel werden von den gesetzlichen Krankenkassen und aus dem
Gesundheitsfonds getragen und vom Bundesamt für Soziale Sicherung
verwaltet. Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme für neue
Versorgungsformen und Versorgungsforschung beträgt in den Jahren 2020
bis 2024 jeweils 200 Millionen Euro. 80 Prozent der Mittel sollen für
die Förderung neuer Versorgungsformen verwendet werden, 20 Prozent der
Mittel für die Förderung der Versorgungsforschung. Die Festlegung von
Schwerpunkten und Kriterien sowie die Bewertung und Entscheidung von
Anträgen obliegt dem beim G-BA eingerichteten Innovationsausschuss.
Herzzentrum der UMG
14 Kliniken und Institute sowie die Geschäftseinheit Pflegedienst der
Universitätsmedizin Göttingen arbeiten auf dem Gebiet des
Herz-Kreislauf-Systems und der Lunge eng zusammen, um eine optimale und
effiziente Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu gewährleisten.
Wesentliches Ziel des Herzzentrums der UMG ist es, eine qualitativ
hochwertige Medizin patientenorientiert, aufgeschlossen und transparent
zu praktizieren.
Mit Herz und Hirn gesund ins Alter
Die Studie PRECOVERY ist Teil der Forschungsvorhaben im neuen Heart
& Brain Center Göttingen (HBCG). Viele Erkrankungen von Herz und
Gehirn können nur durch fächerübergreifende Forschung verstanden,
diagnostiziert und behandelt werden. Das Heart und Brain Center bietet
hierfür ideale Voraussetzungen. Das HBCG ist ein Symbol für die
Innovationskraft der UMG und zeigt beispielhaft, wie durch
interdisziplinäre Ansätze völlig neue diagnostische und therapeutische
Methoden an der Schnittstelle zwischen großen Forschungsbereichen zu
Herz und Gehirn entwickelt werden.
Prof. Dr. Christine von Arnim leitet das Projekt PRECOVERY, das mit 5,3 Millionen Euro vom Gemeinsamen Bundesausschluss gefördert wird. Foto: Frank Stefan Kimmel
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Geriatrie
Prof. Dr. Christine von Arnim
Telefon: 0551 / 39-62149
E-Mail: geriatrie.sekretariat@med.uni-goettingen.de
precovery-projekt.de
Von-Siebold-Straße 3
37075 Göttingen
Postfach
37099 Göttingen
Deutschland
Niedersachsen
Stefan Weller
Telefon: 0551 / 39-61020
Fax: 0551 / 39-61023
E-Mail-Adresse: presse.medizin@med.uni-goettingen.de
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/media/283/2022-01-21_Liste-gefoerdert...
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