Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom – der häufigsten Krebserkrankung bei Männern – aktualisiert
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom überarbeitet.
Die nunmehr siebte Version entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. und unter Mitwirkung von 19 Fachgesellschaften sowie Patientenvertretern des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. Neuerungen der Leitlinie gibt es in drei Kapiteln.
- Sie betreffen vor allem pathomorphologische Untersuchungen,
- die aktive Überwachung von Patienten
- und medikamentöse Therapieempfehlungen im metastasierten Stadium.
Prostatakrebs ist mit jährlich rund 65.800 Neuerkrankungen in Deutschland mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern.
Im Jahr 2020 verstarben daran 15.400 Patienten. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist zu erwarten, dass sowohl Inzidenz als auch Prävalenz zunehmen werden.
- „Mit der leitliniengerechten Behandlung sollen auch unerwünschte Folgen der Prostatakarzinombehandlung minimiert werden,
- etwa erektile Dysfunktion,
- Inkontinenz
- und Darmschädigung.
Deshalb ist die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom von zentraler
Bedeutung in der Urologie. Sie wird regelmäßig überarbeitet, um die
Patientenversorgung nach dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft zu
ermöglichen“, sagt Leitlinienkoordinator Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm,
Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena.
Pathomorphologische Untersuchungen
Pathomorphologische Untersuchungen spielen in der onkologischen
Diagnostik eine zentrale Rolle – unter anderem, um die Prognose zu
ermitteln.
- Für die Abschätzung der Prognose aufgrund der Pathologie sollen in der Routineversorgung keine über die Pathomorphologie hinausgehenden weiterführenden Untersuchungen (Molekularbiologie, Immunhistochemie, Zytometrie) durchgeführt werden.
- Validierte genomische/transkriptomische Tests sollten nur dann durchgeführt werden, wenn deren Ergebnis die Therapieplanung ändern würde.
- Patienten mit metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinomen soll eine Sequenzierung von BRCA2 und -1 angeboten werden.
Denn BRCA-Mutationen können auf einen potenziellen Nutzen von zielgerichteten Therapien mit PARP-Inhibitoren hinweisen.
- Zudem kann diesen Patienten eine immunhistochemische Untersuchung der Mismatch Repair (MMR)-Proteine im Karzinom angeboten werden, denn eine Defizienz dieser Proteine gilt als prädiktiver Marker für die Immuncheckpoint-Therapie.
Aktive Überwachung (Active Surveillance)
- Kurative Therapien des Prostatakarzinoms sind häufig mit signifikanten Nebenwirkungen und Einschränkungen der Lebensqualität verbunden.
Das Konzept der aktiven Überwachung (Active Surveillance) dient der Vermeidung einer Überbehandlung und kommt prinzipiell für alle Patienten in Frage, die ein sogenanntes Niedrigrisiko-Prostatakarzinom haben.
Die aktive Überwachung wird neu für Patienten mit einem lokal begrenzten Niedrigrisiko-Prostatakarzinom explizit empfohlen und auch als Möglichkeit für ausgewählte weitere Patienten mit eher günstigem Risikoprofil benannt.
Auch Parameter, die gegen eine aktive Überwachung sprechen, wurden aktualisiert.Änderungen bei den Therapieempfehlungen
Die Therapie des metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinoms hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert.
Bei diesen Patienten soll zeitnah nach Diagnosestellung eine Androgendeprivation (ADT) zur Reduktion des Risikos typischer Komplikationen, etwa pathologische Frakturen, Rückenmarkskompression, Harnleiterobstruktion oder auch Knochenschmerzen eingeleitet werden.
- Allen Patienten soll zusätzlich zur ADT eine Therapie mit einem neuen Hormonpräparat angeboten werden;
neu: zu den bestehenden Therapieempfehlungen aufgenommen wurden die medikamentösen Dreifachkombinationen.
Auch die Therapieempfehlungen zum androgenunabhängigen oder kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC) wurden aktualisiert und berücksichtigen alle zwischenzeitlich erfolgten Neuzulassungen von Medikamenten.
Zudem wurden erstmals zwei Empfehlungen zum
neuroendokrinen Prostatakarzinom, das sich durch eine aggressive
Verlaufsform auszeichnet, in die Leitlinie aufgenommen.
Die aktualisierte S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar:
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom
Das Leitlinienprogramm Onkologie
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für
Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei
speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches
Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer
Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft
e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008
gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die
Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich
begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und
zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 34
S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche
Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter:
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home
Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V.
Bettina-Cathrin Ihnen
Tel: 040 - 79 14 05 60
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Almut Gebhard und Angelina Gromes
Tel: 030 3229329-63/60
Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin
Deutschland
Berlin
Almut Gebhard
Telefon: 030 – 322 932 963
E-Mail-Adresse: gebhard@krebsgesellschaft.de
Telefon: 030-322932960
E-Mail-Adresse: gromes@krebsgesellschaft.de
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