Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Psychosomatik oder Somatopsyche:
Balancemodell ermöglicht biographisches Verständnis von Krankheit
Ärzte sollten ihren Blick auf den gesamten Menschen richten, so das Fazit des Seminars „Psychosomatik oder Somatopsyche“ auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2022.
- Referentin Prof. Dr. Claudia Christ empfahl das Balancemodell zur bio-psycho-somatischen-sozialen Anamnese für ein biografisches Verständnis des menschlichen Krankseins.
Frühkindlicher Stress als Auslöser von psychosomatischen Beschwerden war ebenfalls Thema des Seminars.
Um wissenschaftliche Erkenntnisse auch anderen Fachrichtungen zugänglich zu machen, kooperiert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) mit der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM).
- „Das Balancemodell erfasst die Bereiche Körper und Sinne, Beruf und Finanzen, Kontakte und Familie, Werte und Normen.
- So erhalten wir eine gute Sichtweise auf Patienten – ihre Einstellung zu sich selbst, zur Leistung, ihre Beziehung zu Anderen, ihre Fähigkeiten, Grenzen, Ziele und Visionen – ohne den Begriff Psyche mit seinen negativen Assoziationen zu verwenden“, so Christ.
- Auch die Analyse des Sinns von Symptomen und die Abfrage von Lebensstufen und Lebensereignissen wie Kindheit, Jugend, eine Trennung oder der Tod des Partners seien wichtig für eine ganzheitliche Betrachtung.
- „Wenn wir neugierig werden auf den Patienten und schauen, wer sich dahinter versteckt, dann gelingt eine patientenzentrierte Therapie besser“.
Die Psychotherapeutin rät Patienten zum Perspektivenwechsel:
„Wer etwas haben möchte, was er noch nie gehabt hat, muss etwas tun, was er noch nie getan hat.“
- Für Patienten gehe es darum, in kleinen Schritten die Komfortzone zu verlassen, um Veränderungen herbeizuführen.
Krankheit kränkt und Kränkung macht krank
- Kränkungen wie „Du bist nicht gut genug“ können innerpsychischen Druck erzeugen, Schmerzen verursachen und letztendlich auch physisch krank machen.
- Umgekehrt können Krankheiten Kränkungen hervorrufen.
„Wenn der Körper nicht mehr funktioniert, sei es, weil wir älter werden, weil wir chronische Schmerzen haben oder ein medizinischer Eingriff posttraumatische Folgen hat, macht das Angst und frustriert“, so Christ.
- Für ein besseres Verständnis des Patienten sei es wichtig, die bio-emotional-soziale Verfassung abzufragen.
- Neben die organmedizinische Diagnose trete die Beziehungsdiagnose und damit die Gesamtsicht auf den Menschen.
Frühkindlicher Stress und seine negativen Folgen
Frühkindliche Erfahrungen wie häusliche Gewalt, Sucht, Vernachlässigung,
unsichere Bindung oder sexueller Missbrauch haben Auswirkungen auf die
Gehirnentwicklung und können beispielsweise zu somatoformen Beschwerden
wie Schlafstörungen, Schmerzstörungen, autonomen Funktionsstörungen der
inneren Organe, Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und
funktionellen Beschwerden führen.
Die Betrachtung von frühkindlichem
Stress sei deshalb ebenfalls wichtiger Bestandteil der Anamnese, sagte
Christ.
Curriculum Psychosoziale Aspekte des Schmerzes
Weiterführende Links:
www.schmerz-und-palliativtag.de
www.dgschmerzmedizin.de
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Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund
4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft
zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger
Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr
vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern –
durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten
orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich
in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken,
physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen
interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich
stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch
international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen.
Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die
zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der
rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000
ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von
Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS
ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie
stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.
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