Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Herzklappenersatz mit dem Herzkatheter: Meilenstein gesetzt
Kardiologen am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) ersetzen erstmals eine Trikuspidalklappe mit dem Herzkatheter.
Erste Einsätze erfolgen im Rahmen einer großen internationalen Zulassungsstudie.
Die auf der rechten Herzseite gelegene Trikuspidalklappe mit einem schonenden Katheterverfahren zu ersetzen, galt lange Zeit als gar nicht möglicher Eingriff.
Doch jetzt scheint ein solcher Durchbruch auf dem Gebiet der interventionellen Kardiologie gelungen:
Am Herz- und
Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, führten Prof. Dr. Volker
Rudolph, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle
Kardiologie und Angiologie, und Oberarzt Dr. Kai Peter Friedrichs
erstmals einen kathetergeführten Trikuspidalklappenersatz erfolgreich
durch.
- Wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA hatten bereits angekündigt, dass der innovative Klappenersatz für die Trikuspidalklappe künftig in Europa angeboten werden könnte.
„Eine große amerikanisch-europäische Studie wird jetzt überprüfen, in welchem Umfang die betroffenen Patienten davon im Vergleich zu einer medikamentösen Therapie profitieren“, erläutert Professor Rudolph.
- Der erfahrene Kardiologe geht davon aus, dass dies besonders bei Patienten mit Risikofaktoren aufgrund von Begleiterkrankungen oder eines hohen Alters der Fall sein könnte.
„Es stimmt uns schon sehr zuversichtlich, für diese Menschen
wohl zukünftig eine weitere Behandlungsmöglichkeit anbieten zu können.
In jedem Falle gilt es wie bei anderen Eingriffen am Herzen auch, dabei
die individuelle Situation und die jeweiligen Therapieaussichten im
Hinblick auf die bestmögliche Lebensqualität vorher genau abzuwägen.“
- Im Rahmen der jetzt beginnenden randomisierten Zulassungsstudie (TRISCEND II) für Europa wird in Bad Oeynhausen zunächst nur eine limitierte Anzahl von streng ausgewählten Patienten einen Trikuspidalklappenersatz mittels Herzkatheter erhalten.
Neben dem HDZ NRW sind weitere Herzzentren beteiligt.
Auf dem Gebiet der kathetergestützten Herzklappenverfahren zählt das Bad Oeynhausener Herzzentrum ebenso wie bei den operativen herzchirurgischen Verfahren zu den bundesweit führenden Einrichtungen.
„Die meisten Eingriffe werden an den beiden Herzklappen durchgeführt, die sich auf der linken Seite des Herzens befinden, das sind die Aortenklappe und die Mitralklappe“, erläutert Dr. Friedrichs.
- Aufgrund einer zunehmend höheren Lebenserwartung sei mit einer steigenden Zahl behandlungsbedürftiger Trikuspidalklappenerkrankungen zu rechnen.
- Klappendefekte können angeboren sein oder im Laufe des Lebens, zum Beispiel durch rheumatisches Fieber, Erkrankungen der Lunge oder auch ohne erkennbare Auslöser entstehen.
„Während Eingriffe an der Trikuspidalklappe früher meist erst dann
durchgeführt wurden, wenn die Erkrankung schon fortgeschritten war,
versuchen wir heute, durch einen frühzeitigen Eingriff die Entstehung
von Folgeschäden zu vermeiden“, beschreibt Professor Rudolph die gängige
Behandlungsstrategie.
„Hochmoderne, schonende Katheterverfahren und eine entsprechende Ausstattung und Erfahrung ermöglichen zunehmend auch die Behandlung von Patienten mit einem höheren Operationsrisiko.
Auch einhergehende Probleme an weiteren Herzklappen mitzubehandeln, ist keine Seltenheit mehr.
Neben der Reparatur mit Clip oder Ring steht uns am
HDZ mit der neuen Klappenprothese jetzt ein weiteres Verfahren zur
Verfügung, so dass das Spektrum der Patienten, die behandelt werden
können, immer weiter ausgedehnt werden kann.“
Hintergrundinformation:
- Die Trikuspidalklappe reguliert den Blutstrom des sauerstoffarmen Blutes aus dem Körper in das Herz.
- Sie besteht aus drei Klappensegeln und verbindet die rechte Vorkammer mit der rechten Herzkammer.
- Die Segel bestehen aus Bindegewebe und sind mit Sehnenfäden an der Kammer befestigt.
- Die häufigste Erkrankungsform ist eine Undichtigkeit der Klappe (Trikuspidalklappeninsuffizienz).
- Unter den über 70-Jährigen sind europaweit etwa 3 Mio. Menschen, darunter mehr Frauen als Männer, betroffen.
Die Erkrankung bleibt oft über längere Zeit unbemerkt, weil frühe Symptome wie Leistungsminderung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit nicht mit dem Herzklappenfehler in Verbindung gebracht werden.
Quellen: HDZ NRW; Europ Heart J Cardiovasc Imaging 2020
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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum
Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 35.000 Patienten pro
Jahr, davon 14.600 in stationärer Behandlung, zu den größten und
modernsten Zentren seiner Art in Europa.
Die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie
des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Rudolph ist
spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit,
Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen und entzündliche
Herzerkrankungen. In der Klinik werden jährlich mehr als 5.000
kathetergestützte Verfahren durchgeführt. Modernste diagnostische und
bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die
bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die
Klinik ist Europäisches und Nationales Exzellenz-Zentrum zur
Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest
Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener
mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1955
Fax 05731 97-2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de
Univ.-Prof. Dr. med. Volker Rudolph
Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie
Herz- und Diabeteszentrum NRW
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1276
E-Mail: kardiologie@hdz-nrw.de
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